Knaus SKY i 650 LEG: Ein Test
In diesem Dickschiff fliegt die Welt vorbei wie im Kino
Nach Italien kann man fliegen, oder in einer Drei-Tonnen-Gartenlaube fahren. Wir haben Letzteres mit einem Knaus Sky i 650 LEG gemacht. Fliegen wollen wir jetzt nicht mehr.
Von MOTOR-TALK-Reporterin Anja Schwenke
Berlin – Ungefähr zehn Kilometer nordöstlich des Großglockners befindet sich die Edelweißspitze, mit 2.572 Metern ist sie der höchste Punkt der Großglockner-Hochalpenstraße. Bei guter Sicht kann man von ihrem kleinen ovalen Aussichtsturm aus 37 Dreitausender sehen. Ich sehe erstaunte, bewundernde und entsetzte Blicke. Vor dem Turm gibt es rund zwei Dutzend Parkplätze. Auf einem von ihnen steht unser Wohnmobil: ein Knaus SKY i 650 LEG. 6,96 Meter lang, 3.180 Kilo schwer.
Auf zum Abstieg
Hoch ging es eigentlich ganz gut. Langsam, aber gut. Den 2,0-Liter-Turbodiesel übernimmt der Knaus von der Fiat-Ducato-Basis. 115 PS reichen für entschleunigende 110 km/h auf der Autobahn. Beim Erklimmen der Edelweißspitze reichten sie für viel Gehupe hinter uns. Doch nach zwei Wochen Italien habe ich mich daran längst gewöhnt.
Mein Mann, unsere zwei Söhne und ich fahren in einem Fahrzeug, das uns in den vergangenen Tagen mehr wie ein Haus vorkam. Oder zumindest wie ein luxuriöses Gartenhäuschen: Zwei Meter Deckenhöhe, Dusche, Klo, Kühlschrank. Drei Kochstellen (Gas) benutze ich nicht mal zu Hause.Als wir vor ein paar Tagen das erste Mal – fast gleichzeitig – durch die Tür drängten, hielten wir die Ausstattung für einen (teuren) Scherz. Wir hatten kaum Erfahrung mit Wohnmobilen. Doch unsere Nachbarn auf dem ersten Stellplatz - gestandene Camper mit mehr als 25 Jahren Erfahrung - klärten uns auf. Der 650 LEG sei eines der Topmodelle von Knaus, sagten sie, während sie einen bunten Teppich vor ihrem kleinen Bus ausrollten. Aha. Darüber gäbe es nur noch zwei andere Modelle, mit noch mehr Ausstattung. Was immer das bedeuten mag.
Panorama-Sicht bis zur A-Säule
Die 3,18 Tonnen Fahrzeuggewicht sind ohne unser Gepäck gerechnet. Und der Stauraum im Sky i 650 ist immens. 320 Kilogramm können im beleuchteten Heckkofferraum und in zahlreichen Fächern sowie im Fußboden verstaut werden.
Gummistiefel, Konserven, Wintermäntel, dicke Mützen - wer zum ersten Mal im eigenen Schloss campt, neigt dazu, extrem zu werden. Wir haben für alles einen Platz gefunden, und mit den Urlaubstagen füllte sich auch die riesige Ablage am Beifahrersitz mit Andenken und anderem Kleinkram.
Die riesige Wohnmobil-Frontscheibe ist mir besonders ans Herz gewachsen. Die Welt flog wie ein schöner Film auf einer riesigen Leinwand an uns vorbei. Wir saßen oben, die anderen unten. Wir waren unterwegs und doch zu Hause. Nach wenigen Tagen konnte nichts unseren relaxten Blick auf die Welt trüben. Nur an engen Biegungen versperrte uns die breite A-Säule mitunter die Sicht.Wir treten den Abstieg an, mein Mann will ans Steuer. Als ich vom Fahrer- auf den Beifahrersitz wechsele, verwandelt sich unser Roadmovie vor meinem geistigen Auge kurz in einen Hitchcock-Thriller: Unser Familienmobil wird immer größer, während die Serpentinen der Alpensträßchen enger werden. Der Verkehr wird dichter und das Gehupe lauter. Während mein Mann versucht, das weiche Pedal durch die Ducato-Bodengruppe zu treten, lösen sich die Bremsen in Glut auf. Nichts zu machen, der weiße Riese schießt durch eine Natursteinmauer und stürzt gen Tal.
Entspannt fürs Leben
Würde unser Urlaub so enden? Es war doch alles so schön. Wir starteten ohne Erwartungen. Einfach drauflosfahren und halten, wo man will. Jetzt sind wir für alle Zeiten luxusgeprägt und haben Erwartungen, die wir vorher gar nicht kannten.
Klappt man zum Beispiel den Mittelteil zwischen den beiden Einzelbetten (mit Lattenrost!) im Heck des Knaus nach oben, ist die entstehende Spielwiese größer als das Ehebett zu Hause. Der Frühstückstisch reicht für sechs Personen. Mit dem kleinen Wendekreis rangierten wir selbst auf winzigen Parkplätzen flinker als die Italiener in ihren Kleinwagen.
Nicht mal mein größter Alptraum - das Entleeren der Chemietoilette – konnte mich noch schocken. Freiheit, Entspannung. Selbst das kaum funktionierende Bluetooth-System (ging nur im vorderen Drittel des Mobils) oder das grausige Navigationssystem (TomTom) konnten unseren Nerven etwas anhaben, weil wir sie einfach links liegen ließen und das unsere Reise nur noch entspannter machte.Die letzten Kilometer
Nun denn, mein Mann dreht den Zündschlüssel und mein Puls steigt. Lasse ich mich am Ende von einer Passstraße aus der Ruhe bringen? Nachdem ich italienische Innenstädte und 1.500 Kilometer Autobahn hinter mich gebracht habe? Immerhin kostet der Knaus SKY i 650 LEG mindestens 67.990 Euro – das wäre es schon schade, wenn die einfach so gen Tal rauschten. Noch viel schlimmer aber wäre, dass ich dann wohl nie wieder mit einem solchen Gefährt in den Urlaub fahren könnte.
Der Gurt rastet ein. Ein letzter Blick auf die Mautkarte für die Großglockner-Hochalpenstraße sagt: freigegeben bis 3,5 Tonnen. Na dann kann doch überhaupt nichts mehr schiefgehen.
Andere schöne Reisestrecken findet Ihr hier: GTS Routes.
DICKSCHIFF?!!!
Dieser Begriff ist ja wohl einer Klasse vorbehalten, die solche Schrumpfbüchsen in der Heckgarage parken.
Also .... bitte nicht zu sehr auf die Brause hauen .... 😉
Gott wie ich Wohnmobile hasse. Man kann hinter ihnen nichts sehen, sie behindern den Verkehr egal wo sie hinkommen, und wenn mal ein Wendemanöver innerorts nötig ist, kann man eigentlich nur noch irgendwo n Kaffee trinken gehen.
Diese Art des Urlaubs erschließt sich mir nicht. In den USA sicherlich noch vertretbar, da ist Platz, aber hier einfach nur nervig für alle anderen.
Na egal, verbieten kann mans nicht, ist n freies Land. 😎
Richtig angestellt, die einzige Urlaubsart, die einem noch das Gefühl der echten Freiheit bietet
Ich hab alles hinter mir ... hätte nicht gedacht, dass es die einzige Art ist, wie ich Urlaub machen möchte.
115 PS für dieses Monstrum ? herrgott, welcher Ing. hat sich das denn ausgedacht ?
Eine Wanderdüne schlechthin......
Wozu mehr? Für die 3,2 Tonnen ist die Leistung doch mehr als ausreichend.
Ich spreche da aus Erfahrung, hatte nämlich mal ein Wohnmobil Bj. 1985 auf DB-207-D-Basis mit einem zHG von 3,2 to und einem 2,4-Liter-Saugdiesel mit 72 (!) PS. Damit bin ich auch problemlos über die Alpen gekommen.
Du ja. Aber alle hinter Dir verfluchen die Fahrt heute noch...
Selten so einen Scheiß gelesen.
Wenn du hinterm Wohnmobil nichts sehen kannst musst halt überholen.
Sie behindern den Verkehr wo sie hinkommen ?
Was machen denn dann die LKW ?
Bist du vielleicht neidisch ?
Franz
stelle ich mir äusserst anstrengend und nicht gerade souverän vor....
Aber jeder hat da andere Ansprüche
selber hatten ein wohmobil auf mb 100 basis... 72ps saugdiesel...
selbst früher war das teil schon zu langsam...
also ich will keine rennen fahren, aber zügiges auffahren auf autobahen und sicheres überholen sind ein sicherheitsgewinn ! der motor ist ein witz !(und nein ich will keine 300 PS )
Na dann frag ich mich wie das Essen bei euch so aussieht (und schmeckt 😱)... Sosse aussem Glas und Nudeln reichen wohl? 🙄
Das Fahrzeug hat 350nm bei 1500 Umdrehungen, braucht 12,5s von 0-80 bzw. 19,6s von 0-120 (0-100 wurde ausgelassen, muss sich vor manch moderner Sparbüchse aber nicht verstecken)
Hier werden ja wieder Vorurteile ausgepackt, das ist der Wahnsinn 😆
320kg Zuladung? Ist wohl ein schlechter Witz? Wie soll man da denn mit mehreren Personen und Gepäck fahren? 3 Leute und ein Beautycase?
@CentaXx der 115 ps Ducato Motor hat aber nur 280nm? Woher stammen denn diese Werte? ein Volvo V70 mit 115ps Diesel braucht schon 14 sek und der wiegt über eine Tonne weniger bei deutlich geringerem Luftwiderstand.
Hi,
Ich fahre gerne mit Wohnmobilen in den Urlaub (auch in Europa)!
Man kann stehen bleiben wo man will und hat alles dabei was man braucht. Gefällt es einem nicht mehr, packt man zusammen und fährt weiter.
Bzgl. Gewicht des Mobils : 3.180kg -- inkl. 90% Sprit, 100% Wasser, Gas Flaschen und 75kg Fahrer -- in der Grundausstattung, die man in den seltensten Fällen hat. D.h. bis zu dem zulässigen Gesamtgewicht von 3.500 kg hat man keine 320kg Zuladung.
Und in der Zuladung, muß man natürlich noch die Mitfahrer berücksichtigen. Hier würde ich durchaus mal 2 Kids a 30 - 40 kg anrechnen und die Frau mit 60kg. Der Fahrer (Mann) hat häufig auch mehr als 75kg auf den Rippen.
Pro Meter Fahrzeuglänge weitere 10-20kg an Bekleidung/Nahrungsmittel/Ausrüstung. Dann evtl. Fahrräder/Person.
=> 30kg + 40kg + 60kg + 10kg (Mehrgewicht des Mannes als 75kg) + 7*15kg + 50kg (Fahrräder) = 295kg
Mit anderen Worten 320kg Zuladung können da schon sehr knapp werden.
Nee, der Motor ist für über 3 to zu schwach. Aber um die Kosten bzw. Verkaufspreise im Rahmen zu halten, werden halt noch immer hauptsächlich Ducato-Fahrgestelle verwendet. Mag für ein 5-m-Mobil noch okay sein, aber bei Vollintegrierten von 5 bis 7/8 m sollten es schon um die 150 PS sein, also entweder Iveco- oder Sprinter-Basis. In der Klasse bis 7,5 to findet man ja fast nur noch MB-Atego oder Bus-Fahrgestelle, mit Recht.
Wer einmal ein Reisemobil mit einem 180 PS-Sprinter-Motor und Automatik gefahren ist, der will nichts anderes mehr, definitiv. Das sage ich nach über 20 Jahren Reisemobil-Urlaub, vom 207 D bis zum besagten 318 CDI im 8-m-Mobil. Alle nur gemietet, jedes Jahr ein anderes. Da merkt man die Entwicklung ganz gut, und kann vergleichen. Kaufen würde ich mir allerdings keines, denn der Wertverlust ist happig. Vielleicht mal, wenn ich in Rente gehe.