Verkehrssünderkartei in Flensburg existiert seit 2.Januar 1958

Jubiläum: 60 Jahre Verkehrssünderkartei

MOTOR-TALK

verfasst am Fri Dec 22 11:54:22 CET 2017

Dieses Jubiläum feiert wohl kein Autofahrer: Seit bald 60 Jahren existiert die Verkehrssünderkartei in Flensburg. Das ungeliebte Punkte-System kam später dazu.

Am 2. Januar 1958 nahm das Verkehrszentralregister seine Arbeit auf. Das Punkte-System wurde 1974 eingeführt
Quelle: dpa / Picture Alliance

Flensburg/München - Was will jeder Autofahrer vermeiden? Ganz klar: Einen Eintrag in Flensburg. Gedrängelt. Gerast. Nach drei Glühwein ins Auto gesetzt und nach Hause gefahren - Wer dabei erwischt wird, bekommt einen Eintrag in der Verkehrssünderkartei des Kraftfahr-Bundesamtes (KBA). Und das seit nunmehr bald 60 Jahren: Das Register ging am 2. Januar 1958 in Betrieb.

Es war eine Reaktion auf die steigende Zahl schwerer Autounfälle im zunehmend motorisierten Deutschland der 50er-Jahre. Doch das heutige Punktesystem gab es zunächst noch nicht. In der sogenannten Verkehrssünderdatei wurde zunächst registriert, wem die Fahrerlaubnis versagt oder entzogen wurde.

8,6 Millionen Autofahrer mit Punkt(en)

Anfang der 70er Jahre war nach Angaben des Statistischen Bundesamtes der Rekordwert von mehr als 21.000 Verkehrstoten zu beklagen. Es gab 20,8 Millionen Fahrzeuge. Das heißt: Statistisch gesehen kamen 102 Tote auf 100.000 Fahrzeuge jährlich. Ab 1974 wollte man durch das Punktesystem für mehr Disziplin auf deutschen Straßen sorgen.

Ekhard Zinke, Präsident des Kraftfahr-Bundesamts: Das Register werde noch viele Jahrzehnte gebraucht
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Arbeit beschert das der Behörde bis heute zur Genüge: 2016 gab es nach Angaben der Behörde rund 8,6 Millionen Punkte-Inhaber. Etwa 6,6 Millionen davon waren Männer. Die meisten Einträge gab es wegen Geschwindigkeitsverstößen. Bei Männern waren es 3,8 Millionen Temposünder, bei Frauen 1,1 Millionen. Die Zahlen sind seit Jahren relativ konstant. Zum 1. Januar 2017 stieg der Bestand kurzfristig auf mehr als zehn Millionen Personen an.

"Es ist ja nicht naturgegeben, sich an Regeln zu halten." Viele Menschen bekämen in ihrer Autofahrerkarriere mal einen Punkt, erklärt der Geschäftsführer des Bundesverbandes niedergelassener Verkehrspsychologen, Rüdiger Born.

Manche Punkte werden geschreddert

"Die überwiegende Zahl der Einträge wird innerhalb einiger Jahre aber wieder gelöscht", so der Verkehrspsychologe. Sprich, der Autofahrer lerne dazu und halte sich eher an die Regeln, weil er weitere Punkte vermeiden wolle.

Das Löschen entspricht in der Praxis eher einem Schreddern. Hunderte Regalmeter in einem 60er-Jahre-Zweckbau in Flensburg sind gefüllt mit Hängeakten. Im Keller des Gebäudes werden die Papier gewordenen Punkte nach Erlöschen maschinell vernichtet. Ganz zeitgemäß ist das nicht. Das wissen auch die Zuständigen: "Noch gibt es sie zwar, die bekannten Ordner in den Hängeregistraturen", sagt Präsident Ekhard Zinke. Doch dieses vertraute Bild sei in absehbarer Zeit Geschichte. Der Datenbestand werde nach und nach digitalisiert. Höchstens 20 Prozent der gespeicherten Personendaten sind noch auf Papier vorhanden, so eine Schätzung.

Drastischer Rückgang der Verkehrstoten

Punkte löschen bedeutet bei nicht elektronisch erfassten Datensätzen: Punkte Schreddern - im Keller des Gebäudes steht die entsprechende Maschine
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Heute sind gut 55 Millionen Autos, Lastwagen und Motorräder auf Deutschlands Straßen unterwegs. Die Zahl der Verkehrstoten hat sich im Vergleich zu den 70er Jahren deutlich reduziert. 3.206 waren es im Jahr 2016. Für KBA-Chef Zinke liegt das auch an den Flensburger Punkten. Er sei sich aber bewusst, dass neben den Punkten weitere Faktoren eine Rolle für den Rückgang spielen. Klar, die Autos wurden sicherer.

Ob es ohne das Register mehr (tödliche) Unfälle und Regelverstöße gäbe, lässt sich freilich schwer sagen. "Die wenigsten Unfälle werden mit Vorsatz verursacht", hieß es im Sommer beim ADAC. Es komme immer wieder zu schweren Regelverstößen. "Dabei spielt häufig die Illusion eine große Rolle, jede Situation unter Kontrolle haben zu können." KBA-Präsident Zinke ist jedenfalls überzeugt, dass das Register noch viele Jahre gebraucht wird: "Weitere Dekaden seiner Existenz werden auch künftig einen nachhaltigen Beitrag zur Gewährleistung der Verkehrssicherheit leisten."

Quelle: dpa

So sehen Punkte aus: Rund 20 Prozent der Vermerke lagert im Verkehrszentralregister des KBA als Akten, der Rest ist elektronisch gespeichert
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Ekhard Zinke, Präsident des Kraftfahr-Bundesamts: Das Register werde noch viele Jahrzehnte gebraucht
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Punkte löschen bedeutet bei nicht elektronisch erfassten Datensätzen: Punkte Schreddern - im Keller des Gebäudes steht die entsprechende Maschine
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