Volvo V70 D2: Test
Für den Alltag und fürs Gefühl
Volvo baut seit 1953 Kombis, mit aufrechten Heckleuchten, viel Platz und jeder Menge Sicherheitsausstattung. Wir haben den aktuellen Schweden-Kombi getestet.
Berlin - Aller SUV- und Crossover-Schwemme zum Trotz: Der Kombi ist nicht tot. Er wird auch nicht aussterben. Über 700.000 "Kombinationskraftwagen" werden in Deutschland jährlich verkauft. In manchen Baureihen, wie dem VW Passat, beträgt der Anteil 70 Prozent. Kombis gelten als grundsolide, praktisch und geräumig. Ein Prototyp dieses Images: der Volvo V70. Grund genug, den Schweden unter die Lupe zu nehmen.
1. Gang: Die Basis
Kombis von Volvo sind legendär - wie Dieselmotoren von Peugeot. Schon seit 1953 bauen die Schweden die praktischen Fahrzeuge. Das erste Modell hieß P445 Duett und war die Kombiversion des Buckelvolvo. Besonders beliebt: der P1800 ES, den jeder als Schneewittchensarg kennt. Es folgten die eckigen Studienrats-Vehikel 245, 745 und 945. Seit 1996 heißt Schwedens Kombi Nummer eins V70.
Volvo-Fahrer verlangen vor allem zwei Dinge: viel Platz und Sicherheit. Schwedenstahl ist heute dünn und hochfest, vermittelt aber nach wie vor dieses Volvo-Geborgenheitsgefühl. Neben der stabilen Karosserie sorgt Volvo mit einer Armada an Assistenten für sorgenfreies Fahren. Hilfen zum besseren Bremsen, Halten oder Wechseln der Spur, für das Fernlicht oder das Abstandhalten stehen in der Preisliste. Der Notbremsassistent erkennt Fußgänger und Fahrradfahrer frühzeitig. Das gute Gewissen fährt im Volvo also mit.
2. Gang: Das Beste
Es ist kein Vorurteil, dass der V70 quadratisch, praktisch und gut ist. Die eckige Karosserie bietet eine Menge Raum. Das Heck fällt nicht flach ab wie bei gefönten Lifestyle-Kombis, sondern bleibt bis zum Ende schön waagerecht. So können sich auch Erwachsene im Fond über ausreichend Kopffreiheit freuen – bei heutigen Kombis keine Selbstverständlichkeit mehr. Familientauglich fasst der Kofferraum zwischen 575 und 1.600 Liter. Das ist gut, wenn auch der neue VW Passat Variant bis zu 1.780 Liter und die Mercedes E-Klasse als T-Modell bis zu 1.950 Liter schluckt.
Ein über 1,7 Tonnen schwerer Kombi mit so einem Motörchen - ein 1,6-Liter-Vierzylinder-Diesel mit 115 PS? Kann das gut gehen? Es kann, auch wenn sich Autofahrer an den Verzicht erst gewöhnen müssen. 115 PS sorgen für entspanntes Fahren, Hetze steht dem Volvo nicht.
Der V70 fährt an der Ampel passabel an. Theoretisch erreicht er die 100 km/h in 13,2 Sekunden – aber wer will das schon? Also Gaspedal streicheln, mit dem Verkehr schwimmen und der Verbrauch pendelt sich bei 5,7 Liter ein. Damit verpasst der D2 zwar die Normangabe um 1,3 Liter, aber der Wert ist nicht schlecht.
Mit dem 70-Liter-Tank reicht eine Tankfüllung für mehr als 1.200 Kilometer. Wer es flotter mag, bleibt immerhin unter sieben Litern. Bis zu 180 Kilometer pro Stunde erreicht der V70 auf gerader Strecke. Die weichen und bequemen Sitze und das komfortabel abgestimmte Fahrwerk sagen aber vorher schon: Lass mal mit der Hektik gut sein. Der D2 ist keine Rakete. Wer lieber auf der linken Spur TDIs jagt, sollte den D3 oder den D4 wählen.
3. Gang: Das Schwächste
Das Getriebe. Oder besser: die Reaktionszeit des Doppelkupplungsgetriebes bei Überholvorgängen. Die Elektronik überlegt zu lange, bevor sie den richtigen Gang wählt. Denn Zurückschalten ist bei fast jedem Überholvorgang auf der Autobahn nötig. Der sechste Gang ist spritsparend lang übersetzt. Ebenfalls gewöhnungsbedürftig: die mehr gewollt als gekonnt wirkende freischwebende Mittelkonsole und die Instrumentierung.
4. Gang: Das Überflüssigste
Der digitale Tacho mit dem dominanten Rundinstrument sieht auf den ersten Blick abgefahren aus, kann aber nicht so gut abgelesen werden. Außerdem passt er nicht zum ansonsten eher konservativ gezeichneten Schweden. Zwei Rundinstrumente wären nicht nur klassischer, sondern auch besser. Das Fach hinter der Mittelkonsole wirkt wie ein Scherz und hat keinen praktischen Nutzen.
5. Gang: Das Wissenswerte
Der Volvo V70 wird mittlerweile in der dritten Generation verkauft und steht in der Tradition des Volvo 850. In der ersten Generation (1996-2000) hieß er intern Type L, zwischen 2000 und 2007 Type P26 und seitdem Type P24. 2013 gab es ein Facelift mit verändertem Kühler und ein bisschen mehr Chrom.
6. Gang: Das Besondere
Einen Volvo Kombi erkennt jeder sofort, auch aus der Ferne. Das Kastenförmige, die stehenden Rücklichter und die leicht nach unten gewölbte Motorhaube. Daneben überzeugt der Volvo vor allem mit der Sicherheitsausstattung. Und das, obwohl der V70 in dieser Form seit 2007 auf dem Markt ist. Vor allem Familien schätzen den Kombi. Denn neben ausreichend Platz bietet er auch integrierte Kindersitze (370 Euro). Die lassen sich in zwei Stufen arretieren und wachsen mit den Kindern mit.
Ausrollen: Fazit
Klassische Kombis sind eine traditionelle Volvo-Spezialität. Der V70 hat zwar schon ein paar Jahre auf dem Buckel und steht kurz vor dem Modellwechsel. Doch er hat immer noch seine Stärken. Wer öfter vollgepackt über die Autobahn rollt, sollte besser einen stärkeren Motor als den D2 wählen. 115 PS sind doch etwas mühsam. Deutlich zügiger geht es mit dem D4-Motor, einem 2,0-Liter-Diesel mit 184 PS.
Technische Daten: Volvo V70 DRIVe D2
- Motor: 1,6-l-Vierzylinder-Dieselmotor
- Getriebe: Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe
- Leistung: 115 PS
- Max. Drehmoment: 270 Nm (1.750 bis 2.500 U/min)
- Normverbrauch: 4,5 l/100 km (NEFZ, kombiniert)
- CO2: 119 g/km
- 0 – 100 km/h: 13,2 s
- Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h
- Länge x Breite x Höhe in m: 4,81 x 1,86 x 1,54
- Leergewicht: 1.745 kg
- Kofferraum: 575 - 1600 l
- Tankvolumen: 70 l
- Preis: Ab 37.550 Euro; Testwagenpreis: 53.560 Euro
Irgendwie glaube ich das denen nicht mehr, mit dem Schwedenstahl. Ich würde aber gerne...
480cm Kombi mit so einen Kastenheck und nur Kofferraum: 575 - 1600 l
Passat: 650 - 1780 l
Ist das ein Modell aus den Neunzigern? 😉
Außen wie Innen eher langweilig und keine Augenweide. Wie schon geschrieben wurde, optisch erinnert das Interior dann doch eher an die 90'er. Von außen halt Volvo-typisch unauffällig. Aber ehrlich, daneben sähe sogar ein Passat noch modern aus... 😆
Keine Ahnung, wer sich sowas kauft, schon gar nicht für den aufgerufenen Preis. Sorry, aber 37.500 Euro für so ein designvermurkstes Teil, Testwagenpreis über 53.000 Euro, da sag ich doch gerne - Nein Danke...
Der Test freut mich sehr, da ich den V70 mit dem D2 abundzu dienstlich fahre und ihn als sehr empfehlenswertes, entspannendes auto ansehe.
Mußte ich auch sofort dran denken. An ein Langweiler Toyota Design aus den 90ern.
Und von wegen Schwedenstahl, das dürfte wohl eher Chinesenstahl sein 😆
hatte mir den V70 auch überlegt. Aber als D5 ist man ganz schnell bei 65000 Euro. Und es gibt einfach zu wenig jahreswagen im Gegensatz zu deutschen Fabrikaten. Ausserdem benötigt mein 3 Liter Sechzylinder auch nur 6,5 Liter im Schnitt. und damit bin ich keine fahrende Wanderdüne.
Ganz einfach: Volvo hat sich noch nicht dazu hinreissen lassen, das Fach unter dem Laderaum und die nochmals darunter liegende Reserveradmulde, sowie alle Stauräume hinter Verkleidungsteilen dazuzurechnen, wie dies von den Deutschen, völlig praxis fremd, getan wird.
Schönes klassisches, zeitloses Design. Unverspielt, ohne Experimente und immer eindeutig als Volvo zu erkennen.
ich hoffe sie bleiben dem "kastendesign" treu. gibt ja inzwischen mehr als genug kombis mit abgesenkter dachlinie...
Richtig.
Reine Literzahlen sagen ja noch nicht aus, wie praktisch ein Kombi bzw. wie hoch sein Nutzwert als solcher ist. Siehe Opel Insignia ST, eine wirklich schickes Auto, aber kein Kombi aus praktischer Sicht.
Kommt eh keiner am Omega A vorbei ... 😆
Mir gefällt der V70 sehr gut. Klassisch, unaufgeregt ... Sehr gut 😊
Die Geschmäcker sind eben verschieden. Ich find's gut. Ein Volvo mag zwar kein Alfa oder Citroen sein, aber aufregendes Design ist jetzt auch nicht gerade die Stärke deutscher Autobauer. 😉
Der V70 ist optisch nicht der modernste Volvo, technisch aber gut dabei, sicher wie alle Volvos und hat immernoch seine Anhänger.
Großteil der Volvo Kunden kauft allerdings die XC-Modelle.