VWs Abgas-Skandal beschäftigt die IG Metall
Gewerkschaft in Zugzwang
Volkswagens "Dieselgate" beschäftigt die IG Metall. Erste Mitglieder bezweifeln bereits, dass der ausgegebene Grundsatz "Wir zahlen nicht für eure Krise" durchgehalten werden kann.
Frankfurt/Main - Am liebsten würden die IG-Metall-Chefs Detlef Wetzel und Jörg Hofmann im Moment gar nichts mehr zum Thema VW sagen. Doch das geht natürlich nicht. Beim Gewerkschaftstag in Frankfurt versammeln sich jeden Tag mehr als 1.000 IG-Metaller und Gäste, um über die Zukunft der deutschen Kernindustrie zu beraten.
Da können der scheidende und der kommende Gewerkschaftschef nicht zum Dieselgate schweigen, zumal Hofmann künftig anstelle Berthold Hubers auch im Aufsichtsrat des schlingernden Autoriesen sitzen soll.
In keinem anderen Industrieunternehmen ist die IG Metall so stark wie beim größten Autokonzern Europas, der wegen der Abgaswerte-Manipulationen in Diesel-Motoren vor Strafzahlungen und Schadensersatz in Milliardenhöhe steht. Über 90 Prozent der Stammbelegschaft sind gewerkschaftlich organisiert, geschützt vom VW-Gesetz spielt die IG Metall gemeinsam mit dem Land Niedersachsen auch im Aufsichtsrat eine wichtige Rolle. Doch für die strategischen Entscheidungen sieht sie allein die Eignerfamilien Piëch und Porsche in der Verantwortung.
"Die Mitbestimmung bezieht sich nicht auf die Frage, welche Komponenten in einen Motor eingebaut werden", sagt Wetzel. Dabei traten VW-Betriebsräte in der Vergangenheit gerne als Co-Manager auf, erläuterten Investitionsentscheidungen oder Schichtmodelle. Der Skandal um Lustreisen von Arbeitnehmervertretern auf Konzernkosten hatte den VW-Betriebsrat in eine tiefe Krise gestürzt. Bernd Osterloh stieg damals zum neuen starken Mann im Betriebsrat auf und beendete den häufig monierten Kuschelkurs.
Betriebsrat unterstützte Dezentralisierung
Fakt ist, dass Osterlohs Team in jüngster Zeit ungewohnt viel Verantwortung im Unternehmen übernahm. Der mit dem Abgas-Skandal nun beschleunigte Konzernumbau hin zu dezentralen Strukturen und mehr Macht für die einzelnen Marken geht zu großen Teilen auf den Betriebsrat zurück. Ebenso die bessere Verzahnung der Nutzfahrzeugtöchter MAN und Scania, die inzwischen eine eigene handlungsfähige Holding als Dach haben.
Osterloh krempelt gerne die Ärmel hoch - sei es, um anzupacken oder um die Muskeln spielen zu lassen. Als der inzwischen zurückgetretene VW-Chef Martin Winterkorn vergangenes Jahr die als Stellenstreicher berüchtigte Beratungsfirma McKinsey anheuerte, schäumte Osterloh. Fünf Milliarden Euro sollte VW sparen, doch der Betriebsrat fuhr dem Chef auf ungewöhnliche Weise in die Parade: Die Arbeitnehmerseite legte ordnerweise Sparvorschläge vor, die Osterloh zufolge sogar noch locker eine Milliarde Euro mehr an Einsparungen brächten.
Auch mit Kritik an der einst streng auf Winterkorn und den VW-Patriarchen Ferdinand Piëch ausgerichteten Unternehmenskultur sparte Osterloh zuletzt nicht. Gemeinsam mit dem neuen Chef Matthias Müller schrieb er an die Belegschaft: "Wir brauchen für die Zukunft ein Klima, in dem Probleme nicht versteckt, sondern offen an Vorgesetzte kommuniziert werden. Wir brauchen eine Kultur, in der man mit seinem Vorgesetzten um den besten Weg streiten kann und darf."
Osterloh könnte in den VW-Vorstand rücken
Unklar ist, welche Rolle Osterloh künftig im Konzern spielen wird. Ende November geht der bisherige VW-Personalvorstand Horst Neumann in den Ruhestand. Die IG Metall hat, wie in vielen Unternehmen der Metallindustrie, das Vorschlagsrecht für den Posten. Osterloh wird als Kandidat gehandelt, hatte auch schon einmal Interesse an dem Job geäußert, war dann aber wieder zurückgerudert. Auf Anfrage ließ der Konzernbetriebsrat mitteilen: "Derzeit stehen für uns Aufarbeitung und Konsequenzen aus der Manipulation von Diesel-Motoren im Fokus. Eine Entscheidung zur Nachfolge des Personalvorstands steht erst Ende November an." Der neue Personalchef könnte angesichts der drohenden Kosten des Abgas-Skandals künftig wohl auch schlechte Nachrichten überbringen müssen, um Ausgaben bei VW zu drücken.
Rendite und "nachhaltige Beschäftigung" sind aus Sicht der IG Metall zwei Seiten derselben Medaille. Der Haustarifvertrag liegt bei VW leicht über dem Industrieniveau und die Mitarbeiter bekommen regelmäßig satte Prämien. Die Gewerkschaft leitet ihre besondere Rolle in Wolfsburg auch aus dem Umstand ab, dass die Nazis das Werk 1937 mit zuvor beschlagnahmtem Geld der Gewerkschaften gründeten.
Welche Auswirkungen hat der VW-Skandal?
Hinter vorgehaltener Hand wird unter den Metallern durchaus bezweifelt, dass der von Wetzel ausgegebene Grundsatz "Wir zahlen nicht für eure Krise" komplett durchgehalten werden kann. Erste Schichten etwa in den Werken in Salzgitter, Puebla (Mexiko) und Polkowice (Polen) sind bereits gestrichen, als erste zittern Leiharbeiter um ihre Jobs. Natürlich geraten die Jahresprämien ebenso in den Blick der Sparkommissare wie das unrentable Luxusmodell Phaeton, der Haustarif oder anstehende Investitionen.
"Hier drohen die größten Gefahren", sagt ein hochrangiger Metaller, intensive Forschung und Entwicklung hätten immer zum VW-Markenkern gehört. Obwohl die Absatzentwicklung in den Sternen steht, dürfe sich VW nicht um seine Wettbewerbsfähigkeit bringen.
Und die IG Metall konzentriert sich nicht allein auf VW. Bei den süddeutschen Premium-Herstellern zittern Manager wie Beschäftigte bei der Frage, ob die Diesel-Technologie als Ganzes durch die VW-Manipulationen infrage gestellt werden wird. Diesel-Komponenten, so Jörg Hofmann, seien komplizierter als beim Otto-Motor und würden folglich bislang noch eher im Hochlohnland Deutschland gefertigt. Angeblich will der VW-Konzern in seinen Beziehungen zu den Zulieferern 3 Milliarden Euro einsparen, was vor allem kleinere Firmen noch enger an die Wand drücken würde. Auch deren Beschäftigte organisiert die IG Metall.
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Und wo ist jetzt die News gegenüber den bereits veröffentlichten News? Es kommen Sonderausgaben, es muss gespart werden. Und wo zuerst gespart wird, war auch schon vorher klar. Wenn gar nichts mehr geht, kommt Mutti um die Ecke und rettet das Unternehmen, wie damals 2009 mit Opel.
Und bringt gleich noch ein paar Hundert Tausend "günstige Arbeitskräfte" mit 😆😆😆
die sind doch schon da. und jeden tag kommen 10.000 mehr.
Die sind aaalleeeee für Zetsche reserviert 😆😆
Und wann gibt die IGM zu, dass sie nicht Teil der Lösung sondern Teil des Problems ist?
Inwiefern soll sie Teil des Problems sein? 😕
@Drahke
Bin mal gespannt, wenn es um VW finanziell tatsächlich kritisch werden sollte, ob dann die Gewerkschaften immer noch satte Lohnerhöhungen und Bonusprämien fordern.
Wenn kleinere Firmen in der Krise stecken, geht es ganz anders zur Sache, bis hin zum vorübergehenden Lohnverzicht und Stellenstreichungen bzw. Kündigungen.
Ob dann die Gewerkschaftsparole "Wir zahlen nicht für eure Krise" zu halten sein wird?
Als Teil des Aufsichtsrats sind Sie ganz einfach mit in der Verantwortung.
Wenn es gut läuft ist die Gewerkschaft mit im Boot, läuft die Kacke Bergauf wollen Sie nicht gewusst haben.
Nur kann Das nicht funktionieren.
Wenn doch überhaupt in einem deutschen Konzern eine Gewerkschaft das Sagen hat, dann jawohl bei VW! War doch immer das Vorzeigeprodukt gewerkschaftlicher Weitsicht und steter Einflussnahme auf die Betriebliche Entwicklung zum Wohle der Mitarbeiter!!!
Hat doch auch bestens funktioniert... Das für das Produkt zuviel gezahlte Geld wurde in Form von Bonbons an die Belegschaft ausbezahlt und sich so deren Wohlwollen gesichert. Je höher die Position des organisierten Mitarbeiters, umso größer das Bonbon. Alle Arbeiter sind gleich, nur manche sind eben gleicher als andere! Hat doch bestens funktioniert...
Interessant wird es jetzt für alle Mitglieder der IGM; Wird der oder die Schuldigen gefunden (falls danach gesucht wird?!), werden sie zur Rechenschaft gezogen? Was kommt noch auf die Mitarbeiter zu?
Oder trifft es wie sooft nur die externen, die Leiharbeiter, die Zulieferer und die Letzten in der Nahrungskette.
Wird die Gewerkschaft ihrer Aufgabe und Ihrer Verantwortung gerecht und kämpfen auch für diese,oder lassen sie sich (wieder) kaufen (das Hemd ist näher als die Hose)?
Oder gesteht man offiziell ein, Mist gebaut zu haben, an dem die Zulieferer nun wirklich keine Schuld haben und kämpft organisiert für eben diese, verteilt den Reichtum von oben nach unten um (so wie alljährlich auf den Mai-Kundgebungen gefordert - jetzt ist die Zeit, Zeichen zu setzen...oder sich vollends lächerlich zu machen!
Gerade für den Betriebsrat und die Arbeitnehmervertretung wird die nächste Zeit erbarmungslos werden, alle Augen sind auf sie gerichtet - wird mit aufgeklärt oder mit weiter vertuscht... Da werden alte Kampfschriften wieder hervorgeholt und mit ganz neuen Augen gelesen.
Sie sitzen im Aufsichtsrat von VW. Und Aufsichtsräte bestimmen normalerweise mit und müssten - durch ihre fürstliche Entgeltung - auch Verantwortung tragen.
Oder ist das mit den Gewerkschaftern anders? Kriegen die nur die Boni und verschönern ansonsten den Aufsichtsrat?
Es kann mir niemand sagen, dass solch ein Scheiss wie dieser Betrug einfach von ein paar Arbeitern durchgeführt wurde. Das wurde ganz sicher vom Aufsichtsrat durchgewunken. Der Betrug ist viel zu gross. Und das MUSS Konsequenzen auch für die beteiligten Aufsichtsräte haben.
Logisch. Dazu muß ihnen aber auch ein individuelles Verschulden nachgewiesen werden.
Wir dürfen gespannt sein, was die Ermittler da noch alles aufdecken.