Mercedes SL 400: Mehrverbrauch
Ist dieser Fortschritt ein Rückschritt
Mehr Leistung, weniger Verbrauch? Kennen wir. Bei Mercedes gibt es jetzt mehr Leistung und mehr Verbrauch, im neuen SL 400.
Stuttgart - Ein neuer Motor, der mehr säuft als der alte? Gibt es nicht, dachten wir. Gibt es doch, sagt Mercedes. Vor ein paar Monaten, am 7. April 2014, berichteten wir über den neuen SL 400. Dessen neuer Basismotor setzt auf zwei Turbolader, weniger Hubraum, mehr Leistung - und mehr Verbrauch. Ausgerechnet in seinem Prestige-Roadster zeigt Mercedes der Idee von einer grünen Zukunft die rote Karte.
Statt 6,8 Liter auf 100 Kilometer wird der 400er beim SL (intern R231) im EU-Normzyklus je nach Ausstattung und Reifengröße 7,3 bis 7,7 Liter schlucken. Das entspricht einem CO2-Ausstoß von 172 bis 179 g/km oder einem Mehrverbrauch von 7 Prozent. Der Vorgänger SL 350 lag bei 159 g/km. Beide Fahrzeuge sind mit den identischen Reifentypen 255/45 R17 an Vorder- und Hinterachse ausgewiesen.
Hubraumsteuer definiert Motorengröße
0,5 Liter auf 100 Kilometer mehr, für 27 PS mehr Leistung. Das klingt nicht viel und hindert sicher niemanden am Kauf dieses Motors. Doch es ist ungewöhnlich. Normalerweise brüsten sich die Hersteller bei neuen Antrieben mit mehr Leistung und weniger Verbrauch. Diesmal nicht.
Warum das so ist, haben wir in den vergangenen Wochen in Erfahrung bringen wollen. Die Antwort aus der Mercedes-Entwicklungsabteilung erläutert wortreich, was beim Neuen alles besser ist:
Laut Mercedes lag der Fokus bei der Entwicklung des Motors (M276 DEHLA30) „bei der weltweiten Einsetzbarkeit bei gesteigerten Fahrleistungen vor allem im unteren und mittleren Drehzahlbereich – bei Mercedes-typischem Komfort.“ Aufgrund der Hubraumbesteuerung in einigen Märkten sollten die Ingenieure unter 3,0 Liter Hubraum bleiben.
Der neue Motor „sei eine völlige Neuentwicklung und mit dem Vorgänger nicht zu vergleichen“. Das stimmt: Statt 3,5 Litern und 306 PS schöpft der neue Motor aus 3,0 Litern nun 333 PS. Das neue Bi-Turbo-Triebwerk stemmt 480 Nm Drehmoment auf die Kurbelwelle, 110 Nm mehr als bisher. Zudem ist der 400er nach Euro 6 eingestuft.
Saubere Verbrennung für Euro 6
Die Motorenbaureihe M276 mit V6-Anordnung wird schon seit 2012 eingesetzt, anfangs mit 3,5 Litern Hubraum. Auch die aktuelle E-Klasse setzt auf das Triebwerk mit Mehrfachzündung, Direkteinspritzsystem mit strahlgeführter Verbrennung und Piezo-Injektoren. Die ermöglichen eine optimale Gemischbildung mit bis zu fünf Einspritzungen pro Arbeitstakt und damit eine saubere Verbrennung.
Im Gegensatz zum 350er mit dem Bohrungs-Hub-Verhältnis von 92,9 x 86 mm setzt der neue Motor auf eine kleinere Bohrung und einen kürzeren Hub von 88 x 82 mm. Dem Prinzip des Kurzhubers bleibt das Aggregat treu. Für ausreichend Drehmoment sorgen die beiden Turbolader.
Unter Volllast drücken sie mit 1,8 bar Luft in die Brennräume. So liegt ab 1.600 und bis zu 4.000 Touren das maximale Drehmoment von 480 Newtonmeter an. Der Sauger hatte bisher 370 Nm zwischen 3.500 und 5.250 Umdrehungen.
Sparsamer als die Konkurrenz
Aus dem Stand erreicht der neue SL400 bei Kick-Down nach 5,2 Sekunden die 100er-Marke und ist damit 0,7 Sekunden schneller als der Vorgänger, geschaltet wird automatisch. Hat Mercedes also doch alles richtig gemacht mit dem Motor?
Trotz des halben Liters Mehrverbrauch liegt der Basis-SL (Leistungsgewicht: 5,65 kg/PS) im Vergleich zu seinen Wettbewerbern beim Verbrauch vorn. Das BMW 640i Cabriolet (5,98 kg/PS) mit 320 PS benötigt 7,8 Liter auf 100 Kilometer, der Porsche 911 (4,35 kg/PS) als Cabriolet mit 350 PS schluckt 8,4 Liter.
Faktisch und technisch ist dieser neue Motor also ein Fortschritt, gefühlt ein Rückschritt.
Mehr rund um Motoren von Mercerdes gibt es im Mercedes Motoren Forum
Eckdaten des SL 350:
- Hubraum: 3498 ccm
- Bohrung x Hub: 92,9 x 86 mm
- Direkteinspritzer
- Leistung: 306 PS
- max. Drehmoment: 370 Nm
- EU 5
Eckdaten des SL 400:
- Hubraum: 2996 ccm
- Bohrung x Hub: 88 x 82 mm
- Biturbo mit Direkteinspritzer
- Leistung: 333 PS
- max. Drehmoment: 480 Nm
- EU 6
Trotz des Mehrverbrauches finde ich den neuen Motor wesentlich ansprechender. Allerdings ist der SL nicht meine Liga.......leider.😊
Wie sieht es denn bei den Realverbräuchen aus?
Das ist doch letztlicht das Ausschlaggebende.
Wenigstens nicht ums Verrecken das Auto anpassen, dass am ende 0,1 L weniger beim NEFZ rauskommen, das Auto in der Realität aber mehr oder gleichviel verbraucht.
Ich muss sagen dass der Vergleich für mich etwas hinkt: Der alte Motor lief noch unter der Bezeichnung SL 350, der neue Motor als SL 400. Der neue hat mehr Performance bei etwas mehr Verbrauch. Dass er dennoch gegen den Trend von immer weniger (NEFZ-) Verbrauch geht ist für mich nur ein minimaler Wehrmutstropfen und dem SL-Kunden wahrscheinlich völlig egal, da die NEFZ-Verbräuche fernab der Realität entstehen.
Der neue Motor hat mehr Drehmoment, hat EURO 6, die Realverbräuche sehen bestimmt noch ein wenig anders aus, als in dem Artikel geschildert. Ich denke um das Ökoimage von Mercedes aufzubessern eignen sich andere Modelle wesentlich besser als der SL.
In meinen Augen ist diese Diskussion eher müßig, da bei einem so großen und schweren Auto 3 Liter Hubraum ohnehin zu wenig sind, der Motor also grundsätzlich uninteressant.
Wo ist der Motor eine Neuentwicklung der M276 DE30 AL basiert auf dem M276 DE 35.
DEN Realverbrauch gibt es nicht. Darum gibt es den Normverbrauch.
In der Realität wird es Fahrer geben die real unter dem Normverbrauch lieen (diese können nach allgemeiner motor-talk Meinung nicht richtig mit dem Fahrzeug umgehen) und es wird die richtigen Autofahrer geben die es schaffen den Verbrauch maximal zu überbieten um sich dann zu beschweren. Dann gibt es noch ganz viele dazwischen. Je nach persönlichen Anforderunhen.
Der Verbrennungsmotor ist kaum mehr weiterzuentwickeln.
In Zukunft fahren Autos rein elektrisch.
Ich hoffe ich wandle nicht mehr unter den Lebenden, wenn es soweit gekommen ist.
Oh mein Gott, ein neues Modell mit mehr Leistung und besseren Fahrleistungen, das 0,5l mehr im Normzyklus verbraucht als das alte Modell! Wir müssen Mercedes-Benz Boykottieren!! Diese Umweltschweine!! Verbrennt sie!!!
Eine lächerliche Story mit noch lächerlicherem Thema 😜
wem juckts leute die sich den leisten können wird's egal sein
Der Mehrverbrauch ist relativ einfach zu erklären und passt auch zu der im Text genannten Begründung seitens MB:
Der M276 DE 35 hat eine Direkteinspritzung mit Schichtladung bzw Magerbetrieb, bei einem Turbobenziner wie dem M275 DE 30 AL scheint das aber nicht mehr zu funktionieren. Ähnliches gab es bei BMW mit dem N53 R6-Direkteinspritzer, der bei gleichem Hubraum deutlich weniger verbraucht als der N54/N55 mit Turbo, obwohl der N55 sogar noch Valvetronic hat.
Auch bei VAG sieht man das am Vergleich 2.0FSI vs. 2.0TFSI (1.Generation).
Bei MB ist jetzt die Reduktion des Hubraums um 0,5l nicht genug, um das Fehlen des Magerbetriebs auszugleichen, da ja auch eine recht gute Literleistung abgerufen wird.
Interessant ist aber, das MB im CLS-Facelift und bald in der E-Klasse eine neue Variante des 400ers vorgestellt hat, den M276 DE 35 AL, also Turbo und 3,5l und erstmals überhaupt in einem Turbo Schichtladung (Meldung auf jesmb.de). Der verbraucht zwar nur 0,2l weniger als die reguläre Variante, aber immerhin.
Warum jetzt im SL und der C-Klasse sowie dem S500 Hybrid (Wechsel steht aber an) nachwievor die alte Variante eingesetzt wird, liegt am im Artikel erwähnten internationalen Markt: Schichtladung erfordert eine gewisse Krafststoffqualität, was den Verkauf ausßerhalb der EU erschwert. Deshalb gab es bei BMS den N43 und N53 mit Schichtladung nie außerhalb der EU.
Bleibt die Frage, warum man E-Klasse, CLS und bald S-Klasse hier in der EU damit austattet, SL und C-Klasse aber jetzt noch mit dem alten Motor ausstattet, so das ein baldiger Wechsel unwahrscheinlich scheint. Hat das evtl. was mit dem Hauptabsatzmarkt, dem Produktionsort oder der Stückzahl zu tun?
Lasst ales und neues Modell eine längere Strecke nebeneinander fahren (gleiche Bedingungen, gleiches Tempo) und dann bitte mal messen. NEFZ fährt eh niemand.