Land Rover: Autonomes Fahren im Gelände
Hier fährt die Zukunft durch den Dreck
Autonomes Fahren auf der Autobahn kennen wir. Land Rover dagegen interessiert, wie man autonom durch den Wald daneben fährt. Wir haben die neueste Technik ausprobiert.
Gaydon/England – Der alte Series III zieht sich langsam den matschigen Hügel hinauf. Geländeuntersetzung, erster Gang, kein Gas und der Land Rover marschiert gen Gipfel. Der Fahrer muss kräftig am riesigen Dreispeichen-Lenkrad korrigieren, um die 40 Jahre alte Fuhre in der Spur zu halten. „Auf der anderen Seite wird es gleich ziemlich steil runter gehen“, sagt der Instruktor. „Was machen wir, wenn das Auto dann anfängt zu rutschen?“, fragt er. Betretenes Schweigen im Innenraum des 110ers.
"Gas geben" wäre die richtige Antwort gewesen. Normalerweise bremst das Schleppmoment des 73-PS-Vierzylinders den Landy schön langsam den Berg herunter. Gerät er aber unkontrolliert ins Rutschen, hilft nur neue Traktion. Wer in den 70er-Jahren im harten Gelände unterwegs war, musste so etwas wissen. Oder er blieb stecken.Das Land-Rover-Terrain
2016 wissen viele Menschen nicht einmal mehr, welche Achse ihres Autos angetrieben wird. Geschweige denn, wie der Abstandstempomat in ihrem SUV arbeitet. Autos müssen funktionieren, einfach zu bedienen sein und möglichst von allein über die Autobahn gleiten. Auch bei Land Rover. Mit einem kleinen Unterschied: Die Briten interessiert aus Traditionsgründen auch das automatisierte Fahren im Waldstück neben der Autobahn.
Wir befinden uns auf dem Jaguar-Land-Rover-Testgelände in Gaydon nahe Birmingham und steigen vom alten Series III in einen neuen Range Rover Sport um. Das so genannte "Terrain Response System" ist nichts Neues: Der Fahrer stellt am Lenkrad eine niedrige Geschwindigkeit ein, das System erkennt automatisch verschiedene Untergründe wie Sand oder Schotter. Motor, Getriebe, Mittendifferenzial, Assistenz- und Fahrwerkssysteme passen sich entsprechend an. Kurz: Ein Tempomat fürs Gelände, der Traktionsprobleme einfach löst. Offroad im 21. Jahrhundert.
Der erste adaptive Gelände-Tempomat
Doch der Range Rover Sport, in dem wir jetzt sitzen, kann mehr. Er ist Teil eines Multi-Millionen-Pfund-Forschungsprojekts namens „Autonomous all-terrain driving“ und das wohl erste Auto mit einem adaptiven Gelände-Tempomaten. Das heißt, hier regelt der Computer nicht nur die Traktion, sondern er passt auch die Geschwindigkeit an das Gelände an.
Mit etwas mehr als 20 km/h fahren wir einen Schotterweg entlang und auf eine Gabelung zu. „Rechts“, sagt der Instruktor. „Und nicht bremsen“. Rechts geht es um eine kaum einsehbare Böschung und bergab in eine Kuhle. Selbst ein Rallyefahrer würde hier bremsen.
Der Range Rover verringert leicht die Geschwindigkeit. Von selbst. Plötzlich wird aus dem Weg vor dem Fahrzeug ein tiefes Wasserloch. Spätestens jetzt hebt der Fahrer reflexhaft den Fuß. Doch bevor er ihn auf die Bremse setzen kann, verzögert der Range sanft, rollt langsam an das Wasser heran und durchquert es in aller Ruhe. Der Fahrer muss lediglich das Lenkrad bewegen. Ein Klacks, verglichen mit den ständigen Korrekturen am riesigen Series-III-Steuerrad.
Warum soll ein Computer die schöne Arbeit machen?
Technisch wichtigste Komponente für das „Terrain Based Speed Adaption“ genannte System ist eine Stereokamera. Sie erfasst den Boden bis 30 Meter vor dem Fahrzeug. Zusammen mit Daten von Beschleunigungs-, Lenkwinkel-, Park- und Bodensensoren errechnet das System die angemessene Geschwindigkeit.
So kommt der Fahrer möglichst einfach durchs Gelände – und möglichst entspannt. Das System im Prototypen lässt sich bereits einstellen. Feder-Symbole auf einem improvisierten Bildschirm zeigen an, wie sanft es arbeitet. Bei vier Federn soll der Fahrer möglichst wenig spüren, bei zwei Federn wird er ordentlich durchgeschüttelt. Dafür geht es schneller vorwärts.
Echten Offroad-Fans würde in dem Technikwunder wohl selbst dann schlecht, wenn das Display acht Federn zeigt. Denn die würden nie auf die Idee kommen, den Spaß, den man in einem 20 Jahre alten Defender haben kann, einem Computer zu überlassen.
Sensoren, Daten, Kameras
Also mal ernsthaft, Land Rover: Wollen Eure Kunden so etwas? Die Antwort auf diese Frage kennt Land Rover selbst wohl nicht. Die Antwort könnte schon bald der Markt geben, in drei oder fünf Jahren vielleicht. Bisher bedeutet das Projekt für die Briten vor allem „Ausprobieren“. Was geht, was funktioniert, was macht Sinn.
An einem anderem Range Rover Sport haben die Ingenieure einen Ultraschall-Sensor installiert, der den Untergrund fünf Meter vor dem Fahrzeug abtastet. Per Abgleich mit gespeicherten Oberflächendaten könnte das „Surface ID“ genannte System sich schon bald vorausschauend auf den Untergrund einstellen – und nicht wie heute nur darauf reagieren.
Zwei weitere Range Rover fahren im Team durch den kleinen Wald auf dem Testgelände. Sie sind über eine drahtlose Verbindung miteinander verbunden. Das führende Fahrzeug des „Offroad Connected Convoy“ kann dem folgenden über einen Kilometer Entfernung Informationen schicken, über Radschlupf, das gewählte Geländeprogramm oder einfach nur große Steine auf der Strecke.
Fit für den Verkehr von übermorgen
Derzeit ist das alles noch nicht viel mehr als eine sehr aufwändige Spielerei. Aber schon bald könnte Land Rover mit dieser Car-to-Car-Kommunikation selbst unerfahrene Fahrer über anspruchsvollste Offroad-Pisten lotsen. Interessant - aber auch nützlich?
Was die Technik im Straßenverkehr leisten kann, zeigen die Ingenieure mit einem Jaguar XF. Hier kann das gleiche System den Fahrer schon jetzt vor einem „liegengebliebenen“ Fahrzeug, einem herannahendem Krankenwagen oder vor einer schlecht einsehbaren Baustelle warnen.
In der Zukunft wird der Verkehr in den Großstädten zunehmend automatisiert ablaufen. Technik wie diese könnte dann autonome Fahrzeuge vor Unfällen wie dem des Tesla-Fahrers in Florida schützen, dessen Fahrzeug einen abbiegenden Lkw rammte. Allerdings müsste die Technik dafür markenübergreifend in allen Autos arbeiten. Aber bis es soweit ist, hat der alte Series III aus Gaydon vielleicht schon 40 weitere Jahre auf dem Blech.
Aha, dann muss man "noch" selbst lenken... kann man das Gasgeben eigentlich auch noch übernehmen und hat wieder eine Fehlerquelle eingespart. Über 90% der Range Rover Sport werden doch sowieso nie im Gelände bewegt...
Die Anwendungsgebiete sehe ich eher bei Bundeswehr, Rettungsdienst und Co.
Land Rover hat den Spaß am Geländefahren geboren und begräbt ihn nun auch wieder!
Naja, durch richtiges Gelände kommt der Wagen eh nicht, von daher ist es vergleichbar mit der Strasse. Gute Fahrer kommen an die grenzen im tiefsten Wald, da soll der Computer einen durchbringen? Und was ist wenn alles schneebedeckt ist?
Ich kaufe mir ein Auto weil ICH fahren will, ansonsten nehme ich Bus, Bahn oder Taxi und brauche kein hochkomplexes und störanfälliges Auto, das mit 3/4 aller Situationen überfordert ist.
Und spätestens im nächsten Winter,wenn ein LandRover-Fahrer vor euch rumschleicht,obwohl es schneller gehen könnte,werdet ihr euch denken:"Hätte der doch bloß diesen Geländetempomatassistent drin und aktiv..."
Und genau für DIE Leute wird sowas entwickelt,nicht für euch Fahrprofis....
Greetz
Cap
Meinst der würde dann den Landi per Computer schneller fahren lassen, als er es sich selbst zutrauen würde? Glaube ich nicht.
Wenn ich daran denke, wie viele auf Befehl des simplen Navis in einem Fluss gelandet sind oder irgendwelche Treppen heruntergefahren sind, dann will ich nicht wissen, wie blind dem tollen selbstfahrenden Auto vertraut wird und was dann noch so alles passiert.
Hast du eine Ahnung... Du hast wohl noch nie gesehen, was ein RR oder RRS trotz seiner Grösse und Gewicht hinbringt.
Na, ja, auf jeden Fall weiter als die X-SUV's der Marke für die Gebrauchtwagenkäufer mit Migrationshintergrund. 😆 😆
Hier eine kleiner Testauszug:
Fazit
Mercedes G-Modell und Range Rover am besten
Eignern unwegsamer Ländereien sei das G-Modell oder der Range Rover empfohlen. Letzterer ist dem Mercedes durch bessere Onroad-Eigenschaften im Alltag überlegen und im Gelände ebenbürtig. Der knorrige Wrangler und auch der VW Rockton taugen gut für Arbeit und Abenteuer. Erstaunlich ist die Vorstellung der modernen SUV vom BMW X5 bis hinunter zu Dacia Duster und Mercedes GLA: Sie können im Gelände weit mehr, als 99 von 100 Kunden ihnen zutrauen
Quelle Auto-Motor-Sport
warum man sich aber den Spass am selbstdenken und fahren im Gelände abnehmen lassen will entzieht sich mir völlig.
Extrem Offroad erfahrene Grüße
(MTBike)
Buchener74722
Dass dir als Land-Rover Fahrer mein Kommentar nicht gefällt, ist nachvollziehbar. Aber mal ehrlich, hast du schon mal die Land-Rover Experience gesehen? Ich glaube nicht.
Wie weit kommt der mit seinen Kameras und der Sensorik, wenn der mal richtig eingesaut ist?
Wieso greifst du jetzt BMW auf, weil BMW Land-Rover an Ford verkauft hat 😆😉?
Ah, du meinst also die Leute, welche mit Todesverachtung über die verschneiten Straßen donnern - in tiefem Vertrauen in ABS und ESP etc.
Und dann gerne Teil einer Massenkollision werden.....😱
Bei aller Bewunderung für die Land Rover-Technologie:
Da geht doch jeglicher Spaß verloren. OK, für Militär oder Rettungsdienst kann ich mir das schön reden, aber für Privatfahrer???
Bei aller Sympathie für die Marke, käme ich nicht als Kunde dafür in Frage. Off Road möchte ich nicht irgendwelchen Assistenten überlassen, sondern selbst die Herausforderungen meistern!
Für Privatpersonen im eigenen Auto - wird es eher nicht interessant sein. Das Geländeniveau das da befahren und mühelos von straßenbereiften Fahrzeugen gemeistert wird, sollte eigentlich auch Ottonormalfahrer nicht vor Probleme stellen. Okay, ein klein wenig hilfreich könnte es als Selbstschutzfunktion des Fahrzeugs sein, falls mal wieder jemand dachte dass dies die korrekte Einfahrgeschwindigkeit im Watungsfall wäre...
In Verbindung mit der Kolonnenbildung vielleicht ganz interessant zum straßenfernen Verlegen mehrerer Fahrzeuge mit nur einem Fahrer - Bundeswehr, Kohleabbaugebiet, etc., hier sieht man vermutlich auch eine Teilverwertung von Ergebnissen der DARPA-Challenge für autonome Geländefahrzeuge. Denke mal, die DARPA hatte da nicht unbedingt spätere Range-Rover-Kunden als Hauptanwendung im Visier.
Seien wir doch mal ehrlich. Nachdem die Antriebe immer kleiner und umspektakulärer werden, suchen die Autokonzerne nach einem neuen Goody, das den Verkauf anregen soll. Und weil Tesla, Apple und Google an solchen selbstfahrenden Autos tüfteln, glaubt jeder "normale" Autohersteller, er müsse das auch haben. Und nur deshalb wird dieser Quatsch gebaut. Ohne über die Folgen und den Irrsinn dahinter nachzudenken. Ich möchte mich auch nicht mit einem Roboter a la iRobot zanken müssen, wer den Apfelkuchen im Kühlschrank zu erst anschneiden darf. Nein, das ist ein Beschnitt meiner Freiheit, genau so wie angeblich autonom fahrende Lemming-Autos. Da freue ich mich schon, in deren automatisch gehaltenen Mindestabstand (halber Tachowert) einscheren zu können und ganze Kolonnen davon zu überholen. Mal sehen was die machen, wenn man sie absichtlich versucht seitlich zu rammen. Weichen die dann freiwillig auf den Standstreifen aus? Oder werden sie gegen halten und einen Unfall riskieren?
Unbestätigten Angaben zufolge soll das neue System kurz "POM" genannt werden.
Lang heißt das "Pussy Offroad Modus" 😜