Zum 70. Geburtstag von Ex-VW-Chef Martin Winterkorn
Hoch gestiegen und tief gefallen
Martin Winterkorns VW-Ära war von großen Erfolgen und tiefen Rückschlägen geprägt. Der Manager stolperte über den Abgas-Skandal. Heute wird der Ex-VW-Chef 70 Jahre alt.
Wolfsburg - Kaum ein Top-Manager ist binnen so kurzer Zeit so tief gestürzt wie er. Vor zwei Jahren sonnte sich Martin Winterkorn noch in den Erfolgen einer Rekordjagd nach der Nummer eins in der Autowelt. Doch schon wenige Wochen nach seinem Rücktritt wegen der Abgas-Affäre im September 2015 war für "Mr. Volkswagen" nichts mehr wie vorher. Und auch zum 70. Geburtstag am heutigen 24. Mai dürfte dem Ex-VW-Chef nicht nur nach Feiern zumute sein.
"Wie konnte so etwas passieren?", haderte Winterkorn im Januar halb trotzig, halb demütig im Diesel-Untersuchungsausschuss des Bundestags. Es war ein Spießrutenlauf: Abgeordnete löcherten ihn mit Fragen zum Ursprung des millionenfachen Stickoxid-Betrugs. Winterkorn beteuerte, vor dem Bekanntwerden des Skandals nichts von illegalem Tun gewusst zu haben. Am Ende musste er seine fast neunjährige Amtszeit an der Spitze des größten deutschen Industriekonzerns rechtfertigen: Er habe zu akzeptieren, dass sein "Name verbunden ist mit der sogenannten Diesel-Affäre".
Der Schatten, der infolge zwischenzeitlicher Milliardenverluste, immenser Strafgelder und Risiken für den Ruf der gesamten Autobranche nun auf der Ära Winterkorn liegt, ist nicht wegzudiskutieren. Dass es zu solch einem Erdrutsch kommen würde, hätten sich selbst Kritiker vor eineinhalb Jahren nicht vorstellen können. Aus dem Konzern heißt es, die Leistungen des einstigen Chefs dürften nicht vergessen werden: Unter ihm seien beispielsweise mehr als 140.000 neue Jobs entstanden, Umsatz und Ergebnis hätten sich verdoppelt.
Erfolgsmensch Winterkorn
"Wiko" - wie er intern vom Bandarbeiter bis zum Vorstandskollegen locker-ehrfürchtig genannt wurde - war ein gefeierter Star der deutschen Wirtschaft und lange der mit Abstand am besten verdienende Manager aller Dax-Konzerne. Jahresgehälter von bis zu 17 Millionen Euro und eine Rente von üppigen 3.100 Euro pro Tag entfachten die Debatte um raffgierige Führungskräfte neu.
Die Belegschaft ließ allerdings meist nichts auf ihren Chef kommen. Winterkorn pflegte einen engen Draht zum Betriebsrat und ungeachtet des Zitterns vieler Ingenieure und Designer vor seinem Urteil war er insgesamt hoch anerkannt. Das hatte auch mit seiner Begeisterung für "sein" Unternehmen VW zu tun. Der Workaholic stand um 5.00 Uhr auf, dann jede Menge Briefings, nach zig Besprechungen grünes Licht für ein neues Modell, mittags zum Test nach Schweden, abends ins Flugzeug zum nächsten US- oder China-Termin - so sahen Winterkorns Arbeitstage oft aus.Wer wollte es ihm da missgönnen, nach stressigen Messeauftritten Zigarre schmauchend zu entspannen oder überhaupt: viel Geld zu verdienen? Jahr für Jahr sorgten er und sein Team schließlich für Gewinne bei VW. Bis die Maschine heiß lief. Und im Nachhinein der Eindruck entstand, der Fokus auf Wachstum könnte mit ein Grund dafür gewesen sein, dass man die US-Dieseloffensive nur mit Lug und Trug umsetzen konnte.
Nachfolger Matthias Müller kündigt Veränderungen im Konzern an
Die Kehrseite der bei VW prakktizierten Befehl-und-Gehorsam-Mentalität wurde unter dem Brennglas von "Dieselgate" deutlich. Winterkorns Nachfolger Matthias Müller predigt mehr Transparenz, weniger Zentralismus und eine offene Kritikkultur: Niemand müsse vor dem Chef kuschen. Der Vorgänger entgegnet, es habe "kein Schreckensregime" bei ihm gegeben.
Dennch: Im Reich des Technik-Freaks Winterkorn gedieh offenbar ein Netzwerk von Tricksern und Täuschern. Die bisherigen US-Ermittlungen ergaben, dass dies wohl unterhalb der höchsten Leitungsebene ablief. Dennoch ist der Schaden enorm. "Dass ein Einsatz verbotener Software ausgerechnet in unseren Motoren passiert, muss in Ihren Ohren wie Hohn klingen", sagte Winterkorn im Bundestag. "Das geht mir genauso."
In schwierigen Verhältnissen gestartet und in schwierigen Verhältnissen geendet
Der Hobby-Fußballer und FC-Bayern-Aufseher stammt aus einfachen Verhältnissen. Als Sohn eines Arbeiters und einer Hausfrau wurde Winterkorn 1947 in Leonberg bei Stuttgart geboren. Nach einem Studium der Metallphysik und Promotion begann seine Laufbahn 1977 bei Bosch. Vier Jahre darauf folgte der Wechsel zu Audi, wo er früh im Dunstkreis des späteren VW-Vorstands- und -Aufsichtsratschefs Ferdinand Piëch arbeitete, ab 1988 als Leiter der Qualitätssicherung. 2002 wurde Winterkorn Audi-Chef, 2007 gelangte er an die VW-Spitze.
In Wolfsburg blieb der zweifache Vater erfolgreich, baute den Konzern zu einer Zwölf-Marken-Gruppe aus. Manche Aktionen waren legendär. "Da scheppert nix", befand Winterkorn 2011 auf der Automesse IAA über die Lenkradverstellung eines Hyundai, an der er am Stand der Südkoreaner heimlich rüttelte - die Szene wurde durch ein Youtube-Video berühmt. Sie sagt einiges aus über den detailversessenen Mann. Seinen Traum, die VW-Gruppe zum Absatz-Weltmeister zu machen, erlebte er nicht mehr im Dienst: Erst 2016 überholte der Volkswagen-Konzern Toyota.
Persönliche und justizielle Rückschläge
Mehr noch dürfte Winterkorn aber das Zerwürfnis mit Ferdinand Piëch wurmen. Der Oberkontrolleur und sein Vorstandschef galten lange als Traumduo der Autoindustrie. Wegen der Rückendeckung Piëchs war "Wiko" unantastbar, allenfalls die maue Rendite der VW-Kernmarke stieß auf etwas Kritik. Piëch habe die Visionen, "und ich garantiere, dass die Autos dann auch funktionieren", beschrieb Winterkorn selbst einst die Rollenverteilung.Doch im Frühjahr 2015 kam es nach einer Interview-Äußerung des Ziehvaters ("Ich bin auf Distanz zu Winterkorn") zum Bruch. Zunächst entschied Winterkorn das Kräftemessen für sich. Es halten sich Gerüchte, Probleme in den USA seien schon damals Ursache für den Affront des Mentors gewesen.
Diese könnten den Jubilar womöglich einholen. Im Winter weitete die Staatsanwaltschaft Braunschweig die Ermittlungen gegen Winterkorn vom Verdacht der Marktmanipulation auf den des Betrugs aus. Sein Haus und Büro wurden nach dpa-Informationen durchsucht. Es gebe Indizien dafür, dass er "früher als von ihm öffentlich behauptet Kenntnis von der manipulierenden Software und deren Wirkung gehabt haben könnte". Auch Stuttgarter Staatsanwälte ermitteln nun wegen Marktmanipulation.
"Volkswagen war, ist und bleibt mein Leben." Den Satz aus Winterkorns Abschiedsbotschaft an die Mitarbeiter mag man durchaus glauben. Ob er sich wirklich "keines Fehlverhaltens bewusst" war - das wird sich zeigen.
Quelle: dpa
MT muss ja überall lästern, provozieren , alles mit Skandal in Verbindung bringen. Hauptsache die Klicks kommen. Dabei hat keiner der Mitarbeiter nut ein zehntel davon geschafft , was der Mann geschafft hat. Finde es einfach nur irgendwie asoziel. Wie die kleinen dummen Pöbler . Lediglich meine Meinung.
Ja, dass stimmt. Das "Gesamtergebnis" von Herrn Winterkorn ist asozial.
Es wird nun einmal am Ende zusammengerechnet, der Schaden für VW ist gewaltig welcher unter seiner Verantwortung entstanden ist. Asozial ist auch seine Machtgeilheit und vollkommen unangemessene Bezahlung.
Eins noch:"Der Workaholic stand um 5.00 Uhr auf...", toll für ihn, bei mir klingelt morgen um 3 Uhr der Wecker.
Ich glaube, du täuschst dich. Mach' es einfach mal: Zähle zusammen, wie viel VW in den Jahren umgesetzt und verdient hat, in denen er CEO war. dann zieh den Durchhänger nach seinem Abgang ab und schau, wo sie heute stehen. Da bleibt unterm Strich immer noch ein fettes Plus übrig. Natürlich war der Schaden gewaltig, aber die Gewinne waren es in den meisten Jahren auch.
Dann möchte ich auch mal tief fallen, wäre ein mächtiges Plus auf meinem Konto.
Irgendwas unter dem Strich zusammenrechnen und schauen ob plus oder minus herauskommt ist keine Grundlage um irgendetwas zu beurteilen. VW hat unter ihm Geld verdient? Schön! Es wurden unter ihm Arbeitsplätze geschaffen? Noch schöner!
Das rechtfertigt aber genauso wenig irgendein Fehlverhalten (und sei es "nur" moralisch) als wenn der Konzern Geld verloren und Arbeitsplätze abgebaut hätte.
Diese Trennung scheint bei vielen nicht vollzogen zu werden.
Die Frage ist ob es allein sein Verdienst war, oder ob das ein anderer CEO auch so hinbekommen hätte...
Die Diskussion ist müßig. Herr Winterkorn hat sehr grob fahrlässigen Mist gebaut, hat eine Verantwortung gegenüber dem Konzern und den Mitarbeitern gehabt.
Verantwortung mit der er sein gewaltiges Einkommen und seine Boni begründet hat. Verantwortung, die er allerdings nicht übernehmen will, wenn es darum geht, dass er Fehlentscheidungen getroffen hat! Herr Winterkorn sieht es bis heute nicht ein. Und genau das bemängle ich an seiner Person.
Herr Müller ist im übrigen auch nicht besser. Ich habe von Anfang an gesagt, dass ich ihn für eine Fehlbesetzung halte, da er keine weiße Weste haben kann. Trotzdem wird an ihm festgehalten. Der Konzern hat nichts dazu gelernt.
Eine Frechheit für mehr als 140.000 neue Jobs "persönlich verantwortlich" zu sein und angeblich vom Betrug bezüglich Abgasmanipulation nichts gewusst haben zu wollen. Trotz morgendlichen Aufstehen um 5 Uhr und mitunter 14 Stunden Arbeit, Ahnung von Betriebsverhältnissen und Verantwortung sehen anders aus. Da nützt es nichts wenn hier protzend erwähnt wird, er würde ja beinahe fast täglich neue Autos entwerfen, persönlich natürlich! Seinen Nachfolger wird es wohl ähnlich ergehen. Der ganze Lachsus an Überheblichkeit gereicht der ganzen Führung nur Darstellung des Machtgehabe und vorgegaukelter Unwissenheit. Da fällt mir wieder das Bild der 3 Affen ein. Dieses Kartenhaus wäre längst zusammen gebrochen wenn nicht eine derartige Verquickung zwischen Politik und Wirtschaft bestehen würde. Gönner und Steigbügelhalter wohin das Auge reicht. Jeder andere Betrieb wäre längst zerschlagen worden.
http://www.spiegel.de/.../...-70-die-arroganz-der-macht-a-1149070.html
Ach so nennt man das heutzutage also wenn jemand mehrere Millionen pro Jahr verdient. Tief gefallen 🙄 Ich glaube nicht das ein Herr Winterkorn die alleinige Schuld an dem ganzen Theater trifft, blöd gelaufen. Das macht ihn nicht zu einem schlechten Manager.
Dieser "Herr" ist nichts anderes als ein machtgeiler, extrem rücksichtsloser, korrupter, arroganter Verbrecher. Wenn ich eine Eigenschaft vergessen habe könnt ihr sie gerne ergänzen.
rzz
Winterkorn wird 70. Wow, toll!
Und jetzt? Sollen wir alle im Glanzlicht seines Lebenswerks ehrfurchtsvoll auf die Knie fallen, oder was sonst sollte ich mit dem Artikel anfangen? Er hat seinen Job gemacht und dafür extrem mehr Kohle eingestrichen als so ziemlich jeder andere, der ebenfalls seinen Job macht. Fertig. Hat er irgendwas aufgebaut? Nö, er hat Bestehendes verwaltet und vielleicht nicht mal schlecht. Aber wo und was ist der überragende Verdienst daran, der medial gewürdigt werden muss? Nö jetzt, doch nicht etwa seine kriminelle Energie oder die Dummheit, sie nicht zu bemerken? Tja, immerhin reicht das für einen Erinnerungswert. Wahrscheinlich sollten wir uns alle darüber freuen, dass er "seinen" Laden nicht in die Pleite geführt hat, wie manch andere "Top-Manager", deren Misserfolge ihnen dann vergoldet wurden. Ist doch auch was, oder?
Nun ja, vielleicht nimmt er seinen Geburtstag wenigstens zum Anlass, einen auszugeben - seiner Verwandtschaft und all seinen Kunden, die er "beschummelt" hat. DAS wäre dann tatsächlich ein Grund, ihn überhaupt noch einmal öffentlich zu erwähnen. Aber Hand auf's Herz, die menschliche Geistesnatur macht ja sogar einen Al Capone zum Nationalhelden. Muss man, glaube ich, nicht verstehen. Und solche Nachrufe auch nicht.
Aber "a Hund isser scho gwen" hat der Dobrindt dem Seehofer Horstl neulich geflüstert. Und beide hams dreckig g'lacht, beim CSU-Stammtisch auf'm Männerklo. 😜
Aha, der Erfolg wird also daran bemessen, wie gut die Werbe- und Marketing-Unteroffiziere funktionierten, indem sie der Gesellschaft "das Auto" versprachen und es zusammen mit blinder Herstellergläubigkeit in Massen an den Mann bringen konnten?
Worauf bauen die Verkaufszahlen denn ihm persönlich gegenüber?
Glaubst Du wirklich, Winterkorn hat da selbst Hand angelegt?
Das ist wie mit Steve Jobs und apple.
Steve hat selbst nie etwas gemacht, er hat nur gefordert....und alles was dabei raus kam, war die Arbeit und der Erfolg seiner unterdrückten Mitgliedschaft.
Wenn es darum geht andere Leute meine Visionen umsetzen zu lassen, wären viele andere und ich bestimmt auch erfolgreich. 😉
PS: Ich stelle mir meinen Wecker jetzt zu 5 Uhr, mache dann in Ruhe meine Morgentoilette, frühstücke ausgiebig und schaue in den MT-News nach, bevor ich dann um 8 Uhr auf Arbeit aufschlage.
Nennt mich bitte einen Workaholic... 😆
Inwieweit VW unter Winterkorn wirklich Geld verdient hat, vermag heute noch niemand zu sagen. In den USA muss VW 23 Milliarden zahlen, in Frankreich droht eine zweistellige Milliardenstrafe und es sind noch verschiedenste Klagen in zahlreichen Ländern anhängig, darunter auch die wegen verspäteter Gewinnwarnung.