Classic Driving News
Harley bis Zafira - Fremdentwicklungen von Porsche
Porsche baut nicht nur erfolgreich Sportwagen, die Zuffenhausener haben sich über die Jahrzehnte hinweg mit Fremdentwicklungen auch den Ruf eines vielseitigsten Ingenieurdienstleisters erworben.
Dieses Porsche-Geschäftsfeld, das heute unter dem Dach der Porsche Engineering Group im Entwicklungszentrum in Weissach betrieben wird, geht auf die älteste Vorgängergesellschaft der heutigen Porsche AG zurück. Ferdinand Porsche hatte am 25. April 1931 in Stuttgart ein Konstruktionsbüro mit dem Namen "Dr. Ing. h.c. F. Porsche Gesellschaft mit beschränkter Haftung, Konstruktion und Beratung für Motoren- und Fahrzeugbau" gegründet und ins Handelsregister eintragen lassen.
Porsche: 30 Jahre Entwicklungserfahrung
Doch schon in den 30 Jahren davor konnte Ferdinand Porsche mit seinen Entwicklungen überzeugen. Ob Lohner Porsche Mixte als Vorläufer aller modernen Hybridmodelle, Allradantrieb und die Vierradbremse - Porsche zeigte sich innovativ. Später entwickelte Ferdinand Porsche als Technischer Direktor bei Daimler unter anderem den ersten Mercedes-Benz mit Achtzylindermotor und die kompressoraufgeladenen Sport- und Rennwagen mit den Namenskürzeln "S" (Sport), "SS" (Super Sport) und "SSK"? (Super Sport Kurz). Im Januar 1929 verließ er die Daimler-Benz AG. Nach einem kurzen Intermezzo bei den österreichischen Steyr-Werken kehrte er zum Jahresende 1930 nach Stuttgart zurück und gründete in der Kronenstraße 24 ein eigenes Konstruktionsbüro.
Der Auto Union-Rennwagen und der VW Käfer entstehen
Bereits im ersten Jahr entwickelte Porsche für den Automobilhersteller Wanderer eine Sechszylinder-Mittelklasselimousine sowie einen neuen Reihen-Achtzylindermotor. Es folgten eine Schwingachse für die Horch-Werke Zwickau und ein im Auftrag der Zittauer Phänomen-Werke konstruierter luftgekühlter Fünfzylinder-Sternmotor, der für den Antrieb von Lastwagen vorgesehen war. Daneben entwickelte Porsche für Zündapp einen Kleinwagen und meldete 1931 das Patent zur Drehstabfederung an.
Im Frühjahr 1933 erhielt Ferdinand Porsche von der Auto Union den Auftrag, nach den Regeln der neuen 750-kg-Rennformel einen 16-Zylinder-Rennwagen zu entwickeln. Mit Fahrern wie Bernd Rosemeyer, Hans Stuck oder Tazio Nuvolari wurde der zwischen 1934 und 1939 stetig weiterentwickelte Auto Union-Rennwagen zu einem der erfolgreichsten Rennfahrzeuge der Vorkriegszeit.
Nebenbei entwickelte Porsche für NSU einen Kleinwagen mit einem im Fahrzeugheck liegenden, luftgekühlten Vierzylinder-Boxermotoren und Drehstabfederung - den Typ 32. 1934 bewarb sich Porsche um den Bau eines "Deutschen Volkswagens".
Für die Daimler-Benz AG wurde neben der Entwicklung technischer Motorkomponenten für die Mercedes-Silberpfeile in den Jahren 1937 bis 1939 der Typ 80 genannte Hochgeschwindigkeits-Rekordwagen konstruiert. Der im Auftrag der Deutschen Arbeitsfront (DAF) entwickelte landwirtschaftliche Klein-Schlepper Typ 110 mit luftgekühltem Zweizylindermotor wurde zur Grundlage des späteren Volkstraktors und die nach dem Zweiten Weltkrieg produzierten Porsche Diesel-Schlepper.
Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges entstanden auf Basis des Volkswagens weitere Fahrzeugtypen, die zur militärischen Nutzung vorgesehen waren. Zudem entwickelte Porsche verschiedene Panzerfahrzeuge.
Im Juli 1947 begannen in Eigenregie die Konstruktionsarbeiten am Typ 356 "VW-Sportwagen". Am 8. Juni 1948 war der Prototyp des Porsche 356 mit der Fahrgestellnummer 356-001 fahrbereit. Dies war die Geburtsstunde der Sportwagenmarke Porsche. Die Produktion der heckgetriebenen Coupé- und Cabriolet-Versionen des 356 lief noch in der zweiten Jahreshälfte 1948 an. Nach der Rückkehr nach Stuttgart im Jahr 1950 begann die serienmäßige Produktion dieses Sportwagens.
VW ist wichtigster Porsche Entwicklungskunde
Trotz dieses erfolgreichen Starts als Fahrzeughersteller blieben Aufträge aus dem Bereich der Kundenentwicklung weiterhin fester Bestandteil des Leistungsumfangs des Unternehmens. Wichtigster Auftraggeber war bis in die 70er Jahre die Volkswagen AG, mit der seit 1948 ein umfangreicher Kooperationsvertrag bestand. Zahlreiche Detailverbesserungen wurden für den VW Käfer erarbeitet, der in Wolfsburg gegen eine an Porsche gezahlte Lizenzgebühr von 5 DM pro Fahrzeug produziert wurde. 1969 folgte der VW Porsche 914 und als Folgeprojekt im Jahr 1976 der von VW abgelehnte Entwicklungsauftrag EA 425, der dann als Porsche 924 in Serie ging.
Das Entwicklungsspektrum umfasste nahezu alle Bereiche der Motorisierung im zivilen und militärischen Bereich. Umfangreiche Aufträge der Deutschen Bundeswehr wurden ebenso durchgeführt wie automobile Zukunftsstudien des Bundesministeriums für Forschung und Technologie. Ebenso wurden zahlreiche andere Automobilhersteller mit Entwicklungsdienstleistungen unterstützt. So unterstützte man Opel bei der Entwicklung des Zafira, baute für Harley-Davidson einen modernen V2-Motor, entwarf das Design für Linde-Gabelstapler, konzipierte einen Kleinwagen für den chinesischen Markt, entwickelte einen Vierzylinder für Seat, brachte dem Lada Samara das Laufen bei, fertigte einen erfolgreichen Formel 1-Motor, brachte für Audi den RS2 an den Start und fertigte für Mercedes den 500 E. Aber auch die Erprobung der Sturmfestigkeit von Zelten und die Verfeinerung des Airbus-Cockpitdesigns stehen auf der Liste der Porsche-Entwicklungsabteilung.
Quelle: Motor Klassik
Im Porsche Museum Stuttgart gibt es eine eigene " Ecke" für diese Fremdentwicklungen. Sehr interessant das Ganze.
Ich denke die Porsche- Entwickler müssen ab und zu mal was anderes machen da sie an den eigenen Produkten gerade in puncto Design nicht viel Verändern dürfen.
Weiß man genauers zu dem Vierzylinder der für Seat gebaut wurde? Der sollte doch Top- Fahrleistungen bringen, Oder?
Hallo,
soweit ich weiss, war auch GM Kunde: Der R6 aus dem Epica soll angeblich mit von Porsche entwickelt worden sein.
Wenn die eine eigene Abteilung / Tochterfirma für solche Sachen haben macht das auch Sinn. Ist ja auch nicht ganz billig mal eben so einen neuen Motor zu entwickeln....
Gruß
Wanderer
Soweit ich es in Erinnerung hab, wurde dieser Motor im ersten Seat Ibiza verwendet (1,5 ltr. Hubraum, 85PS).
Auf dem Zylinderkopf steht "Porsche Engeniring" oder "Designd by Porsche"?
Der Motor (System Porsche-Motor) wurde von 1984–1993 im Seat Ibiza verbaut,war aber von der Leistung mit 1,2 L/60PS - 1,7L/103PS nichts besonderes.
doppelt 😱
Ich habe in nem Artikel gelesen, dass Porsche nicht nur an Autos entwickelt. In den 70er Jahren wurde für den Traktorhersteller IHC die XL Kabine entwickelt. Ich kenn die Kabine zu gut. Und man muss eins sagen, für die Möglichkeiten, die man damals hatte, ist diese Kabine Super gemacht, gerade in Bezug auf dei Ergonomie. Man kommt bequem an die Hebel. Neuere Schlepperkabinen sind da teilweise nicht so Benutzerfreundlich, obwohl die Elektronik heute die besseren Möglichkeiten bietet.
Hab nen Ibiza mit dem 1,2liter als Einspritzer. Hat damit 71PS/ 52KW
Zum mitschwimmen auf der Autobahn reicht er vollkommen. Aber wer denkt, er hätte nen getarnten Sportwagen, weil da Porsche auf dem Motorblock steht, liegt falsch.
Aber der Ibiza ist ja auch nur ein Kleinwagen, von daher dürfte die Entwicklungsabteilung von Porsche genau das entwickelt haben, was man bei Seat wollte.
Volvo hat die Turbo Motoren für die 400er von Renault eingekauft, und bei Porsche in Weissach optimieren lassen. So optimiert, das die Leistung von Volvo wieder runtergeschraubt wurde weil zuviel für den schwedischen Geschmack 😆
Wobei man nicht zuviel in Porsche Engineering hinein interpretieren sollte, nur weil sie etwas technisch bearbeiten, machen sie daraus keinen 911.
Richtig, das ist letztendlich nur ein großes Ingenieurbüro.
Der Kunde kommt mit seinen Anforderungen und Porsche Engineering setzt genau das um (natürlich inklusive finanzieller Limitierung). Ein Porsche kommt dabei nachher nicht raus.
Danke für die Motordaten des Seat 😊
Bild Nr. 6 (Käfer Cabrio) ist vor dem Rathaus in Tübingen aufgenommen, schönes Bild! Und das Schloss Solitude hat sich auch nicht verändert.
Im LEOPARD-Panzer soll auch Weissacher Gedankengut stecken....
Schloss Solitude? Welches Bild?
Auch der EA266, der den Käfer beerben sollte, war eine Porsche-Entwicklung, die aber zugunsten des Golf kurz vor Serienstart gestoppt wurde.