Jeep Renegade hebt bei Bremstest mit Hinterrädern ab
Kann der Renegade den Stoppie-Trick?
Ein spanischer Journalist drehte verstörende Videos von Bremstests mit einem Jeep Renegade. Fiat-Chrysler untersucht nun, wie das Abheben der Hinterräder möglich ist.
Madrid – Einen Stoppie kennt man aus der Motorrad-Akrobatik. Der Fahrer bremst sein Bike so ein, dass das Hinterrad abhebt, und balanciert auf dem Vorderrad. Bei modernen Autos soll die elektronisch geregelte Bremskraftverteilung so etwas verhindern – normalerweise.
Im März 2015 erhält der spanische Autojournalist Paul David Gonzalez einen Testwagen: Ein Jeep Renegade 1.6 Multijet, mit 120 PS und Frontantrieb. Auf dem Portal km77.com schildert Gonzalez, was bei einer Vollbremsung aus 135 km/h geschah:
„Die Karosserie neigte sich nach vorn, ganz normal bei einer Vollbremsung. Aber das ging weiter, bis der Himmel aus meinem Sichtfeld verschwand. Ich sah nur noch den Asphalt, der sich schnell vor meinen Augen bewegte. Waren die Hinterräder während der Vollbremsung in der Luft? Es fühlte sich so an.“
Gonzalez wiederholt den Bremsversuch. Diesmal hält er ihn auf Video fest. Auf dem Video ist deutlich zu sehen, dass die Hinterräder abheben – und das nicht zu knapp. Für den dritten Versuch befestigt er die Kamera am hinteren Stoßfänger. So entstehen die Nahaufnahmen des „Stoppies“, die Gonzalez in seinem Video zeigt.
Video: El Jeep Renegade y sus problemas de frenada
Paul David Gonzalez informiert Fiat Spanien von dem Vorfall, der Hersteller untersucht den Renegade. Bei diesem handelt es sich um eines der ersten Serienfahrzeuge der Baureihe. Das Ergebnis: Die Hydraulik hatte einen Schlag abbekommen und die ABS-Steuereinheit lahmgelegt. Eine korrekte Verteilung der Bremskraft zwischen Vorder- und Hinterachse sei damit verhindert worden.
Jeep reparierte den Defekt und ließ Gonzalez erneut einen Bremstest durchführen. Diesmal blieben alle Räder am Boden. Die km77-Redaktion entschied 2015, den Vorfall nicht zu veröffentlichen. Ein isolierter Einzelfall, der bei anderen Wagen der Baureihe nicht auftrat?
Neuer Test September 2016
Im September 2016 war sich Gonzalez dieser Einschätzung nicht mehr so sicher. Er bekam einen neuen Testwagen, einen Renegade 2.0 mit 140 PS, Neungang-Automatik und Allradantrieb. Der grüne Jeep war mit den gleichen Bridgestone-Reifen ausgerüstet wie der Stoppie-Jeep ein Jahr zuvor.
Auch bei diesem Fahrzeug hoben beim Bremsen die Reifen ab. Die Videoaufnahme davon entstand laut Gonzalez bei einer Vollbremsung aus 100 km/h. Bei weiteren Bremstests habe die Bremsleistung merklich nachgelassen, und das Phänomen sei nicht mehr aufgetreten.
Gonzalez schreibt: Jeep habe ihm gegenüber bekundet, seit 2015 Tests an einigen Renegade durchgeführt zu haben. Das Problem sei nicht reproduzierbar gewesen. Daher habe es keinen Rückruf gegeben.
Jeep untersucht Umstände
Der orangefarbene Renegade von 2015 ist nach Recherchen des Journalisten in der Zwischenzeit mit 21.000 Kilometer auf dem Tacho an einen Privatkunden verkauft worden. Der ihm ebenfalls von Problemen mit der Bremsanlage berichtet: Eine Werkstatt habe die Bremsflüssigkeit nachfüllen müssen.
Was hinter dem Vorfall steckt, den der spanische Journalist schildert, untersucht Fiat-Chrysler derzeit. Hat der Renegade ein Konstruktionsproblem, muss in der Produktion nachjustiert werden? Auburn Hills in den USA sowie Turin (Italien) seien informiert, sagt uns ein Jeep-Sprecher.
Aus Fiats Turiner Zentrale lautet die erste Stellungnahme: „Der Jeep Renegade, der serienmäßig über Electronic Roll Mitigation (elektronische Überschlagsvermeidung) und Electronic Stability Control verfügt, erreicht oder übertrifft alle geltenden Sicherheitsbestimmungen. Das Unternehmen untersucht derzeit die Umstände der Vorführungen.“
Quelle: km77.com
Ist ja nicht wirklich tragisch, verzögert ja 😊.
Ich würde schon sagen, dass dies sehr dramatisch ist. Man kann nicht mehr lenken mit dem Fahrzeug!
Reifen zu gut? 😆
Nein Spaß beiseite. SUVs haben einfach Fahrdynamische defizite, das ist nichts verwunderliches. Auch wenn das Auto einen Stoppie vermeiden will, ist der Bremsweg dann eben umso länger. Beim Fahrsicherheitstraining selbst erlebt. Ein Golf 4 mit neuen Reifen war da immer um längen besser, als ein Tiguan mit neuen Reifen.
Als SUV Fahrer sollte man mehr Sicherheitsabstand halten.
Das ist leider zu pauschal ausgedrückt! Es gibt physikalisch keinen Grund warum der Bremsweg bei einem geländewagenartigem Fahrzeug länger als bei einem Kompaktfahrzeug sein soll.
Mach das mal in einer Kurve, da lenkt der ganze Hinterwagen mit ;-)
Gruß Thomas
Wenn das Auto die Hinterachse stabilisieren will, muss zwangsweise die Bremskraft vorne reduziert werden. Dynamische Achslastverschiebung is a Hund. Der hohe Schwerpunkt ist Grund allen Übels.
Das ist keine Erklärung warum ein geländewagenartiges Fahrzeug per se schlechter bremsen soll als ein konventionelles wie z.B. eine Limousine oder Kombi.
Mit einem hohen Fahrrad kann ich auch schlechter Bremsen, als mit einem Tiefen. Ähnlich beim Motorrad. Warum soll das beim Auto anders sein? Der Schwerpunkt macht den Unterschied.
Umso höher der Schrpunkt, umso weiter vorne der Schwerpunkt (Motor weit vorne, aber auch kurze Bauweise) umso besser die Bremsen an den Vorderrädern wirken umso eher besteht eine Tendenz zu diesem Verhalten. Hoch und kurz ist also besonders schlecht.
Der Elchtest bei der A-Klasse war ein ähnliches Problem. Hoch gebaut (der Motor und damit auch der Schwerpunkt relativ weit oben) und ein kurzes Fahrzeug. Der ist dann soviel ich weis bei einem aprupten Richtungswechsel über das äußere Vorderrad gekippt.
Wie gesagt hoch und kurz dürfte das Problem sein.
Kennt ihr noch den Spruch:
Wie furchtbar steigt des Meisters Kraft, wenn der sich einen Hebel schafft.....
Das Abheben der Hinterräder hat sehr wohl etwas mit dem höheren Schwerpunkt zu tun, denkt doch bitte einmal an die Massenträgheit (Beispiel: Vollbremsung im Bus und ich halte mich nicht fest) und das Hebelgesetz. Ich kann eine Menge mit der Abstimmung der Federung der Vorderachse auffangen, aber die Bremsleistung eines Kompaktfahrzeuges oder gar eines tiefergelegten Fahrzeuges niemals erreichen, trotz gleicher Fahrzeugmasse. Und niemals kann die Elektronik die Gesetze der Physik aushebeln....
Vorallem macht das doch was her, wenn man nach dem Ampelrennen so an der nächsten Ampel zum stehen kommt. 😉
Da sind sie halt bisserle weit an die Grenzen des machbaren gegangen, beim Fiat. Shit happens.
Ich vermute mal, dass der Belag auf dieser Teststrecke relativ viel Grip bietet. Gut möglich, dass dieses verhalten auf einer ganz normalen Straße so eigentlich nicht vorkommt.
Da bremst er dann einfach nur richtig gut.
Ist aber auch reine Spekulation.
Im Endeffekt dürfte ein bisschen Feintuning an den Parametern von ABS/ESP/Bremskraftverteilung usw. reichen, um das Problem (falls es in Realität wirklich eins ist) zu beheben.
Warum hat dann ein GLE einen kürzeren Bremsweg als ein BMW 5er?
Mal eine kleine Liste an Bremswegen:
Hyundai Tucson 2.0 CRDI 34,7m
Mercedes GLE 400 Coupé 34,4m
BMW X6 35i 35m
Audi Q7 3.0TDI 33,7m
Nissan Qashqai 1.6 dCi 34,6m
Volvo XC 90 34,3m
Renault Twingo SCe 70 39,1m
BMW 116i 35,3m
Mercedes A180 35,9m
VW Passat 2.0 TDI 34,5m
Mazda6 SKYACTIV-D 175 36,6m
BMW 220d 35,2m
VW Polo 1.2 TSI 35,9m
Mercedes E 350 BlueTEC 35,6m
Audi A6 3.0 TDI quattro 36,2m
BMW 530d 37,2m
Ich kann hier keinen Nachteil für die geländewagenartigen Fahrzeuge erkennen, es scheint eher im Gegenteil einen eher kürzeren Bremsweg bei diesen Modellen zu geben. Daten stammen alle von AutoBild!
Vom Fiat 500 gibt es ja ähnliche Bilder...
http://www.forzatraders.com/.../image-v2.php?...
https://imgr1.auto-motor-und-sport.de/...toshowBig-25854fa6-565043.jpg