VW-Entschädigungen: EU-Kommission will Verbraucher stärken
Kommissarin schreibt an Verbraucherschützer
In den USA zahlt VW Diesel-Kunden eine Entschädigung, in Europa lehnt der Konzern dies ab. Die EU-Justizkommissarin Vera Jourova will nun die Verbraucherschützer stärken.
Brüssel - Sollte VW auch europäische Diesel-Kunden entschädigen? EU-Justizkommissarin Vera Jourova möchte Verbraucherschützer bei dieser Forderung unterstützen. "Derzeit unterscheiden sich die Reaktionen der Verbraucherschutz-Organisationen je nach Mitgliedsstaat und sie sind nicht immer untereinander abgestimmt", sagte ein Sprecher der Behörde am Montag.
Die EU-Kommission hat einen Fragenkatalog an Verbraucherverbände in der EU geschickt, um sich einen Überblick zu verschaffen. Kommissarin Jourova will zum Beispiel erfahren, welche Angebote nationale Behörden Verbrauchern machen, die vom Abgas-Skandal unmittelbar betroffen sind. Vor welchen Schwierigkeiten die Verbraucher-Schützer stehen und wie die EU helfen könnte.
In den USA will VW betroffene Kunden mit mindestens 5.100 Dollar entschädigen. Die Besitzer können sich ferner aussuchen, ob VW ihre Wagen zurückkauft oder die Fahrzeuge umrüstet. Der Konzern lehnt für Europa eine solche Lösung ab. VW-Chef Matthias Müller hatte vor drastischen finanziellen Konsequenzen gewarnt, falls der Autobauer die Kunden in Europa nach US-Vorbild entschädigen müsste. Denn hierzulande geht es um Millionen Fahrzeuge.
Verbraucherschützer begrüßen Vorschlag
Im September will die EU-Kommission in Brüssel ein Treffen mit Verbraucherschützern organisieren. Die Durchsetzung von EU-Recht liegt zwar in der Hand der nationalen Aufsichtsbehörden, wie die EU-Kommission einräumt. "Nur die nationalen Behörden können von Fall zu Fall prüfen, ob eine Praxis illegal ist", heißt es.
Der europäische Verbraucher-Dachverband Beuc begrüßte die Brüsseler Bemühungen dennoch. "Das Handeln der Kommission könnte der nötige Weckruf für nationale Behörden sein, um Druck auf VW auszuüben, betroffenen Autobesitzern in Europa eine Lösung anzubieten." Die Behörde könne eine "entscheidende" Rolle bei der Koordination nationaler Verbraucherschutz-Verbände spielen.
Die EU-Kommission hatte jüngst mehr Brüsseler Überwachung für nationale Aufsichtsbehörden in der Autobranche vorgeschlagen. Sie drängt auch auf eine stärkere Rolle bei der Durchsetzung von Ansprüchen bei Problemen, die europaweit viele Verbraucher betreffen.
Hi,
zwar sehr zu spät, aber besser als niemals...
Anschneiden hat man endlich in Brüssel ausgeschlafen und zusätzlich hat der Brexit einen Weckruf ausgelöst.
MfG
Super-TEC
Dann muß er halt mit "drastischen finanziellen Konsequenzen" leben. Selbst schuld!
Bis heute herrscht ja auch Stillschweigen, wer von der Betrugssoftware wußte (Piëch? Winterkorn?...), und wer sie in Auftrag gab, bzw. absegnete. Anscheinend besteht keinerlei Interesse, das zu klären.
Wenn VW das finanziell nicht stemmen kann, müssen sie eben abgewickelt werden. Ich habe kein Mitleid mit VW und kein Verständnis für den zweigleisigen Umgang mit den Kunden.
Als man Behörden, Kunden und die Umwelt beschixxen hat, ging es auch um Millionen Fahrzeuge
und eine millionenfache Einsparung von Kosten, die ohne Betrug aufgelaufen wären.
Warum sollte man jetzt mit zweierlei Maß messen?
Pech, wenn man jetzt Ärger mit den Folgen hat....
Ich denke nicht, daß der gegenwärtige CEO in der Wolfsburger Konzernzentrale so fest im Sattel sitzt, daß er drastische finanzielle Konsequenzen überhaupt durchsetzen kann. Wie schwach seine Position ist, hat man ja schon bei der Diskussion um die Manager-Boni bewundern können.
Und wer entschädigt die Anwohner, die die Abgase einatmen müssen?
Diese Frage steht natürlich auch noch im Raum. Hier wird allerdings die Politik agieren müssen, indem sie die Abgasvorschriften weiter verschärft und hierbei auch die Emissionen im realen Fahrbetrieb berücksichtigt.
Die Anwohner werden auch noch in 10 Jahren Abgase einatmen. Aber inzwischen sehe ich nicht nur die Regierung bzw. der Hersteller als Problem, sondern die Anwohner selbst. Solange die Brieftasche wichtiger ist als die eigene Lunge, solange atmen wir auch weiter Abgase ein.
Hier in Europa hat man es seitens der Industrie bislang erfolgreich verhindert, ein konsumentenfreundliches Produkthaftungsgesetz einzuführen. Auch das Prinzip der Sammelklagen gibt es hier nicht.
Das wäre meines Erachtens der nächste Schritt, den die Kommission einleiten müsste.
Es kann nicht sein, dass die Konsumenten auf den Schäden sitzen bleiben. Das betrifft ja nicht nur die Autoindustrie, sondern auch faule Kredite ...
So aber bleibt die Industrie - völlig undemokratisch übrigens - in einer Machtposition, die es so nicht geben dürfte.
Ein Brief der Kommissarin dürfte da kaum helfen.
was für einen schaden haben die verbraucher denn erlitten? geht wohl eher um die gier nach der möglichen "entschädigung".