Renault Twingo III: Vergleichstest mit Twingo II
Ist der neue Twingo der frischere Franzose?
Heckmotor, neue Proportionen und 70 Prozent der Teile sind vom Smart: Hat sich der Modellwechsel für den kleinen Renault Twingo gelohnt? Bei uns tritt der Neue gegen den Alten an.
Berlin – Zugegeben: Ganz neutral geht es hier nicht zu. Vor der Tür des Autors parkt ein drei Jahre alter, himbeerfarbener Twingo mit Faltdach. Dazu gesellte sich für einige Tage dessen „Dezir“-roter Nachfolger: fünf statt drei Türen, ein 90-PS-Turbodreizylinder statt eines 75-PS-Vierzylinders.
Der gemeinsam mit dem Smart entwickelte, dritte Twingo verspricht: Ich bin das modernere, pfiffigere Konzept. Das neue Modell, schreibt die Renault-Pressestelle, unterscheide sich mit dem Heckmotorkonzept und der fünftürigen Karosse grundlegend von seinen Vorgängern. Trotzdem verkörpere der Neue klassische Twingo-Tugenden.
Blech und Form
Klassische Tugenden also, trotz völlig neuem Konzept? Die Kooperation mit Daimler bescherte Renault rundlich-unproportionierte Formen mit Knubbelhaube und dickem Hintern. Diese Beschreibung passt ehrlicherweise auch zum Ur-Twingo – sieht komisch aus, ist aber kein schlechter Anfang.
Im Vergleich zum zweiten Twingo misst der neue zehn Zentimeter weniger in der Länge, aber elf Zentimeter mehr in der Höhe. Beide Modelle leuchten mit antiquierten H4-Scheinwerfern. Renaults Chefdesigner Laurens van den Acker verordnete dem Twingo II schon 2012 das aktuelle Markengesicht.In den neuen Twingo gelangen Personen und Gegenstände über vier Türen und eine Heckklappe, der Vorgänger ist ein klassischer Dreitürer. Gehören die halb versteckten Türöffner des alten Twingo zu den "klassischen Twingo-Tugenden“? Beim neuen Modell verzichtet Renault jedenfalls darauf, und damit auf weitere Schimpftiraden von zahlreichen Motorjournalisten. Für Twingo-Fahrer war das übrigens nie ein Thema, die haben ihr Auto immer aufgekriegt. Ich bin Zeuge.
Koffer & Raum
Innen trifft der Zollstock auf den Anwendungsfall: Laut Renault bietet der neue Twingo den größeren Innenraum. Im Alltag wirkt er trotzdem unpraktischer. Denn der Heckmotor verhindert den Einbau verschiebbarer Rücksitze, und die gehörten definitiv zu den klassischen Twingo-Tugenden. Im alten sitzt es sich hinten schlicht besser.
Dagegen wundern sich im Alt-Twingo normalgroße Nordeuropäer über die hohen Vordersitze und die geringe Kopffreiheit. Das führt zu einer liegenden Körperhaltung. Im Twingo III ist das nicht so, hier verfügen Passagiere über spürbar mehr Platz und genießen die gute Übersicht. Die Sitze ohne verstellbare Kopfstützen sind dagegen eher ein Rückschritt.
Beim Kofferraum ein Punkt für den Neuen: Über dem Heckmotor liegt die Ladekante auf wenig praktischen 79 Zentimetern, dafür lässt sich schweres Gut ohne Hindernisse hineinschieben. Beim Twingo II zerkratzt man sich dabei den Lack. Den größeren Stauraum bietet trotzdem der Gebrauchte – sowohl nach VDA (230 zu 188 l) als auch in der Praxis.
Haptik & Bedienung
Beide Twingo-Cockpits eint Renaults Griff zu Hartplastik. Schöner ist es im Neuen. Das Material wirkt stabiler und hochwertiger, und die Verarbeitung ist einfach besser. Statt abstehender Verkleidungen und nicht verklebtem Dachhimmel passen beim Neuen alle Teile genau ineinander. Die Teppiche wirken dicker und weniger trist. Ein handelsüblicher Thermobecher passt bei beiden Modellen nicht in den Cupholder.
In punkto Bedienbarkeit liegt der Neue ebenfalls vorn: Alles löste Renault etwas intuitiver, weniger französisch verschroben. Keine Hupe im Blinkhebel, kein links unterm Lenkrad versteckter Tempomat-Knopf. Trotzdem: Ohne digitalen Mitteltacho fehlt dem Twingo einfach etwas, oder?Kraft & Quelle
Vom Frontmotor zum Heckmotor, vom Vierzylinder-Sauger zum Dreizylinder-Turbo: Technisch haben die Zwerge nur wenig gemeinsam. Aber wo genau liegt der Vorteil des neuen Downsizers? Die Abwärme des Heckmotors beschleunigt das Antauen geladener Tiefkühlkost erheblich, und in punkto Laufruhe liegt der alte Vierzylinder klar vorn.
Downsizing-Motoren sollen weniger Sprit schlucken. Auf dem Papier ist der Vorsprung klein: Mit variabler Ventilsteuerung brauchte der alte Vierzylinder-Sauger 4,5 Liter auf 100 Kilometer, der neue Turbomotor erreicht 4,3 Liter auf 100 Kilometer (Normverbrauch). Im Berliner Berufsverkehr benötigt der neue Twingo sogar rund einen Liter mehr als der Vorgänger. Und: Tests des ADAC legen nahe, dass thermische Probleme im neuen Twingo und im neuen Smart zu stark erhöhtem Rußausstoß führen. Getestet wurde allerdings der Dreizylinder-Saugbenziner mit 70 PS.
Fahr & Spaß
Der winzige Wendekreis (8,6 m!), die vielzitierte Top-Stärke des Twingo, beeindruckt auch in der MOTOR-TALK-Tiefgarage. Wo es sonst in drei Zügen um die Ecke geht, reicht einer. Das ist einfach gut und mit dem Vorgänger nicht zu vergleichen. Der neue Twingo, und da sind wir bei der Stärke des Motors, macht insgesamt mehr Spaß: Beim Alten mit seinem zäh übersetzten Öko-Getriebe liegt die Kraft in der Ruhe und sonst nirgendwo. Dagegen schiebt der Turbolader den Neuen höchst dynamisch an.
Weniger lustig: Beim Fahren schaukelt der hohe und schmale Twingo III stark hin und her. Die Federung wirkt ausgewogener als beim Vorgänger, aber kaum komfortabler. Schon gar nicht bei Seitenwind auf der Autobahn. Treu bleiben sich die Franzosen hinsichtlich der weichen und gefühllosen Lenkung: bei uns verpönt, im Nachbarland geliebt.
Ende & Urteil
Beim neuen Twingo hat Renault vieles verbessert. Manches fordert auch der Gesetzgeber: Serienmäßiges ESP, Tagfahrlicht und Reifendruckkontrolle gibt es im Vorgänger nicht. Hier wie dort müssen leider vier Airbags reichen. Das war schon 2012 nicht mehr zeitgemäß.
Trotzdem muss Renault die Frage zulassen, ob der Konzeptwechsel den Twingo nicht an entscheidenden Stellen schwächt: Effizienz, Nutzwert, Variabilität. Verschroben, pfiffig und eigenwillig sind beide Kleinstwagen, Vergleichstest-Stars waren und sind beide nicht. Da wird der stark verbesserte Qualitätseindruck nicht helfen, den Renault beim Einstiegsmodell erreicht hat. Der örtliche Renault-Händler hatte jedenfalls keine Schwierigkeiten mit dem Abverkauf seiner alten Rest-Twingos.
Technische Daten: Renault Twingo
- Modell: Twingo III TCe 90 Start & Stop Luxe
- Motor: 0,9-Liter-Turbo-Dreizylinder-Benziner
- Getriebe: Fünfgang-Handschaltung
- Leistung: 90 PS (66 kW) b. 5.500 U/min
- max. Drehmoment: 135 Nm b. 2.500 U/min
- 0-100 km/h: 10,8 s
- Höchstgeschwindigkeit: 165 km/h
- Verbrauch: 4,4 l/100 km (NEFZ)
- CO2: 99 g/km
- Länge x Breite x Höhe in m: 3,60 x 1,65 x 1,56
- Radstand: 2,49 m
- Leergewicht: 1.018 kg
- Kofferraum: 188-980 l
- Basispreis getestete Variante: 13.590 Euro
- Basispreis Renault Twingo: 9.690 Euro
- Modell: Renault Twingo II 1.2 LEV 75 Liberty Eco Drive
- Motor: 1,2-l-Vierzylinder-Benziner
- Getriebe: Fünfgang-Handschaltung
- Leistung: 75 PS (55 kW) b. 5.500 U/min
- max. Drehmoment: 107 Nm b. 4.250 U/min
- 0-100 km/h: 12,3 s
- Höchstgeschwindigkeit: 169 km/h
- Verbrauch: 4,5 l/100 km (NEFZ)
- CO2: 105 g/km
- Länge x Breite x Höhe in m: 3,69 x 1,69 x 1,47
- Leergewicht: 994 kg
- Kofferraum: 230-959 l (165
- Basispreis 2012: 11.990 Euro
- Aktueller Wert: ca. 6.100 Euro
Eine absolute Fehlentwicklung. Da der Motor hinten sitzt, sollte doch Vorne ein Kofferraum sein. 😉 ist er aber nicht...
Um jetzt zum Motor zu gelangen, muss man eine Metallplatte unter dem Kofferraum abschrauben. Das ist ja "sehr gut durchdacht".
Und nun die absolute Spitze... der hinten sitzende Motor heizt den winzigen Kofferraum. Viel Spaß bei der künftigen Lebensmittelvergiftung.
Spezieller, netter und moderner, als der direkte Vorgänger ist der Twingo III auf jeden Fall. Trotzdem wird das beim neuen Twingo und beim Smart favorisierte Konzept natürlich die Ausnahme bleiben.
Aber gut, dass es solche Typen gibt, die nicht den üblichen Standard sondern was anderes bieten. Der Citroen Cactus ist auch so ein Fall. Sicher auch mit Unmengen von Verbesserungsmöglichkeiten aber allein das Anderssein ist doch sympathisch, hat was und war in der Vergangenheit auch immer das, was französische Fahrzeuge ausgemacht hat. Ich erinnere nur mal an den R 4 oder den Citroen Deux-Chevaux 😉.
Die wie üblich genannten Verschrobenheiten, die sich teils schon aus dem Heckmotorkonzept ergeben, würden mich nicht unbedingt stören. Tiefkühlkost ist sowieso nicht mein Fall. Unschön und unnötig finde ich jedoch die im Gegensatz zum Smart billigen Klapptürgriffe vorne. Keine Ahnung, warum man nicht gleich die stabilen Smart-Türgriffe genommen hat. Und merkwürdig, dass der Bezug der Rücksitzbank überhaupt nicht zu den Vordersitzen passt. Weder von der Farbe noch von der Struktur des Stoffes. Sowas ist doch einfach unnötig billig.
Ansonsten finde ich den Twingo III klasse und längst nicht so profillos und bieder wie den Twingo II. Und ja, der III ist einfach der "frischere Franzose."
Meines erachtens auch der völlig falsche Weg für Kleinstwagen, auf Hinterradantrieb zu setzen.
Da Daimler und Renault allerdings kooperieren und der Smart Heckantrieb hat, macht das betriebswirtschaftlich schon Sinn. Aber sonst nicht. Wendekreis ist ja nicht alles.
Opel zeigt mit dem Karl, wie ein Kleinstwagen aussehen kann und sollte. 4 Türen serienmäßig, ein besserer Kofferraum, bessere Wintertauglichkeit und ein voll verkleidetes Cockpit im Gegensatz zum Up. Früher galt viel nacktes Blech im Innenraum als billig. Heute gilt es als modern. Darüber kann man eigentlich nur lachen.
Der neue Twingo wird es allerdings etwas leichter haben als der farblose Twingo II, weil er deutlich mehr Charme hat. Aber der erste Twingo bleibt einfach ein Meisterwerk des Automobilbaus.
Da stimme ich zu, ist beim Smart aber auch nicht anders.
Fairerweise muss man sich fragen wen das bei der anvisierten Käuferschicht überhaupt interessiert.
Es ist für Interessierte aber sicherlich kein Problem die Motorabdeckung aufzuschrauben, und... ja, nun. Was eigentlich macht man daran genau? Beim Smart ForTwo meiner Freundin ist alles sehr kompakt. Da kann ich auch nur das nötigste dran machen (Flüßigkeiten; Filterwechsel ist schon sehr schwierig).
Das ist natürlich doof und wenig durchdacht. Ich kann da, wie gesagt, nur vom älteren Smart sprechen. Da war das aber nie ein Problem. Entweder die Isolierung oder die Kühlung und Entlüftung war besser, oder beides. 😆 Auch da muss man fairerweise sagen, dass ein Smart ForTwo ein City-Flitzer ist, und dass man es in aller Regel nicht weit vom Supermarkt bis nach Hause hat.
Im Sommer hat man schon eher das Problem, dass sich das Auto in der Sonne massiv aufheizt,...
Ansonsten gefällt mir das neue Konzept, insbesondere mit dem Heckantrieb (Wendekreis, Sportlichkeit) und dem manuellen Getriebe. Da betrachte ich die Vorgänger-Smart-Generation eher als Referenz, denn darauf basiert ja das Fahrzeug. Der alte Smart war vom Fahrgefühl her,... naja, sagen wir mal bescheiden.
Die schwammige Lenkung des neuen ist scheinbar auf die Vorliebe der Franzosen zurückzuführen. Das hätte ich gerne lieber etwas direkter im neuen.
Aber der Twingo R.S. ist ja auch angekündigt worden. Ich hoffe sie versauen es nicht. Das wird tatsächlich dann auch für mich ein interessantes Fahrzeug sein. 😊
Ein Liter Mehrverbrauch in der Praxis gegenüber dem Alten. Hier zeigt sich mal wieder, dass moderne Autos nur auf den niedrigen Normverbrauch hin abgestimmt werden. Der tatsächliche Verbrauch scheint keinen Hersteller mehr zu interessieren.
Ich finde ein Kleiner Wendekreis ist sehr wichtig, das merkt man ständig, außer man fährt nur BAB.
Der Vorgänger war langweilig ohne ende, der Neue ist besser. Heckantrieb ist cool, aber der hohe Schwerpunkt nicht.
Bin den Twingo gefahren und fande ihn iwie unübersichtlich, die Lenkuing fand ich aber gut, denn so eine direkte Lenkung wie bei Ford will ich nicht im Alltag.
Als ich in dem neuen Smart saß und auf den Preis geschaut habe, habe ich mich gefragt, wer sich sowas antut. Kaufen Smart Käufer das Auto einfach blind? 17.000€ für einen Kleinstwagen mit kaum Platz hinten, sowie fast nicht vorhandenem Kofferraum. Für das gleiche Geld würde man, jenachdem was man braucht, einen adäquaten Corsa oder Adam mit guter Ausstattung bekommen.
Beim Twingo mag das Preisgefüge aber wohl realistischer sein. Billiger als der Innenraum des Smart kann er garnicht sein, von daher kann wohl jeder Twingo Fahrer über die Smarts nur lächeln. Wird aber wohl trotzdem ein Exot auf deutschen Straßen werden. Der Karl ist vermutlich auch ein ziemlich großer Konkurrent und macht auf mich vorerst den besseren Eindruck.
Wir haben auch noch einen C06 und das Beste an dem Auto ist der enorme Platz in Kombination mit der Eigentümlichkeit. Die haben die Nachfolger deutlich verfehlt. Weniger Stauraum und Flexibilität sprechen deutlich für eine andere Kundengruppe...
Irgendwo gabs mal Temperaturmessungen beim Twingo und Smart im Kofferraum.
Absolute Fehlentwicklung bei einem motorisierten Einkaufswagen
Ich find den Twingo cool und er hat pfiffige Details die andere nicht haben zum Beispiel Flexi case ein herausnehmbares handschuhfach was auch gleichzeitig als Tragetasche verwendet werden kann oder die ablagefächer unter der rücksitzbank Details die es beim smart nicht gibt.😊😊😊😊😊😊😊
Man sollte die geringen Unterhaltskosten bedenken. Steuer und Versicherung sind enorm günstig, der Verbrauch tut bei Stadtautos kaum was, und selbst wenn: Selbst beim neuen ist der im unteren Segment. 17.000 EUR sind schon enorm. Fragt sich aber auch wer die tatsächlich bezahlt. Die meisten neuen Smarts gehen als Firmen- bzw. Flottenleasing über die Ladentheke. In der Regel hat man nach einem bis zwei Jahren relativ günstige Leasing-Rückläufer für den Privatmann.
Ich frage mich sowieso welcher Privatmann ernsthaft den Neuwagenkauf in Erwägung zieht. Wirtschaftlich gesehen ist das absoluter Nonsens, es sei denn man will die Kiste solange fahren bis der TÜV beide scheidet.
Das war mein erster Gedanke. Was ist denn jetzt da vorne? Die Zuführung für Wischwasser und Co. und sonst nichts? Kein Staufach? Wie muss ich mir das vorstellen?
Für 650€ mehr gibts auch schon einen nackten Golf 7 ^^. Immerhin zwei Fahrzeugklassen höher.
Man stelle sich vor, was es für 17000 gebraucht gibt 😉.
Aber selbst, wenn man ein kleines Fahrzeug für die Stadt sucht, gibt es für den Preis Sinnvolleres.
Stimmt, aber man muss fairerweise auch sagen, dass der neue stärker und dynamischer ist - wie im Text beschrieben. Ob das der richtige Weg ist, sei dahingestellt. Ich glaube, dass Autos nicht immer schneller werden müssen.
Ich würde auch gern ein Bild der geöffneten Fronthaube sehen. Irgendwas muss doch da drunter an nutzbarem Raum sein. Wahrscheinlich wird es bald Bastellösungen mit Nachrüst-Stoßdämpfern und Scharnieren geben.