Sexismus-Vorwürfe: Uber-Chef nimmt unbefristete Auszeit
Konsequenzen für Uber-Chef Kalanick
Nach Vorwürfen gegen den Fahrdienstleister Uber wurden nun Konsequenzen gezogen. Chef Travis Kalanick nimmt eine unbefristete Auszeit. 20 Mitarbeiter wurden entlassen.
San Francisco - Uber-Chef Travis Kalanick nimmt nach schweren Turbulenzen bei dem Fahrdienst-Vermittler eine Auszeit. Der Verwaltungsrat der milliardenschweren Firma beschloss außerdem massive Veränderungen an Abläufen im Tagesgeschäft, die für mehr Transparenz und Gleichberechtigung sorgen sollen.
Kalanick nannte in einer E-Mail an die Mitarbeiter keinen Zeitraum für eine Rückkehr. Zuvor war in Medienberichten von einem dreimonatigen Urlaub die Rede gewesen. "Die jüngsten Ereignisse haben mir beigebracht, dass Menschen wichtiger als die Arbeit sind", schrieb Kalanick. Uber wurde von einer Untersuchung zu Vorwürfen von Sexismus und Diskriminierung erschüttert. Kalanick verlor vor kurzem seine Mutter bei einem Bootsunfall. Sein Vater wurde dabei schwer verletzt.
Zugleich machte Kalanick deutlich, dass er eine Führungsrolle bei Uber behalten wolle. Er brauche eine Auszeit vom Tagesgeschäft, um seine Mutter zu betrauern, sowie "um nachzudenken, an mir zu arbeiten und ein Weltklasse-Führungsteam aufzubauen". Er verabschiedete sich mit einem "Wir sehen uns bald."
Während seiner Abwesenheit soll der Rest des Führungsteams die Firma leiten, ein kommissarisch amtierender Chef wurde nicht ernannt. In den vergangenen Monaten hatten mehrere Top-Manager Uber verlassen. Zuletzt ging Kalanicks umstrittener Vertrauter Emil Michael, der eine wichtige Rolle im operativen Geschäft spielte.
20 Mitarbeiter wurden entlassen
Uber und Kalanick gerieten in den vergangenen Wochen immer stärker unter Druck. Das wegen seiner aggressiven Firmenkultur und Wachstumsstrategie berüchtigte Unternehmen musste eine tiefgreifende Untersuchung einleiten, nachdem eine ehemalige Software-Entwicklerin von Sexismus und sexuellen Belästigungen berichtete, die trotz Beschwerden folgenlos geblieben seien.
Die Ermittlungen wurden vom ehemaligen Justizminister Holder geleitet, der heute bei einer Anwaltskanzlei arbeitet. In einem ersten Schritt waren rund 20 Mitarbeiter entlassen worden. Jetzt sollen neue Strukturen und Kontrollmechanismen geschaffen werden, um solche Fälle zu verhindern.Ausgerechnet bei der Vorstellung des Untersuchungsberichts fiel Verwaltungsratsmitglied David Bonderman mit einem Kommentar auf, der allgemein als sexistisch aufgefasst wurde. Als seine Kollegin Arianna Huffington davon sprach, mehr Frauen in den Verwaltungsrat zu bringen, warf er ein, dass dadurch bei den Sitzungen mehr geredet würde. Bonderman, ein Milliardär, der für den Privatinvestor TPG im Uber-Kontrollgremium sitzt, rechtfertigte sich später, er habe das positiv gemeint. Er zog sich dennoch aus dem Verwaltungsrat zurück, nachdem die Kritik an der Bemerkung immer lauter wurde.
"Travis 2.0"
In dem Untersuchungsbericht wurde auch vorgeschlagen, Kalanick solle einen Teil seiner Vollmachten an andere Top-Manager abgeben. "Die ultimative Verantwortung dafür, wo wir stehen und wie wir dort angekommen sind, liegt auf meinen Schultern", schrieb Kalanick in seiner E-Mail. Er wolle an einem "Uber 2.0" arbeiten und dafür sei auch ein "Travis 2.0" nötig.
Kalanick gilt als treibende Kraft hinter der aggressiven weltweiten Expansion des Start-ups, das in Finanzierungsrunden zuletzt laut Medienberichten mit bis zu 69 Milliarden Dollar bewertet wurde. Zugleich wurde aber auch kritisiert, dass er bei Uber eine Kultur geschaffen habe, bei der Leistung und Erfolg wichtiger als alles andere seien.
Kalanick musste sich in den vergangenen Monaten bereits rechtfertigen, nachdem ein Video veröffentlicht wurde, in dem er hitzig mit einem Uber-Fahrer diskutierte. Er versprach danach, künftig erwachsener zu agieren und in den vergangenen Monaten wurde nach einer starken Nummer zwei für ihn gesucht.
Quelle: dpa
Sympathie-Punke bei den eigenen Leuten zu holen, war ja noch nie das Anliegen der Uber-Führung.
Nach der externen Untersuchung wird der Laden sicherlich ohne den Herrn Kalanick neu aufgestellt. Es ist ja nicht bekannt, ob er selbst um seine Beurlaubung gebeten hat, oder ober beurlaubt wurde, was ich für wahrscheinlicher halte.
Und wenn der Herr Bonderman unbedingt noch im schlechtesten Moment einen Spruch absondern muss, dann zeigt das, wie viel in dem Laden tatsächlich noch aufgeräumt werden muss, damit das "Betriebsklima" stimmt.
Wenn nach dem Verlust der Mutter, noch so eine Bombe platzt, dann ist es schon eine gewaltige Belastung.
Da sollte man sich eine Auszeit nehmen. Ich glaube auch kaum, dass Travis für den Sexismus verantwortlich ist. Er kann auch nicht immer alles sehen und Mitarbeiter wollen bei der Arbeit keine permanente Überwachung.
Er soll erst mal den Verlust seiner Mutter verarbeiten, bevor er sich um die Firma kümmert.
Bei allem Respekt, nicht immer alles sehen können ist sicher eine Seite der Medaille, aber "von Sexismus und sexuellen Belästigungen berichtete, die trotz Beschwerden folgenlos geblieben seien" geht dann wohl doch zu ziemlich genau 100% auf Kalanick's Konto.
Tja, diese neuen Superstars der Mobility haben doch starke Schattenseiten. Tesla, Uber - alles außen hui und innen pfui. Da will keiner arbeiten.
Ist doch überall so.