Euro NCAP: Neue Crashtest-Ergebnisse
Jetzt wird der Euro-NCAP-Test bizarr
Nur ein Auto von fünf bekam beim aktuellen Euro-NCAP-Crashtest die volle Sternen-Zahl. Der Ford Tourneo Courier erhielt vier, der Renault Mégane drei Sterne - mit fragwürdiger Begründung.
Brüssel - Mit Reformen ist das so eine Sache. Manche sind gut gemeint, aber bewirken das Gegenteil. Siehe Euro NCAP. 2009 beschloss das Crashinstitut, dass ein Auto nur mit guter Sicherheitsausstattung sicher sei. So weit so gut. Doch die Kriterien, die Euro NCAP in der Praxis anwendet, sind für Kunden kaum noch nachvollziehbar, wie das Beispiel Renault Mégane zeigt.
Der kompakte Franzose erhielt bei einem erneuten Test nach einem Facelift drei von fünf Sternen. Dabei haben die Tester beim Insassenschutz und bei der Kindersicherung kaum etwas zu beanstanden. Nur der Brustbereich beim seitlichen Aufprall und der Schutz vor Halswirbelsäulenverletzungen könnten besser sein.
Punktabzug für Fremdsprache
Massiven Punktabzug gab es dagegen bei der Sicherheitsausstattung. Zwar hat der Mégane wie vorgeschrieben Gurtwarner vorn und hinten. Doch wenn sich hinten jemand nicht anschnallt, warnt der Kompaktwagen den Fahrer über eine schriftliche Mitteilung im Display. Die gibt es aber nicht in allen Sprachen. Das allein führte dazu, dass der Mégane statt vier nur drei Sterne bekommen hat. Ob das Verbrauchern hilft?
Das Bizarre daran: Als die Schräghecklimousine nach ihrem Marktstart 2008 getestet wurde, bekam sie fünf Sterne. Warum der Mégane noch einmal getestet wurde, weiß auch Renault nicht. In der Regel crasht EuroNCAP nur neue oder neu in den Markt gebrachte Fahrzeuge.
VW Sportsvan erhält fünf Sterne
Neben dem Mégane wurden fünf weitere Fahrzeuge getestet. Nur zwei davon werden in Deutschland angeboten: der VW Golf Sportsvan, der die Bestwertung von fünf Sternen erhält, sowie der Hochdachkombi Ford Tourneo Courier mit vier Sternen. Darüber hinaus schnitten die nur in Osteuropa verkauften, baugleichen Stufenheck-Kleinwagen Peugeot 301 und Citroen C-Elysée mit drei Sternen ab. Der nur in Großbritannien und China verfügbare Kleinwagen MG 3 erreichte ebenfalls nur drei Sterne.
Details zu den Ergebnissen findet Ihr hier.
Hier gibts Neuigkeiten zum Abschneiden unter anderem des Datsun Go beim Global-NCAP-Crashtest.
Quelle: SP-X
Der Megane warnt überhaupt nicht, wenn sich hinten jemand nicht anschnallt. Es erscheint lediglich eine Meldung im Display, wie viele Gurte hinten angelegt sind. Daraus kann der Fahrer dann die Anzahl nicht angeschnallter Personen berechnen, wenn er möchte.
Das mit den Sprachen kann ich nicht nachvollziehen. Die Meldung erscheint in der generell eingestellten Bordcomputersprache. Die Auswahlmöglichkeiten lassen da eigentlich keine Wünsche offen. Aber gut, wenn der Stern durch ein einfaches Softwareupdate erreicht werden kann, ist doch alles gut.
Es gibt ja auch Sprachen, die keine Schrift haben, sogenannte Höhlengrunzlaute. Da ist ein aussagekräftiges Symbol oder Sprachmeldung hilfreich.
Klar, da kann man Renault natürlich ne Menge Punkte abziehen. Denn auch ein Höhlenmensch hat das Recht, in seiner Sprache auf Bedienfehler hingewiesen zu werden.
Disclaimer: Ironie in erheblichem Maße ist anzunehmen.
Ich finde die Tests schon ne ganze Weile bizarr...
Ich verstehe sowieso nicht, warum man Gurtwarner so stark bewertet. Vielleicht brauchbar für vergessliche Personen. Ich sehe da eher ein Problem in der Erziehung. Mir wurde als Kind schon eingebläut: "Anschnallen im Auto!". Ich wurde noch von einem Gurtwarner angepiepst, weil ich nicht angeschnallt war. Anschnallen ist eben das erste was ich tue, wenn ich mich ein Auto setz, dass im Begriff ist loszufahren.
Das gleiche war mit dem als Kind auf die Straße rennen. Mir wurde klipp und klar gesagt, dass Fußgänger nichts auf der Straße verloren haben und wenn doch, dann schaut man gefälligst. Was ist heute? Lauter Warnsysteme und sonst noch was um früher auf Kinder (oder auch Erwachsene) aufmerksam zu werden, deren Eltern es versäumt haben sie über die Gefährlichkeit von Straße aufzuklären (irgendwann sind Fußgänger-Warnsysteme auch pflicht)
Jetzt werden dann elektrische Systeme in Fahrzeuge verbaut, die die Versäumnisse in der Erziehung umgehen. In 10 Jahren kann niemand überhaupt etwas ohne elektrische Helfer und in der Erziehung wird sich auch nichts zum positiven wenden: Gibt ja dann die ganzen elektrischen Helfer, die den Eltern die Erziehungsarbeit abnehmen.
Da bekommt ein Auto jetzt 3 anstatt 4 Sterne und ist somit nur noch durchschnitt, wobei ich 3 Sterne schon eher als schlecht ansehe, nur wegen irgendeiner fehlender Sprache im System in Zusamenhang mit dem Gurtwarner... 🙄
Hier kann sich jeder mal die Testergebnisse genau anschauen:
Megane heute: http://de.euroncap.com/de/results/renault/megane/555.aspx
Megane 2008: http://de.euroncap.com/de/tests/renault_megane_2008/337.aspx
Gurtwarner nicht in allen Sprachen macht ein Auto unsicher?
Müssen wir denn immer mehr zu zweiten Amerikanern werden?
Zur Erläuterung ein anderes Beispiel: Unsere Autos sehen zunehmend "merkwürdig" aus, weil in den USA der Hersteller dafür verantwortlich ist, auch nicht angeschnallte Insassen möglichst gut zu schützen und das geht meist nur mit einer höchst eigenartigen (Innen-)Architektur des Fahrzeugs.
Irgendwie bin ich gerade richtig froh, dass mein Auto keinerlei elektronische Helferlein hat, obwohl es bis 2011 unverändert produziert wurde. Würde wahrscheinlich schon Negativpunkte bringen, aber ich mag es so wie es ist, dann achtet man wenigstens noch auf die Straße
Fein. Nun ist also das Vorhandensein einer Einrichtung, welche hirnlosen Insassen mitteilt, dass diese sich anschnallen sollen, wichtiger als eine grundsolide Karossieriestruktur (die besagter Renault ohne Zweifel besitzt). Merken die nicht, dass die sich mit solchen Bemerkungen langsam zur Lachnummer entwickeln?
Wer nimmt diesen Kasperverein denn bitte noch für voll? Das ist doch nur die Spitze des Eisbergs, nach deren Kriterien kann man schon lange nicht gehen.
Ich wäre ja dafür, daß man sämtliche EU-Mitgliedsstaaten mit strafbewehrter Gurtpflicht als Länder mit angemessenem Schutzniveau klassifiziert, welche - unter Berücksichtigung der Rolle der Frau in der Arbeitswelt und der angemessenenen Förderung kleiner und mittlerer Unternehmen im Bewußtsein der Wichtigkeit eines freien und unbeeinflußten Wettbewerbs über die Grenzen der Mitgliedsstaaten hinaus - einen Dispenz für die entsprechende Vorschrift im Crashtest erteilt. Dann bekommt der Wagen nur noch da Punktabzug, wo es keine Gurtpflicht gibt.
Gegen 300.000 € Jahresgehalt mit Dienstwagen und Entfernungspauschale melde ich mich schon mal freiwillig als Leiter der Clearingstelle.
😊
Ich habe auf diese Testreihen noch nie viel gegeben, sehe sie als sehr kritisch an - deswegen, weil sie nicht den Realitätswert dargeben, sondern eine simulierte Sache und deren Ausgang repräsentieren - eine simulierte Sache, die in der Realität so in der Regel nicht oder nur sehr selten auftritt. Deswegen sind die guten oder schlechten Ergebnisse in jenen Tests absolut willkürlich bis nichtssagend. Als Verkaufsargument dient so etwas nur bei Leuten, die sich nicht mit Autos und Technik auskennen. Die kann man mit so was überzeugen, sonst zieht es kaum.
Der Fahrer entscheidet zum Großteil über die Sicherheit des Fahrzeugs, und das mit seinem eigenen Fahrstil, als auch mit seinen Fahrgewohnheiten. Es ist immer eine Frage des Fahrstils und der eigenen erworbenen Sicherheit im Umgang mit einem KFZ. Ein unsicherer, wenig begabter Autofahrer wird auch im Fünf-Sterne-Sicherheitskönig Probleme haben können, aber ein versierter Fahrer. der seine Grenzen kennt und realistisch einschätzt, kann auch mit einer "alten Scherbe" aus den 80ern ohne ABS, Airbags und weicher Fahrgastzelle sicher unterwegs sein.
Nun zum eigentlichen Thema: Diese Crashtests sind zwar in der Lage, etwaige Aussagen über grundsätzliche Sicherheit zu geben, aber nicht als einziger Maßstab anzusehen, da auch nicht immer wirklich aussagekräftig, weil da die Bedingungen, unter denen diese vorgefertigten und vorher kalkulierten Versuche stattfinden, im Alltag zu 99% nicht anzutreffen sind, wenn es denn mal "kracht". Wenn ein Auto im Crashtest sicher ist, heißt das nicht, dass es das auch ist, wenn beispielsweise einer es in den Graben schubst oder es sich überschlägt, jemand aus einem nicht vorher kalkulierten Winkel auffährt oder sonstige Unfälle geschehen.
Geht mir genau so.
Auch der beste Autofahrer der Welt kann in einen Unfall verwickelt werden und hat in dem Zeitpunkt absolut keinen Vorteil gegenüber dem schlechtesten Fahrer der Welt.
Bei Crashtests allgemein spielt es keine Rolle wie gut der Fahrer ist. Es soll abgebildet werden, was passieren könnte, wenn es zu einem Unfall kommt.
Korrekt.
Nichts desto trotz muss man gewisse Standards entwickeln, um die Sicherheit eines Autos testen und vergleichen zu können.
Dass diese Standards (wohl besonders im Falle des EuroNCAP) nicht unbedingt besonders realitätsnah sind ist ein anderes Problem.
Allein schon die Tatsache, dass Fahrzeuge beim EuroNCAP abgewertet werden, wenn nicht alle Sprachen der Welt im Bordcomputer vorhanden sind oder wenn einige Assistenzsysteme (deren tatsächliche Wirkung nicht unbedingt positiv sein muss, wie verschiedene Studien mittlerweile belegt haben) nicht vorhanden sind, ist an Lächerlichkeit kaum zu überbieten.
Es sollte bewertet werden, wie sicher ein Fahrzeug im Falle eines Unfalls ist. Nicht mehr und nicht weniger.
Genau daran hapert es beim EuroNCAP allerdings.
PS:
Vergleicht man einmal die Testergebnisse des Sportsvan mit denen des Megane, fällt schnell die scheinbare Beliebigkeit des Testergebnisses auf.
Insasse, Erwachsener: Sportsvan 33 Punkte (87%), Megane 32 Punkte (83%). 100% gäbe es im Fall des Sportsvan also bei gut 37 Punkten, im Falle des Megane bei gut 38 Punkten.
Insasse, Kind:
Der Megane schneidet in beiden Altersgruppen der Kinder besser ab als der Sportsvan, erhält unterm Strich aber doch 4 Punkte weniger. Beide bieten Kopf- und Seitenairbags auch im Fond. Warum also die Punktedifferenz?
Fußgängerschutz: Beide erhalten 22 Punkte. Im Fall des Sportsvan bedeutet das 62%, im Fall des Megane nur 60%. Für 100% bräuchten also beide Fahrzeuge wieder unterschiedlich viele Punkte (und wieder bräuchte der VW weniger Punkte als der Renault).
Das ist mir früher schon bei anderen Autos aufgefallen. Ich will damit also nicht unterstellen, dass VW hier irgendwie bevorteilt wird, sondern nur, dass die endgültige Vergabe der Bewertung doch einen recht beliebigen Eindruck hinterlässt.
Der Citroen C-Elysée benötigt übrigens noch einmal mehr Punkte als der Megane, um auf 100% zu kommen. Alle 3 Fahrzeuge gehören ja zum selben Segment, von daher finde ich das schon reichlich merkwürdig.
Ich möchte mir flosen23 da ganz anschließen. Ein Crashtest sollte doch eigentlich das Crashverhalten bewerten. Natürlich kann man auch die Crashvermeidungs- oder Schadenvermeidungsqualität eines Fahrzeugs bewerten, aber ich fände es sinnvoller dieses vom eigentlichen Crashverhalten so weit wie möglich zu trennen. Das hängt auch mit dem zu tun, was flosen23 zuvor geschrieben hat: viele schwere Unfälle passieren zumindest für einen der Beteiligten "Unfallteilnehmer" oftmals unverschuldet und leider auch unvermeidbar (z.B. wenn jemand mit hoher Geschwindigkeit in den Gegenverkehr fährt etc.). Dann bringen eben ESP, ABS, Abstandsradar, etc. nur bedingt bzw. gar nichts mehr. In diesem Falle ist also das reine Crashverhalten interessant.
Ein weiteres Problem liegt doch in der sehr plakativen Schlussbewertung von 0-5 Sternen. Einmal ist sie nicht nicht differenziert genug... warum wird ein (oder mehrere) Stern(e) abgezogen? Und zum anderen hat man das Problem, dass man regelmäßig die Testkriterien bzw. Punktevergabe anpassen muss. Denn das Spektrum soll ja eigentlich zu jedem Zeitpunkt ausgenutzt werden. So hatte z.B. der Laguna 2002 fünf Sterne im NCAP Test. Aber heute gibt es mit Sicherheit sicherere Fahrzeuge, daher muss also eine Reform her, die es nun erschwert alte Ergebnisse einzuordnen. Und dieser Prozess ist natürlich fortlaufend.
Dass der Megane schlechter abschneidet als zu seinem Erscheinungszeitpunkt 2009 ist natürlich (das sage ich als Megane Fahrer) auch der Tatsache geschuldet, dass man es in den vergangenen Facelifts versäumt hat neuere Assistenzsysteme zu verbauen. Außer dem Spurhalteassistenten ist meines Wissens kein Sicherheitssystem dazugekommen (und das ist ein aufpreispflichtiges Extra).
Passive Sicherheit in Form des Gurtwaners ist sicherlich auch für das "Opfer" interessant, da der Gurt wahrscheinlich gar nicht so richtig unterscheidet ob man selbst wo rein fährt oder einer ins eigene Auto kracht?