Infiniti VC-T: Nissan-Turbobenziner mit variabler Verdichtung
Infiniti verdichtet variabel
In Paris zeigt Nissans Nobeltochter Infiniti den ersten Serienmotor mit variabler Verdichtung. Der Vierzylinder soll mit einer komplizierten Mechanik viel Sprit sparen.
Hongkong – Verbrennungsmotoren müssen sparsamer werden. Viele Spritspartechniken gibt es längst in Großserie: Turboaufladung, Direkteinspritzung und variable Ventilsteuerung sind etabliert und in fast allen Fahrzeugklassen üblich. Ein wichtiges System fehlt bisher in dieser Liste. Bald soll es in Serie gehen: In Paris will die Nissan-Tochter Infiniti den ersten Kfz-Serienmotor mit einem variablen Verdichtungsverhältnis vorstellen.
Infiniti VC-T: Verbrennungsmotor mit variablem Verdichtungsverhältnis
Das Verdichtungsverhältnis eines Verbrennungsmotors bezeichnet die Komprimierung des Zylinderraumes während des Verdichtungstaktes. Salopp gesagt: Den Unterschied des Volumens bei „Kolben unten“ und „Kolben oben“. Moderne Turbobenziner verdichten etwa im Verhältnis 10:1.Eine höhere Verdichtung bedeutet theoretisch eine Verbesserung des Wirkungsgrades, also einen niedrigeren Verbrauch. Es gibt aber Nebenwirkungen, vor allem unter hoher Last. Benzin könnte sich durch den hohen Druck unkontrolliert und zu früh entzünden. Das würde den Motor beschädigen.
Infiniti will dieses Problem umgehen. Unter Teillast soll eine hohe Verdichtung den Verbrauch senken. Der Hersteller kündigt ein Verhältnis von bis zu 14:1 an. Steigt die Last, sinkt die Verdichtung auf mindestens 8:1. In diesem Zustand hebt die Motorsteuerung den Ladedruck an, der Motor wird trotzdem geschont. Laut Infiniti soll der Verbrauch insgesamt deutlich sinken.
So funktioniert das variable Verdichtungsverhältnis von Infiniti
Dafür betreiben die Ingenieure einen hohen Aufwand. Prinzipiell entspricht der VC-T-Motor einem normalen Turbobenziner. Die Pleuelstange sitzt allerdings nicht direkt an der Kurbelwelle, sondern an einem sogenannten „Multilink“, einem verstellbaren Bauteil. Je nach Ausrichtung des Multilinks erreicht der Kolben seinen oberen Totpunkt in einer anderen Position – die Verdichtung steigt oder sinkt.
Das Multilink wird über eine komplizierte Mechanik gesteuert. Den eigentlichen Stellmotor nennt Infiniti „Harmonic Drive“. Er sitzt in Fahrtrichtung vorn am Motorblock. Über einen zweigliedrigen Kontrollarm bewegt er eine zusätzliche Welle, den sogenannten „Control Shaft“. Von dort aus steuert eine weitere Pleuelstange die Position des Multilink.Keine Zahlen, aber Gerüchte
Von Infiniti gibt es noch keine vollständigen technischen Daten zum neuen Motor. Er soll leichter und kompakter bauen als ein vergleichbarer Turbobenziner. Unklar ist, ob sich Infiniti hier auf einen Vier- oder Sechszylinder bezieht.
Einige Medien berichten von zwei unterschiedlichen Einspritzverfahren, rund 270 PS Leistung und 400 Newtonmeter Drehmoment. Gegenüber seinem Vorgänger soll der Motor 27 Prozent Kraftstoff sparen. Auf Nachfrage von MOTOR-TALK konnte ein Infiniti-Sprecher diese Zahlen nicht bestätigen.
Angeblich soll der Motor 2018 in der Neuauflage des SUVs XQ50 starten und dort den V6-Saugbenziner ersetzen. Einen ersten Ausblick auf das Auto gab es im April 2016 auf der Autoshow in Peking mit der Studie QX Sport. Bisher sitzt der Motor allerdings längs im QX50. Den VC-T stellt Infiniti zunächst als Quermotor vor.
Hi,
sehr interessantes Konzept. Da arbeiten ja wohl einige Hersteller dran.
Ob sich das ganze trotz zusätzlicher Bauteile und Lagerstellen dann am Ende Auszahlt und das auch in der Paxis und nicht nur in der Theorie wird müssen.
GRuß Tobias
Find ich auf den ersten Blick (ohne das jetzt im Detail durchzudenken) attraktiver, als andere Spritspartechniken wie z. B. die Energierückgewinnung von Audis Stossdämpfern. Habe das Gefühl, dass es hier eher mal repariert werden kann. Kann mich aber auch täuschen. Interessant wird es erst, wenn man prüfen kann, wie viel wirklich gespart wird. Bei fast 30% wäre das wirklich ein gutes neues System. Wenn es aber letztlich nur wieder paar wenige % einfährt, ist die Herstellung und Wartung wesentlich schädlicher.
nihil novi sub sole...nix neues unter der Sonne.
Variable Verdichtung, Knickpleuel und die ganzen Scherze sind alles ganz alte Ideen aus dem Kohlenkeller.
Die wußten schon vor 100 Jahren, dass das ne Gute Idee ist...am Ende, nach viel Arbeit und Hirnschmalz hieß es aber dann doch immer "nä komm, lass gut sein".
Aber hey, wenn die Jungs das haltbar und wirtschaftlich vertretbar auf die Reihe bekommen...haut rein.
Interessantes Konzept.
Die Kraftstoffeinsparung wird sicherlich im voraus durch den Kaufpreis finanziert
Geo K
Ja klar hat man das sein gelassen. Hat ja auch keiner gebraucht um die Vorgaben bzgl. Verbrauch und Abgas zu schaffen.
Was meinst du was das für Entwicklungskosten sind? Die Motorsteuerungssysteme sind jetzt schon mega komplex. Jetzt kommt noch ein Freiheitsgrad hinzu... Bin mal gespannt wie robust das System ist. Ich glaub Saab hat das mal mit nem knickbaren Kurbelgehäuse gemacht. Das scheint mir auf den ersten Blick weniger kompliziert, hat aber natürlich nicht dieselben Freiheitsgrade, sofern man hier die Brennräume einzeln verstellen kann.
Ein direkter Vergleich über die Haltbarkeit wäre mal interessant.
Wieviel wirklich gespart wird, wird sich zeigen, wenn man den Antrieb mal testen kann. Wenn er in einem Infiniti erscheint, wird er in der Herstellung nicht gerade billig sein.
In einem Fall macht er sich auf jedenfall bezahlt - reißt die Kette oder der Zahnriemen bei Vollast=niedrige Verdichtung, werden die Kolben weit genug von den Ventilen wegbleiben, so daß kein Motorwechsel ansteht.
Nach meinem Wissenstand sind selbst Motoren mit nem Verdichtungsverhältnis von 8:1 keine Freiläufer.
Warum sollten sie keine freiläufer sein? Es kommt auf die Konstruktion an. Es gibt sogar Motoren mit einer Verdichtung von 10,0:1 freiläufer sind
Ob sie es sind ist konstruktionsabhängig.
Der C20NE in meinem Astra F hatte 9.2:1 Verdichtung und war wohl einer der letzten Freiläufer.
Aber um on Topic zu bleiben, wenn Nissan sowas entwickelt das ist das nicht um beim Wiener Motoren. "Oppossum" zu glänzen und es danach im Museum verschwinden zu lassen, dann haben die auch vor sowas in die breite Masse zu bringen, und da man weiss das Nissan eines gut kann..... kostengünstige Lösungen (im Gegensatz zu energierückgewinnenden Stossdämpfern...) entwickeln.
Versteh ich nicht oO
Also ich würde das gerne mal in Bewegung sehen, so kann ich mir nicht direkt vorstellen wo die Kraftübertragung 'verlustfrei' stattfindet. Auch sieht es mir nach zu vielen beweglichen Teilen aus.
Mir scheint die Package des Motors sehr ungünstig. Evtl. kommt er deshalb zunächtst in einem SUV.
Einen Pkw dafür muss man sicher erst bauen.
Viele "Ideen" sind eigentlich alt und schlummerten in der Schublade. Das heißt nicht, dass sie schlecht sind. Lediglich damals schwer oder nur mit hohem Aufwand realisierbar.
Nur könnte das heutzutage wieder ganz anders aussehen, darum sind die Ideen grundsätzlich nicht schlecht, nur weil sie bis jetzt keiner umsetzen wollte / konnte.
Ich frage mich aber, wie sich die Kompression so schnell ändern kann. Bis der OT durch die Aktuatoren "verstellt" wurde, vergeht bestimmt einwenig Zeit (ähnlich wie Ladedruckaufbau beim TUrbolader).
Es ist halt die Frage, wie oder ob es der Fahrer merkt, oder ob er dann vielleicht etwas schlechteres Ansprechverhalten in Kauf nehmen muss?
Bei Saab hatten die sowas auch in der Pipeline, da wurd der Zyl.Kopf angekippt damit der Brennraum sich vegrößert.
Motor raus, auseinander nehmen und wieder rein ist für Dich "kann eher mal repariert werden" als ggf. die HA auszubauen?! Risiko und Nutzen hinsichtlich der Kosten sind bei der Idee aber sicherlich deutlich höher.