Kältemittel-Streit: Daimler setzt auf CO2
Kommt ein Kompromiss beim Kältemittel
Daimler setzt in Zukunft auf die CO2-Klimaanlage. Damit schlägt Mercedes ein neues Kapitel im Kältemittel-Streit auf. Aber was machen BMW, VW, Audi?
Update: Es vergeht derzeit kein Tag ohne Neuigkeiten zum Kältemittel-Streit. Das Neueste lest Ihr in dieser Meldung.
Stuttgart – Die Fronten im Kältemittel-Streit zwischen der EU-Kommission und dem Automobilhersteller Daimler sind hart und klar. Jetzt bewegt sich Daimler. Im Konzern wurde der Entwicklungsauftrag für die konkrete Integration einer CO2-Klimaanlage in Mercedes-Modelle erteilt. Das bestätigte ein Daimler-Sprecher gegenüber MOTOR-TALK. CO2 sei das „ungefährlichste“ und am „wenigsten klimaschädliche“ Kältemittel und damit die „vielversprechendste“ Lösung.
Daimlers guter Wille
Daimler will damit der EU entgegenkommen, ohne das als gefährlich geltende Kältemittel 1234yf einsetzen zu müssen. Wie die EU-Kommission auf das Engagement von Daimler reagiert, zeigt sich erst in den nächsten Wochen. Derzeit prüft die Kommission zusammen mit dem Kraftfahrtbundesamt (KBA) die Sicherheitsbedenken gegenüber 1234yf.
Allerdings wird es für Daimler eng. Im September wollen die Stuttgarter die neue S-Klasse vorstellen – mit Klimaanlage. Wenn die EU-Kommission bis zu deren Markteinführung keinen weiteren Aufschub bei der Einführung von 1234yf gewährt, blühen Daimler Sanktionen oder eine Verschiebung des wichtigsten Modells der Marke.
Nur Mercedes drohen bislang Sanktionen der EU
Bislang betrifft das Verbot unter den deutschen Herstellern konkret nur Daimler, etwa bei der A- und SL-Klasse. Die anderen deutschen Hersteller haben ihre neuen Fahrzeuge noch vor Inkrafttreten der Neuregelung der vorgeschriebenen Typprüfung unterzogen. Seit Anfang dieses Jahres darf das alte Kältemittel 134a bei neu entwickelten Pkw-Typen nicht mehr eingesetzt werden, ab 2017 ist es für alle Neuwagen verboten.
Hersteller einigen sich auf CO2
Im Konflikt mit der EU steht Daimler aktuell allerdings weniger isoliert als zuvor. Während des Genfer Autosalons gab es Gespräche zwischen den deutschen Herstellern.Dabei einigten sich Audi, BMW, Porsche und Volkswagen auf CO2 als Zukunftslösung beim Kältemittel. Das bestätigte ein BMW-Sprecher gegenüber MOTOR-TALK. Wie diese Lösung umgesetzt wird, entscheiden die Hersteller selbst. BMW nimmt zwar bestehende Entwicklungen einer CO2-Klimaanlage wieder auf. Die Entwicklung des Kompakt-Stromers i3 wird dagegen auf Basis der aktuellen Gesetzeslage, also mit 1234yf fortgeführt.
Schwierige Umsetzung
Bei statischen Klimaanlagen in Häusern wird CO2 bereits eingesetzt. Im Auto gilt die Technik als noch nicht einsatzfähig. Hersteller und Zulieferer arbeiten seit Jahren daran, haben die Entwicklung aber nach der Branchen-Entscheidung für 1234yf nicht mehr forciert.Bis zu einem Serieneinsatz dürften daher noch drei oder mehr Jahre vergehen. Größtes Problem der CO2-Technik: Sie arbeitet mit hohem Druck und benötigt komplett neu konstruierte und besonders robuste Klimaanlagen. Die Mehrkosten pro Fahrzeug würden nach älteren General-Motors-Schätzungen rund 270 Euro betragen. Das Kostenproblem war vor zwei Jahren auch der Grund, warum die Industrie vom ehemals präferierten CO2 auf 1234yf umschwenkte.
Weitere Probleme könnten laut General Motors (GM) auftauchen, weil die neuen CO2-Anlagen aufgrund des hohen Drucks möglicherweise eine regelmäßige Wartung benötigen. Zudem würde ein CO2-System nach aktuellem Stand der Technik gegenüber 1234yf zu einer Erhöhung des Verbrauchs führen, vor allem bei Temperaturen über 25 Grad. GM-Experten gehen von einer Steigerung um bis zu 15 Prozent aus. Nicht zuletzt ist Kohlendioxid zwar anders als 1234yf nicht brennbar, aber doch gefährlich. Ein Ausströmen ins Fahrzeuginnere stört die Sauerstoffversorgung, kann zu Schläfrigkeit, Übelkeit und, im schlimmsten Fall, zum Tod führen.
Quelle: MOTOR-TALK, Spotpress
Wenn sich das jetzt innerhalb von ein paar Jahren durchsetzt, kann sich der 1234yf-Monopolist (DuPont / Honeywell Joint-Venture) die Kugel geben. Mein Beileid....
Die Gefahr der Luftverdrängung ist wohl bei jedem Kältemittel gegeben. Allerdings ist CO2 extrem einfach zu dedektieren (Infrarot-absorption, daher auch der Klimaeffekt), ein CO2-Warner ist also sowohl technisch als auch finanziell unter "Peanuts" einzusortieren.
Und woher sollen bitte die "15% Mehrverbrauch" kommen? Das sind doch wieder die Horrorzahlen von vor ein paar Jahren, als die Autoklubtester bei 30°C mit offenem Fenster und voller Klima im Stau gestanden sind.
Georg
Und selbst wenn ein Mehrverbrauch damit einherginge. Ist doch genug Nachschub da. Jedes Auto produziert jährlich Tonnen Kohlendioxid (lese hier www.amazon.de/CO2-B%C3%A4ume-und-Afrika-ebook/dp/B00ANIWG5Q), das könnte man ja abzapfen und in einem Vorratsbehälter speichern, aus dem sich die Klimaanlage bedient.
denkt technisch total unaufgeregt und nicht ganz ernstgemeint der HHH1961
Ich schlage ein Hybrid-Klima-System (HKS) vor:
- Standardkühlung mit dem hocheffizienten, nachhaltigen, klimafreundlichen Monopolzaubertrank (Worthülsen bitte zur Leergutannahme, ist Pfand drauf!)
- Erkennt das Steuergerät eine Gefahrensituation, wird sofort auf CO2-Betrieb umgestellt und zum Ausgleich per LTE ein Baumpflanzauftrag an die Forstverwaltung gesendet. Bei einfacheren Fahrzeugen muss dies manuell erfolgen.
Na so ein Pech, müssen die Hersteller nun doch die kostenintensive Neuentwicklung weiterführen. 😆
@Philip Monse: Der letzte Abschnitt mit den Kritikpunkten, kommen die alle von GM oder woher? Und wodurch liesse sich der 15%ige Mehrverbrauch begründen?
Das bezieht sich auf den Kraftstoffverbrauch und nicht auf den Verbrauch an Kältemittel! 😉
Die 15% sind aber nicht auf den Gesamtverbrauch, sondern auf den reinen Verbrauch der Klimaanlage zu beziffern. Also nur auf die ca. 0.5-2 ltr. der Klima.
MfG
"Zudem würde ein CO2-System nach aktuellem Stand der Technik gegenüber 1234yf zu einer Erhöhung des Verbrauchs führen, vor allem bei Temperaturen über 25 Grad. Experten gehen von einer Steigerung um bis zu 15 Prozent aus."
Also, was soll dann der Schrott ??? 1 Liter Mehrverbrauch 😕
Und ein noch höherer Druck - bisher haben die Klimas schon um die 20 Bar im Aktivbetrieb (im Ruhebetrieb immerhin noch doppelten Reifendruck) ...
Öhm joa vielleicht sollten die mal jemanden fragen der sich damit auskennt.. .Es gibt doch schon einige Versuchsfahrzeuge die seit mehreren Jahren mit CO2 Klimanlagen im Einsatz sind... Hat das Umweltbundesamt nicht so ne Kiste sogar von ?VW? im Einsatz ? Soweit kann das von der Serie nicht entfernt sein...
Upps. Zu schnell und zu oberflächlich gelesen. Ich Dummerle.
@GeorgK2
Ich bezweifle, dass die Kältemittelsparte von DuPont und Honeywell auch nur im zweistelligen Prozentbereich liegt. Honeywell und DuPont sind Chemieriesen und verdienen ihr Geld auch mit den im Auto verbauten Kunststoffen, Lacken und Co.
Trotzdem wird das für Honeywell und DuPont ne bittere Kröte wenn der Absatz nicht so läuft wie geplant... Ich finde es in dem Zusammenhang auch äußerst interessant wie über den niedrigen GWP Wert von dem 1234yf Zeug gejubelt wird aber die ABBAUPRODUKTE von dem Zeug sind auch mal garnicht so ohne und das gelangt dann Tonnenweise in die Umwelt und die interessieren Scheinbar keinen. Trifluoressigsäure scheint ja Chemisch sehr stabil zu sein und lagert sich im Boden an...
Ah, endlich der fällige Schritt zur CO2 Klimaanlage. Immerhin hat der "Streit" um das Kältemittel dann das bewirkt. 😊
VW macht das gleiche...
http://www.auto-motor-und-sport.de/.../...enkt-auf-co2-um-6782533.html
Somit wären wir wieder beim Mehrverbrauch, der bei R134a genau so hoch ist. 🙄
Hmm nicht nur VW.
Daimler Audi, BMW, Porsche und Volkswagen wollen soweit ich gelesen habe mit Einbindung des VDA die CO2 Klimanlagen Entwicklung vorantreiben...
Text ist von heute. Ich würde mal sagen das ist der ausgestreckte Mittelfinger gegen Honeywell Dupont und CO... Ob sich die Fabrik in China wohl noch lohnt ?