Suzuki Kei-Cars: Testfahrt in Japan
Hinter Japans Bergen bei den Hubraumzwergen
Vieles in Japan ist etwas kleiner, zum Beispiel die Autos: Kei-Cars gibt es praktisch nur in Japan, und dafür gibt es Gründe. Schade, denn einige sind verdammt süß.
Hamamatsu/Japan – So ein süßes Ding wie Suzukis Kei-Car Lapin (frz. für Kaninchen) möchte man sofort mit nach Hause nehmen. Das ausgewiesene Frauenauto könnte doch der Tochter gefallen. Oder Vati, wenn gerade keiner guckt. Im Bordcomputer grüßen („Hallo, wie geht es Dir“) und verabschieden („Danke, dass Du mich gefahren hast“) animierte Pixel-Kaninchen mit piepsiger Stimme den Fahrer.
Wer als Deutscher ein solches Kei-Car („leichtes Automobil“) fahren will, der muss vermutlich nach Japan. Denn außerhalb ihres Heimatmarktes verkaufen Japans Hersteller die Blechzwerge kaum noch. Die Zeiten, zu denen einzelne Modelle wie Daihatsu Move oder Suzuki Wagon R auch nach Europa exportiert wurden, sind lange vorbei. Zu unterschiedlich waren die Ansprüche von Europäern und Japanern an kleine, günstige Autos.
Vor den Fahrspaß stellt Japan die Bürokratie. In Japan gilt für Deutsche kein internationaler Führerschein, sondern nur eine beglaubigte japanische Übersetzung des deutschen Führerscheins. Dann darf es auch der alte graue Lappen sein. Kleine Gemeinheit am Rande: Die Übersetzung muss in Japan erfolgen und wird nicht ins Ausland verschickt. Dafür gilt das Dokument ein Jahr lang nach der letzten Einreise.
Schwach auf der Brust, aber erstaunlich geräumig
Kei-Cars gehen zurück auf eine japanische Sonderregelung in der Fahrzeugbesteuerung. Für Autos kürzer als 3,40 Meter und schmaler als 1,48 Meter zahlt der Autofahrer deutlich weniger. Die maximal erlaubte Höhe beträgt zwei Meter. Weitere Bedingungen: maximal 660 ccm Hubraum und 64 PS, vier Sitzplätze und 350 Kilogramm Zuladung. Kei-Cars tragen in Japan ein spezielles Nummernschild (Schwarz auf Gelb bei Pkw, Gelb auf Schwarz bei Nutzfahrzeugen).
So ein Nummernschild ziert auch unsere Suzukis. Beim Warten an der Ampel wackeln die animierten Karnickelohren im Display. Nach dem Losfahren kämpft der knurrige, kleine Dreizylinder tapfer mit dem 680-Kilo-Wägelchen. Wendig ist so ein Zwerg, natürlich. Aber in schnell gefahrenen Kurven kommt er doch beträchtlich ins Schaukeln, stärker als europäische Kleinstwagen. Das stufenlose CVT-Getriebe passt gut zum entschleunigten japanischen Verkehr, bleibt für die meisten Europäer aber eine gewöhnungsbedürftige Angelegenheit.
Dafür entschädigt das hübsche Cockpit des reichhaltig ausgestatteten Zwergs. Es besteht zwar aus leichtem, dünnem Plastik – aber das Leder am Lenkrad ist echt. Das Platzangebot erstaunt: Vor dem winzigen Kofferraum finden vier Passagiere bequem Platz. Besonders bequem sind die Rücksitze trotzdem nicht, mangels dicker Polsterung. Für längere Fahrten ist das Kaninchen auch nicht gemacht.
Langsam, aber das ist im Verkehr kein Nachteil
Kei-Car-Fahrer sparen bei Anschaffung, Kraftfahrzeugsteuer und Versicherung. Nur knapp über 50 Euro Steuer koste ihr Kei-Car jährlich, erzählt uns eine in Japan lebende Deutsche. Zum Vergleich: Ein herkömmlicher Kleinwagen kostet dort rund 83 Euro Steuern. Sicher, das sind keine extremen Summen. In vielen Regionen wiegt schwerer, dass Kei-Car-Besitzer keinen eigenen Parkplatz nachweisen müssen.
Große Nachteile im Straßenverkehr bringen die schwachbrüstigen Zwerge nicht. Vielerorts sind nur 40 Kilometer pro Stunde erlaubt, auf Landstraßen 80 km/h und 100 km/h auf der Autobahn. Die Durchschnittsgeschwindigkeit im Stadtverkehr liegt weit unterhalb dieser Limits.
In den winzigen Autos stecken zwar winzige Motoren, die übrige Technik allerdings lässt kaum Wünsche offen. Da können unsere Kleinstwagen an vielen Stellen nicht mithalten: Schon im einfachsten Lapin für umgerechnet 8.100 Euro stecken eine automatische Schaltbox, ein großer Touchscreen, Kollisionsassistent, ABS, ESP, Klimaanlage, Stereoanlage, Funkschlüssel, Servolenkung und elektrische Fensterheber. Für 800 Euro Aufpreis verkauft Suzuki den Zwerg sogar mit Allrad, in höheren Ausstattungen gibt es ein CVT-Getriebe, ein Mild-Hybrid-System und eine Start-Stopp-Automatik. Dann kostet der schnuckelige Zwerg laut Preisliste bis zu 12.000 Euro.
Neben der üppigen Ausstattung beeindruckt die Vielfalt. Bei Suzuki reicht das Angebot vom einfachen Alto über das „Frauenauto“ Lapin, das Lifestyle-SUV Hustler und verschiedene Kombis und Vans bis hin zum voll geländetauglichen Jimny. Honda und Daihatsu bieten außerdem schicke Roadster im Kei-Car-Format an.
Warum eigentlich nicht bei uns?
In Japan erreichen die Leichtbau-Autos einen Marktanteil von rund 40 Prozent (nur Pkw). Suzuki und Daihatsu streiten sich um die Position des Marktführers. Sollten wir uns wünschen, dass die Japaner ihre kleinen Kei-Cars vielleicht doch wieder nach Europa schicken? Immerhin haben Daihatsu oder Suzuki in der Vergangenheit Modelle wie Cuore, Copen oder Wagon R angeboten – zumeist mit größeren Motoren.
Pro Kei-Cars: Mit liebenswerten Details und Schrullen, relativ viel Platz und guter Ausstattung passen die Zwerge prima nach Italien, Griechenland oder Portugal. Andererseits müssten Kei-Cars für Europa komplett neu entwickelt werden. Die Vergangenheit habe gezeigt, dass sich dies nicht lohnt, sagen die Suzuki-Verantwortlichen.
Die aktuellen Modelle seien daher nicht auf die Typzulassung in Europa ausgelegt, zudem erlaube die Plattform nur Rechtslenker. Das bedeutet: Kei-Cars wären in Europa vermutlich deutlich teurer als in Japan und damit gegenüber EU-Kleinstwagen nicht konkurrenzfähig. Gegen die haben sie beim Fahrkomfort ohnehin das Nachsehen. Bei der Ausstattung und der Stadttauglichkeit können sie dagegen voll mithalten.
Technische Daten: Suzuki Kei-Cars
Suzuki Lapin
- Motor: Dreizylinder-Benziner
- Hubraum: 658 ccm
- Getriebe: ATG 5 oder CVT
- Antrieb: Front oder Allrad
- Leistung: 52 PS
- Max. Drehmoment: 63 Nm
- Normverbrauch: 35,6 km/l (2,8 l/100 km/Version m. Mild-Hybrid und Frontantrieb)
- Länge: 3,395 m
- Breite: 1,475 m
- Höhe: 1,525 m
- Radstand: 2,46 m
- Leergewicht: 680 kg
- Tank: 27 l
- Basispreis: 1.188.000 JPY (ca. 8.100 EUR)
Suzuki Hustler
- Motor: Dreizylinder-Benziner
- Hubraum: 658 ccm
- Getriebe: Fünfgang manuell oder CVT
- Antrieb: Front oder Allrad
- Leistung: 52 PS
- Max. Drehmoment: 63 Nm
- Normverbrauch: 29,2 l/km (3,42 l/100 km)
- Länge: 3,395 m
- Breite: 1,475 m
- Höhe: 1,665 m
- Leergewicht: 800 kg
- Tank: 27 l
- Basispreis: 1.078.920 JPY (8.125 EUR)
Ich würde gerne mal ein paar Crashtests sehen
Einspruch Björn - Spurweite. Der Radstand ist identisch (ebenso wie Karosserie, Rahmen und Achsen), durch andere Felgen und Radaufnahmen hat er aber weniger als die hier üblichen ~1350 mm Spurweite (müssten ca. 1220 mm sein), und die Radlaufverbreiterungen fehlen ihm auch, um innerhalb der Norm zu bleiben. Wie haben hier lediglich den Breitbau-PS-Monster-Jimny, aber der Radstand beträgt bei beiden Varianten 2250 mm 😉.
-> Crashtest Jimny
ist eigentlich logisch, dass es das bei uns nicht gibt..
den Steuervorteil gibt es nicht
und siehe Smart:
"extrem" kleine Autos haben keine Vorteile:
weder sind sie Sparsamer, Billiger, Schöner, .. als normal-große.
Allemal sicherer als ein Roller, Mofa oder ähnliches. Ab 16 mit 45 oder 80 km/h. Die jungen Pärchen werden dankend annehmen.......😆😆😆😆😆
Ein Auto namens Hustler 😎😱
Die Japaner haben wohl nicht geschaut, was das übersetzt heisst.
Da sieht man mal, wie gut sich manche Vertreter der Industrie auskennen mit ihren Produkten ... Aber Du hast (mal wieder) recht: Nach deutschen wie nach japanischen Specs sind es 2.250 mm. Spurweite: 1.265/1.275 mm, je nach Variante.
Das Design des Lapin ist wirklich genial. Übrigens auch der Verbrauch.
Bei uns allerdings wegen der zahlreichen (teils auch unsinnigen) Vorschriften und der allgemeinen Besteuerung ungeeignet. Preiswerte Mobilitätskonzepte sind hierzulande unerwünscht.
Ich finde es moralisch nicht ganz ok, ein Auto mit 98nm Drehmoment "Turbo RS" zu nennen 😆
Crash-Test von wem gemacht?
Vom ADAC?
Falls es auffällt, es handelt sich um Fahrzeuge für gewaltige Metropolen, wo man mit unseren Suffs ohnehin nicht fahren könnte.
Solche Wagen habe ich schon 1980 hier verkauft und auch für Grossstadtkunden.
Ich bin sehr sicher, dass so Mancher völlig überrascht davon wäre, wie einfach solche Fahrzeuge das Fahren machen.
Aber schon weit voher wird gemotzt und kritisiert, auch wenn die Kritik an den Haaren herbei gezogen ist.
Wie schon x-fach geschreiben, die besten Fussballtrainer hocken am Fernseher und die besten Autokonstrukteuere sind meist mit diesen Trainern identisch....
Ich möchte den typischen Deutschen in Tokio parken sehen... 😆
> http://www.auto-motor-und-sport.de/.../...leine-giganten-10225469.html
> http://www.auto-motor-und-sport.de/.../...-fuer-europaeer-8613056.html
> http://www.n24.de/.../die-daihatsu-neuheiten-in-tokio.html
> http://www.n24.de/.../die-daihatsu-neuheiten-in-tokio.html
Die Crashtests existieren ja, allerdings muss man sich dann den JNCAP ansehen. Hat ein paar Änderungen gegenüber dem EuroNCAP; Der Frontallaufprall mit halber Überdeckung wird mit 64 km/h gefahren, was noch identisch zum EuroNCAP ist. Der Seitenaufprall allerdings mit 55 km/h (EuroNCAP: 50 km/h), und den Frontalaufprall mit voller Überdeckung (bei 55 km/h) gibt es im europäischen Testprogramm nicht (mein Wissensstand, Korrekturvorschläge erwünscht, falls was nicht passt).
Wen das interessiert, der braucht nur Youtube mit den entsprechenden Begriffen füttern.
-> Beispiel Hustler
Natürlich existieren Crash-Tests bei Autos diverser Marken und Modelle weltweit.
Hier schreit man nach Auto-Crashtests und fährt zur selben Zeit Motorräder mit mehr als 100 PS.
Die Ergebnisse in den sogenannten Knochensäcken habe ich leider zu häufig gesehen!
> https://www.youtube.com/watch?v=WOV4LgM2L20
> https://www.youtube.com/watch?v=3yqmVyNPwR4
> https://www.youtube.com/watch?v=g-DnQgLt6ok
Als Keicar Fahrer kann ich das bestätigen. Erst wird rumgeweint ("Frauenauto", "Zu klein" bla bla). Aber wenn man einmal drinsitzt "Wow da ist viel Platz hier drin".
Ich finde, Deutschland könnte das Keicar Konzept übernehmen, allerdings mit etwas mehr Spielraum beim Motor (bis 1L, 100PS könnte ich mir vorstellen). Denn mehr Auto braucht man meistens einfach nicht.
Da die Kleinen häufig nur in der Stadt zu finden sind wird es kaum ein Unterschied machen ob man mit 20km/h mit so ein Kleinstwagen irgendwo Auffährt oder mit ein Ford F150. Hinzu kommt das die Kisten bei gleicher Ausstattung kaum weniger Sterne bekommen würden wie ein aktueller VW-Modell. 3 von 5 Sterne gibt es eh nur noch für Ausstattung und nicht mehr für die Kaltverformung.
Bloß nicht. die 660ccm³ reichen dicke. Während ich mit mein kleinen Copen kaum Geblitz werde. Ist das bei meinen neuen Mini-VAN mit doppelt so viel Hubraum schon mehrmals passiert das ich mit paar km/h zu viel Geblitz wurde. Ich würde jederzeit so ein Kei-Car vorziehen. Leider gibt es die Dinger nur als Import als Rechtslenker. Damit hätte ich zu Hause aber ein Problem, da meine Beifahrer selber lieber nur Rechts Sitzen und Ein- und Aussteigen wollen...