Elektronische Ventilsteuerung von Camcon
Hat die Nockenwelle bald ausgedient?
Eine saubere, schnelle Verbrennung benötigt schnellen Ventiltrieb. Der könnte bald elektronisch gesteuert werden, ohne Nockenwelle. Ein britischer Zulieferer arbeitet daran.
Berlin – Der Verbrenner hat noch lange nicht ausgedient, das zeigen die CO2-Ziele, die die EU in dieser Woche vorgeschlagen hat: 30 Prozent Minderverbrauch bis 2030 schlägt die Kommission vor, eine Reduzierung auf Null ist nicht im Gespräch.
Aber: die aktuelle Motorengeneration kämpft mit ihren Abgasen. Schuld daran ist nicht nur die Verbrennung im Zylinder, sondern auch der Gaswechsel. Umso schneller und genauer die Ventile öffnen und schließen und das Kraftstoff-Luft-Gemisch schnell und möglichst vollständig verbrennt, umso effektiver arbeitet der Viertakt-Prozess.
Aktuelle Systeme mit zwei obenliegenden Nockenwellen und variablen Nockenwellen über eine Verbindung zum Kurbeltrieb arbeiten bereits sehr genau. Beispiele sind BMW Valvetronic, Toyota VVTi, Porsche Variocam, Mercedes Camtronic, Honda Vtec oder Fiat Mulitair. Aber egal ob über Zahnriemen, Zahnradketten, Königswellen oder Stirnräder – ein mechanischer Ventiltrieb arbeitet langsamer als ein elektronischer.
Elektronischer Ventiltrieb in Entwicklung
Das Unternehmen Camcon aus Foxton in der Nähe von Cambridge tüftelt schon seit vier Jahren an einer elektronischen Lösung. Darüber berichtet die "Automobilwoche" in ihrer aktuellen Ausgabe. Das "Intelligent Valve Actuation System" steuert elektronisch jedes einzelne Ventil über den gesamten Hubbereich und die Dauer des Hubs in allen vorkommenden Kombinationen aus Motorlast und -drehzahl. Auf diese Weise können die Motorenkomponenten das ideale Ventilereignis für jeden Drehzahl- und Lastzustand festlegen.
Die Einheit besteht aus einer Drehstellantriebstechnik mit einem sehr schnell ansprechendem Elektromotor und einem speziellen Mechanismus. In ihm arbeiten desmodromische Nockenpaare und Kipphebel zusammen, um die Drehbewegungen des Stellantriebs an jedem Ventil in schnelle und genaue Bewegungen umzuwandeln.
Dazu kommt pro Einheit eine Rückholfeder zur Rückgewinnung von Energie. Bei einer optimalen Programmierung könnte sogar eine Drosselklappe entfallen, Strömungsverluste gehören dann der Vergangenheit an. Durch den Wegfall der Steuerkette wird der Motor außerdem um bis zu 30 Millimeter kürzer.
Auch wäre ein kurzzeitiger Zweitaktbetrieb für einen kurzen Leistungsschub möglich, sowie ein selektiver Miller-Zyklusbetrieb. Komplexere selektive Zylinder-Abschalt-Strategien zur Verbrauchsreduzierung sind mit dem System ebenso einfach umzusetzen wie mit herkömmlichen Ventiltrieben.
Bis zu 20 Prozent weniger Verbrauch
Dadurch soll die Verbrennung besser, schneller und effektiver laufen – und der Motor bis zu 20 Prozent weniger Kraftstoff und CO2 ausstoßen. Außerdem soll dadurch mehr Drehmoment im unteren Drehzahlbereich zur Verfügung stehen. Der neue Ventiltrieb soll leiser als herkömmliche Antriebe sein und mit einer herkömmlichen 12-Volt-Anlage auskommen.
Die Kosten für die Implementierung des Systems schätzt Camcon wegen geringfügiger Änderungen nur wenig teurer ein als beim konventionellen Ventiltrieb. Bisher haben an dem System laut der "Automobilwoche" Jaguar und Land Rover Interesse gezeigt. Wann die Technik auf den Markt kommt, sagt Camcon noch nicht. In rund fünf bis sieben Jahren könnte es soweit sein.
Auch Koenigsegg hat 2013 einen Verbrenner ohne Nockenwelle vorgestellt.
Sehe ich bei uns in der Industrie ganz gut. Kuvernwerke werde durch Servomotoren ersetzt. Funktioniert garnicht gut ist aber von oben Befohlen...
Ich glaub das erste mal von sowas gehört hab ich vor ungefähr 10 Jahren und dazwischen immer mal wieder. 😉
Gruß Metalhead
Jedes elektrisches System spinnt mal. Hier wäre es fatal. Die Mechanik kann nicht spinnen, sie kann nur kaputt gehen, so ein elektrisches System brauch nur mal nen Hänger und schon sind die Lieben Ventile hinüber, wenn nicht noch mehr.
Ja, kann ich bestätigen, wenn nicht sogar länger...
Es gibt schon heute genügend elektrische Systeme in deinem Auto, welche bei einem Hänger grobe Zerstörung anrichten würde. Denk nur mal an das Steuergerät, wenn es komplett falsche Werte an die Einspritzdüsen geben würden, Kolbenschmelzer etc...
Ein wirklich modernes Auto braucht nicht mal Ventile!
@veritias :
Genau das gleiche habe ich beim Leisen des Artikels auch gedacht.
Der Ausfall des entsprechenden Steuergerätes, irgendeines Sensors, der die aktuelle Position der Kurbelwelle anzeigt, eine Sicherung oder kompletter Ausfall der Elektronik während der Fahrt, und schon kloppen die Kolben die Ventile krum....
@Redaktion: super, dass Ihr endlich davon berichtet. Jetzt bitte noch von Mahle Jet Ignition, wie im F1 Mercedes/Ferrari genutzt, berichten 😉
Also neben Freevalve ein sehr interessante Technik, hoffe die beiden Varianten verbreiten sich rasch und werden nicht einfach komplett ignoriert.
Oh, wie billig, diese Anspielung auf ein Elektro Auto.
Bei Falschen Einspritzwerten kann der Motor noch in den Notlauf gehen, ein falsch angesteuertes Ventil ist innerhalb von wenigen hunderstel Sekunden Matsche, da brauch garnichts mehr auf Störung gehen, es wäre viel zu spät. Solche Systeme, werde auch heute noch ausschließlich Mechanisch Betrieben. In jeder Maschine.
Überall wo es zu Mechanischen oder Mechanisch/Menschlichen Klemmen und Zusammenstöße passieren können, steckt ein mechanischer Schutz dahinter. Ich kenne keine Ausnahme.
Jeder Sensor, jeder Elektrische Prozess ist Fehlern unterlegen. Ein mechanischer Schutz ist, wenn nicht Zerstört zu 100 % Sicher.
Dafür brennen halt Inverter durch...oder schlagen Lager aus wie bei Aisin ja üblich...
ALLE Kisten haben Schwachpunkte, da immer auch Gewicht und Rotstift regieren.
Was glaubt ihr wo überall Leichtbau heute drin ist...fast jedes noch so kleine Teil muss beim Modellwechsel xy% leichter sein
Elektromotoren werden jetzt mit Kunstoffkäfigen gefertigt - sollte man gelernt haben, dass das nix ist...
Ketten-/ZR-Riss oder NW-Bruch und schon hat man den gleichen Ventilsalat (außer bei Freiläufern).
Ich find Zweitakter auch cool.
Ich will ja nicht pingelig sein aber eine Elektronische Ventilsteuerung
ist nun wirklich ein alter Hut. Weil elektronisch gesteuert wurde die Ventile z.B. bei Honda schon 1983
VTEC (Variable Valve Timing and Lift Electronic Control) ist eine 1983 für Motorräder eingeführte Technik von Honda zur variablen Ventilsteuerung in Motoren.
Was hier wohl das Stichwort (und was neues) wäre wäre ein ELEKTRISCHER Ventiltrieb, der selbstverständlich auch ELEKTRONISCH geregelt sein muss.
Multiair von Fiat ist in diesem Zusammenhang völlig unterbewertet. Es hat zwar eine Nockenwelle, da die Auslassseite -vermutlich aus wirtschaftlichen Zwängen- weiterhin traditionell gesteuert wird. So wird sie zur Impulsübertragung für die Einlassseite genutzt. Sie wäre aber nicht nötig, denn die Steuerung ist völlig unabhängig und elektrohydraulisch. Im Normalbetrieb entfällt die Drosselklappe. Und der Motor wird in Großserie seit acht Jahren verbaut.