Porsche: Kein Android Auto im 911

Google wehrt sich gegen Schnüffel-Vorwürfe

Björn Tolksdorf

verfasst am Mon Oct 19 14:58:54 CEST 2015

Aus Datenschutzbedenken verzichtet Porsche auf die Google-Software "Android Auto". Google wies Schnüffel-Vorwürfe zurück. Doch auch andere Autohersteller sind kritisch.

Android Auto bleibt draußen: Im frisch gelifteten 911 will Porsche die Google-Software wegen Sicherheitsbedenken nicht anbieten
Quelle: Porsche

Berlin – Seit eineinhalb Jahren bietet der US-Konzern Google seine Software „Android Auto“ an. Trotzdem ist sie in vielen Autos nicht verfügbar. Das liegt aber nicht an der Integration, sondern offenbar an Bedenken vieler Autohersteller. Sie fürchten, die Hoheit über die Daten in ihren Fahrzeugen zu verlieren. Nur, allzu offen wird darüber nicht gesprochen.

Jetzt wagt sich Porsche aus der Deckung: Die VW-Tochter aus Stuttgart hat angekündigt, im 911 Carrera nur Apples Carplay zu unterstützen und auf Android Auto zu verzichten. Porsche begründete die Entscheidung mit Datenschutzbedenken, da Google zu viele Daten sammle.

Google-Manager Patrick Brady wies diese Vorwürfe nun zurück. Ziel von Android Auto sei vor allem, „Informationen, die im Internet verfügbar sind, auch im Auto nutzbar zu machen“. Fahrzeugdaten, die mit dem Smartphone geteilt würden, sollten lediglich das „Fahrerlebnis verbessern“, sagte er.

Fahrzeugdaten, die aufs Smartphone übertragen werden, sollen "lediglich das Fahrerlebnis verbessern", sagt der Google-Manager Patrick Brady
Quelle: dpa/Picture Alliance
So könnte etwa mit Hilfe des Pkw-Lichtsensors entschieden werden, ob Navi-Karten im Tag- oder Nachtmodus angezeigt werden. „Und wenn Google wüsste, dass die Tankanzeige niedrig ist, würde die Route entsprechend berechnet.“

Sonst würde man die Nutzer zwingen, selbst nach einer Tankstelle zu suchen. „Bei Elektroautos ist das noch viel wichtiger, da Ladestationen nicht so weit verbreitet sind und das bei der Routenplanung berücksichtigt werden muss.“

Daten werden zum "Öl unserer Zeit"

Die Furcht vieler Autohersteller, Daten aus ihren Fahrzeugen an Google und Apple zu verlieren, existiert schon länger. Dabei geht es nicht nur um Datenschutzbedenken, sondern auch darum, das geschäftliche Potenzial dieser Daten selbst nutzen zu können. „Daten werden mehr und mehr zum neuen Öl unserer Zeit“, sagte beispielsweise der ehemalige VW-Chef Martin Winterkorn im März 2015.

Volkswagen gehört zu den Herstellern, die frühzeitig auf die Software von Google und Apple setzten. Audi war beim im Januar 2014 angekündigten Android Auto gleich zum Start dabei. Auch in Autos weiterer Marken des VW-Konzerns ist die Software erhältlich.

Daimler: Sparsame Datenweitergabe

Bei Daimler hielt man sich bisher zurück. Man wolle sich Android nicht verschließen, aber auf eine sparsame Daten-Weitergabe achten.

Ist die Technik auch noch so modern, am Ende verarbeitet sie doch oftmals "nur" Aerosmith: Android Auto in einem Audi-Fahrzeug
Quelle: dpa/Picture Alliance
„Das Vertrauen, das der Kunde auf uns beim Thema Sicherheit setzt, gilt ganz besonders für die Sicherheit seiner Daten", sagte Konzernchef Dieter Zetsche dem Handelsblatt. Den Zugriff von Fremdsoftware auf relevante Fahrzeugdaten schließen die Schwaben bisher aus.

Bei BMW will man sich nun für Google öffnen. Laut „Automobilwoche“ sagte BMW-Entwicklungschef Klaus Fröhlich, dass Android Auto in die Fahrzeuge integriert werden solle. Ein Zeitpunkt blieb offen.

Sowohl Android Auto als auch Apple Carplay sollen Smartphones der beiden meistgenutzten Betriebssysteme besser in die Infotainment-Systeme der Fahrzeuge einbinden. Dabei können auch ausgewählte Apps der Smartphones genutzt werden.

 

 

Quelle: m. Material v. dpa