Opel Grandland X 1.2 Turbo im Test: Alltagstest, Ausstattungen, Preise

Großes Opel-SUV mit kleinem Benziner

MOTOR-TALK

verfasst am Wed Apr 04 14:44:46 CEST 2018

Gute Gene für ein wichtiges Segment: Der Opel Grandland X basiert auf dem Peugeot 3008, dem „Car of the Year 2017“. Das Opel-SUV mit Dreizylinder-Benziner im Test.

Opel Grandland X: Das große SUV aus Rüsselsheim im Test
Quelle: ausblenden | Marlene Gawrisch
  • Opel Grandland X: Ab 24.000 Euro
  • Großes Kompakt-SUV mit Peugeot-Basis
  • Sparsamer Dreizylinder-Benziner
  • Faire Preise für Extras
  • Preisanstieg durch Otto-Partikelfilter: 300 Euro, derzeit nur für Handschalter

Berlin – Er übertreibt vielleicht ein bisschen. Mit seinem breiten Hintern, den riesigen Kunststoffteilen und dem „Turbo“-Schriftzug wirkt der Grandland X wie ein schweres, durstiges SUV. Ist er aber nicht. Klar, ein SUV ist er. Aber unter dem ausladenden Blech steckt eine schlanke Seele. Sein kleiner Dreizylinder muss nur 1.350 Kilogramm Leergewicht stemmen. Das schafft er locker.

Wir waren zwei Wochen lang ausgiebig mit dem großen Opel-SUV unterwegs. Wie sich der Grandland X mit dem derzeit einzigen Benziner schlägt, was er kann und wo seine Schwächen liegen, lest Ihr in der Detailwertung.

Abmessungen | Platzangebot | Karosserie

Empfehlenswert: Ergonomie-Sitze im Opel Grandland X
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Das Segment des Grandland X ist eines der umsatzstärksten. Mit knapp 4,50 Metern Länge gehört er zu den größeren Exemplaren der Kompakt-SUV – etwas kleiner als ein Mazda CX-5, fast genauso groß wie ein VW Tiguan mit kurzem Radstand. Motor und Getriebe sitzen quer im Opel. Diese Anordnung schafft Platz im Innenraum.

Vorn sitzt man gut und großzügig im Grandland X. Dahinter wird es vergleichsweise eng. Eine verschiebbare Rückbank bietet Opel nicht an. Die gibt es nur im kleineren Crossland X. Dem großen SUV bleiben ein Kofferraum auf dem Niveau eines Astra Sports Tourer (514 bis 1.552 Liter) und eine Idee zu wenig Kniefreiheit im Fond. Erwachsene sitzen trotzdem in beiden Reihen gut.

Innenraum | Verarbeitung | Materialien

Das Cockpit gestaltet Opel übersichtlich und ergonomisch. Für die wichtigsten Funktionen gibt es Tasten und Schalter, alles Weitere läuft über das Touchdisplay. Im oberen Teil gibt es weiche Kunststoffe mit hübschen Nähten, darunter hartes Plastik. Lenkrad und Schalthebel fassen sich wertig an und liegen gut in der Hand.

Fahrer und Beifahrer sitzen optional auf empfehlenswerten Ergonomiesitzen, die den Rücken entlasten. Bei der Anordnung der Schalter bleibt Raum für Verbesserungen. Die Taste für die Lenkradheizung sitzt mitten im Kranz für den Tempomaten. Und die Bedienung des Bordcomputers läuft über den Blinkerhebel – in Astra und Insignia ist das komfortabler gelöst. Unschön: Die Armlehne in der Fahrertür knarzte in unserem Testwagen.

Infotainment | Radio | Konnektivität

Großzügig und bequem: Die erste Sitzreihe mit Ergonomie-Stühlen
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Ein Radio mit Bluetooth-Schnittstelle gibt es serienmäßig im Grandland X. Für 500 Euro Aufpreis gibt es ein 7-Zoll-Touch-Display im Armaturenbrett. Smartphone-Integration mit den Standards Apple CarPlay und Android Auto gehören dazu. Ab der Ausstattungsvariante „Edition“ ist dieses System serienmäßig dabei, außerdem der Telematikdienst „OnStar“ mit WLAN-Hotspot.

Ein Navigationssystem („Navi 5.0 IntelliLink“) kostet ab „Edition“ faire 890 Euro Aufpreis (bei „Ultimate“: Serie). Ein großes Soundsystem, CD-Player und eine induktive Ladefunktion für Smartphones sind dabei. Mittlerweile wirkt das System veraltet. Grafiken, Funktionalität und Bedienung verdienen ein Update. Darüber tröstet auch die gute Funktionalität nicht hinweg.

Ärgerlich: Die Rückfahrkamera (ab 435 Euro) unseres Testwagens lotste uns stets schräg in die Parklücke. Die Hilfslinien wurden nicht gerade angezeigt und verließ man sich auf sie, verursachten sie eine diagonale Parkposition.

Assistenzsysteme | Sicherheit

LED-Lampen kosten Aufpreis. Matrixlicht gibt es nicht, aber eine Fernlichtautomatik
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Einen einfachen Tempomat mit Verkehrszeichenerkennung und Spurassistent gibt es serienmäßig im Grandland X. Ein adaptiver Tempomat kostet 800 Euro Aufpreis, ist aber nur für Dieselmodelle mit Automatikgetriebe verfügbar. Ein Frontkollisionswarner mit Gefahrenbremsung und Fußgängererkennung lässt sich erst ab „Edition“ konfigurieren. Ab „Innovation“ ist er serienmäßig dabei.

Sehr empfehlenswert: Die LED-Lampen leuchten die Straße ausgezeichnet aus. Leider gibt es für 1.350 Euro Aufpreis nur eine Fernlichtautomatik, kein Matrixlicht. Das gibt es bei Opel vorläufig nur in Astra und Insignia. Der Grandland X blendet den Gegenverkehr also nicht aus, sondern schaltet das Fernlicht ab. Bei weit entfernten Autos reagiert die Automatik zu langsam. Allein für die bessere Sicht lohnen sich die Scheinwerfer allemal.

Antrieb | Motor | Getriebe

Der 1,2-Liter-Dreizylinder ist der derzeit einzige Benziner im Opel Grandland X. In der zweiten Jahreshälfte 2018 folgt ein Vierzylinder mit 180 PS. Die Basis genügt im leichten SUV aber vollkommen. Der kleine PSA-Motor zieht kräftig genug aus dem Drehzahlkeller, ab knapp 2.000 Touren sogar recht souverän. Dabei benimmt er sich anständig – verheimlicht aber nicht, dass nur drei Kolben pumpen.

So richtig dynamisch fährt der Grandland X mit dem kleinen Verbrenner nicht. Zügig genug ist er trotzdem. Besonders angenehm: Der Dreizylinder schiebt selbst bei hohem Tempo stark genug die Vorderachse an. Allradantrieb bietet Opel nicht an. Der könnte langfristig im Grandland X Plug-in-Hybrid mit einer elektrischen Hinterachse folgen.

Passt erstaunlich gut: 1,2-Liter-Dreizylinder mit 130 PS, kombiniert mit einem manuellen Sechsganggetriebe
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Für die Fahrzeuggröße verhält sich der Benziner angenehm sparsam. Auf Kurzstrecken im Berliner Berufsverkehr bei kalten Temperaturen verbrauchte er knapp 9 Liter pro 100 Kilometer. Auf der Pendelstrecke ins Umland zeigte der Bordcomputer einen Durchschnittswert von 6,9 Litern. Auf flott gefahrenen Langstrecken (maximal 160 km/h) verbrauchten wir 9,2 Liter pro 100 Kilometer.

Strenggenommen ist unser Testwagen bereits veraltet. Wer jetzt einen Grandland X mit Benzinmotor bestellt, der bekommt einen mit Ottopartikelfilter serienmäßig. Damit erfüllt das SUV die Abgasnorm Euro 6d-Temp. In diesem Zug steigen allerdings die Preise. Der Basisbenziner kostet nun 300 Euro mehr als bisher. Die Automatikversion folgt später im Jahr und bekommt ein Getriebe mit acht Gängen. Der Mehrpreis: 850 Euro.

Bei den Selbstzündern gibt es ebenfalls Bewegung: Ein 1,5-Liter-Diesel mit 130 PS ersetzt den 120-PS-Diesel mit 1,6 Litern Hubraum, optional mit Acht- statt Sechsgang-Automatik. Der Peugeot 308 wurde bereits auf die gleiche Art umgestellt. Alle Diesel im Grandland X erfüllen künftig die Norm Euro 6d-Temp. Sie werden 400 bis 1.200 Euro teurer.

Fahrverhalten | Fahrwerk | Lenkung

Der Grandland X misst knapp 4,50 Meter. Damit zählt er noch zu den Kompakt-SUV
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Plattform und Fahrwerk übernimmt der Grandland X vom Peugeot 3008. Französische Gemütlichkeit verströmt das SUV trotzdem nicht. Einerseits, weil bei Peugeot längst flott und direkt abgestimmt wird. Andererseits, weil Opel seine Modelle selbst abstimmt. Das Fahrwerk gelingt komfortabel, aber straff. Schlechte Pisten und hohe Geschwindigkeit mag der Grandland nicht, dann federt er hölzern. Insgesamt stimmt aber das Gesamtpaket.

Die Lenkung arbeitet direkt und präzise. Rund um die Mittelstellung bleibt genug Spiel, sodass sie nicht nervös wirkt. Bei größeren Lenkwinkeln spürt man allerdings den hohen Aufbau des Grandland X. Dann neigt sich die Karosserie merklich zur Seite.

Ausstattung | Preis | Fazit

Der Opel Grandland X startet bei 24.000 Euro. Eine Wandlerautomatik mit sechs Gängen ist ab "Edition verfügbar" und kostet 2.300 Euro Aufpreis. Lohnenswert: die Ausstattung „Business Edition“ (ab 25.750 Euro). Sie enthält unter anderem das mittlere Infotainmentsystem, Ergonomiesitze, 17-Zöller, Parkpiepser und eine Rückfahrkamera. Es fehlt nur noch das LED-Licht.

Opel liefert ein stimmiges Gesamtpaket ab. Der Grandland X fährt komfortabel und sparsam, lädt ordentlich ein und kostet wenig. In der Basis unterbietet er den VW Tiguan (125 PS) um fast 3.000 Euro. Dem fehlt in dieser Konfiguration noch der Partikelfilter.

Die Serienausstattung ist nicht identisch, aber ungefähr vergleichbar. Radio, Klima, elektrische Fensterheber und Spiegel sowie die wichtigsten Sicherheitssysteme gibt es in beiden Autos serienmäßig. Der Tiguan fährt auf größeren Stahlfelgen, bietet eine verschiebbare Rückbank, einen automatisch abblendenden Innenspiegel, ein Lederlenkrad und eine Mittelarmlehne vorn.

Im Opel gibt es dafür Isofix auf dem Beifahrersitz, einen Berganfahrassistenten, Verehrsschildererkennung, Tempomat und LED-Lampen (außer Hauptscheinwerfer). Zudem kosten viele Extras im Opel weniger. Abstriche gibt es in einigen Details im Innenraum, beim fehlenden Allradantrieb und beim Platz im Fond.

Technische Daten Opel Grandland X 1.2 Turbo

  • Motor: 1,2-Liter-Dreizylinder-Turbobenziner
  • Leistung: 130 PS (96 kW) bei 5.500 U/min
  • Drehmoment: 230 Nm bei 1.750 U/min
  • Getriebe: Sechsgang manuell
  • 0 – 100 km/h: 11,1 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 188 km/h
  • Verbrauch: 5,1 – 5,4 l/100 km (NEFZ); mit Partikelfilter: 5,3 – 5,3 l/100 km (NEFZ)
  • Testverbrauch: 6,9 l/100 km
  • Abgasnorm: Euro 6b (Testwagen); Euro 6d-Temp (mit Partikelfilter)
  • Kofferraum: 514 – 1.652 l
  • Leergewicht (EU-Norm): 1.350 kg
  • Länge: 4,477 m
  • Breite: 1,856 m
  • Höhe: 1,609 m
  • Radstand: 2,675 m
  • Tankinhalt: 53 l
  • Anhängelast 1.350 kg (gebremst, 12% Steigung)
  • Basispreis Opel Grandland X: 24.000 Euro (mit Partikelfilter)
  • Preis Testwagen: 33.710 (wie gefahren); 34.010 Euro (mit Partikelfilter)

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Gar nicht so dick, wie er aussieht: Ausgerüstet mit dem Basisbenziner wiegt der Grandland X nur 1.350 Kilogramm inklusive Fahrer
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LED-Lampen kosten Aufpreis. Matrixlicht gibt es nicht, aber eine Fernlichtautomatik
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Der Grandland X misst knapp 4,50 Meter. Damit zählt er noch zu den Kompakt-SUV
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Die Rückfahrkamera soll gegen die schlechte Übersicht nach hinten helfen. Tut sie aber nicht - das Display irritiert mit falschen Hilfslinien
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Typisch SUV: Hohe Ladekante, schmale Öffnung, aber viel Platz
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Die LED-Lampen kosten 1.350 Euro Aufpreis
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Passt erstaunlich gut: 1,2-Liter-Dreizylinder mit 130 PS, kombiniert mit einem manuellen Sechsganggetriebe
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Großzügig und bequem: Die erste Sitzreihe mit Ergonomie-Stühlen
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Handschalter mit langen Wegen und mäßiger Präzision: Fühlt sich ein bisschen an wie vor 20 Jahren
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Übersichtliches Cockpit mit wenigen Schaltern. Kurios: Der Knopf für die Lenkradheizung liegt im Bereich der Tempomat-Bedienung
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Empfehlenswert: Ergonomie-Sitze im Opel Grandland X
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Hinten bietet die Konkurrenz bei gleichen Maßen mehr Platz. Für Erwachsene reicht es trotzdem
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Ein bisschen Peugeot im Opel Grandland X: Bei vielen Elementen nutzt der PSA-Konzern eine Gleichteilstrategie, etwa bei den Bedieneinheiten der Fensterheber
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