Die IAA soll nicht von Sorgen um China überschattet werden
Jammern ist schlecht fürs Image
Die weltweiten Krisen sollen die Euphorie auf der IAA nicht trüben. Die Sorge um die Entwicklung des chinesischen Absatzmarktes dürfte aber auch die Leitmesse beschäftigen.
Frankfurt/Main - Auf der IAA in Frankfurt (17. bis 27. September) präsentiert die Autobranche ihre Neuheiten. Ein wichtiges Thema unter den Auto-Managern dürfte die Entwicklung am weltgrößten Automarkt in China sein. Denn die Zeit des ungebremsten Wachstums im Reich der Mitte ist vorbei.
Experten rechnen dort mit einem Rückgang der Autoverkäufe im kommenden Jahr. "Alle wichtigen Autobauer sind vom größten Pkw-Markt der Welt abhängig", betont Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Center Automotive Research.
China schwächelt, US-Markt kann stark zulegen
Die Autoindustrie in Frankfurt hat dennoch einigen Grund für gute Laune: Die Absatzkrise in Europa ist überwunden, der Branchenverband VDA erwartet in Westeuropa ein Plus von knapp 6 Prozent auf 12,8 Millionen verkaufter Neuwagen in diesem Jahr. Auch der US-Markt ist im Plus und wird 2015 mit knapp 16,9 Millionen Neuwagenden den höchsten Absatz seit zehn Jahren einfahren, prognostiziert VDA-Präsident Matthias Wissmann: "All dies gibt Rückenwind für die weltweit wichtigste Automobilmesse, die IAA."
Zwar sieht auch Wissmann "Herausforderungen in einigen Regionen der Welt". Doch entscheidend für die IAA sei vor allem das konjunkturelle Umfeld in Europa: "Und das ist gut." China schalte lediglich einen Gang zurück, bleibe aber auf Kurs.
Das sehen nicht alle Branchenbeobachter so. In einer kürzlich vorgelegten Analyse warnten Experten der Unternehmensberatung EY: "Die Schwellenländer stoppen den Aufschwung auf dem weltweiten Automarkt." Zwar konnten die 16 größten Autokonzerne der Welt ihren Absatz im zweiten Quartal in den USA und in Westeuropa steigern - der weltweite Absatz habe aber stagniert. "Die ehemals vielversprechenden Absatzmärkte Russland und Brasilien befinden sich schon länger im freien Fall, in China - lange Zeit Haupttreiber der weltweiten Autokonjunktur - ging der Absatz der Unternehmen im zweiten Quartal um zwei Prozent zurück." China werde damit zunehmend zum Sorgenkind der Branche, ein Ende der Nachfrageschwäche sei nicht absehbar.
Krisen verlangsamen weltweites Wachstum
Auch Dudenhöffer hält fest: "Wenn jeder vierte Pkw-Neuwagen in China verkauft wird, ist es schwer, einen Rückgang in China zu kompensieren." Die Autohersteller müssten sich auf ein schwieriges Jahr 2016 einstellen. Damit könnte eine Ära zu Ende gehen, glaubt Eric Heymann von der Deutschen Bank: "Die Dynamik der letzten 15 Jahre wird in China nicht mehr erreicht." Gleichzeitig dürften der Preis- und Wettbewerbsdruck steigen.
Dennoch müsse es den Autoherstellern mittelfristig nicht bange sein, ist Auto-Analyst Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler überzeugt. Zwar rechnet auch er nicht damit, dass der chinesische Markt wieder so boomen wird, dass die Industrie trotz Absatzkrisen in Europa oder andernorts wachsen wird. Künftig werde das Wachstum jedoch von Innovationen getrieben, nicht von regionaler Expansion: "Die technische Revolution in der Automobilindustrie ist in vollem Gange".
Der Elektromotor und das selbstfahrende Auto hätten das Zeug, das Bild auf den Straßen bald tiefgreifend zu verändern. Pieper ergänzt: "Perioden hoher Innovationsfreude waren häufig auch Blütezeiten für die jeweilige Branche."
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Kein ewiges Wachstum? Wer hätte das gedacht ...
In Deutschland gibt es ganz andere Probleme als ein vermindertes Wachstum in China.
True...
Au weia, muß sich Audi jetzt etwa wieder ernsthaft um die deutschen Kunden kümmern?
Selbstverstaendlich wird sich die Lage in China auf die Stimmung der IAA auswirken. Alleine das der Artikel geschrieben wurde beweisst das doch. 😉
Pete
Ist doch ganz klar. Durch die Sanktionen wird Russland mehr mit China zusammenarbeiten. China hat jetzt schon weniger Interesse an Europa. Die Russen sind froh, so einen starken Partner gefunden zu haben. Die EU hat ja nichts dazu gelernt, also müssen sie mit den Folgen nehmen, außer man zieht jetzt die Notbremse und löst die Sanktionen auf.
Mehr als eine Erwartung scheint da aber bisher wohl nicht zu existieren.
Ich kann mir auch kaum vorstellen, welche Hersteller da alternativ die Fahrzeugsegmente besetzen sollen, die gegenwärtig durch Audi, BMW und Mercedes bedient werden.
Eben
Die Russen haben kein Geld fuer Investitionen und die Chinesen keine Lust ins Ungewisse zu investieren.
Realitaet ist das trotz Putins werben nicht viel auf dem Teller liegt.
Pete