Umstieg auf den Schienenverkehr: Grüne wollen Fahrplanänderung bei der Bahn
Grüne fordern "Deutschland-Takt" bei der Bahn
Die Grünen haben eine Idee, wie mehr Menschen zum Umstieg auf den Schienenverkehr bewegt werden könnten: Ein "Deutschland-Takt" soll Fahrtzeiten der Züge besser miteinander harmonieren lassen.
Berlin - Die Grünen wollen Bahnfahren attraktiver machen und fordern dazu einen "Deutschland-Takt". "Durch bessere Umsteigemöglichkeiten und Reisezeitreduzierungen wird die Attraktivität des Bahnfahrens erhöht, mit dem Ziel, deutlich mehr Fahrgäste für das System Schiene zu gewinnen", heißt es nach einem Bericht der "Passauer Neuen Presse" (Samstag) in einem Antrag, den die Grünen im Bundestag zur Abstimmung stellen wollten. "Einen wichtigen Beitrag kann die Einführung des Deutschland-Taktes leisten."
Das System sieht den Angaben zufolge etwa so aus: Züge mehrerer Linien fahren quasi gleichzeitig in wichtige Knotenbahnhöfe ein. Nach einer ausreichenden Umsteigezeit verlassen die Züge den Bahnhof wieder. Das Bundesverkehrsministerium habe zuletzt erneut ein Gutachten zu diesem Thema ausgeschrieben, so die Zeitung.
Die Grünen werfen Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) schwere Versäumnisse vor. Dobrindt habe keine Strategie in der Bahnpolitik, sagte Matthias Gastel, Bahn-Experte der Grünen-Bundestagsfraktion. "Wenn es um die Bahn geht, soll es der Bahnkonzern noch immer von selbst richten." Das reiche aber nicht. Die Bundesregierung müsse selbst mit anpacken, damit die Bahn wieder attraktiver werde.
Ein "Deutschland-Takt" werde nicht mit einem Fahrplanwechsel umsetzbar sein, sondern in mehreren Etappen, so Gastel. Gerade der ländliche Raum werde profitieren, da Regional- und Fernverkehr noch immer nicht passgenau aufeinander abgestimmt sei.
Ja, ich erlebe es auch regelm. dass die Abstimmung beim Takt Mist ist, aber auch bei Bussen gibt's das Problem. Bzw. um bei der Bahn zu bleiben: Gibt 100%ig massive Zielkonflikte, sodass das weitgehend ein eher leeres Versprechen sein wird!
Beispiel 1: Ost-West-Bummelzug-Verbindung zwischen zwei Schnellzug Nord-Süd-Strecken. Da kann man doch den Bummelzug nur mit einer der beiden Nord-Süd-Strecken vertakten ohne dass es irgendwo massive Zwangspausen gibt oder man viel zu früh da ist. Sprich spätestens Leute die von einem Schnellzug zum Anschluss-Schnellzug gebracht werden wollen haben ein Problem. Bzw. wenn man für jede Richtung je einen Bummelzug mit einem Schnellzug vertaktet, reicht die Auslastung wahrsch. nicht oder es passt nicht mit Schülerzeiten.
Beispiel 2: Ein Schnellzugstreckenabschnitt hat 3-4 ICE-Bhf. und dazwischen viele Regional-Bhf. Die ICE sind logischerweise viel schneller als die Regional-Züge.
Problem 1: Der ICE kann den Regional-Zug bei 2spuriger Strecke nur in einem Bhf. überholen. Und Güterzüge gibt's auch noch...
Dazu ähnliche Probleme wie bei Beispiel 1.
Und solange der Bahntakt so sehr auf Kante genäht ist, dass die kleinste Verzögerung massive Folgen hat, ist das Vorhaben eh eher für'n Arsch!
Oft ist man schon wg. der Umwege bzw. der Umsteigezeiten mit dem Auto deutlich schneller am Ziel als mit dem ÖPNV...
Außerdem weiß ich nicht, was daran gut sein soll, mehr Leute dazu zu bringen Fahrzeuge mit hohem Feinstaubausstoß und verglichen mit dem Straßenverkehr sicherlich mieseren Abgasnormen zu benutzen, die meist recht große Umwege fahren (abseits der Schnellzugstrecken fahren bei uns praktisch nur Diesel-Triebwagen, auch da wo die Strecke komplett elektrifiziert ist, die zudem noch komplett untauglich für Fernreisende sind).
Die sollten lieber mal ein paar Fernzüge mehr auf den Ost-West-Verbindungen fahren. Bei uns wurde der letzte (1x/Tag hin und spät abends wieder zurück) vor ein paar Jahren eingestellt, obwohl da spätestens am 3. Zwischenhalt die 2. Klasse komplett voll war.
notting
Die "Grünen" sind unwählbar. Was fällt denen denn noch alles ein? Flächendeckend 30er-Zonen, auf Autobahnen max. 120, besser noch nur 80 K/MH und einen autofreien Sonntag im Monat. Benzinpreis anheben auf 3 € pro Liter usw.
So eine ideale Umsteigebeziehung geht aber immer nur an den wichtigsten Knotenpunkten. Am nächsten, etwas unbedeutenderen Bahnhof, sind die Zeiten wieder für den Arsch ohne das nicht mind. 1 Zug 1 h warten müsste.
Desweiteren sind Fahrpläne durch die Privatisierung eh immer mehr für den Arsch, da die Bahn immer mehr Strecken abgeben muss. Wo früher 1 Fahrkarte gereicht hat, braucht man heute 3 für 3 verschiedene Bahnbetreiber.
Die Grünen sollten lieber mehr P+R Parkplätze und öffentliche Parkhäuser fordern. Keiner fährt Bahn wenn er ewig einen Parkplatz sucht oder dafür mehr zahlt als für die Bahnreise selbst.
Erstmal Pünktlichkeit wie in Japan, dann kann man über Taktung Reden.
Was hat die Bahn mit deinen angesprochenen Themen zu tun? Einfach lächerlich. Wenn die Bahn verbessert wird ist das doch nichts schlechtes. Niemand wird desshalb gezwungen mit der Bahn zu fahren.
Kann ich bei uns nicht bestätigen. Der Anschlusszug des lokalen Bummelzugbetreibers ist bei uns immer im normalen DB-Ticket mit drin wo es Sinn macht/machen könnte. Nix Cityticket, wird behandelt wie wenn der Bummelzug von der Bahn wäre, darf sogar einen Umweg mit dem Bummelzug fahren, wenn ich damals den IC für den direkten Heimweg spontan nicht nehmen konnte und deswegen erst an der Abzweigung vorbeifahren musste um einen ICE-Bhf. zu erreichen und dann mit dem Bummelzug zurück und "abgebogen".
Was doof ist, sind Tarifverbund-überschreitende Fahrten und davon gibt's hier recht viele (im Schnitt pro ICE-Bhf. ein Tarifverbund). Kompliziert und/oder teuer (insb. wenn man den DB-Tarif nimmt, da sind dann die Busse meist nicht drin, die man oft auch noch braucht).
notting
Es ist ein recht häufiges Argument, dass man den ÖP(N)V nur attraktiver machen kann, in dem man das Auto unattraktiver macht, daher kommt IMHO der Zusammenhang.
notting
Was ich beim Querlesen verschiedener Artikel dazu noch nicht finden konnte:
Wenn wirklich ganz viele Zügen genau zeitgleich los fahren: Was bedeutet das für das Stromnetz?
Bereits jetzt hat man im Netz mehr und mehr Probleme Lastspitzen gegen zu regeln, da man die dafür notwendige schnelle Netzfrequenzänderung auch von der Leistung her vorhalten muss, wenn diese nicht gebraucht wird.
Also produzieren die Grünen doch hier mit ihrem Vorschlag noch mehr der Probleme, gegen die sie an anderer Stelle lautstark wettern - = überschüssige Kraftwerksleistungen (nicht "erneuerbare Energieträger") für Spitzenlasten vorhalten, anstatt eine möglichst gute Lastverteilung / gleichmäßigen Verbrauch zu fördern.
Oder habe ich einfach das Problem nicht verstanden?
Btw: Von Göttingen nach Köln und umgekehrt mit dem Zug? Nein Danke, so lange es keine Direktverbindung gibt und ich nicht auch noch mit Bus und Bahn und Gepäck am Arm zick-zack durch die halben Städte muss.
Inkl Sicherheitspuffer bin ich gut 2 Stunden länger unterwegs, als mit dem Auto (und bei vier Personen im Auto auch nicht viel umweltschonender).
...ja so läuft das im Güterverkehr z.B. am Beispiel der Post... das Zeug wird im Vorlauf eingesammtelt, in ein paar Depots deutschlandweit sortiert, dann fährt im Hauptlauf von jedem zu jedem Depot ein oder wenns mengenmäßig nicht reicht auch mehrere LKWs und im Nachlauf wird das Zeug von den Depots aus wieder verteilt.
Ich frage mich nur wie das bei der Bahn funktionieren soll... guckt man sich so ein Verteilzentrum ausm Straßen-Güterverkehr an, dann gibts dort immer nicht nur 5, 10 oder vielleicht 20 Rampen, da gibts 50 bis zu ein paar hundert Rampen, wo LKWs andocken können.
Wenn alle gleich getaktet werden und alles Züge gleichzeitig in einem Bahnhof sein sollen, dann werden 5 oder 10 Gleise und Bahnsteige nicht ausreichen... verdammt, was haben die vor, wie groß wollen die die Bahnhöfe ausbauen.
Und auch die Strecken, der Vorteil im Straßenverkehr ist, dass eine Unzahl von LKWs, Fahrzeugen gleichzeitig -verglichen mit dem System Bahn- mit minimalem Abstand zu unterschiedlichsten Zielen fahren können... wie soll das gehen, die meisten Bahnhöfe haben nicht mal Gleisanschlüsse in alle 4 Himmelsrichtungen, ofts sind gar noch Kopfbahnhöfe, wie z.B. Frankfurt... wie soll das logistisch gehen, dass da 10, 20, 30 oder mehr Züge gleichzeitig einfahren können.
Was nur ein Zug zuviel gleichzeitig auf einem Gleis anrichtet konnte man ja unlängst sehen... aber die Bahn kriegt das dann schon hin, die schicken dann bestimmt Busse, die als Ersatzverkehr die Leute mit den Bahntickets auf der Straße transportieren... https://www.youtube.com/watch?v=MgZGj05R_Bs
Da reicht auch die SBB. Im Unterschied zur DBAG, die völlig auf Verschleiß und Gewinn fährt, fühlt die SBB sich noch ihrem obersten Ziel verbunden: pünktlicher, zuverlässiger, menschenwürdiger Transport bis ins kleinste Nest.
Naja... der "alte" Stuttgarter Bahnhof hat 16 Gleise soweit ich mich erinnere... der neue unterirdische soll glaube ich nur noch 8 haben, dafür sollen dort Züge hintereinander halten können, was wohl weder die Übersichtlichkeit erhöht, noch die Möglichkeit bietet im Sinne eines Taktfahrplans auf andere Züge warten zu können, weil der vordere Zug den hinteren natürlich blockiert. War ja nur einer der vielen Kritikpunkte an dem unterirdischen Konzept Stuttgart 21
In der Tat.
Ich hab den Artikel gar nicht gelesen, ehrlich gesagt.
Bei "Grüne fordern ...." schalte ich schon ab.
Die Grünen sollten mehr DENKEN und weniger fordern. Oder Grünstreifen bepflanzen, das können sie auch.
Wahre Worte. In der Schweiz sind die öffentlichen Verkehrsmittel wirklich gut organisiert.
Auch in D ist die Forderung nach einem Deutschland-Takt eigentlich ein alter Hut. So etwas hört man seit über dreißig Jahren. Davon ab hat die Bahn fast auf allen Strecken schon einen Stundentakt. Problematisch sind halt die Punkte Anschlüsse und Pünktlichkeit, da liegt vieles im Argen.
In der Schweiz beispielsweise werden Neu- oder Ausbaumaßnahmen von vornherein so geplant, dass etwaige Fahrzeitgewinne so ausfallen, dass die Anschlüsse klappen. In Deutschland baut man irgendwas nach dem Motto "Hauptsache so schnell wie möglich". Betriebssicherheit und die Vorhaltung von Puffern und Reserven: Fehlanzeige. Bestes Beispiel: Stuttgart 21. Dieser Bahnhof wird eine Katastrophe, der hat viel zu wenig Gleise. Und hinterher kommen dann die Manager mit irgend einem Aktionismus und rechnen einem vor, dass die Pünktlichkeit wieder besser geworden sei.
Wie so etwas funzt, möchte ich anhand eines Beispieles mal erläutern:
In der Nähe meines Wohnortes gibt es einen Abzweigbahnhof, wo eine Nebenlinie mit einer S-Bahnstrecke verknüpft wird. Die Leute sollen dort in die S-Bahn umsteigen, fahrplanmäßige Umsteigezeit: Vier Minuten.
Wenn nun die Nebenlinie vier Minuten Verspätung hat, dann wartet die S-Bahn häufig nicht. Die Umsteiger legen umsonst einen Spurt hin und sehen doch nur die Rücklichter der S-Bahn. Sie müssen dann eine Bahn später nehmen, Zeitverlust mindestens 15 Minuten.
Aber das beste: In der Statistik taucht ihr Nebenbahnzug als "pünktlich" auf, denn bis zu fünf Minuten Verspätung ist gleich "pünktlich". Der Anschluss ist trotzdem weg.
Der echte Schildbürgerstreich kommt aber noch: Nachdem Öffentlichkeit und Presse auf diese chronischen Missstände aufmerksam wurden, ging man daran, "Abhilfe" zu schaffen. Das läuft ganz toll: Der Verkehrsverbund hat allen Ernstes ein "Konzept" ausgearbeitet, nach dem künftig Umsteigezeiten von 18 (sic!) Minuten als Standard kalkuliert werden sollen.
Dann sind die Fahrgäste unter Einberechnung des Umsteigevorgangs pünktlich und das Problem ist rein statistisch gelöst.
Verbesserung für die Fahrgäste: Keine. Die Situation wird sogar schlechter, denn heute sind ja immerhin einige Züge pünktlich, sodass in diesen Fällen die Umsteigerei mit vier Minuten Puffer funzt. Die "Problemlösung" läuft im Prinzip auf eine Verlängerung der fahrplanmäßigen Fahrzeit um 15 Minuten hinaus. Über die Zukunft wird noch diskutiert und eine endgültige Entscheidung ist noch nicht gefallen, aber Schilda lässt grüßen. 🙄
Dabei gibt es einige Stellschrauben, an denen man drehen könnte: Die eingesetzten Dieseltriebwagen sind unzuverlässig und bleiben oft liegen. Die vorgehaltenen Ersatztriebzüge verfügen über schlechte Beschleunigungswerte - Verspätungen sind dann programmiert. Kreuzungsbahnhöfe sind an der eingleisigen Strecke nicht genügend vorhanden; wenn eine Bahn Verspätung hat, überträgt sie diese auf alle entgegenkommenden Züge. Ein durch und durch krank konzipiertes System, dabei wurde die Strecke vor gut 20 Jahren mit hohem Aufwand modernisiert, nur eben nicht praxisgerecht, denn sowas kann Deutschland nicht (mehr).
Und wenn der Betrieb gestört ist, fehlt es an Informationen für die wartenden Fahrgäste. Da gibt es in der Theorie zwar schöne Anzeigetafeln, aber was nützt es, wenn diese nicht aktualisiert werden?
So läuft das in deutschen Landen mit dem ÖPNV. 😉