Bundesrats-Initiative fordert härtere Bestrafung für Unfall-Gaffer
Härtere Strafen gegen Schaulustige
Das Land Niedersachsen verschärft die Gangart gegenüber Schaulustigen bei Unfällen. Über eine Bundesratsinitiative soll das Gaffen unter Strafe gestellt werden.
- Handy-Aufnahmen am Unfallort sollen verboten werden
- Verbreitung solcher Aufnahmen soll unter Strafe stehen
- Polizei soll am Unfallort Handys beschlagnahmen dürfen
Hannover - Als Konsequenz aus einer Rangelei nach einem schweren Unfall bringt Niedersachsen am Freitag eine Gesetzes-Initiative gegen sogenannte Gaffer im Bundesrat ein. In Bremervörde war im Vorjahr ein Auto in eine Eisdiele gekracht, ein zweijähriger Junge und ein 65 Jahre alter Mann starben. Bei den Rettungsarbeiten kam es zu Handgreiflichkeiten mit Gaffern. Für die Polizei sei das Phänomen ein Riesenproblem, kritisierte danach der niedersächsische Chef der Polizeigewerkschaft GdP, Dietmar Schilff.
Das Behindern von Rettungskräften sowie das Aufnehmen von Fotos und Videos von Unfallopfern will Niedersachsen daher künftig unter Strafe stellen. In der Initiative regt die rot-grüne Landesregierung eine Änderung des Strafgesetzbuches an, der Entwurf sieht in solchen Fällen Geld- oder Haftstrafen bis zu einem Jahr vor.
Opfer müssen geschützt werden
Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) sprach von Scham- und Rücksichtslosigkeit, mit denen Schaulustige oft auf den Persönlichkeitsrechten von Opfern herumtrampelten. "Es ist abstoßend und abscheulich, wenn verletzte oder tote Menschen fotografiert, begafft und gefilmt werden. Schlimmstenfalls werden Einsatzkräfte, die dabei sind Menschenleben zu retten, sogar bedroht und behindert - und das nur, um als Gaffer einen besseren Blick auf die Opfer zu erhaschen", sagte Pistorius der Deutschen Presse-Agentur.
Die Bilder dann auch noch ins Internet zu stellen und über soziale Medien zu verbreiten, sei aus seiner Sicht "schlichtweg obszön". Der Staat müsse sich schützend vor die Opfer stellen und schon den Versuch bestrafen, Unfallopfer abzulichten.
Gegen das Gaffertum haben einige Bundesländer auf Sichtschutzwände gesetzt, die vor dem Unglücksort aufgestellt werden. Sie sollen die Opfer vor Blicken und Handy-Kameras schützen. Mit dem Gesetzentwurf soll die Verbreitung bloßstellender Bilder von Verstorbenen, ebenso wie von Aufnahmen am Unfallort unter Strafe gestellt werden. Polizisten soll es zudem möglich sein, die Handys von Schaulustigen einzusammeln.
In Niedersachsen macht die Polizei schon heute Ernst mit dem härteren Vorgehen gegen Gaffer. Nach einem schweren Unfall auf der A1 im Kreis Harburg hat die Polizei im September 2015 Anzeige gegen neun Gaffer erstattet. Sie hatten am Steuer mit Handykameras Bilder gemacht. Beamte der Autobahnpolizei hatten den Verkehr genau beobachtet und die Schaulustigen identifiziert.
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Richtig, die Leute sollen nicht gaffen, sondern einfach bei Facebook online gehen. Da wurde doch letztens so eine Facebook app entwickelt, wo die verunfallten Notruf abschicken können samt Fotos usw. Also Leute statt beim Unfall zu gaffen, einfach während der Fahrt bei Facebook den Unfall anschauen 😆
Schön, dass die Polizei in diesem Fall mit genug Personal vor Ort war, um sich dem Problem anzunehmen.
In den allermeisten Fällen ist es aber so, dass gerade in der Anfangsphase, wenn noch Verletzte zu versorgen sind und es für den Gaffer wirklich was zu gaffen gibt, die Rettungskräfte (inkl. Polizei) anderes zu tun haben, als sich um die Gaffer zu kümmern. Und Stellwände sind dann auch noch nicht vor Ort, deren Transport an die Unfallstelle und das Aufstellen hat nicht die oberste Priorität.
Ich finde es gut, dass das Problem erkannt wird und etwas getan werden soll. Ich fürchte nur, an der Umsetzung mangels Personal wird es hapern...
Ein wirkungsvoller Ansatz wäre es, die Veröffentlicher solcher Bilder und Videos zu bestrafen, sofern diese nicht die schriftliche Genehmigung sämtlicher Unfallbeteiligter vorlegen können. Das könnte man nämlich auch im Nachhinein machen.
Mal ehrlich ...und jeder schaut doch, wenn was passiert ist. Jeder hat von Natur aus Augen zum beobachten !!!
Wegschauen, das kann man auch auf andere Situationen übertragen, ist doch die Wahrnehmung zu ignorieren.
Vielleicht kann man helfen und nicht die Augen verschließen. Immer diese heuchlerischen Pauschalaussagen.
Im Weg rumstehen und behindern ist was anderes, klar.
Wer will dies entscheiden ? Es ist immer wieder erstaunlich, wie die Medien dieses Thema hochstilisieren.
Wenn dann gaffen sie doch und laufen mit Kameras umher, um die beste Perspekpektive zu erhaschen.
Ja, ja, jetzt kommt als Argument die geforderte Berichterstattung für das Volk. Um erhöhte Auflagen zu erreichen ?!
Kommerz lass nach, du bist ...
Das die Leute sich nicht selbst blöd dabei vorkommen ist mir ein Rätsel.
Natürlich schaut jeder hin, wenn es was zu sehen gibt. Manch einer hilft dann sogar...
Aber die "Qualität" der Gaffer hat sich doch in den letzten Jahr(zehnt)en deutlich zum Schlechteren verändert. Das konnte ich in meinen mittlerweile 26 Feuerwehrdienstjahren deutlich beobachten.
Früher haben sich die Gaffer einigermaßen an die Absperrgrenzen gehalten, Anweisungen befolgt und Platz gemacht, wenn dies notwendig war. Mittlerweile fehlt es teilweise an jeglichem Respekt, da werden Einsatzkräfte weggestoßen um eine bessere Sicht zu erlangen etc. Dazu kommt noch das Problem der Handybilder und -Videos, das gab es halt früher überhaupt nicht.
Von daher ist es kein hochstilisieren sondern bittere Realität, dass hier entsprechend dagegen gehalten werden muss. Alleine an der Wirksamkeit der diskutierten Maßnahmen habe ich meine Zweifel.
Ich wäre dafür ein Bußgeld von 10 000,- € oder alternativ 6 Monate Haft als Strafe im Gesetz fest zu schreiben.
Ich glaube, dann gibt es keine Gaffer mehr und ebenso keine Bilder/Videos.
Vielleicht noch ein paar Neureiche.
Ja, hier schätze ich die Realsierbarkeit (von der Personalstärke her betrachtet) deutlich höher ein als bei zusätzlichem Aktionismus am Unfallort.
Die gleichen die heute alles entscheiden, mit teils dünner Beweislage und was noch schlimmer ist,
mit nicht selten kühnen Hypothesen bzw. sehr groben Modellen der Wirklichkeit gegossen in irgendwelche §en.
Du fragst das auch so als wäre es eine neue Absurdität, dabei ist es doch ganz üblich,
auch heute erlauben sich schon welche Dinge zu beurteilen und nicht immer besonders sachlich.
Bin wirklich mal gespannt wie dieses ominöse "Gaffen" definiert wird
und wie das praktisch gehandhabt wird.
Eigentlich haben wir doch alles was es braucht, stellt sich einer Rettungskräften vor die Nase und will nicht weg, dann kann man heute schon bestrafen. Auch Gesichter irgendwelcher Verletzter oder überhaupt von jemanden darf man nicht veröffentlichen...
Muss also wohl um mehr gehen, na dann bin wirklich mal gespannt auf was sie das noch ausweiten werden. Wenn schon alles störende verboten ist, wird die Ausweitung ja nur in harmlose Verhalten eingreifen können. Es sei denn das Gesetz fasst nur andere zusammen und legt ggf. etwas Strafhöhe nach, gut, dann wäre es nur eine recht harmlose Papierverschwendung.
"Aufnahmen am Unfallort unter Strafe gestellt werden"
Gilt das für alle, also auch hauptberufliche Reporter ?
So wie es hier uneingeschränkt aufgeschrieben wurde, ja.
Übrigens ist die eingeschaltete dashcam auch eine "Aufnahme am Unfallort",
na dann hoffen wir mal dass keiner mit entsprechenden Gerät am Unfall vorbei kommt.
Ich hoffe auch dass keiner derjenigen die eben so laut gebellt haben und noch werden so ein Gerät hat,
also ich hoffe es für die Personen weil sich lächerlich machen ist natürlich nicht so toll.
In einer infantilen, narzisstischen Selfiegesellschaft muss man damit rechnen.
Da werden dann auch Selfies mit den Unfallopfern gemacht....
@ gauczo: Gerade von der anderen Fahrtrichtung aus kann man überhaupt nichts tun, gerade wenn der Rettungsdienst schon da ist, außer Stau zu verursachen.
Im Straßenverkehr muss man seine Instinkte und Gefühle auch mal unterdrücken können.
Die Leute haben heutzutage einfach vor nichts mehr Respekt. Die eigene Gier nach Sensationen steht teilweise über Menschenleben.
Die zahlreichen, sensationsgeilen Journalisten machen es doch jeden Tag vor, wie man mit allen erlaubten und illegalen Tricks ein paar Bilder schießen und evtl. teuer vermarkten kann.
Das ganze läuft dann natürlich unter der unantastbaren Pressefreiheit.
Beim kleinen Mann möchte man jetzt die Daumenschrauben anlegen.
Bei Journalisten ist es deren Job, Informationen zu sammeln und zu verbreiten. Ein seriöser Journalist würde auch niemals Einsatzkräfte behindern, Anweisungen nicht beachten oder Persönlichkeitsrechte von Betroffenen missachten. Ausnahmen bestätigen die Regel: klick und klick.
Und das hoffentlich eng und schmerzhaft. Der kleine Mann hat innerhalb des Absperrbereiches von Einsatzstellen nichts verloren. Er hat auch keine Bilder von Verletzten zu machen, um sich daran aufzugeilen. Dafür gibt es Splatterfilme in Videotheken. Er hat gefälligst außerhalb des Absperrbereiches zu bleiben, wenn er schon gaffen muss niemanden, weder Einsatzkräfte noch intelligentere Verkehrsteilnehmer, zu behindern und schon gar keine Aufnahmen zu machen.
bankräuber oder mörder werden auch bestraft...und trotztem gibt es eine menge davon