Trotz Brexit: Jaguar Land Rover will Autowerk in der Slowakei bauen
Jaguar Land Rover wird in Nitra investieren
Slowakische Medien hatten berichtet, Jaguar Land Rover wolle von seinen Plänen, eine Fabrik im Süden des Landes zu errichten, abkehren. Jetzt folgt ein Dementi.
Bratislava - Trotz des EU-Ausstiegs von Großbritannien will Jaguar Land Rover an den Plänen zum Bau einer Fahrzeugproduktion in der Slowakei festhalten. Das melden mehrere slowakische Medien unter Berufung auf Unternehmensinformationen. Zuvor hatte es Gerüchte über einen möglichen Rückzieher des britischen Herstellers gegeben.
Die Vorbereitungen für den zum Ende des Sommers beginnenden Bau seien in vollem Gange, auch die Anwerbung von Mitarbeitern habe bereits begonnen. Für die in einer ersten Phase entstehenden 2.800 Arbeitsplätze hätten sich bereits über 40.000 Interessenten gemeldet, teilte die Firma mit.
Slowakische Medien hatten über eine Gefährdung der britischen Investition durch den Brexit spekuliert. Ökonomen hatten aber bereits vor der Entscheidung über einen EU-Austritt Großbritanniens darauf hingewiesen, dass gerade das Wechselkursrisiko zwischen Euro und britischem Pfund mit ein Grund dafür gewesen sei, dass sich die Tochter des indischen Tata-Konzerns für den Bau eines Werks im Euro-Land Slowakei entschieden habe.
Das künftige Produktionswerk in der südwestslowakischen Regionalhauptstadt Nitra soll eine Kapazität von 300.000 Autos pro Jahr haben. Die Fertigung soll im Jahr 2018 beginnen.
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Quelle: dpa
Ich gehe mal davon aus, dass sowohl Jaguar als auch Land Rover weiterhin Autos in der EU vertreiben wollen ohne Zölle zahlen zu müssen und von Wechselkursrisiken betroffen zu sein (letzteres wurde auch im Artikel genannt). Die Fokussierung auf das Commonwealth und das Negieren des europäischen Markts waren für die britische Autoindustrie schon einmal tödlich.
Wie man sieht haben die Herren Manager aus dem Desaster von "British Elend" gelernt. Das ist erfreulich.
Eben. Auch auf dem Commonwealth-Markt bläst den Briten mittlerweile ein rauher Wettbewerber-Wind ins Gesicht und deswegen reicht der alleine für's Überleben nicht aus.
Wahscheinlich sinds auch die Lohnkosten, die Land Rover - Jaguar in der Slovakei investieren lassen. DIe drohende Zollproblematik tut ein übriges.
Wenn Grossbritannien aus der EU austritt, wird dies mit einem Freihandelsabkommen ähnlich der EFTA Länder geschehen. Die Handelsbeziehungen sind zu verflochten, als das sich EU und GB eine völlige Trennung leisten könnten. Auch der Finanzplatz London wird ein elementarer Punkt in Europa bleiben.
Allerdings: Produktionen in die Slowakei auszulagern, fördert die teilweise dramatischen Zustände im eigenen Land nicht. Die Einkommenschere sowie die Arbeitslosigkeit sind hoch und sollten schnellstens bekämpft werden.
Auch solche Aktionen sind mit ein Grund, warum der Brexit Nährboden gefunden hat.
Die vergessenen Menschen haben nun mal nicht von EU und Globalisierung profitiert, wie ihnen jahrelang erzählt wurde. Irgendwann sagt man sich, seit Thatchers EU Politik ist es nur schlimmer geworden, versuchen wir es doch besser ohne.
Bist du sicher, dass die Leute drüben nicht auch davon profitiert haben? Es ist ja nicht so als ob die britischen Hersteller und Firmen alle nur ins Osteuropäische Ausland verlagert hätten.
Auch europäische Firmen haben in GB investiert. Bleiben wir doch bei der Autoindustrie. Schau dir an was BMW (Mini) und VW (Bentley) dort geschaffen haben. Der Autoindustrie in GB geht es gut. Endlich! Das war selbst zu Thatchers Zeiten ganz anders. Ich habe bereits Britisch "Elend" angesprochen.
Einer der Kernfehler war es auf den europäischen Markt zu verzichten. Man hatte ja das Commonwealth. Der andere Fehler war es nicht auf die streikenden Mitarbeiter zuzugehen. In der Folge waren die wenig motiviert vernünftige Arbeit zu leisten. Darum haben britische Autos bis heute einen negativen Ruf! Das geht übrigens auch auf Thatcher und ihrem Neoliberalismus zurück. Meiner Meinung nach hat die Dame das Land mit ihrer Politik zwar aus einer schweren Wirtschaftskrise gesteuert, allerdings sind Moral und Anstand seitdem völlig aus dem Ruder gelaufen. Ein hoher Preis wurde dafür bezahlt.
Der Finanzplatz London ist ja nicht ohne Grund entstanden. Die Regulierungen des Finanzsektors wurden unter Thatcher quasi aufgehoben. Unter anderem deshalb hat sich die Bankenkrise 2008 so aufgeschaukelt und ist schließlich auch zu einer europaweiten Staatsschuldenkrise geworden (die auch nur eine versteckte Bankenkrise ist). Nicht nur die südlichen Länder sind betroffen. Es sind vorwiegend Nord- und Mitteleuropäische Banken, die quasi blind investiert haben.
Darauf wurde im Wahlkampf spekuliert, ja.
Ich glaube man wird als EU ein Exempel statuieren, sonst werden andere Staaten wohl auch überlegen auszutreten.
Was mich daran stört: Eine Union, bzw. ein Bündnis geht man nicht nur zum Vorteil ein. In Krisenzeiten muss man zusammenstehen. Dafür ist ein Bündnis schließlich da!
Warum haben denn GB und Frankreich nach dem Überfall der deutschen Truppen auf Polen Deutschland den Krieg erklärt? Zum Vorteil des Einzelnen war das sicher nicht!
Das heißt für mich: Wer aus einem Bündnis austritt sobald es ungemütlich wird ist feige.
Selbstverständlich respektiere ich den Willen des Volkes. Das heißt aber nicht, dass ich deren Meinungen akzeptiere.
Wahrscheinlich klettern deshalb jetzt schon die Grundstückspreise in Frankfurt. 😉
Ja, das redet man sich ein. Denn man erinnert sich nur an das Gute zurück. "Früher war alles besser."
Das muss aber nicht wirklich stimmen. In den 70er und 80er Jahren gab es landesweite Streiks in GB. Hohe Arbeitslosigkeit und soziale Missstände. Das Empire musste reformiert werden.
Auch hat man sehr viele profitable Kolonien aufgeben müssen. Das Commonwealth war auch nicht mehr das was es mal war.
Die Menschen von denen du sprichst haben sich von der salonfähigen Atmosphäre der Feindseligkeit gegenüber Ausländern anstacheln lassen. Das ist das selbe wie hier. Die Rechten haben aus ihren Fehlern gelernt. Sie positionieren sich näher an der Mitte, geben sich Bürgernah, nutzen die sozialen Netzwerke für ihre Hetze. Das sind nicht mehr die Skinheads von früher. Die Rhetorik ist extrem populistisch und baut ein Feindbild auf. Bei uns sind das Flüchtlinge. Bei den Schweizern die Serben und Bosnier. Bei den Briten sind das vor allem die Polen. Merkwürdig oder? Flüchtlinge fehlen denen, da baut man also ein anderes Feindbild auf.
Das haben schon die Nazis in Deutschland damals gut verstanden (Juden). Nach dem Krieg war das dann die jeweils andere Seite des "eisernen Vorhangs". Auf Ostseite hat man auf die "Faschisten" geschimpft. Auf Westseite über die "Kommunisten".
Menschen brauchen ein Feindbild. Schuld sind nämlich immer die anderen. Der Fehler liegt nie bei einem selbst.
Hi
Die Arbeitslosenquote in UK ist tiefer als in der Slowakei und im manch anderen EU und vor allem Euro-Zone Land.
UK
http://de.tradingeconomics.com/united-kingdom/unemployment-rate
Slowakei
http://de.tradingeconomics.com/slovakia/unemployment-rate
„Nicht wer den ersten Schuss abgegeben hat ist entscheidend, sondern was den ersten Schüssen vorausgegangen ist!“
Antwort des israelischen Botschafters Asher Ben-Natan auf die Frage eines Reporters, wer den 6 Tage Krieg begonnen hat.
Ich glaube der 6-Tage-Krieg eignet sich nicht wirklich zum Vergleich mit dem 2. Weltkrieg in Europa.
Du "glaubst" - das ist erstaunlich, denn Deine o.g. Ausführungen sind hingegen sehr absolut formuliert. 😉
Nagut, ich "meine". 😉 Da war ich sehr unpräzise, da gebe ich dir recht.
Meines Wissens gehört Jaguar Land Rover zur indischen Tata Motors-Gruppe. Insofern besteht natürlich ein großes Interesse daran, eine Produktionstätte im EU-Raum zu haben. Das heißt weniger die Briten, sondern der indische Mutterkonzern hat ein Interesse daran.
Die Slowaken wirds freuen. Es ist ja nicht das erste Premium Fahrzeugwerk das in der Slowakei errichtet wird.
Pete
@Ascender:
Besser kann man die Gründe des EU Austritts nicht erläutern.
Populistische Rattenfänger legen ihre Netze aus und die, bleiben wir mal diplomatisch, intellektuell weniger Anspruchsvollen Wutbürger wählen rechts. Vielen von denen geht es gar nicht so schlecht wie es immer dargestellt wird, vor allem nicht in D.
Aber wenn man zu faul (oder zu dumm?) ist sich auf der Volkshochschule oder sonstwo weiterzubilden und hunderte von Bewerbungen zu schreiben, tja dann tut sich auch nichts.
Es ist zwar schwer, zeitlich, finanziell usw sich weiterzubilden, aber Lehrjahre sind keine Herrenjahre,
von nix kommt halt auch nix.
Stattdessen werden für die eigene Misere immer andere verantwortlich gemacht.
Ist wie beim Mörder und Vergewaltiger auch: Er hatte eine schwere Kindheit, seine "Umwelt" war schuld....
rzz
Die Slowakei ist ein sympathisches kleines Land das nicht nur niedrige Lohnkosten bietet. Die Steuern und Sozialversicherungsbeiträge sind niedrig, detto die Lohnnebenkosten. Das Personal ist in der Regel hochmotiviert, was auch daran liegt, dass das Arbeitslosengeld niedrig ist, und ausländische Firmen gute Löhne zahlen. Krankenstandfeiern wegen Bagatellen vergeht den Leuten weil erst nach ein paar Tagen das Krankengeld ausgezahlt wird, und das nicht in voller Höhe. Weiters sind die Leute dort gut ausgebildet. Am wichtigsten ist jedoch eine durch und durch unternehmensfreundliche Politik und Grundeinstellung. Gute Entscheidung des Tata Konzerns.