"Der Spiegel": Porsche schrieb am KBA-Abgasbericht mit
Industrie tilgte kritische Formulierungen
Hat die Autoindustrie den Abgas-Untersuchungsbericht des Kraftfahrt-Bundesamtes in Teilen mitgeschrieben? Das berichtet "Der Spiegel" in seiner aktuellen Ausgabe.
Hamburg - Der Bericht über Abgasuntersuchungen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) wurde in Teilen von der Automobilindustrie mitformuliert. Das berichtet das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" in seiner aktuellen Ausgabe.
Demnach hat beispielsweise Porsche im Kapitel über das Abgasverhalten des SUV Macan einige "Korrekturvorschläge" eingereicht, die vom KBA in den später veröffentlichten Bericht übernommen wurden. Dabei wurde beispielsweise das Wort "Abschalteinrichtung" durch das Wort "Abgassystem" ersetzt und ein möglicher Rückruf der Diesel-Macan als "freiwillig" dargestellt.
Das KBA habe diese Änderungen akzeptiert. Ein Porsche-Mitarbeiter habe sich daraufhin bei der Behörde für die "kontruktive Zusammenarbeit" bedankt. Porsche arbeite weltweit mit Behörden zusammen, die die "sogenannte Diesel-Thematik untersuchen", zitiert das Magazin einen Unternehmenssprecher. Dabei bringe Porsche "auch Meinungen" ein, die die Behörden "in freiem Ermessen" bewerten.
Abstimmungen bereits bekannt
Berichte über geschönte Passagen im KBA-Bericht erschienen bereits mehrfach, zuletzt im Dezember 2016. Nach Recherchen von "Spiegel Online", "BR Recherche" und der Deutschen Presse-Agentur waren bei 14 Pkw-Modellen Zweifel an der Zulässigkeit der Abschaltung der Abgasreinigung formuliert worden. Die entsprechenden Stellen tauchten demnach in Entwurfsversionen auf, im fertigen Untersuchungsbericht nicht mehr.
Über Abstimmungen zwischen der Behörde und Autoherstellern per E-Mail berichtete der Verbund bereits im November 2016. Demnach schrieb damals ein KBA-Vertreter an einen Mitarbeiter des Bundesverkehrsministeriums, in der Rohfassung des Berichts sei ein "Porsche-Text" mit dem Hersteller abgestimmt.
Weiterlesen: Der Stickoxid-Bericht des KBA im Detail
Quelle: Der Spiegel, m. Material v. dpa
Das nennt sich Lobbyismus und ist in vielen Ämtern und Ministerien gängige Praxis.
hallo
macht man natürlich so , man fragt die frösche wie man nen teich trocken legt und lässt nen hund auf die würstchen aufpassen
Mfg Kai
Wo bleibt der "Spiegel" mit seinen Vorhaltungen gegen die Befürworter, Motor-Steuergeräte zu Lasten und auf Kosten der Lebensdauer näher an die gesetzlichen Grenzwerte upzudaten, auch wenn die Autohersteller zwecks Selbstbefreiung von den Hemmnissen der Emissionskontrollsysteme Motoren sehenden Auges so suboptimal konstruierten, dass sie bei vollem Greifen des Emissionskontrollsystems drohten Schaden zu nehmen?
Dazu ein Lesebeispiel aus dem KBA-Bericht:
Zitat:
Opel Insignia 2.0 l
Der Opel Insignia erfüllt den NEFZ kalt. Auch im NEFZ warm erhöhen sich die Werte nur moderat. Hinweise auf eine Vorkonditionierungserkennung ergaben sich nicht.
Vergleiche dieser auf dem Einachsrollenprüfstand ermittelten Ergebnisse mit den auf einem allradgetriebenen Prüfstand ermittelten Ergebnissen ergaben keinen Hinweis auf eine rüfstandserkennung.
Das Abschalten der Klimaanlage zeigte keinen signifikanten Einfluss auf die NOx-Werte, sodass kein Hinweis auf eine diesbezüglich unzulässige Abschalteinrichtung vorlag.
Die NOx-Werte im NEFZ 10 °C lagen 5-fach über dem Grenzwert.
Auch in den NEFZ-Straßenzyklen überschritt das Fahrzeug diesen mehr als 5-fach.
Opel bestätigte grundsätzlich die Ergebnisse der vom KBA durchgeführten Messungen (hohe NOx-Werte im kühlen Temperaturbereich).
Nach Aussage von Opel arbeiten AGR und SCR-Einspritzung im Bereich von 20 °C – 30 °C vollumfänglich, diesen Temperaturbereich definiert Opel als „normale Betriebsbedingungen“ gemäß Vorschrift.
Unterhalb wird die AGR-Rate iterativ zurückgenommen.
Die Harnstoff-Eindosierung (AdBlue) funktioniert sowohl auf dem Prüfstand als auch auf der Straße von -30 °C bis 50 °C, sie wird unter 17 °C Außentemperatur zurückgefahren.
Die Rücknahme der AGR-Rate erfolgt nach Aussage von Opel aus Gründen des Bauteilschutzes.
Beispielhaft werden die Versottung von Sensoren im Einlass- und Abgassystem, blockierte AGR-Ventile und verstopfte AGR-Kühler sowie in Einzelfällen blockierte Ein- und Auslassventile genannt.
Weiter wird die zunehmende Instabilität der Verbrennung bei sinkenden Außentemperaturen angeführt, die im Extremfall zur Schädigung von Bauteilen durch Strömungsabriss am Turbolader führen kann.
Hinsichtlich der SCR-Einspritzung wird angegeben, dass der SCR-Dosierungsmodus im Bereich von 20 °C – 30 °C Umgebungstemperatur mit höchstmöglicher Genauigkeit gestaltet worden sei.
Unterhalb dieser Temperatur sei die Modellgenauigkeit nicht ausreichend, sodass zwar die transiente AdBlue-Dosierung unverändert weiter läuft, die AdBlue-Dosierungsstrategie zur Beladung des SCR-Katalysators aber nicht mehr funktioniert.
SCR-Systeme benötigen zum NOx-Abbau Ammoniak (Ausgangsstoff hierfür ist AdBlue).
Bei Katalysatortemperaturen ab etwa 205 °C kann das System Ammoniak einlagern, sodass es bei niedrigeren Temperaturen, wenn Ammoniak nicht gebildet werden kann, verfügbar ist.
Bei niedrigen Abgas-, Bauteil- oder Außenlufttemperaturen kann zum Zwecke der Einlagerung von Ammoniak eingespritztes AdBlue kristallisieren.
Dieser Effekt wird durch den Einbau des SCR-Katalysators in den motorfernen Unterbodenbereich gefördert.
Weiterhin kann Ammoniak durch den Auspuff in die Umwelt gelangen.
Opel hat die Kalibrierung auf Basis der Umgebungstemperatur daher so ausgelegt, dass das Abgasreinigungssystem vor Schäden durch Kristallisation geschützt und die Freisetzung von Ammoniak unterbunden wird.
Diese von der Außentemperatur abhängige Abgasminderungsstrategie reduziert die Wirksamkeit des Emissionskontrollsystems unter Bedingungen, die bei normalem Fahrzeugbetrieb zu erwarten sind.
Hinsichtlich der Zulässigkeit der weiten Auslegung des Temperaturbereiches für den Bauteilschutz wird vom Hersteller angeführt und begründet, dass diese notwendig ist, um hinsichtlich der AGR den Motor und hinsichtlich der AdBlue-Eindosierung das Abgasreinigungssystem vor Beschädigung bzw. die Umwelt vor schädlichen Ammoniakemissionen zu schützen.
Der Hersteller hat sich bereit erklärt, die Wirksamkeit seines kombinierten AGR- und SCR-Systems über einen weiten Temperaturbereich bis an seine physikalischen Grenzen zu verbessern.
Nachdem entsprechend ausgerüstete Fahrzeuge im Feld inzwischen viele Kilometer zurückgelegt hätten und Opel ein besseres Verständnis der SCR-Technologie erworben habe, wird Opel die Kalibrierung zügig überarbeiten und in Richtung der künftigen RDE-Anforderungen verbessern.
Die Maßnahmen sollen Mitte des Jahres 2016 zur Verfügung stehen und sowohl die Produktion als auch Feldfahrzeuge betreffen.
Wenn der Hersteller die beabsichtigten Maßnahmen ergreift und das KBA sich von der Wirksamkeit überzeugt, würde der Verdacht auf eine unzulässige Verringerung der Wirkung des missionskontrollsystems aus Bauteilschutzgründen nicht weiter bestehen.
...kenne keinen "Donbrinft"... - ist der neu? 😆
ist der kleine zurückgebliebene Bruder von Don Martin
😆😆😆😆😆😆😆
War das nicht der Gründer der Don-Kosaken? Der Donbrinft hat ja auch immer Karo-Sakkos an.
Gruß
electroman
Es wäre vielleicht mal an der Zeit Klartext zu reden in Sachen Abgasmanipulation. Seit dem VW Skandal war die deutsche Presse und leider auch MOTOR-TALK sehr engagiert die These zu verbreiten dass ja alle Hersteller "schummeln" würden. Daher wäre es wünschenswert folgendes Zitat des KBA Untersuchungsberichts zu veröffentlichen und nicht totzuschweigen! :
""Es konnte bis zum Zeitpunkt der Vero?ffentlichung dieses Berichtes bei keinem weiteren Fahrzeug eine unzula?ssige Abschalteinrichtung wie bei bestimmten Fahrzeugen des VW-Konzerns nachgewiesen werden."
Danke. Klartext geht offensichtlich nur schwer beim VEB-WOB.
Ich zitiere den Spiegel: “eine Farce!“... traurig.
Und dann wundern sich die Politiker, wenn das Volk das Vertrauen in die etablierte "Elite" verliert? Allein das sagt schon aus, wie weit man sich inzwischen von der Basis entfernt hat.
Der durch den Abgas-Skandal verursachte Vertrauensverlust läßt sich so auch nicht wieder ausgleichen...
Die karierte Jacke hat seinen Laden einfach nicht im Griff.
Nach der nächsten Bundestagswahl ist der hoffentlich weg. Aber vermutlich aus dem Grund macht er einen auf gut Freund mit der freien Wirtschaft - er braucht dann ja einen neuen gut bezahlten Posten.
Wenn man schon am Rand des Abgrundes steht, bringt es keinen weiteren Nutzen, wenn man einen weiteren Schritt vorwärts geht...
VW hat trotz Krise wieder steigen Absatz 2016 verbuchen können und verkauft weltweit die meisten Fahrzeuge, da kann man die methapher schwerlich nutzen.