Autohandel übers Fernsehen
Kommt mein Gebrauchter bald ins Fernsehen?
Die Amerikaner lieben Homeshopping. Das macht vor Autos nicht halt. Gerade in den südlichen Staaten der USA bieten viele Händler ihre Gebrauchtwagen im Fernsehen an – mit großem Erfolg.
Von MOTOR-TALK-Reporter Stefan Grundhoff
Austin/USA - Im amerikanischen Kabelnetz gibt es so viele Verkaufskanäle, dass wir Europäer kaum noch durchsteigen. Das liegt daran, dass US-Amerikaner ihren Fernseher viel intensiver als Verkaufsberater nutzen als wir das hierzulande gewohnt sind. Dschungelcamper Walter Freiwald hätte seinen Seelenfrieden in den USA finden können, so gern kaufen Amis vom Dorf Dekorationsartikel, Zauberwaschmittel, Wandersandalen oder Kunststoffbehälter via TV.
Er könnte schon morgen Ihnen gehören
Und Gebrauchtwagen. Das funktioniert so: Mittels regionalisierter Fernsehsender erreichen Autohändler gezielt lokale Kunden. Mike Wilson, General Manager vom Gebrauchtwagenriesen Maxwell Supercenter in Austin/Texas, blickt geschäftstüchtig lächelnd in die Kamera, während er an seinen Gebrauchtwagen entlang spaziert: „Rufen Sie mich an. Dieser Durango bietet eine tolle Ausstattung und einen perfekten Pflegezustand. Er könnte schon morgen Ihnen gehören.“
Das SUV ist kaum zu sehen, weil immer neue Informationen über den Bildschirm flackern. „Rufen Sie mich an. Jetzt“, wiederholt Mike Wilson und verweist auf die kostenfreie Telefonnummer, die durchs Bild läuft – 1 800 999 3615.
Deutsche Verkaufsformate
Solche Fernsehsendungen sind im deutschsprachigen Raum weitgehend unbekannt. Dabei funktioniert Autokauf im Fernsehen auch bei uns, nur mit einer völlig anderen Geschichte. Mitte der 2000er-Jahre wurde TV-Mann Alexander Wesselsky bekannt. Mit viel Wortwitz und seinem historischen Checker-Taxi stellte Wesselsky Autointeressten für möglichst wenig Budget möglichst viel Gebrauchtwagen vor die Haustür – hartes Verhandeln inbegriffen.
In seine Fußstapfen traten in den vergangenen Jahren TV-Formate wie „Biete Rostlaube – suche Traumwagen“ oder „die PS-Profis“ mit Sidney Hoffmann und Jean Pierre Kraemer. Letztere sind zwei PS-Männer, die mit Ruhrpott-Charme und Fachwissen im Auftrag potenzieller Kunden Autobörsen durchforsten. Haben sie das entsprechende Blechteil gefunden und begutachtet, sorgt das bei den Käufern meist für TV-gerecht strahlende Kundenaugen.
Der King of Cars
Zurück in die USA und zum Ursprung des Autokaufs per Fernseher: Die Idee ist alt, aber richtig berühmt wurde sie erst 2006 mit der Seifenoper „King of Cars“, die sich um den Autohändler Towbin in Henderson (südlich von Las Vegas) dreht.
Josh Towbin wird in der Sendung zu "Chop". Er und seine Verkäufer schlüpfen beim Autoverkauf regelmäßig in verschiedene Rollen, um die eigenen Neu- und Gebrauchtwagen mit Kurzgeschichten besser zu verkaufen.
Aus der lokalen Sendung wurde mit wachsendem Erfolg ein Infomercial - ein längerer Werbespot mit eigener Geschichte. Der wurde US-weit ausgestrahlt. „Als ich in den 90ern mit dem Autohandel anfing, wollte ich etwas anderes als mein Vater machen“, erinnert sich Chop, „je verrückter wir wurden, umso beliebter wurde die Show und umso mehr Autos verkauften wir.“ Nach und nach fanden selbst US-Stars wie Jay Leno, Don King, George Wallace oder Jerry Seinfeld ihren Weg in die Sendung. Von der ersten Staffel gibt es eine eigene DVD.
Der Bestseller: Dodge Charger
Sein erstes Auto erwarb Josh Towbin für 200 Dollar und verkaufte es für 400 Dollar. Damals war Towbin erst 14 Jahre alt. 20 Jahre später verkauft Towbin Motors nicht zuletzt durch das Engagement seiner Fantasie-Charaktere Chop, Blue Genie, Mark Deeter und dem Auto Marshall pro Jahr 8.500 Fahrzeuge – die meisten von Toyota und Dodge. „Unsere Besteller sind seit Jahren der Dodge Charger und der Pick-up Dodge RAM“, sagt Chop. Der Durchschnittspreis seiner Autos liegt bei 17.500 Dollar.
Zurück zu Mike Wilson vom Maxwell Supercenter. Bei ihm dreht sich die Verkaufsspirale etliche Umdrehungen langsamer. Gerade hat der Mittfünfziger einen komplett ausgestatteten Hyundai Santa Fe für 249 Dollar pro Monat angepriesen, da rollt ein 2012er Chevrolet Silverado heran. „Natürlich mit Leder und Komplettausstattung. Wenig gelaufen“, flötet Wilson mit kurzen Satzfragmenten in die Kamera.
Gemischtes Duo in Spanien
Zwei Kanäle weiter geht es jovialer zu. Im spanischsprachigen Fernsehen lockt ein Buick SUV (der dem Opel Antara wie aus dem Gesicht geschnitten ist) von Freedom Motors potenzielle Käufer zum Highway 67.
Setzen Mike Wilson und viele seiner Kollegen auf die One-Man-Verkaufsshow, übernehmen das bei der spanischsprachigen Konkurrenz gemischte Duos aus Verkäufer und attraktiver Dame. Dann erscheint selbst der Ford Fusion von Park Cities Ford für 389 Dollar pro Monat als ein verlockendes Angebot. Wir sind gespannt, ob sich einer dieser Trends je im deutschen TV findet.
Die Chancen dafür stehen miserabel. Zum einen, weil das Lokalfernsehen als Verkaufskanal sehr schlecht funktioniert. Zum anderen, weil das Internet als Verkaufsplattform und -berater eine viel bedeutendere Rolle spielt. Auch MOTOR-TALK bietet mit dem MOTOR-AGENTEN eine Webseite, die Käufern bei der Wahl des künftigen Autos hilft, basierend auf dem Wissen der 2,5 Millionen MOTOR-TALK-Nutzer.
Etwas spät ... http://www.fernsehserien.de/king-of-cars/episodenguide/staffel-1/19275 ... das lief schon in Deutschland.😆
Die Amis... alles, nur nicht vom Fernseher weg müssen... 🙄
Die liefern die Autos bestimmt auch nach Hause, damit der Käufer nicht extra los muss... 😆
Ich seh da nur einen Taurus 😕
Freu mich auf QVC Cars powered by Walter Freiwald.
Ich konnte mich auch noch an die Serie "King of Cars" erinnern. Lief glaub ich ne Zeit lang auf DMAX. War recht kurzweilig und da merkte man mal, welche Einstellung so manch ein Ami zum Geld und zum Auto hat. Erschreckende Parallelen gibts ja auch hier in D.
Aber sei es drum. Amerika, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten...
Als bei uns noch der Checker lief, fand ich das meistens recht amüsant. Der Weselsky hatte zwar meist platte, aber doch manchmal auch echt coole Sprüche drauf. Am geilsten fand ich den Spruch beim Test eines Landrover Discovery: "Was ist der Unterschied zwischen Angelina Jolie und dem Defender? Angelina hat einen Brad Pitt, der Discovery ein Tritt-Brett...." (klingt natürlich nur cool, wenn man das im Ami-Slang ausspricht...) Ich fand das lustig. Der vermeintliche Erfolg kam aber auch nur daher, weil die Autos danach noch von Lina aufgehübscht wurden - meiner Vermutung nach auf Kosten des Formats.
Aber eine wirkliche Zukunft gebe ich Autoverkäufern in Europa nicht wirklich. Wer zum Auto kaufen nicht aus dem Haus geht, der braucht m. E. auch kein Auto...
Also von einem Hrn Towbin - der seriös wirkende Vollschlanke mit 80er Jahre Sonnenbrille und Fleischmütze - würde ich ja sofort ohne jeglichen Zweifel an unlautere Methoden, ungesehen jedes Auto abkaufen!! Allein die äußere Erscheinung ist über jeglichen Zweifel erhaben und schafft so richtig Vertrauen.....
Towbin Dodge bzw. "king of cars" habe ich immer gerne geschaut, läuft ja leider nichts aktuelles mehr.
@ foodtek: 😆
Für hier könnte ich mir "mobileTV" vorstellen, wo mobile eine nette Show um besondere Autos macht. Kostet dann halt den Verkäufer einen prozentualen Anteil am Verkaufserlös, dafür wäre das ein netter Rahmen, um ungewöhnliche Autos an den Mann(Frau) zu bringen, die sonst in der Fülle des Angebots untergehen oder unter "andere Hersteller" unbeachtet dahinrosten.
Ob ich von dem Vogel ein Auto kaufen würde, na, ich weiß nicht. Towbin sieht eher aus, wie jemand, bei dem ich nach dem Händeschütteln meine Finger zählen würde, um zu sehen, ob noch alle da sind...
Naja, Towbin Dodge ist einer der größten Dodge-Händler der USA, zusätzlich haben die auch noch diverse andere Marken.
Das wird schon passen 😉
Ich glaub bei den Distanzen zum Auto würdest du auch nicht für jedes Auto 500km zurücklegen wollen. Die Bevölkerungsdichte liegt in Texas zu großen Weiten bei 1-5 Einwohner pro Quadratmeile.
Da sieht man wie rückständig die amis doch sind. Fernsehen ist doch schon ewig out. Und dann noch homeshopping? Das ist doch eher was für hausfrauen und omis. Kauf übers internet war schon vor 15 jahren normal. Spätestens seit 10 jahren nutzt es eigentlich jeder. Ausser den amis halt, die versumpfen lieber vor der glotze.
@John-Mac-Dee:
Der Grund dafür ist aber auch, dass es denen dort drüben an der Infrastruktur fehlt, so wie wir sie kennen. Bei denen gehören Oberleitungen, Telegrafenmasten usw. noch zum Standard. Bei uns wurde bereits vor 40 Jahren damit begonnen, alles weitgehend in Erdkabel zu verlegen. Manchmal glaub ich, die halten Glasfaser noch für Science-Fiction... Gut, is natürlich auch nicht überall so, aber gerade im Süden denke ich nicht, dass die infrastrukturell so auf der Höhe sind. Hauptsache Blingbling nach außen...
Wer mal seinen Sat-Reciver auf Sendersuchlauf stellt, sollte irgendwo einen Sender finden, wo tagsüber Fahrzeuginserate (Bilder und Beschreibung) gezeigt werden......nebenbei läuft irgendeine Melodei.....
....achja nachts gibt's dann die "Flirt"-Anzeigen......da verkaufen sich wohl keine Autos.😆😆😆
Woher weißt du sowas? 😆😆😆
Spässle gmacht... 😉