Eine Rettungskarte im Auto kann Leben retten
Jede Sekunde zählt
Autos werden sicherer. Doch die besseren Crash-Strukturen erschweren es nach einem Unfall, Verletzte schnell aus dem Auto zu retten. Rettungskarten können helfen.
Berlin - Sicherheitszellen, Knautschzonen, supergehärtete Stähle, Airbags an allen möglichen Stellen – moderne Autos schützen ihre Insassen bei schweren Unfällen besser als alte Fahrzeuge. Die Zahl der Unfalltoten sinkt auch deshalb seit Jahren kontinuierlich.
Wie stark sich die heutigen Sicherheitsstandards von denen älterer Modelle unterscheiden, zeigt folgendes Video:
Der 1959 Chevrolet Bel Air und der 2009 Chevrolet Malibu fahren in einem Crashtest des US-amerikanischen Insurance Institute for Highway Safety (IIHS) frontal aufeinander. Eindrucksvoll sind die Aufnahmen aus dem Inneren der Autos: Während bei dem älteren Wagen die Lenksäule und Teile des Motors gegen den Fahrer prallen, bleibt bei dem neueren Auto das Armaturenbrett da, wo es vorher war. Der Airbag geht auf und fängt den Aufprall des Dummys ab. Ein Fahrer des Chevys von 1959 würde den Unfall vermutlich nicht oder nur sehr schwer verletzt überleben, die Fahrgastzelle schützt einen Fahrer des 2009er Chevys besser.
Zuerst hilfreich, dann hemmend
Was den Insassen bei einem Unfall zunächst hilft, kann ihnen mitunter später zum Verhängnis werden. Falls sie sich nicht selbst aus dem Auto befreien können, muss es aufgeschnitten werden. Die Rettungskräfte können dabei nicht irgendwo die Schere ansetzen. Nicht ausgelöste Airbag-Patronen könnten explodieren, verstärkte Karosserien widerstehen den Schneidwerkzeugen.
Daher verschaffen sich die Rettungskräfte vor Ort zunächst einen Eindruck über Fahrzeugtyp, Lage des Autos, Verletzte, Beladung und andere Kriterien, die für die Öffnung des Wagens relevant sein können.
Dafür bleiben ihnen nur wenige Minuten, denn von Unfall bis zum Krankenhaus sollten idealerweise nicht mehr als 60 Minuten vergehen. Bis zu einer Stunde schafft es der Körper eines vorher gesunden Menschen, seinen Kreislauf aufrechtzuerhalten. Nach Ablauf dieser „Golden Hour of Shock“ verschlechtern sich die Überlebenschancen eines Unfallopfers rapide. Je nach Verletzungsbild kann die Zeit, die für eine Rettung zur Verfügung steht, auch variieren. Bei extremen Blutungen muss die Rettung schneller gehen, bei vermuteten Wirbelsäulenverletzungen muss entsprechend vorsichtiger und damit langsamer agiert werden.
Knappes Zeitfenster für die Rettung
Das Zeitfenster von 60 Minuten lässt sich grob in drei 20-Minuten-Blöcke gliedern. Der erste Block umfasst den Unfall, den Notruf und die Fahrt zum Unfallort. Der zweite die Rettung aus dem Auto, der dritte die Erstversorgung vor Ort und den Transport bis in eine Klinik.
Besonders im zweiten Drittel der Golden Hour, bei der Rettung, lässt sich mit einer sogenannten Rettungskarte viel Zeit sparen. Die Rettungskarte ist eine schematische Darstellung des Autos von oben und von der Seite in A4-Größe. Darauf werden rettungsrelevante Bauteile wie besondere Karosserieverstärkungen, Anzahl und Platzierung der Airbags, Gurtstraffer oder Gastanks/-leitungen abgebildet. Die Rettungskräfte sehen so auf einen Blick, wo z. B. Verstärkungen das Schneiden behindern oder wo sich die Helfer selbst gefährden würden.
Die meisten Modelle werden nicht erkannt
Wer jetzt denkt, ein Blick auf das Auto genügt doch, liegt leider falsch. Laut einer ADAC-Erhebung werden etwa 64 Prozent der Unglücksfahrzeuge von den Rettungskräften falsch oder gar nicht identifiziert. Das kann an der Vielzahl verschiedenster Modelle liegen oder daran, dass das Fahrzeug stark deformiert ist. Gerade bei den neueren Autos entwickelt sich die Sicherheitstechnik zudem so rasant, dass die Feuerwehren und Technischen Hilfswerke weder mit der Schulung noch in der Anschaffung stärkerer Schneidwerkzeuge hinterherkommen können.
Was kann ich selbst tun?
Je schneller die Einsatzkräfte an die rettungsrelevanten Informationen zum Fahrzeug kommen, desto schneller kann der Verletzte geborgen werden.
Was kann der einzelne Autofahrer zu einer schnellen Rettung beitragen? Er kann dem Verletzten Erste Hilfe leisten. Traut er sich das nicht zu, sollte er zumindest den Notruf wählen. Dabei kann man nichts falsch machen. Außerdem muss man als Verkehrsteilnehmer den Rettungskräften stets Platz machen und darf nicht im Weg stehen. Auch als Autofahrer kann man etwas tun: die richtige Rettungskarte hinter der Fahrer-Sonnenblende deponieren und mit einem Aufkleber auf der Frontscheibe darauf hinweisen. Die Sonnenblende des Fahrers wurde als Platz für die Rettungskarte international festgelegt.
Auf unserer Rettungskarten-Seite findet Ihr alle wichtigen Informationen zu den Rettungskarten. Ihr könnt Euch für die gängigsten Fahrzeugmodelle kostenlos die passende Karte auswählen, sie gleich farbig ausdrucken und den Aufkleber anfordern.
Einzelne Hersteller arbeiten bereits mit einem QR-Code in der Tankklappe, der die Rettungskarte auf einem Handheld oder Handy anzeigt, wie z. B. Mercedes. Von einem verbindlichen internationalen Standard sind die Autohersteller aber noch weit entfernt.
Was Rettungskräfte so bewegt, erfahrt Ihr in unserem Feuerwehr-, Rettungsdienste und Einsatzfahrzeuge-Forum.
Quelle: ADAC, technische-hilfeleistung.info, dgu-online.de, MOTOR-TALK
Dazu solltet Ihr noch die Meldung ergänzen um die QR-codes zur Rettungskarte.
Quelle Mercedes-Benz, ADAC, et.al.
http://www.adac.de/.../rettungskarte_qrcode.aspx
Ich habe sie in meinen Fahrzeug, in der Hoffnung, dass diese nie gebraucht wird.
Bis dahin ist es ein klasse Nebeneffekt, dass die hässliche Umweltplakette doch noch einen guten nutzen hat. Ich habe für die Rettungskarte die Klebetasche mit integrierter Umweltplakete 😊
www.rettungskarten.eu/safetybag-s
grüße
Ich habe auch eine, aber auch nur weil der Verkäufer meines Auto eine hatte 😆
Im Prinzip eine Sinnvolle Sache in der Hoffnung das meine nie benutzt werden wird 🙁
Ich habe diesen Monat meinen neuen BMW bekommen und dort ist an der Innenseite der Sonnenblende von BMW eine Rettungskarte zum herausnehmen befestigt. Wenn andere Hersteller das noch nicht tun, so halte ich das für fahrlässig. Wo ist das Problem? Perfekt gelöst. Vielen Dank BMW.
Schon lange in unseren Fahrzeugen drin, nebst Hinweisschild auf der Windschutzscheibe. QR-Code wird für die Mercedes' so bald Zeit nachgerüstet (3 Stück je Fahrzeug).
Schade, dass im Bericht von "Bergung" gesprochen wird, im allgemeinen Sprachgebrauch bei den Praktikern v.a. bei der Feuerwehr heißt es eigentlich "Rettung". Das Teil heißt deshalb auch "Rettungskarte" und nicht "Bergungskarte", denn dann wäre der Rettungsversuch vergeblich gewesen ...
Super Aktion! 😊
Sowas kann im Ernstfall echt hilfreich sein, gerade bei den neuen Autos.
Bin selber noch nicht auf Einsätzen gewesen wo sowas von Nöten gewesen ist, aber wenn sowas dann im Falle eines Falls da sein sollte, kann es Leben retten 😉
Da muss ich ermüdungsbruch zustimmen.
Gerettet werden ist gut, geborgen werden weniger...
Das ist nach wie vor ein Wichtiges Thema.
Ich Persönlich finde es nur von Vorteil, wenn sich eine Rettungskarte im Fahrzeug befindet, denn kein Mensch kann sich alles merken wie, und wo man die Fahrzeuge öffnen muss.
Ich habe das Thema schon in meinem Blog angesprochen, HIER der Artikel.
An die BMW Fahrer, schaut euch meinen Artikel mal an, denn dort (wer es noch nicht hat) könnt ihr euch zu eurem BMW die passende Rettungskarte runterladen😉
Danke für die Aktion an MotorTalk
Danke für den Link an e46-heizer
Sehr hilfreicher Artikel! Da denkt man sonst oftmals gar nicht so dran. 😉
Die Sache mit den QR-Codes werde ich auch noch machen, denn eine ausgedruckte Rettungskarte kann ich nicht hinter die Sonnenblende klemmen, da sie sonst bei jedem Benutzen herunterfällt - altes Auto eben, dafür mit Spiegeln hinter kleinen Klappen.
entgegen der *werbeversprechen* eines großen deutschen premiumherstellers, verfügen die wenigsten einsatzkräfte über die entsprechende technik, die angepriesenen qr-codes an der einsatzstelle auszulesen - also keinesfalls, nur weil man die qr-aufkleber hat, die rettungskarte entsorgen!
Also ein funktionierendes Smartphone haben 70 % aller Feuerwehrmänner in der Tasche stecken. Eher sollte man sich Sorgen machen, wenn man in einer Region ohne Netz ist, denn dort funktioniert das System nicht. Da kann man nur hoffen, die Männer sind nicht bei O2. 😉
darauf würde ich mich an deiner stelle nicht verlassen! 😉
privathandys an der einsatzstelle bringen gewisse risiken mit sich, mit denen sich die jeweiligen fachgremien und funktionäre immer mehr beschäftigen müssen, so kommt es, dass in immer mehr gemeinden die dienstanweisung erteilt wird, im alarmfall das privathandy im spind liegen zu lassen! 😱
fehlende netzabdeckung kommt dann noch erschwerend hinzu...
...zusätzlich bei unfällen, wo viele leute ihr handy zücken und bilder knipsen um diese über social-media zu verbreiten, kann das netz ganz schnell in die knie gehen und dann bekommt auch die feuerwehr nur noch *Die gewünschte Seite kann nicht angezeigt werden* auf dem display zu lesen!