Peking Motorshow 2016: Kaum noch Plagiate aus China
Inspirieren geht über kopieren
Die chinesische Autoindustrie macht große Fortschritte beim Design. Wo früher plagiiert wurde, lassen sich die Designer meist nur noch inspirieren - wie im Rest der Welt.
Peking – Zum Beispiel Handtaschen. Da gibt es Kopien, die sehen exakt aus wie das Original und sind genauso gut verarbeitet. Aber natürlich viel billiger. Dasselbe bei Turnschuhen, T-Shirts, Hosen oder Uhren. Die Kopierindustrie ist ein illegales Milliardengeschäft, das in Europa hart verfolgt wird. Und wer hat’s groß gemacht? China. Hier wird alles kopiert, was sich verkaufen lässt. Sogar Autos.
Es ist was dran am Vorurteil. In chinesischen Großstädten gibt es riesige Märkte, auf denen fast ausschließlich gefälschte Markenprodukte im Angebot sind. Und auf den Autoshows in Shanghai oder Peking stehen sie regelmäßig: Schamlos von europäischen oder US-amerikanischen Autobauern abgekupferte Modelle chinesischer Hersteller.Doch die dreisten Fälle muss man auf der Auto China (noch bis zum 4. Mai) inzwischen suchen. Zotye gehört traditionell zu den Herstellern, die Bekanntes und Beliebtes direkt kopieren. Vor allem beim VW-Konzern. Schon vor der Messe kursierten Bilder des SR8, der auf dem Zotye-Stand stehen sollte – und fast aussieht wie der Macan vom Porsche-Stand. Allerdings fehlte der SR8 dann doch, dafür zeigte Zotye den schon Mitte 2015 der Öffentlichkeit präsentierten SR7 – ein Audi-Q3-Verschnitt.
Vom Partner kopierte G-Klasse
BAIC (Beijing Automotive Industry Holding) hatte den BJ80 mitgebracht, der der Mercedes G-Klasse verteufelt ähnlich sieht. BAIC hat schon früher mit Daimler-Kopien auf sich aufmerksam gemacht, dabei ist die Holding Kooperationspartner von Daimler und Daimler mit 12 Prozent an ihr beteiligt. Der BJ80, der schon im Vorjahr auf der Auto Shanghai zu sehen war, parkte auf der Messe trotzdem direkt gegenüber vom Mercedes-Stand. Daneben ein BJ40, der nach Jeep Wrangler aussieht.
Es ist also nicht so, als wüssten die Autobauer aus Europa oder den USA nicht, was die Autobauer aus China so treiben. Aber: Sie dulden es. Mehr oder weniger. Ein Porsche-Sprecher sagte uns, der Autobauer behalte sich rechtliche Schritte vor, sollte der SR8 doch noch irgendwo auftauchen.
Daimler äußert sich diplomatisch zum BAIC BJ40
Daimler äußert sich auf Nachfrage diplomatisch. Im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten gehe man gegen Plagiate vor, gerade bei gefälschten Ersatzteilen. Autos, die eventuell Ähnlichkeit mit „etablierten und auf den ersten Blick erkennbaren Originalen“ haben, sieht man allerdings nicht so dramatisch. Zumal: Die Zielgruppe der Kopie sei sei schließlich eine ganz andere als die des Originals. Daimler lobt die Partnerschaft mit BAIC als „stabile Grundlage und Fundament für die erfolgreiche Zusammenarbeit in den lokalen Joint Ventures“.Übersetzt in Klartext heißt das wohl: Es gefällt uns zwar nicht, dass in China Autos angeboten werden, die unseren wie aus dem Blech geschnitten sind, aber es gibt Schlimmeres. Und Wichtigeres, das uns davon abhält, uns beim Partner zu beschweren. Und solange die Plagiate nur in China angeboten werden - wen juckt's.
Chinesische Autobauer pflegen einen eigenen Stil
Eine G-Klasse ist schließlich keine Handtasche. Wer sich das Original leisten kann und will, wird kaum auf ein Plagiat ausweichen. Vielleicht aber, wer vom Echten träumt, aber nicht genügend Geld dafür hat. Die Nachbarn wird er damit nicht täuschen, aber in China sind Kopien längst nicht so verpönt wie hierzulande. Das Plagiat wird eher als Hommage wahrgenommen. Die boulevardeske Aufregung über die dreisten Kopien aus Fernost, die immer noch hier und da gepflegt wird, ist also unnötig.
Sie verstellt den Blick darauf, dass BAIC, Haval, Dongfeng, Chery, BYD oder SAIC längst damit begonnen haben, einen eigenen Stil zu pflegen. Oder zumindest immer seltener komplette Autos abkupfern. Schönes Beispiel: FAW (First Automotive Works) mit seinen diversen Marken, darunter Hongqi („Rote Fahne“) und Besturn.
Ein Besturn X6 von Mazda inspriert
Der Hersteller aus Changchun hatte diverse Studien mit nach Peking gebracht. Da erinnert dann der Kühlergrill des Besturn X4 an den „Diamantgrill“ von Mercedes, allerdings in Spinnennetzform. Beim Besturn X6 sieht die Front nach Mazda-SUV-Studie aus und der Designer des Hongqi S-concept hat sich für die dreidimensionale Ausprägung der Rücklichter offenbar Inspiration beim Porsche Macan geholt. Ganz eigen und recht beeindruckend dagegen: Der Vision R von Roewe, einer Marke der SAIC-Gruppe.In den Serienmodellen chinesischer Hersteller erkennt man dagegen immer weniger Originale anderer Autobauer. Tatsächlich haben die Marken in kürzester Zeit große Fortschritte beim Design gemacht. Der SUV-Spezialist Haval zum Beispiel hat inzwischen eine eigenständige Fahrzeug-Palette mit Familienähnlichkeit im Angebot. Bei Chery sieht das Flaggschiff Arrizo7 keinem uns bekannten Modell ähnlich.
Serienmodelle der chinesischen Hersteller
In einem Besturn X80 mag man vielleicht Merkmale eines Infiniti und eines Hyundai wiederfinden. Insgesamt ist der X80 aber ein eigenständiges SUV-Crossover. Ebenso wie ein Dongfeng A30. Auch wenn der von vorn ein bisschen an den Passat CC erinnert und von hinten eher an einen kleinen Toyota oder Hyundai. Im BAIC D50 erkennen wir vorn einige Formen des Volvo V60, die seitlichen Falze könnten der letzten E-Klasse abgeguckt sein - und das Heck erinnert an gar nichts.
All das sind Vergleiche, die man den Herstellern noch immer vorhalten kann. Eine wirklich eigenständige Designsprache haben die meisten noch nicht gefunden. Allerdings: Zwischen Modellen aus Korea, Japan, den USA oder Europa lassen sich auch oft große Ähnlichkeiten feststellen. Kopiert wird eben immer. Die Frage ist nur, wie geschickt man es macht.
Beim Vision R sehe ich etwas Honda.
Wenn jemand die Idee hat eine andere Idee nachzumachen ist das ja im Prinzip auch eine neue Idee 😆 😆
Die Entwicklung, wie wir sie jetzt in China sehen, ist doch vor Jahren genauso in Japan und Korea abgelaufen. War also praktisch voraussehbar.
Die Überschrift verspricht mehr, wo letztlich doch allerlei Kopien gezeigt werden.
Doch wie besagt, wenn juckt's was dort ge-/vertrieben wird...
Nunja, wir sind halt alle nur Zwerge auf den Schultern von Giganten...das ist beim Chinamann auch nicht anders.
Wie lange fahren diese Chinakracher eigentlich da drüben so? Bestimmt nicht viel länger als 4-5 Jahre? Die Karren sind von aussen Plagiate, im Innenraum und unter dem Blech billigster Schund.
Zum Glück bleibt das meiste davon hinter der chinesischen Mauer.
Sind die dir zur Verfügung stehenden Daten noch nicht aussagekräftig genug oder warum stellst du die Frage zur Diskussion? 😱
Ich finde es trotzdem eine Frechheit. .kann nicht mehr so super lange dauern bis die auch Motore und Getriebe kopieren. Die anderen Länder geben ein Vermögen aus für die Entwicklung und die kopieren es einfach. ..aber ich glaube auf einen Wirtschaftskrieg mit China hat niemand Lust. Ärgert mich trotzdem ziemlich stark. ..lg Michael
Denjenigen der dort seine Produkte vertreiben will und aus solchen Gründen ggf. seine Produkte nicht mehr absetzen kann oder in deutlich geringeren Mengen... Und natürlich diejenigen, deren Arbeitsplätze dann an dem Umsatz hängen. In der FAhrzeugindustrie dürften dass also einige hundertausend Personen und ihre Familien sein.
Lieber Michael, weißt du was mich traurig macht? Dein Avatarbild! Ein eisernes Kreuz und dann auch noch den Namen einer rechtsradikalen, kriminellen Vereinigung, die derzeit in München in einem Strafprozess vor Gericht steht. Außerdem ist beim profilspruch bezüglich einer nicht näher genannten Bruderschaft auch sehr zweifelhaft. Angesichts der deutschen Geschichte solltest du dir wirklich überlegen ob das eine erstrebenswerte politische Richtung ist die du da vertrittst.
"Zum Beispiel Handtaschen. Da gibt es Kopien, die sehen exakt aus wie das Original und sind genauso gut verarbeitet. Aber natürlich viel billiger. Dasselbe bei Turnschuhen, T-Shirts, Hosen oder Uhren. "
Nunja, man kann dem Reich der Mitte ja viel unterstellen. Aber bei den ganzen Handtaschen, Turnschuhen, T-Shirts, Hosen oder Uhren sehen die "Kopien" am Ende nur deshalb exakt aus wie das Original und sind genauso gut verarbeitet, weil sie schlichtweg aus denselben Fabriken fallen und sich einzig und allein durch den Vertriebsweg unterscheiden. Der dumme "Westerner" glaubt, etwas total Edles gekauft zu haben, wenn er Mondpreise für eine "Designerjeans" ausgibt. Aber inzwischen gibt's auch viele wohlhabende Chinesen, die extra mit dicken Backen nach London, Paris oder Düsseldorf fahren, um sich dort die 'Originale' zu kaufen. Grotesk, was Globalisierung so alles möglich macht 😜
@evergrey
Mach dir einen gefallen und lerne erstmal was das eiserne Kreuz mit der Aufschrift "Oldschool" wirklich bedeutet. Das hat weder mit einer rechtsradikalen noch irgendeiner politischen Richtung zu tun.
Kleiner Tipp das ganze findest du in der amerikanischen Geschichte in den sehr späten 48er, anfang der 50er jahre. 🙄🙄
Das erinnert mich doch an die Geschichte mit dem chinesischen Smart. Da ist Daimler auf die Barrikaden gegangenen, weil dreiste Kopie, angeblich. Der Chinakracher hatte damals aber eine Motorhaube, wie sie der aktuelle Elefantenrollschuh verpasst bekommen hat... Da ist jetzt die Frage, wer wie wo von wem kopiert oder nicht.... ;-)
Da hat jemand aber so richtig Ahnung.... Nicht!
Außerdem was hat das mit dem Thema über chinesische Designeigenarten zu tun?