Fahrverbote: Ehrgeizige Pläne europäischer Städte
Kampf gegen Abgase: Europas Metropolen setzen auf Fahrverbote
Nach dem Diesel-Urteil des Bundesverwaltungsgerichts sind in Deutschland Fahrverbote in Städten grundsätzlich möglich. Anderswo in Europa sind solche Einschränkungen längst Alltag. Und manche Pläne sind weit ehrgeiziger als in der Autonation Deutschland.
Berlin - Die in Deutschland umstrittenen Fahrverbote für Diesel-Fahrzeuge in Städten werden in vielen europäischen Metropolen bereits angewandt. Nach einer dpa-Umfrage gibt es in mehreren westlichen EU-Hauptstädten bereits Einschränkungen - teils schon seit Jahren. Für einige Metropolen gibt es zudem sehr weitgehende Pläne.
In Spanien wurde vor gut einem Jahr das erste Fahrverbot verhängt. In der stark belasteten griechischen Hauptstadt Athen gilt schon seit Anfang der 1980er-Jahre ein sogenanntes rotierendes Fahrverbot. In Rom sowie in vielen anderen Städten Italiens ist eine spezielle Genehmigung für Fahrten ins Stadtzentrum erforderlich.
Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo will Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren schrittweise aus der Stadt verbannen. In Großbritannien gelten zwar keine Fahrverbote, aber Teile der Londoner Innenstadt unterliegen einer Maut. In den drei skandinavischen Hauptstädten werden Dieselverbote diskutiert, sie sind aber noch nicht beschlossene Sache.
Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hatte jüngst entschieden, dass Diesel-Fahrverbote in Städten prinzipiell zulässig sind - wenn der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit gewahrt bleibt. Bisher gibt es hierzulande noch keine umfassenden Fahrverbote. Eine von Kommunen und Umweltschützern geforderte "Blaue Plakette", mit der saubere Dieselautos von Fahrverboten in bestimmten Stadtbereichen ausgenommen werden könnten, lehnt die Bundesregierung bisher ab.
MADRID: Möglichkeit zeitweiliger Fahrverbote
In der spanischen Hauptstadt durften wurde wegen hoher Luftverschmutzung am 28. Dezember 2016 innerhalb des Autobahnrings M-30 nur Autos mit geradem Kfz-Kennzeichen fahren. Damals wurde der Smogalarm erstmals auf die zweithöchste Stufe 3 angehoben, über Madrid bildete sich eine Dunstglocke.
BARCELONA: Dieselfahrverbote bisher an maximal drei Tagen/Jahr
In der spanischen Mittelmeermetropole Barcelona müssen seit 1. Dezember 2017 Diesel-Pkw mit Erstzulassung vor 2006 und Benziner mit Erstzulassung vor 2000 an den Tagen stehen bleiben, an denen die Grenzwerte für Stickoxide deutlich überschritten werden. Das passiert in Barcelona - wie auch in Madrid - bisher an höchstens an drei Tagen pro Jahr. Ab 2020 sollen ältere Pkw - nach Schätzung der Stadt sind das knapp 120.000 oder 17 Prozent aller Autos - völlig aus dem zentralen Stadtbereich verbannt werden.
KOPENHAGEN: Keine neuen Diesel ab 2019
Kopenhagens Bürgermeister Frank Jensen will schon ab 2019 keine neuen Dieselautos mehr in der Umweltzone der Stadt zulassen. Ältere Autos, die vor dem 1. Januar 2019 angemeldet wurden, sollen weiter fahren dürfen. Für Dieselautos soll auch eine deutlich höhere jährliche Parkgebühr fällig werden.
OSLO: Keine Verbrenner mehr ab 2024
In der E-Auto-Metropole Oslo gibt es kein permanentes Diesel-Fahrverbot. An Tagen mit hoher Luftverschmutzung vor allem im Winterhalbjahr wird in Norwegens Hauptstadt aber ein vorübergehendes Verbot ausgesprochen. Ziel ist, die Innenstadt bis 2024 komplett frei von fossilen Kraftstoffen zu bekommen. Das würde ein Verbot sowohl von Dieseln als auch Benzinern bedeuten. Schon jetzt sind rund 40 Prozent der neugekauften Autos in Oslo Elektroautos.
STOCKHOLM: Diesel mit Euro 1-5 ab 2020 verboten
In Schwedens Hauptstadt gibt es Pläne, Diesel ab 2020 in einer Umweltzone zu verbieten. Das soll erst einmal für Autos mit Euronorm 1-5 gelten.
ATHEN: Gerade und ungerade Nummernschildzahlen
In der griechischen 3,8-Millionen-Einwohner-Metropole gilt seit Jahrzehnten ein "rotierendes" Fahrverbot: An geraden Tagen dürfen im Stadtzentrum nur Pkw mit einem geraden und an ungeraden Tagen Pkw mit ungeradem Kennzeichen fahren. Ausgenommen davon sind Taxis und Lieferwagen. Der sogenannte "Ring" ist 1981 eingeführt worden. An Tagen, an denen die Luftverschmutzung die Alarmwerte erreicht, wird der Fahrverbotsring vergrößert und auch auf Taxi erweitert. Bei Verstoß sind 200 Euro Strafe fällig.
ROM: Keine privat zugelassenen Diesel ab 2024 mehr
Die Genehmigung für Fahrten ins Stadtzentrum von Rom können zum Beispiel Anwohner erhalten. Dafür müssen sie allerdings zahlen. Wer diese Genehmigung nicht hat, darf nur zu gewissen Zeiten in die Sperrzonen fahren. Was Dieselverbote angeht: Roms Bürgermeisterin Virginia Raggi will Diesel von 2024 an aus Roms historischem Zentrum verbannen. Das Verbot soll nur Privatautos betreffen.
PARIS: Dieselfahrverbot ab 2024
Ab 2024 sollen in der französischen Hauptstadt Dieselfahrzeuge nicht mehr über die Straßen rollen. Eine Schadstofvignette ist bereits Pflicht, Dieselautos mit Erstzulassung vor 2001 und Benziner mit Baujahr vor 1997 dürfen bereits in der Woche tagsüber nicht mehr fahren. Die Regelungen für Lastwagen und Busse sind noch strenger. Bis 2030 will die Hauptstadt komplett frei sein von Autos mit Verbrennungsmotoren sein.
LONDON: Die "Congestion-Charge" (Staugebühr)
Die Londoner Congestion Charge gilt in der Woche von 07:00 bis 18:00 Uhr für alle Fahrzeuge. Sie beträgt 11,50 Britische Pfund (rund 13 Euro) pro Tag. Überwacht wird die Maut mittels automatischer Nummernschilderkennung per Videokameras. Eine ähnliche Maut fällt für die Themse-Überquerung in Dartford östlich von London an. Wird die Gebühr nicht rechtzeitig entrichtet, drohen saftige Mahngebühren - auch für Fahrzeughalter aus dem europäischen Ausland.
Die sogenannte T-Charge fällt nur für Diesel- und Benzinfahrzeuge an, die nicht mindestens dem Standard Euro 4 entsprechen. Für Kleinfahrzeuge reicht der Standard Euro 3. Die T-Charge beträgt 10 Pfund (rund 11,20 Euro) und muss zusätzlich zur "Congestion-Charge" gezahlt werden. Die "Low Emission Zone" gilt für den gesamten Großraum London. Wer mit schweren Dieselfahrzeugen unterwegs ist, die einem bestimmten Standard nicht entsprechen, muss eine Gebühr bezahlen - zwischen 100 und 200 Pfund.
Von April 2019 an gilt in der Londoner Innenstadt zusätzlich eine "Ultra Low Emission Zone". Diesel-Pkw müssen mindestens dem Standard Euro 6 entsprechen, für Benziner gilt der Standard Euro 4. Sonst fällt eine Tagesgebühr von 12,50 Pfund an. Wer nicht rechtzeitig zahlt, muss eine Strafe von 130 Pfund zahlen.
Quelle: dpa
...wieso wird das nicht in der EU einheitlich geregelt?
Muss ich jetzt für jedes Land mich über lokale Fahrverbots- oder Mautsystemlocken informieren??
Die EU will doch die Mobilität fördern - lässt aber solchen unnützen Wildwuchs zu???
Es lebe die kleingeistige Kleinstaaterei im großen Geiste der EU.
Danke für diese wichtige Aufklärung. Der standard Motortalker ist ja überzeugt, dass diese Themen allein in Deutschland stattfänden und man überall sonst auf der Welt weitermachen würde wie vor 20 - 50 Jahren. Schuld seien Frau Merkel oder die bösen Grünen.
Jetzt sollte man noch nach "Übersee" bzw außerhalb der EU schauen, weil die standard Motortalker aus dieser Meldung höchstwahrscheinlich immer noch eine Schuld der EU ableiten werden.
Sehe ich das richtig, dass viele andere EU-Länder die ganze Smog-Debatte wesentlich gelassener angehen, als hier in Deutschland, wo ein paar Grüne Spinner ständig Panik verbreiten, um die deutschen Bürger zu verunsichern?
Paris:
Barcelona:
Ansonsten sehe ich nur sehr großzügige Übergangslösungen mit großen Zeitspannen, betroffen von evtl. Fahrverboten sind dann überwiegend nur Fahrzeuge mit Schadstoffklasse Euro 1 bis Euro 5.
Naja aber das ist doch nicht die Kritik sondern dass viele Ländern das nur pro forma beschliessen und eh kaum faktisch umsetzen.
Das ist eben wie bei der Flüchtlingsverteilung da haben auch fast alle Länder gesagt natürlich beteiligen wir uns - weil man natürlich folgenlos alles möglche sagen kann - aber umsetzen tun das dann in der Realität halt vielleicht 10% der Staaten tatsächlich und 90% genügt es mal was verkündet zu haben.
Oder mal pro forma irgendwelche Gesetze zu erlassen von denen man eh weiss die beachtet eh kein Bürger, der keine Lust drauf hat.
Es wird schon seine Gründe haben , warum von 28 EU Staaten weniger wie die Hälfte solche Probleme mit den Grenzwerten haben wie bei uns im Land .
Aber auch weil viele ihre Messstationen irgendwo in die Pampa stellen. Ein immer grösserer Teil der EU Staaten sagt doch was Geld aus Brüssel bringt wird gemacht oder zumondest so getan als ob - was uns Geld kosten würde, das machen wir nur, wenn wir das wollen und für sinnvoll halten - und lassen uns aus Brüssel nichts diktieren.
Gäbe es massig Geld aus Brüssel um Stickoxide zu beseitigen hätten sicher einige Länder über Nacht Werte, die um das 1000-fache über den Grenzwerten liegen 😆
Da fahren bestimmt auch richtige Stinker rum, nur nicht so viele. Da werden die Grenzwerte über die niedrige Quantität an Fahrzeugen nicht gerissen. Klingt blöd, ist aber so.
Nur auf die Idee zu kommen, einen gesellschaftlichen Wandel einzuleiten, weg von der Verstädterung, hin zu mehr Lebensqualität auf dem Lande (jammern die Politiker schon seit Jahren, dass sich da nix Tut) auf die Idee kommt keiner.
Sinken doch damit die Gewinnmargen der Grundstücksspekulanten, Miethaien und weiß wer sonst noch.
Klar dass sich da nix tut.
Volle Zustimmung. Irgendwann sind unsere Windschutzscheiben bei einer durchschnittlichen Fahrt durch Europa mit Maut-, Umwelt- und Smog-Plaketten zugekleistert.
Es gibt ja viele Dinge, wo die EU versucht, Dinge zentral zu regeln, die man lieber lokal regelt. Aber in diesem Fall würde eine einheitliche Lösung so viel Sinn machen. Vielleicht eine kennzeichenbasierte Lösung, so dass ich mit meinem Kennzeichen europaweit sämtliche Maut bezahlen kann und sämtliche Umweltzonen befahren kann? Man stelle sich vor, man bräuchte immer noch (wie früher) für jedes Land ein anderes Handy beim Reisen.
So kommt also zum Ausdruck, wie lt. vieler MT-user "das Ausland über Deutschland lacht"?
q.e.d. 🙄 😜
Das Problem in Deutschland besteht schon seit 2010. Also nix Neues.
Man hat halt nur das Problem in der Regierung, es den Herstellern recht zu machen, damit bei denen die Kohle fließen kann. Was mit den Bürgern dabei geschieht, ist Nebensache.
Putzig finde ich immer die Leute, die jetzt auf die Grünen bzw. die EU schimpfen und denen die Schuld geben. Sie sollten mal mehr lesen, abseits der Bildzeitung:
Vielleicht erkennen sie dann endlich, wer tatsächlich der Verursacher ist:
Die untätige Regierung in Berlin, als Handlanger der Automobilwirtschaft!
Und kein anderer, auch wenn es so dargestellt wird...
Außerdem ist Mobilität, die rein auf das Auto ausgerichtet ist nicht zukunftsfähig. Herbert Diess (VW Chef) hat das erst kürzlich in einem Interview gesagt. Öffis, Fahrrad und Autos (in der Reihenfolge nannte es Diess) müssen in einem gut durchdachten Mix eingesetzt werden, dass die Mobilität in Städten so reibungslos wie möglich funktioniert.
Ich bin froh in Wien zu wohnen, wo die Grünen den Verkehr/Mobilität planen. Folge sind sehr attraktive Öffis von Preis und Intervallen gesehen, gut ausgebaute Radwege, getrennt von Autofahrbahnen und dadurch Freiheit für Autofahrer, da freiwillig deutlich weniger Autoverkehr stattfindet. Umweltzonen und Fahrverbote waren bis jetzt nicht notwendig.
Fazit: Die Grünen haben den Verkehrskollaps verhindert und dadurch ermöglicht, dass man weiterhin mit dem Auto fahren kann, wenn es unbedingt notwendig ist.
Einfach mit dem Diesel in Deutschland bleiben und fröhlich durch Düsseldorf fahren - Problem gelöst 😉
Aber bitte erst wenn die Messstelle an der Corneliusstraße in D, das ist ja immerhin eine der Haupteinfallstraßen, EU-konform aufgestellt worden ist ....... sonst zahlt nachher noch der Steuerzahler am Ende die Schadensersatzrechnung, welche die EU-Kommission aufmacht 😆