VW Sachsen: 600 Leiharbeiter von Arbeitslosigkeit bedroht
Kein schönes Weihnachtsfest in Zwickau
Trifft die VW-Krise die Schwächsten zuerst? Im Werk Zwickau sind 600 Leiharbeiterjobs bedroht. VW will die Verträge auslaufen lassen. Betriebsräte kämpfen um Perspektiven.
Zwickau/Wolfsburg – Für seine schwächsten Beschäftigten hatte VW wenige Tage vor Weihnachten keine guten Nachrichten: Wie es für 600 Leiharbeiter am VW-Standort Zwickau (Sachsen) weitergeht, steht in den Sternen.
Nach derzeitigem Stand nutzt VW die Befristungen und trennt sich 2016 in zwei Stufen von den Zeitarbeitskräften. Das teilte der Betriebsrat am Dienstag nach einer Belegschaftsversammlung mit und verlangte die Prüfung alternativer Einsatzmöglichkeiten für die Betroffenen: "Verträge einfach nur auslaufen zu lassen, hat für uns nichts mit sozialer Verantwortung zu tun", erklärte Jens Rothe, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats von Volkswagen Sachsen.
Die neue Strategie für das Nachfolgemodell des Phaeton führt dazu, dass VW in Sachsen weniger Personal benötigt. Zudem sei für Sachsen im kommenden Jahr ein geschlossener Werksurlaub vorgesehen, schrieb die Arbeitnehmervertretung
Jens Rothe sieht bei Porsche und Audi Potenzial für eine Weiterbeschäftigung. Stichtage für eine nahtlose Anschlussbeschäftigung wären Ende März und Ende Juni. Porsche-Betriebsratschef und VW-Aufsichtsrat Uwe Hück sagte, die Gespräche liefen bereits. „Wir wollen dazu beitragen, zumindest für einen Teil der heute bei Volkswagen-Sachsen befristet Beschäftigten Kollegen eine Perspektive bei Porsche in Zuffenhausen und Leipzig zu eröffnen.“
Osterloh: Nur erstes Quartal sicher
Die Leiharbeiter in Zwickau hatten erst am heutigen Dienstag bei einer Versammlung von den Plänen erfahren - gut eine Woche vor Weihnachten. Noch im September wollte VW 2016 einen Phaeton-Nachfolger auflegen. Doch die Neuausrichtung des Konzerns als Folge des Abgas-Skandals warf dieses Vorhaben über den Haufen. Der Phaeton wird zum Elektroauto. Das soll laut Konzernkreisen aber frühestens bis zum Jahr 2019 geschehen.
Auch an anderen Standorten müssen die VW-Leiharbeiter zittern. Konzernbetriebsratschef Bernd Osterloh sagte der „Emder Zeitung“: „Derzeit sagt der Vorstand nur, dass die Stammbelegschaft sicher ist.“ Für die Leiharbeiter in Wolfsburg und Emden gebe es derzeit Garantien für das erste Quartal 2016.
Osterloh stellte zudem Forderungen für die Konzerntochter AutoVision, über die Großteile der Leiharbeit laufen. Er erwarte vom Vorstand, „dass er der 100-prozentigen VW-Tochter AutoVision Beine macht und sie auffordert, mehr Geschäft auf dem Drittmarkt zu generieren“.
Die sind doch nicht gleich arbeitslos. Sie sind erstmal nur nicht mehr bei VW eingesetzt.
Was nicht alles auf den Abgasskandal geschoben wird 🙄
Dass die Produktion des Phaetons ausläuft war weit vorher bekannt und es war schon im Frühjahr unsicher, ob und wann der neue gebaut wird.
Heute stand auch in der Zeitung, dass VW wegen des Abgasskandals das Absatzziel nicht erreichen werde - das haben sie aber bereits im Juli gemeldet - die Begründung war aber das nachlassenden China Geschäft.
Schon interessant wie Ursache und Wirkung gern mal so ausgelegt werden, wie es gerade passt.
Ist doch logisch! So kann man denen die Schuld geben, die den Konzern schon verlassen mussten!
Einfach nur abartig.
Ja, so sind die Verantwortungsträger bei VW.
Hier wird von unten aufgeräumt und oben macht man offenbar weitgehend so weiter, wie bisher.
Mit auslaufenden Verträgen jegliche soziale Verantwortung für die Leiharbeiter abzuweisen, finde ich ebenfalls pervers...
Konzern der Schande!
Der Hauptgrund, warum man VW und nicht BMW oder Mercedes - meinetwegen auch Audio oder Porsche - fährt ist der Preis. Und der Preis ist günstiger dank Leiharbeit etc. Also nicht billig(er) kaufen und sich dann über die Leiharbeit aufregen, so was kommt von so was.
OpenAirFan
Wobei man sich auch überlegen muss, wieso ein Unternehmen Leiharbeiter beschäftigt. Normalerweise verfügt eine Unternehmung über eine Stammbelegschaft, welche den Hauptharst der Arbeit übernimmt. Um Spitzen abzudecken, werden Leiharbeiter geordert. Sind die Spitzen nicht mehr vorhanden, dann wird der Vertrag mit dem Leiharbeitervertrieb nicht mehr verlängert. Aber niemand aus der Stammbelegschaft wird entlassen. Finde ich eigentlich sozial verträglich gegenüber den Festangestellten.
Die Leiharbeiter hingegen wissen von dieser Konstellation und müssen damit rechnen. Wieso es wider besseren Wissens immer wieder Geschrei beim Auslaufen der Verträge gibt, entzieht sich meiner Kenntnis.
Die Alternative dazu wäre gar keine Leiharbeiter zu beschäftigen, im Gegenzug aber auch nur genau soviel zu produzieren wie es die Stammbelegschaft schafft. Dann hätten die Leiharbeiter aber genau KEINE Arbeit.
Den höchsten Leiharbeiterstand hat immernoch BMW, oder? Egal.
Der eigentliche Skandal ist Der, das die Regierung derartige Zeit- Leiharbeit
erst im großen Stile Großkonzernen zugänglich machte. Früher mußten die
Leute nach einer gewissen Zeit, fest eingestellt werden. Heute ist es ein
eigenständiger Berufsstand, der das dauerhaft gestattet.
Leih-Zeitarbeiter müssen zu viel niedrigeren Löhnen/Gehältern, als Fest-
angestellte Mitarbeiter arbeiten und sind auch bei Urlaub oder Sonderzahlungen
benachteiligt. Eigentlich moderne Sklaven, so traurig das auch ist, sind Sie
jederzeit, ohne Kündigungsschutz freisetzbar.
Es wäre an der Zeit, diese Menschen besser zu schützen.
Zeitarbeiter können doch nichtohne Kündigungsschutz entlassen werden, oder?
Sie werden vielleicht von ihrer Stelle entfernt, aber die Leiharbeitsfirma muss doch trotzdem erstmal weiter Gehalt zahlen, oder ist das nicht richtig?
Man bekommt sein Gehalt doch von der Leiharbeitsfirma, nicht von der Wirkungsstätte.
Sollte eigentlich so sein. Und da die Leihfirma auch noch was verdienen will, sind die Leiharbeiter am Schluss teurer wie die Festangestellten.
Aber grundsätzlich ist die Leihfirma der Arbeitgeber. Im vorliegenden Fall ist VW "nur" der Arbeitsort.
Völlig korrekt.
Weswegen...
...auch vollkommener Unsinn ist.
@Raver2014:
Eventuell bist du ideologisch verblendet oder hast persönlich sehr schlechte Erfahrungen gemacht. Letzteres täte mir leid. Jedenfalls entspricht dein Bild der Zeitarbeit nicht den tatsächlichen Gegebenheiten im ganz normalen Alltag.
Wenn du deiner Stammbelegschaft nicht zumuten möchtest, kräftig Überstunden zu machen und im Falle von weniger Auslastung entsprechend weniger zu arbeiten, kommst du an Zeitarbeit nicht vorbei, eine Festanstellung ist bei unserem Arbeitsrecht nur möglich, wenn du dir absolut sicher bist, jemanden auf Jahre hinaus beschäftigen zu können.
Tatsache ist, dass insbesondere bei Großunternehmen oft mehr als die Hälfte der dort beschäftigten Ingenieure über Personaldienstleister dort beschäftigt sind.
Das stimmt doch nicht. Große Zeitarbeitsfirmen, z.B. Adecco, Brunel oder Ferchau, bezahlen nach Tarifvertrag.
Wir hatten vor einem Jahr einen Ingenieur für ein Projekt über eine Zeitarbeitsfirma bei uns und haben ihm eine Festanstellung (zum Chemie-Tarif) angeboten – daran hatte er jedoch kein Interesse und meinte, dass er mit den Fahrkosten-Pauschalen der Zeitarbeitsfirma auf ein höheres Gehalt käme.
Gruß,
SUV-Fahrer
Hallo Zusammen
Aufklärung tut Not.
2000 wurden bei uns 45 Staplerfahrer mit Schnittlöhnen bis zu 45.-DM
gekündigt und zum Teil anderweitig beschäftigt, zum Teil in den Ruhestand
geschickt oder Abgefunden.
Dafür wurde eine Spedition eingesetzt, die bis zu über 90% mit Zeit-Leih-
arbeitern, eines sehr großen Anbieters, der in der F1 wirbt, arbeitet.
Diese Leiharbeiter waren dann Teilweise langjährig bei uns eingesetzt.
Teilweise aber auch zum Einsatz bei uns Eingestellt und bei Nichtgefallen
wieder nachhause geschickt. ( Meist auch sofort wieder vom Zeitarbeits-
Anbieter wieder entlassen.) Die Bestbezahlten von Ihnen, bekamen den
Speditionslohn nach Währungswechsel von um die 9 Euro. (Das ist wohl
dort Tarif) ich habe aber auch Fahrer mit 5-6€ dort gesehen............
Die Leute waren immer auf die Duldung der Speditionsleute angewiesen,
denn Staplerfahrer gibts wie Sand am Meer. Daher stammt meine
Einstellung zu diesem Gewerbe. Fast 13 Jahre konnte ich das beobachten.
Es wäre schön, wenn es Anderen, Woanders, besser gehen sollte.