Kompakte Reisemobile von Pössl bis La Strada
Großer Boom: Wohnen im Kasten
Der deutsche Reisemobil-Markt wächst. Am stärksten bei kompakten, ausgebauten Kastenwagen. Wir haben uns diesen Markt einmal angeschaut.
Frankfurt - Zugegeben, der Gattungsbegriff Kastenwagen klingt etwas plump. Dabei sind Reisemobile im Lieferwagen-Format rollende Zwei-Zimmer-Appartements mit Küche und Bad auf 12 bis 15 Quadratmetern. Und mobiles Wohnen wird offenbar beliebter.
Der Reisemobil-Absatz in Deutschland stieg im vergangenen Jahr zum fünften Mal in Folge. Er wuchs mit 28.348 Zulassungen 2015 um 10,1 Prozent, ein Ende dieser Entwicklung ist nicht absehbar. Im Gegenteil, im ersten Quartal dieses Jahres hat sich bei 8.863 Neuanmeldungen das Wachstum mit 24,1 Prozent sogar deutlich beschleunigt. Am stärksten bei – genau – Kastenwagen.
Die Argumente für den Wohnausbau von Sprinter und Co. liegen auf der Hand. Die Fahrzeuge halten problemlos die 3,5-Tonnen-Gewichtsgrenze für Führerscheininhaber der Klasse B nach 1999 ein. Sie sind unauffälliger als Caravan-Aufbauten, meistens preiswerter und vor allem kompakter - und damit leichter zu fahren.
Ausgebaute Kastenwagen sind kein Pkw-Ersatz
Das heißt nicht, dass bewohnbare Lieferwagen als Pkw-Ersatz im Alltag taugen. Das mag auf Ausbauten im VW-Bus-Format mit Einschränkungen zutreffen, nicht aber auf vollwertige Wohnmobile mit Nasszelle und Toilette. Zumal für Varianten mit Hochdach Parkhäuser und Tiefgaragen meist tabu sind.
Wer sich für solch einen solchen Ausbau interessiert, der kommt an Pössl kaum vorbei. Die relativ junge, im bayrischen Ainring ansässige Firma wurde 1989 von Peter Pössl gegründet und hat sich von Anfang an auf ausgebaute Kastenwagen spezialisiert. Deren Ableger Globecar, Clever Mobile und aktuell Road Car sprechen vor allem Einsteiger im preisgünstigen Segment an, das Pössl inzwischen verlassen hat.
Die Pössl-Preisliste reicht von 33.000 bis 66.000 Euro. Über eine eigene Produktion für die fast 6.000 Fahrzeuge jährlich verfügt das Unternehmen nicht. Die auf dem Fiat Ducato oder Citroën Jumper ausgebauten Wagen werden hauptsächlich bei Dethleffs und Capron gebaut, die beide zur Hymer-Gruppe gehören.
Vom Vario 499 mit fünf Metern bis zum 2Win
Die Pössl-Palette reicht vom fünf Meter langen Vario 499 über den Verkaufsschlager 2Win in diversen Ausführungen bis zum 6,36 Meter langen Summit 640. Die Grundrisse differieren dabei hauptsächlich im Heck, abhängig vom Radstand und der Gesamtlänge. Die längste Variante erlaubt im Schlafabteil sogar längs eingebaute Einzelbetten, wie sie auch in großen Motor-Caravans eingebaut werden. In den kleineren Versionen schließt der Wohnraum mit einem quer eingebauten Doppelbett ab, im Fünf-Meter-Mobil muss man zum Schlafen unters Hochdach.
Die Betten im Heck lassen sich üblicherweise hochklappen, was viel Stauraum schafft. Ein weiteres Qualitätsmerkmal ist die Größe und Aufteilung von Nasszelle, Kühlschrank, Stauschränken und Küchenzeile, die in der Regel auf der rechten Fahrzeugseite angebracht ist. Die Sitzgruppe ist bei allen Anbietern gleich konzipiert: Eine Zweier-Sitzbank mit Tisch in der Fahrzeugmitte samt der um 180 Grad gedrehten Vordersitze ergeben eine gemütliche Vierergruppe.
Wichtigster Konkurrent ist Knaus, der den BoxStar (ab 42.190 Euro) und den etwas abgespeckten BoxLife (ab 40.095 Euro) in vier Größen von 5,00 bis 6,36 Meter auf Fiat-Ducato-Basis anbietet. Ergänzt wird das Programm mit dem Carabus (ab ca. 38.000 Euro) der Einsteigermarke Weinsberg.
Karmann baut Ducato, Transit und Master aus
Binnen nur drei Jahren stieg die Firma Karmann-Mobil zur Nummer drei auf. Das in Sprendlingen bei Bingen ansässige Unternehmen hatte die Wohnmobilsparte des Osnabrücker Karosseriebauers im Jahre 2000 übernommen und baute zunächst die Alkovenmodelle auf VW-Basis weiter. 2014 beschloss man, aus dem klangvollen Namen einen reinen Kastenwagen-Ableger zu formen. Eine Besonderheit der Marke: Karmann bietet neben der Ducato-Basis im „Dexter Go!“ mit dem Ford Transit und dem Renault Master zwei Alternativen an.
In einer anderen Preisliga spielt La Strada. Das kleine Unternehmen aus Echzell bei Bad Nauheim versteht sich selbst als Manufaktur. Neben dem Fiat Ducato setzt La Strada auch den Mercedes Sprinter als Basisfahrzeug ein. Auch Fahrzeuge mit Allradantrieb sind im Angebot. Weil der Antrieb auf alle vier Räder mit fast 20.000 Euro so ziemlich die teuerste Option darstellt, kann ein Regent L sogar einen sechsstelligen Betrag kosten. Für den billigsten La Strada Avanti M müssen 44.000 Euro hingeblättert werden.
Mercedes drängt mit dem Sprinter immer stärker in den Reisemobil-Bereich. Pössl hat bereits angedeutet, über die Benz-Basis nachzudenken. Hymer hat den Kastenwagen-Ableger Hymercar schon im Programm: Der rund sechs Meter lange Grand Canyon S mit 115 PS starkem Dieselmotor dürfte zum Caravan-Salon Ende August zu Preisen ab rund 55.000 Euro an den Start gehen.
Weitere MOTOR-TALK-News findet Ihr in unserer übersichtlichen 7-Tage-Ansicht
Bin selbst vor fünf jahren vom Vollintegrierten auf einen Kastenwagen von La Strada umgestiegen und habe diesen Schritt nie bereut. Die Verarbeitungsqualität rechtferzigen jeden Cent Mehrpreis zum Massenprodukt aus der P-Gruppe.
Was man beim Kastenwagen nicht vergessen darf, ist das Plus an Sicherheit. Jeder der schon mal gesehen hat, wie die Reste eines Pappmobils nach einem Unfall quasi zusemmengekehrt wurden, wird auch auf Kawa umsteigen.
Grüße
Das sind absolut klasse Fahrzeuge. Ich würde einen Mercedes bevorzugen.
Gruss
W.
Viel geiler als ein VW Bus!
Wolh der perfekte kompromiss aus Sparsamkeit , handlichkeit, Fahrleistungen und Innenraumgröße
Von wegen nicht alltagstauglich: Meine Nachbarn fahren seit Jahren nur Nugget auf Transit Basis. Allerdings machen die auch 90% aller Erledigungen mit dem Fahrrad. Der Transit kommt nur für große Einkäufe, längere Strecken oder Urlaube zum Einsatz. Aber dann ist es umso besser...der Urlaub beginnt quasi schon nach dem Einsteigen.
Solange man nicht gerade in engen Altstadtgassen einkaufen muss, ist man mit einem 6m-Ducato jederzeit alltagstauglich.
Yep!