Toyota Auris Facelift 2015: Erster Test
Im neuen Auris gibt Europa den Ton an
Das Wichtigste am Toyota Auris ist der neue 1,2-Liter-Benziner. Das Interessanteste, dass der Innenraum extra für Europäer gestaltet wurde. Erstes Vorfühlen im Facelift.
Brüssel – Neuwagenkäufer kennen das. Ein Bekannter steigt ein, lässt den Blick schweifen, atmet tief ein. Dann beginnt das Gefummel an Lüftungsdüsen und das Abklopfen des Plastiks. Im Audi oder Mercedes folgt ein zustimmendes Nicken. Im Toyota so etwas wie ein Kopfschütteln mit zugekniffenen Augen.
Typisch Deutsch? Nein, typisch europäisch, sagt Toyota. Für europäische Männer, die gern klopfen und fummeln, haben die Japaner 2012 ein Spezialteam gegründet. Denn europäische Erwartungen, sagt Toyota, liegen deutlich höher als in Japan oder den USA. Die „Abteilung für wahrnehmbare Qualität“ soll dafür sorgen, dass es statt zugekniffener Augen beim ersten Probesitzen in einem neuen Toyota nur noch erstaunte Blicke gibt. Im Facelift des Toyota Auris hat sich die Abteilung besonders viel Mühe mit Formen, Haptik, Beleuchtung und Beschriftungen geben.Auris Facelift kommt mit schickerem Innenraum
Beim ersten Probesitzen im Auris Facelift fallen viele Verbesserungen auf. Neue Belüftungsdüsen, ein schick umrahmter 7-Zoll-Touchscreen und neue Armaturen mit einem hochauflösenden 4,2-Zoll-TFT-Display werten den Innenraum auf. Der Lederbezug des Lenkrads ist akkurat vernäht und liegt gut in der Hand, die Sitze passen sich dem europäischen Durchschnittsrücken jetzt geschmeidiger an. Leider enden die Ambitionen an den Türverkleidungen und ausgerechnet bei den einfachen Plastik-Schaltern für Sitzheizung, Spiegel und Assistenzsysteme.
Das Außendesign hat Toyota nur dezent geändert. Die Rückleuchten strahlen komplett in LED, die Frontscheinwerfer tun es optional. Neue Schürzen sollen den vernünftigen Auris etwas breiter und sportlicher wirken lassen. Dazu entdecken die Japaner 2015 das Chrom (wieder). Das Heck und den überarbeiteten Kühlergrill an der Front ziert eine Spange aus glänzendem Plastik.Der 1,2-Liter-Benziner kann Atkinson und Otto
Hinterm Kühlergrill verbirgt sich die größte und wichtigste Neuerung im Auris Facelift. Und auch die wurde im Wesentlichen für Europa entwickelt, wo sie sich in Zukunft am besten verkaufen soll. Ein komplett neu entwickelter 1,2-Liter-Turbobenziner ersetzt den früheren 1,6-Liter-Motor. Bei einer Leistung von 116 PS (185 Nm) schluckt das Aggregat im NEFZ nur 4,7 Liter (4,6 mit CVT-Automatik) und damit 1,2 Liter weniger als der Vorgänger – allerdings leistet er auch 16 PS weniger. Das Besondere dabei ist, dass Toyota nicht nur auf schnödes Downsizing und Start-Stopp-Automatik setzt, sondern den Motor mit zwei technischen Besonderheiten ausstattet.
Zum einen arbeitet der Direkteinspritzer mit einer erhöhten Verdichtung von 10:1. Er kann so mit gleicher Benzinmenge mehr leisten. Unerwünschtem Klopfen (typisch für hohe Verdichtung) beugt Toyota mit speziellen Einlasskanälen und Kolbenoberflächen vor, die für ein schnelleres Verbrennen sorgen.Die zweite, noch größere Besonderheit besteht darin, dass der Motor nicht nur Otto, sondern auch Atkinson kann. Eine variable Ventilverstellung ermöglicht dem Motor bei geringer Last das Arbeiten im Atkinson-Zyklus. Dabei werden die Einlassventile so spät geschlossen, dass sie beim Verdichten noch geöffnet sind. Ein Teil des Gemischs wird in den Einlass zurückgepresst, der Motor spart Kraft - und Sprit. Wird ein höheres Drehmoment benötigt, schaltet die Ventilsteuerung auf Verbrennung nach dem Otto-Prinzip um. Im Atkinson-Modus würde der Motor jetzt zu schwachbrüstig wirken. Der Fahrer spürt von den Wechseln nichts.
Auris-Motor: Der Kleinste fährt am schnellsten
Das etwas andere Motörchen zieht gut an und bewegt den 1,2-Tonnen schweren Kompakten auch beim Überholen flink. Ein Blick aufs Datenblatt bestätigt den Eindruck der ersten Fahrt: Schneller als der 1,2er (10,1 Sekunden) sprintet keine andere Auris-Motorisierung auf 100 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei ausreichenden 200 km/h. Allerdings kann selbst der spannendste Motor nichts gegen illusorische NEFZ-Werte ausrichten. Am Ende verbraucht der Auris nach der Fahrt durch Stadt und über Land 6,3 Liter – mit den 17-Zöllern hätten es 5,4 sein sollen.
Respektabel ist das dennoch. Und fast schon gefährlich für Toyotas Lieblingsvariante, den Hybrid. Mehr als 50 Prozent der Auris-Kunden in Europa kaufen den Elektro-Sparer. Mit etwas Feintuning pressen die Japaner deswegen auch hier noch einmal ein paar Tropfen raus. Statt 3,6 Litern Verbrauch auf 100 Kilometern und 84 Gramm CO2-Ausstoß pro Kilometer soll der Auris Hybrid im besten Fall nur noch 3,5 Liter Sprit schlucken und 79 Gramm CO2 ausatmen - allerdings gelingt das schon auf dem Papier nur mit den 15-Zoll-Rädern. Bei der Testfahrt verbraucht der Hybrid (mit 17 Zöllern) 5,2 Liter bei normaler Fahrweise – nur einen guten Liter weniger als der neue 1,2-Liter-Benziner. Der Hybrid kostet aktuell 23.890 Euro, der 1,6-Liter-Vorgänger des 1,2ers 20.590 Euro.
Toyota Auris: Weniger Lärm, weniger Vibrationen, gleiche Preise?
Ob Benziner, Diesel, oder Hybrid, eins haben laut Toyota alle Motoren gemeinsam. Der Fahrer soll weniger von ihnen hören. Zusätzliche Dämmstoffe an Motorraum, Instrumententräger und Getriebetunnel sollen den Lärm reduzieren. Die vorderen Radhäuser und die Türen wurden besser gegen Abroll- und Windgeräusche gewappnet. Das Ergebnis: In allen Motorvarianten des Auris bleibt es angenehm ruhig. Einzig der neue BMW-Diesel (112 PS, 1,6-Liter-Turbodiesel) macht etwas deutlicher auf sich aufmerksam.
Neben der Dämmung werden auch Vorder- und Hinterachse sowie die Lenkung überarbeitet. Während sich über die Verbesserungen des Fahrwerks im normalen Betrieb kaum etwas sagen lässt, haben die Japaner bei der Lenkung scheinbar übertrieben. Sie verhält sich mitunter seltsam leichtgängig.
Am 12. September kommt der geliftete Auris bei uns auf den Markt. Neben neuen Motoren und einem schöneren Innenraum können sich die deutschen Kunden dann auch über gleichbleibende Preise freuen. Genaues kann Toyota zwar noch nicht verraten, der aktuelle Einstiegspreis von 15.990 Euro (Kombi 17.190 Euro) soll jedoch gehalten werden. Die Preise anderer Varianten dürften sich nur unwesentlich verändern.
Technische Daten - Toyota Auris Facelift 2015
- Modell: Auris 1.2 T Fünftürer
- Motor:1,2-Liter-Turbobenziner mit Direkteinspritzung
- Getriebe: manuelles Sechsgang-Schaltgetriebe
- Leistung: 116 PS
- Drehmoment: 185 Nm
- 0 bis 100 km/h: 10,1 s
- Vmax: 200 km/h
- Verbrauch: 4,7 Liter (15-Zoll-Räder), 5,4 (17 Zoll)
- CO2: 109 g/km, 125 g/km
- Länge: 4,33 m
- Breite: 1,76 m
- Höhe: 1,48 m
- Gewicht: min. 1.190 kg
- Kofferraum: 360 bis 1.199 l
- Modell: Auris 1.8 VVT-i Hybrid Touring Sports
- Motor: 1,8-Liter-Vierzylinder-Benziner und Elektromotor
- Getriebe: CVT-Automatik
- Leistung: 136 PS
- 0 bis 100 km/h: 11,2 s
- Vmax: 175 km/h
- Verbrauch: 3,5 l/100km (15 Zoll), 4,0 l/100km (17 Zoll)
- CO2: 81 g/km, 91 g/km (17 Zoll)
- Länge: 4,60 m
- Breite: 1,76 m
- Höhe: 1,49 m
- Gewicht: min. 1.335 kg
- Kofferraum: 530 bis 1.658 l
- Modell: Auris 1.6D-4D Touring Sports
- Motor: 1,6-Liter-Turbo-Diesel
- Getriebe: manuelles Sechsgang-Getriebe
- Leistung: 112 PS
- Drehmoment: 270 Nm
- 0 bis 100 km/h: 10,7 s
- Vmax: 195 km/h
- Verbrauch: 4,1 l/100 km (15 Zoll), 4,3 l/100 km (17 Zoll)
- CO2: 107 g/km (15 Zoll), 110 g/km (17 Zoll)
- Länge: 4,60 m
- Breite: 1,76 m
- Höhe: 1,49 m
- Gewicht: min. 1.320 kg
- Kofferraum: 530 bis 1.658 l
Kommt für mich nicht in Frage.
Unter der Stubsnase befindet sich die Optik von heruntergezogene Mundwinkel, Klavierlack im inneren und eine Motorenauswahl, wo meine Wünsche nicht befriedigt werden.
...statt Geld für den 1.2 rauszuschmeissen, hätte man dem Hybrid ne Plug-In Batterie spendieren sollen..., dass hätte die Attraktivität erhöht und neue Käufer gebracht, die sonst auf eine andere Marke zugreifen.
Aber nein, man läuft dem Downsizing hinterher... - die Betonung liegt auf "hinterher".
...was eine Modellpolitik...!
...und neue Modelle kann man bei Toyota anscheinend auch nur nach dem Facelift ertragen (Geräuschsdämmung, komfortables Fahrwerk, stabilere Karosse, Entknisterung....). Von der Riesenradpolitik, die die Meisten überhaupt nicht wollen, mal ganz abgesehen. Große Zollgrößen haben nur Nachteile, und sollten nur auf Kundenwunsch hin für gehobene Versionen kostenlos angebracht werden - dass würde auch noch billiger werden.
Geil, die Japse bauen Ihre Autos nach europäischem Geschmack (Grexit??), die Deutschen nach russischem und chinesischem Geschmack.
DFSS lässt grüßen...
Der Auris Hybrid in unserer Familie läuft immer noch wie ein Glöckchen. Dass bei Toyota-News nur gemeckert werden kann wird hier ja wieder gut sichtbar 😉
Was soll denn ne "Plug-In Batterie" sein? 😆
Du meinst die Technik mit der ABM so viele Hybride verkauft? 😆
Ach kommt, langsam wirds lächerlich... ist kein VW Zeichen oder keine 4 Ringe drauf, dann ists nix 😉
Scheinbar fährt Toyota nicht so schlecht damit, auch wenns dem deutschen Durchschnitts-Golf-Fahrer nicht passt 😉
Kompression von 10:1.... Welche Kompression hat denn so ein 1.4er TSI im Golf 7? Der hat doch auch schon 10:1 oder?
Interessantes Fahrzeug.
Vielen wird die Motorenauswahl halt mal wieder deutlich zu gering sein. Aber der Bedarf an Diesel und Benzinern über 150PS ist außerhalb von Deutschland in dieser Fahrzeugklasse wohl mehr als gering.
Objektiv betrachtet muss man aber schon sagen, dass gegenüber früher das Leistungsspektrum der Motoren immer geringer wird.
Der Hybrid ist aber weiterhin interessant. Für mich als "Hybrid-Laien" stellt sich aber schon die Frage, warum man den 1.2T jetzt nicht mit dem Elektromotor verheiratet. Wenn der auch Atkinson kann, dann sollte das ja durchaus funktionieren (von mir aus auch mit etwas reduzierter maximaler Leistung um den Fokus noch mehr auf die Effizienz zu legen).
Eine, wie ich finde, sehr gelungene Modellpflege.
Wie absurd die Normverbrauchsmessung ist sieht man wieder mal daran, dass das selbe Auto mit nur 2 Zoll größeren Rädern 0,8l mehr verbraucht.
Die Pressefahrzeuge haben die 17 Zöller sowieso nur, weil sonst alle sagen würden "iiih, wie hässlich, solche Räder gehen gar nicht" 🙄
Beim Vergleich Benziner gegen Hybird sollte man das serienmäßige Automatikgetriebe des Hybriden berücksichtigen.
Hässliche Asphaltqualle, außen wie innen. Wieso soll das einem "europäischen Geschmack" entsprechen? Was ist das überhaupt? Ich kenne nur guten oder schlechten Geschmack, bei Toyota ist's letzterer.
das Leben ist definitiv zu kurz für solche Gurkenhobel.
Toyota baut aber auch hübsche Autos momentan. 😆
Wenigstens traut sich mal ein Hersteller offiziell den Verbrauch mit unterschiedlichen Felgengößen anzugeben. Un man sieht der Aufschlag ist nicht immer pauschal gleich.😱
Mir gefällt der Auris auch nicht so sonderlich wenn dann als Kombi. Aber die alte Front war garnicht so schlecht gewesen.
@derDukeX:
Toyota wird beim Hybrid auf den 1,2 Turbo verzichten, weil es dem Umweltgedanken des Hybriden entgegen stehen würde.
Der 1,2 Turbo-Direkteinspritzer ist eine reine Feinstaub- und Stickoxidschleuder. Diesen Motor bietet Toyota eben nur für den Europäer an, der gern auf pseudosaubere Motoren steht.
Dazu erhöht Toyota mit dem 1,8 Liter Sauger im Hybrid die Zuverlässigkeit und benötigt keinen Turbo, da der E-Motor diesen mehr als überflüssig macht.
Wie wahr, wie wahr. Interessiert leider kaum jemanden.
Optisch von außen für mich akzeptabel, aber nicht mehr. Technisch sehr fein, ich persönlich würde den Turbo auslassen, aber ohne den kommt man wohl im "Westen" (USEuropa) nicht klar.
Alternativen gibt es in dem Segment ja genug, da hat es der Auris sicher nicht ganz einfach.
Sei mir nicht böse, aber deine Signatur passt perfekt auf deinen Beitrag:
"Ich weiß nichts und kann nichts - aber ich gebe mir wenigstens Mühe"
Na wenigstens gibst du dir Mühe.
Und wer eine E-Klasse (vor allem der S210) mit einem Traktordiesel fährt und sich dann über "hässliche Asphaltquallen" beschwert, hat wirklich einen sehr ... individuellen Blick auf diese Welt.
Und von wegen: "Das Beste oder nichts"- ich glaube, da hat Mercedes sich spätestens seit dem neuen Jahrtausend für das Letztere entschieden...
(mein Vater fährt einen Mercedes und sonst kenn ich auch so einige, Rost ist ja bekanntlich nur der Anfang)
Mein Geschmack ist er immer noch nicht. Gerade auch der Kombi ist einfach nicht elegant genug gezeichnet.
Schade, dass der geniale Toyota-HSD nur in nicht so schönen Autos angeboten wird (bei Toyota selber), einzig der Yaris ging VFL noch, aber der ist einfach zu teuer, um wirtschaftlich zu sein. Den kauft man eher aus technischem Interesse, oder weil man ohnehin z.B. eine Automatik und weiteresn KRam haben will.