Wildtiere auf der Straße: Risiko in der Dämmerung am größten
Ganzjährig gilt: Vorsicht vor Wildwechsel
Viele Autofahrer unterschätzen die Gefahr, dabei sind Wildunfälle alltäglich. Im Hochsommer steigt das Risiko nochmals an. Dann beginnt die Brunftzeit der Rehe.
München - Unfälle mit Wildtieren kommen häufiger vor, als manche Autofahrer meinen. Nach den Daten des Gesamtverbands der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) waren es 2013 rund 247.000. Dabei entstand ein Schaden von etwa 560 Millionen Euro. Rund 3.000 Verkehrsteilnehmer werden jährlich bei Unfällen mit Wildtieren verletzt - meist nur leicht. Doch manchmal endet der Zusammenstoß für Fahrzeuginsassen auch tödlich. "Vorsicht ist das ganze Jahr geboten, nicht nur im Frühjahr oder Herbst", sagt Hasso Suliak vom GDV.
Mit Beginn der Rehbrunft Mitte Juli steigt das Risiko von Wildunfällen. Die Ricke lockt den Bock. "Verliebte Rehe sind hormongesteuert und geraten bei ihrem Liebesspiel oft in Konflikt mit dem Straßenverkehr", sagt Eva Goris von der Deutschen Wildtier Stiftung. Keine andere Schalenwildart ist derart häufig in Wildunfälle verwickelt: Mehr als 200.000 Rehe verenden Jahr für Jahr bundesweit im Straßenverkehr.
"Generell gilt, dass man in Waldgebieten oder entlang von Feldern mit Wild rechnen muss", sagt Katharina Lucà vom ADAC. Autofahrer sollten deshalb ihre Geschwindigkeit anpassen und ausreichend Abstand halten. Gibt es eine Beschilderung, die vor Wildwechsel warnt, gilt doppelte Vorsicht, vor allem in den frühen Morgen- und Abendstunden.Das Rudel ist nie weit entfernt
Auch Eva Goris rät besonders in der Dämmerung zur Vorsicht: "An Wald- und Feldrändern sollten Autofahrer langsamer fahren und bremsbereit sein." Gerade im Sommer kommen die Tiere zum Fressen aus der Deckung, wenn es noch kühl ist. "Wenn Autofahrer ein Tier sehen, sollten sie mit mehreren rechnen. Denn die meisten Tiere sind im Rudel unterwegs", warnt Goris.
Wenn ein Tier auf der Straße oder am Straßenrand auftaucht, sollte man sofort abbremsen, abblenden und langsam vorbeifahren. "Einmal kurz hupen führt in der Regel dazu, dass die Tiere weglaufen und den Weg freimachen", sagt Katharina Lucà. Bei grellem Scheinwerferlicht verharrt Wild dagegen oft regungslos. Das Blenden mit dem Fernlicht verwirrt die Tiere, sie verlieren die Orientierung und laufen instinktiv auf die Lichtquelle zu.
Einen wirksamen Schutz gegen aufgescheuchte Tiere gibt es nicht. Sogenannte Wildwarner an der Fahrzeugfront oder im Motorraum sollen zwar durch Fahrtwind oder Strom ein Ultraschallsignal erzeugen und dadurch Tiere verscheuchen. Der tatsächliche Nutzen der Geräte ist aber umstritten. Dagegen können Besitzer von Oberklasse-Fahrzeugen mit Nachtsichtgeräten nicht nur Fußgänger im Dunkeln erkennen, sondern auch Tiere.
Meldepflicht nach Wildunfall
Droht dennoch ein Zusammenstoß, gilt: Lenkrad festhalten und stark bremsen. Ausweichmanöver in letzter Sekunde sind riskant, denn sie enden nicht selten an einem Baum, im Gegenverkehr oder im Straßengraben. "Nach einem Wildunfall sollten Autofahrer sofort den Warnblinker einschalten, das Warndreieck aufstellen, gegebenenfalls Verletzte versorgen und die Polizei verständigen", erklärt Lucà. Die Polizei informiert dann den Revierinhaber, der das getötete oder verletzte Tier von der Straße nimmt. In vielen Bundesländern gilt sogar eine Meldepflicht.
Auch wenn am Auto kein sichtbarer Schaden entstanden ist, muss der Jäger benachrichtigt werden. Oft bleiben Tiere nach dem Unfall nicht liegen, sondern laufen unter Schock fort. Dann sollten sich Autofahrer die Richtung merken und sie anschließend der Polizei mitteilen. Die benachrichtigt den zuständigen Revierjäger, der die Fährte aufnimmt.
Teilkasko übernimmt die Schäden
Bleiben die Tiere liegen, sollten Autofahrer Distanz halten. Ein verletztes Wild kann plötzlich aufspringen und den Helfer angreifen. Man sollte nicht versuchen, ein verletztes Tier zu trösten, sagt Eva Goris. "Wildtiere fürchten den Menschen und geraten dadurch zusätzlich in Panik." Ebenfalls tabu ist, ein getötetes Reh mitzunehmen: "Das ist Wilderei und wird bestraft." Außerdem könnte das Tier krank sein. Das Fleisch zu verzehren, ist deshalb unter Umständen gefährlich.
Schon an der Unfallstelle sollten Autofahrer an die Schadensregulierung denken. Schäden am eigenen Fahrzeug, die durch Haarwild wie Rehe und Wildschweine verursacht werden, zahlt die Teilkaskoversicherung. Einige Versicherer haben ihren Schutz auf alle Wirbeltiere ausgeweitet.
Die Vollkaskoversicherung übernimmt jede Art von Unfallschaden, also auch solche nach einem Wildunfall. "Für eine schnelle Schadenbearbeitung ist die Wildbescheinigung des Försters oder Jagdpächters wichtig", sagt Suliak. Hilfreich seien außerdem Fotos vom Unfallort, vom Tier und vom Fahrzeug. Er empfiehlt, die Versicherung anzurufen, bevor das Fahrzeug repariert wird.
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Ich schreib´s jedes Mal wieder: Ich fahre auf der Landstraße tagsüber 80 bis 90 und abends, nachts und morgens zwischen 60 und 80 km/h.
Xenon-, LED- oder Laserfernlicht und dann mit 120 km/h laut Tacho durch die Nacht... wunderbar kostet schließlich nur 30 € Verwarngeld, das bisserl über Tempolimit auf der Landstraße... oder eben es haut einem eine Wildsau ins Auto und man landet danach am Baum... aber hey, halb so wild, ist doch Haarwild, zahlt sogar schon die Teilkasko... 😊
Ich habe dafür einfach kein Verständnis, genau wie auch keiner Verständnis für meine Schleicherei aufbringen kann oder will. Halogenfunzel, Kleinwagen, ohne ESP, da macht man eben vorsichtig, so wie´s in der StVO steht.
Überholen gerne, brauch ohnehin keine Blender hinter mir. Freue mich jetzt schon wieder auf die dunkle Jahreszeit mit den ganzen falsch eingestellten Scheinwerfern. 😊
Das sehe ich ganz genauso.
In diesem Zusammenhang macht auch das nach wie vor gültige Tempolimit von 60 km/h für LKW auf Landstraßen Sinn.
"ohne ESP" also ohne dir zu nahe treten zu wollen, wenn du mit ESP eventuell schneller fahren würdest, dann glaube ich nicht das du weist wie schnell man fahren kann in Kurven, bis das ESP überhaupt eingreift...ich fahre auch sehr sportlich, eingreifen musste es noch nie, nach einigen sicherheitstrainings und eigenem üben bei Regen und Schnee fahr ich teilweise lieber ohne ESP als mit , da ich nicht auf ein helferlein vertrauen will, was sich schon bei kleinem rutschen des Hecks einmischt
Im "Normalfall" ist das ja kein Thema, aber wenn man dann genau in der Kurve wegen einem Wildtier voll in die Bremse steigen muß, zeigen sich erst die wahren Qualitäten von Technik und Fahrerfahrung. In dem Fall kann es schon entscheidend sein, ob man gerade "auf der letzten Rille" fährt oder eben nicht.
die, die die wildsau treffen landen nur recht selten am baum...
...das sind eher die, die bremsen bzw. versuchen auszuweichen und dabei die kontrolle verlieren um sich danach um den baum zu wickeln!
Hier spielt eben die gefahrene Geschwindigkeit im Moment des Erkennens der Gefahrensituation eine entscheidende Rolle.
Das mit der geringen Geschwindigkeit ist so ne Sache: Ich fuhr nur 70 auf einer gut ausgebauten Landstraße und trotzdem hatte ich keine Chance, vor dem Reh zum Stehen zu kommen und so lief es mir direkt vor den Kühler, sodass Reh und Auto auf der Stelle ablebten. Mit 100 wäre ich schon 50 m weiter gewesen und das Reh hätte hinter mir die Straße gefahrlos passieren können. 😉
Wie sagte mal ein Kabarettist: Ab Tempo 200 fährt man in eine glückliche Zukunft.
Spaß beiseite, wenn es dämmrig ist, fahre ich auf bekannten Wild-Strecken (nicht die mit den Schildern, sondern die, wo ich regelmäßig Wild sehe) etwas langsamer und bin bremsbereit (Fuß auf dem Bremspedal). Wobei ich ehrlich gesagt es begrüßen würde, wenn die Jäger ihrer Aufgabe besser nachkommen würden und die für die Flora schädliche Überpopulation an Rotwild verringern würden. Dazu müssten sie allerdings lernen, ein Gewehr besser zu bedienen. Aktuell braucht unser Revierjäger mind. 3 Schuss, bis ein Reh tot ist, was in Quälerei ausartet.
Die Jägerschaft gerät durch Pseudotierschützer und deren Aktionen (Verbreitung von Unwahrheiten via Facebook etc., Diffamierung, üble Nachrede) gesellschaftlich immer mehr in Verruf und Jagdstörung gehört heutzutage leider zum guten Ton, um Jägern bei der Verrichtung ihrer Arbeit eins auswischen zu können. Da wird laut hupend durch Wälder gefahren, Hochsitze abgerissen und im schlimmsten Falle angesägt, damit der nächste Jäger sich das Genick bricht. Menschenhaare werden in Wäldern platziert usw..
Egal was in den Weg/Straße läuft -> Lenkrad grade u. Vollbremsung. Außer Kleinkind - da darf/muß man verreißen.
Das ist aber nur für LKW-Fahrer eine Option. In einem MX-5 möchte ich mit der Methode keinen kapitalen Hirsch auf die Haube nehmen...
Dann doch lieber den Elch. Aus Kurvenräuber wird Elchräuber 😜
Es gibt da im Internet etliche Fotos von den Folgen solcher Zusammenstöße, die aber zu unappetitlich sind, um sie hier zu verlinken.
Ich habe neulich einen Hasen überrollt, in letzter Sekunde aus dem Graben gehüpft, der Rammler. Hat er leider mit dem Leben bezahlt. Aber deswegen "den Jäger" kontaktieren? Ich soll 23:00 Uhr nachts einen mir völlig unbekannten Menschen anrufen von dem ich selbstredend keine Telefonnummer habe? 😆
Lustige Anekdote am Rande: nach der Vollbremsung hechelte meine Freunde direkt aus dem Auto und sah nach dem Tier - während ich schon akribisch die Stoßstange nach Schäden abgesucht habe. 😆 Gott sei dank alles heil gewesen.
Polizei würde auch gehen - Nummer kann ich dir geben
Ja echt komisch dein Freund/Freundin. Wegen dem dämlichen Hasen - der würde eh von alleine auch verrecken. Hat ja auch dein wertvolles Auto beschädigt.
Aber wegen eines erschossenen Löwen in Afrika tagt der UN-Rat. 2 Klassen Gesellschaft bei den Tieren.