Audis riskanter Wachstumskurs
Gewinne für Wolfsburg statt Vorsprung durch Technik
Rochaden im Vorstand, schrumpfende Gewinne und vor allem immer weniger Vorsprung: Für Audi wird der Erfolgsdruck zum Balanceakt mit ungewissem Ausgang.
Ingolstadt - Anfang Juni 2013: In Berlin fährt die versammelte Motorpresse den Audi R8 e-tron. Kurz zuvor hatte sich Audi offiziell von dem Projekt verabschiedet. Und zeigte nun, dass es eigentlich ganz schön hätte werden können.
Bei Daimler amüsierte man sich köstlich. Zwar verkauft Mercedes den SLS AMG Electric Drive vermutlich nicht deutlich öfter als der Audi den Stromer, den es gar nicht gibt. Aber der Schwabe darf sich immerhin „schnellstes Elektro-Serienfahrzeug auf der Nordschleife“ nennen.
Ein weiterer kleiner Riss im Image der hochprofitablen VW-Tochter Audi. „Vorsprung durch Technik“ ist immer noch der Audi-Claim. Aber maßgebliche Innovationen wie einst die Alu-Karosse, der Quattro-Antrieb oder der TDI-Dieselmotor sind nicht in Sicht.
Vorsprung?
Bei den Hybridantrieben ist Toyota vorn, BMW hat die sparsameren Diesel und den i3. Vorreiter beim Business-Elektroauto ist Tesla, in der Luxusklasse führt kein Weg an Mercedes‘ neuer S-Klasse vorbei.Und bei Audi? „Connectivity“ – das können heute Handys für 299 Euro. „Power to Gas“ – energiebilanziell ist die aufwändige Umwandlung von Wasserstoff und CO2 in Erdgas „eher Unsinn“, sagen Fachleute für alternative Antriebe.
Die Vorzeige-Projekte A1 e-tron, Elektro-A2, R8 e-tron, A1 Hybrid mit Wankelmotor, R8 Dieselhybrid – alle bis auf Weiteres, nach Milliardeninvestitionen, gestrichen.
Auch vorhandene Stärken könnte man besser nach außen tragen. Carbon als Karosseriewerkstoff, autonomes Fahren? Da denkt man zuerst an andere Hersteller. Dabei hat Audi natürlich auch viel Expertise beim Leichtbau. In die Autopilottechnik investierte man geschätzt eine halbe Milliarde Euro. In die Abendnachrichten brachte das Thema erst Daimler-Chef Dieter Zetsche.
Randbemerkung von Piëch?
Geht es Audi deshalb schlecht? Auf den ersten Blick: Nein. Audi verdient die Hälfte des VW-Konzerngewinns, wird in diesem Jahr deutlich mehr als 1,5 Millionen Autos verkaufen. Das war eigentlich erst für 2015 geplant.
Aber: glaubt man der Fachzeitschrift Manager-Magazin, stimmt hinter der glitzernden Audi-Fassade immer weniger. VW-Konzernpatriarch Ferdinand Piëch habe sich kürzlich beschwert: Seit seiner Zeit (also seit 1992) gab es bei Audi keine echte Innovation mehr.
Gemeinhin sind Piëchs Randbemerkungen bei VW Gesetz. Möglicher Beleg dafür: Vier Vorstandsposten wurden seit Sommer 2012 neu besetzt. Einer der Neuen, Entwicklungschef Wolfgang Dürheimer, durfte nur ein Dreivierteljahr bleiben.
Als Nachfolger kam einer der engsten Vertrauten von Martin Winterkorn nach Ingolstadt, und die Branche horchte auf: Ulrich Hackenberg, Vater der Modulbaukästen, galt in Wolfsburg eigentlich als unabkömmlich. Hackenberg sagt, der Querbaukasten ist fertig, jetzt arbeite er bei Audi am neuen Längsbaukasten. Eine andere Interpretation: Die Entwicklung bei Audi ist jetzt Chefsache.
Stadlers Dilemma
Viel, so scheint es, darf bei Audi nicht mehr schief gehen. Bislang galt der Finanzexperte und Audi-Chef Rupert Stadler, der Mann an der Spitze, als potenzieller Winterkorn-Nachfolger. Vor ihm nutzten Martin Winterkorn und Ferdinand Piëch Audi als Sprungbrett in die Konzernspitze.
Rupert Stadler steckt nun in einem Dilemma: Soll Audi wieder „Vorsprung durch Technik“ liefern, kostet das Geld. Viel Geld. Audi verdient Geld, muss es aber in Wolfsburg abliefern. Die Profite aus Ingolstadt bezahlen die ehrgeizigen Expansionspläne der Konzernspitze. Schon bald will VW der größte Autohersteller der Welt werden, vor Toyota und General Motors.
Für diese Ziele muss auch Audi zuerst in Wachstum investieren, nicht in technische Sensationen. In neue Werke, vor allem in China. In neue Modelle, die sofort einschlagen, etwa SUV-Coupés nach BMW-Vorbild und einen neuen Kleinwagen.
In den nächsten drei Jahren kostet das erstmal 11 Milliarden Euro. Allein im ersten Halbjahr 2013 stiegen die Ausgaben für Forschung und Entwicklung auf acht Prozent des Umsatzes. Und auch im soeben abgelaufenen, dritten Quartal musste Audi melden: Wir haben zwar mehr Autos verkauft, aber weniger Geld damit verdient. Um 18 Prozent sackte der Gewinn ab, auf 954 Millionen Euro. Die ersten drei Quartale zusammen ergaben ein Gewinn-Minus von 11 Prozent.
Nun wird gespart
Für sich genommen sind das immer noch Zahlen, die andere gern hätten. Aber Audi muss (zusammen mit Porsche) einen Konzern stützen. Das laufende Geschäft der Marke VW fiel in den letzten drei Quartalen um 27 Prozent, Skoda ließ um 35 Prozent nach und Seat schreibt tiefrote Zahlen.
Experte Ferdinand Dudenhöffer sagt: Porsche und Audi subventionieren die Massenmarken, ohne die erfolgreichen Premium-Marken wäre die Lage für VW kritisch. Schon erklärt Martin Winterkorn die Jahresziele für „ambitioniert“, und Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch legt den Fokus auf „konsequente Kosten- und Investitionsdisziplin".
Das betrifft natürlich auch Audi. Hackenberg soll und wird in den Entwickleretagen den Rotstift schwingen, Audi soll noch viel stärker von den Synergien im Großkonzern profitieren. Auf der Streichliste stehen Kleinigkeiten, die in der Summe aber ins Geld gehen: Lenkrad- und Felgenvarianten, die in großer Zahl entwickelt und vorgehalten werden. Aber auch ganze Autos. So behauptet das Manager-Magazin, Hackenberg habe das A9 Coupé erst mal gestrichen.Die Konkurrenz schläft nicht
Das alles hilft aber erst mittelfristig. Frühestens 2016 kann Audi von den Investitionen und Neustrukturierungen profitieren. Und die Konkurrenz schläft nicht: Mercedes legte bei der Umsatzrendite zuletzt von 6,4 auf 7,3 Prozent zu, bei Audi fällt die Kurve seit Jahren deutlich. Von 21,1 Prozent 2011 auf zuletzt nur noch 9,4 Prozent im 3. Quartal 2013.
Fällt dieser Wert weiter und zieht Mercedes sogar vorbei, wird es schwierig für Audi. Schon jetzt zahlen Mercedes-Kunden je Auto höhere Preise, das Mercedes-Portfolio ist frischer und kompletter. In China holt Daimler auf, in den USA bleiben sie weit vorn. Mit den alten Modellen wird Audi die Trendwende nicht schaffen, die neuen kommen eben erst 2016.
Der Mix aus hohen Investitionen, schlankeren Kosten und drei Jahren mit wenig neuen Produkten ist riskant – und er muss klappen. Damit, schreibt der Wirtschaftsjournalist Michael Freitag, steht und fällt auch Rupert Stadlers Zukunft im VW-Konzern.
Quelle: Wirtschaftswoche; dpa
Und weiter wird an der Legende gestrickt, VAG hätte den Turbodiesel-Direkteinspritzer im PKW pioniert...vielleicht ist es das was Audi heute fehlt, die Kompetenz, die Entwicklungen Anderer als die eigenen zu verkaufen. Oder es haben sich die Leute inzwischen wirklich am Single-Frame-Design sattgesehen, lange genug hats ja gedauert.
Hier wird immer von Vorsprung gefaselt. Audi hatte nie einen Vorsprung, hat keinen Vorsprung und wird auch nie einen Vorsprung haben. Woher auch. Vom bloßen kopieren bei den Innovationsträgern?! Es gibt nichts, aber wirklich gar nichts, was Audi weltbewegendes hervorgebracht hätte.
Bei Apple hat es so aber auch geklappt. Innovationen klauen, als eigene rausbringen und damit Kohle scheffeln. Vielleicht sollte sich Audi mal ein Beispiel nehmen. (Oder Alterntaiv selber mal einen "Vorsprung durch Technik" bringen)
Audi war noch nie sonderlich innovativ. Viele "Errungenschaften" sind entweder totaler Quark (W-Motoren etc.) oder vorher schon bei anderen Autos (Allrad gabs schon bei Jensen) zu sehen gewesen. Da braucht mir auch keiner mit dem Argument mit der Kleinserie zu kommen. Wer zuerst kommt...........
Klar, ich verstehe auch nicht, warum Audi selbst ständig auf der nicht vorhandenen Technikführerschaft herumreitet. Die sollen sich auf das konzentrieren, was sie können: VW Technik übernehmen und mit kopierten Innovationen der anderen Herstellern aufwerten. Damit bleibt jede Menge Kapazität übrig um sich auf Qualität und Zuverlässigkeit zu konzentrieren. Das hat Audi groß gemacht. Mittlerweile rückt die Qualität in die Nähe von BMW nur mit dem Unterschied, dass man das nicht mit technischen Innovationen kompensieren kann. Die ewige Jagd nach noch mehr Rendite lässt das aber offensichtlich nicht zu.
Oh doch: Procon-Ten
Spielt doch keine Rolle. Was man "glaubt" ist doch wurscht solange es in der Kasse klingelt, und das ist nicht nur bei der Kirche so😉
Audi verkauft sich nach wie vor noch mehr als blendend😉
ROFL. Stimmt. Andere hatten damals fälschlicherweise auf nutzlose Dinge wie Gurtstraffer und Airbags gesetzt 😆
Den Spot dazu fand ich cool... http://www.youtube.com/watch?v=C-ooL3Afzx8
"Vorsprung durch Technik" ? Längst weg.
Mut zum Risiko, auch mal was durchzuhalten oder teilweise zu sponsern (wie den damaligen A2), visionäres Denken - alles Gleich Null. Und ob das Einheitsdesign noch lange sinnvoll und attraktiv ist ?
Dabei bräuchte man nur mal einen Blick zu Daimler, BMW. Honda, Hyundai und v.a. Toyota werfen. Namentlich Toyota hat anfangs den viel wegen des Hybridantriebs belächelten Prius gesponsert und verdient inzwischen damit schon lange Geld.
Alles in allem ein sehr aufrüttelnder und sachlicher Kommentar !
😆
Beim Schauen des Spots kamen bei mir auch wieder Erinnerungen hoch 😊
Aber sonst war bei Audi was Innovationen angeht wirklich tote Hose. Nur das Merketing hat gaze Arbeit geleistet. Nun ja, wenn bei Audi schon sonst keiner tolle Ideen für die Serie hat...
Audi macht seit Jahren den gravierenden Fehler, den Neuwagen-Privatkundenmarkt der höheren Klassen BMW und Mercedes fast alleine zu überlassen. Nur A1 und A3/Q3 kommen auf halbwegs vernünftige Zahlen bei den Privatzulassungen. A4, A5, A6, Q5 usw. sind fast ausschließlich Flotten- und Firmenfahrzeuge während die beispielsweise C Klasse einen Privatkundenanteil von fast der Hälfte hat. Hier liegt m.E. der Hase im Pfeffer. Audi muß von der Firmenwagen- und Flottenpolitik weg. Die Bindung der Privatkunden wie einst beim 80 oder 100 muß wieder hergestellt werden. Das geht aber solange nicht, wie man in Wolfsburg oder Ingolstadt glaubt, man könne preislich auf dem Niveau der in diesem Markt längst etablierten Konkurrenz vom Stern oder Propeller agieren.
Mal ehrlich: Wer kauft bitte für 35.000 EURO einen A4 wenn er für fast das selbe Geld einen Mercedes C oder BMW 3er kaufen kann? Und somit wandern die sauer verdienten Spargroschen der in diesem Segment äußerst konservativen und peniblen Kundschaft zu den Marken, denen "man" vertraut. Die man möglicherweise auch schon jahrzehntelang fährt.
Dann müssen bei Toyota andere Fachleute sitzen, wenn man sowas auf die Beine stellt.😉
1. Proconten hat auch die Gurte gestrafft und 2. gab es zu der Zeit bei Audi neben Proconten auch Airbags; sogar fuer den alten Audi 80 Typ89. Das, zu der Zeit, kleinste Audimodell.
Schon 1986 waren die Karossen bei Audi vollverzinkt und Rost war kein Thema. Bei Mercedes war und ist Rost quasi ein Dauerthema; ein Mercedes, der nicht rostet, ist keiner. BMW war zu der Zeit auch rostempfindlich, so wie nahezu alle anderen Autos auch.
Audi hat auch den Quattro-Antrieb salonfaehig gemacht und ihn so robust gebaut, dass sie sich trauten gleich mehrere 100k Stueck davon zu verkaufen. Das hat mit einer Kleinserie nicht viel gemein; hier steckt Grips und auch Investition drin.
Ich wuerde nie behaupten, dass Audi "top" ist, aber es ist zumindest ein interessanter Autohersteller. Man hat ja die Wahl.
Der Artikel ist allgemein sehr eigenwillig formuliert, denn es wird ja erwaehnt, dass der Gewinn auch auf Grund von hohen Investitionen geringer ist und gleichzeitig wundert man sich darueber? Man kann sich nicht reich sparen; man muss investieren.
Es wird sich darueber beschwert, dass A1 etron, R8 Hybrid Superwankelicious usw... nicht gebaut werden, aber sicher ist, dass Audi den A3 etron bringen wird. Die Investitionen in die anderen Modelle mit "etron" sind also nicht verschwendet.
Ich bin bei weitem kein Audi-Fan, aber dass man Audi hier so runterputzt grenzt schon an Frechheit und man fragt sich wirklich welche Motivation bei diesem Schreiber dahintersteckt. Ich kenne Audi, BMW und auch Mercedes; ich bin alles schon gefahren; neu und alt; ich kann aus Erfahrung sagen, dass keiner von den dreien aktuell einen bedeutenden Vorsprung hat. Sie bauen alle gute Autos. Bei A8, 7er und S-Klasse kann ich nicht mitreden; ich kann mir vorstellen, dass es hier Unterschiede gibt; in der Mittel- und Oberklasse zumindest sind alle drei Hersteller gleich gut. Sicher gibt es Punkte, wo Hersteller A besser ist als B, aber dann gibt es andere Punkte, wo B besser ist als A usw...
Und es mag schoen aussehen, wenn Hersteller XY einen Technologietraeger hat, aber die Wahrheit ist doch: die meisten kaufen irgendwelche 140PS Dieseltrecker und bilden sich dann auf S-Klasse, A8 und 7-er was ein...laecherlich.
Und was soll dieses Gebashe ueber das Kommen und Gehen eigenwilliger Fuehrungskraefte? Dass das in Firmen nicht unbedingt an der Tagesordnung steht ist ja verstaendlich, aber es ist auch nicht voellig unueblich, dass man solche Positionen oft neu besetzt, weil einfach die Erwartungen nicht erfuellt wurden. Soetwas kann man garantiert auch bei den anderen Herstellern beobachten, wenn man denn dafuer bezahlt wird darauf "aufmerksam zu werden".
Fazit: daemlicher Artikel. Eine Ecke mehr Schwachsinn und ich haette das hier fuer Titanic gehalten.