Reportage: Gepanzerte Fahrzeuge
Krisensicher
Krisengebiete hat die Welt genug. Kein Wunder, dass die Nachfrage nach gepanzerten Fahrzeugen gigantisch ist. Einer der erfolgreichsten Anbieter sitzt in Garching bei München.
Von MOTOR-TALK-Reporter Wolfgang Gomoll
Garching - Verfolgungsjagden, Explosionen, Arnold Schwarzenegger. Das sind Dinge, an die man denkt, wenn man eine Firma für gepanzerte Hochsicherheitsfahrzeuge besucht. Doch der graue Bau von Alpha Armouring fällt nicht einmal dann auf, wenn man direkt vor seinem Tor steht.
Das Firmenschild muss man suchen. Eintritt gibt es nur auf Knopfdruck. Von hier aus, von der Zeppelinstraße im Garchinger Gewerbegebiet, verkauft Alpha Armouring gepanzerte Fahrzeuge in die ganze Welt. Explosionen sind selten. Trotzdem ist alles streng gesichert und vor dem Gebäude stehen große auffällig-unauffällige schwarze Geländewagen.
Für Politiker, Diplomaten und Privatpersonen
Genau diese Geländewagen - Typ Mercedes G-Klasse und Toyota Land Cruiser 200 - sind das Geschäft der Firma aus dem Münchener Norden. Sie schützen Politiker, Diplomaten und Spezialkräfte.
Wegen der wichtigen diplomatischen Kontakte hat Alpha Armouring mittlerweile auch eine Außenstelle in Berlin. Doch während die Politiker aus der ersten Reihe mit gepanzerten Luxuslimousinen wie Mercedes S-Klasse oder Audi A8 unterwegs sind, geht es bei weniger prominenten Personen rustikaler zu. In vielen Regionen ist man auf Geländewagen angewiesen, die sich von zerklüfteten Pisten und ein paar Straßensperren nicht beeindrucken lassen.
Autohersteller können Nachfrage nicht befriedigen
„Pro Jahr produzieren wir derzeit rund 80 Fahrzeuge. Die Nachfrage ist insbesondere nach der Mercedes G-Klasse und dem Toyota Land Cruiser 200 groß“, sagt Firmenchef Klaus Ackermann. „Wir arbeiten hier am Standort mit gut 50 Personen. Die Hauptkunden sind Regierungen, der diplomatische Dienst oder Organisationen. Doch es gibt auch immer mehr Privatpersonen, die Schutz benötigen.“
Gepanzerte Fahrzeuge gibt es auch bei den Herstellern selbst zu kaufen. „Doch die können die Nachfrage kaum befriedigen, weil ihr Hauptgeschäft nun einmal die normalen Fahrzeuge sind. Und zudem sind wir deutlicher günstiger. Bei rund 220.000 Euro fängt bei uns eine gepanzerte G-Klasse mit Dieselmotor an“, sagt Ackermann.Die Leute vertrauen uns ihr Leben an
Wer ein Luxusmodell mit Power-V8 und Sonderwünschen will, dreht die Preisspirale locker auf über 400.000 Euro. Zu erkennen sind die schwer gepanzerten Fahrzeuge nur für Experten. Im normalen Straßenbild fällt niemandem auf, dass Maschinengewehre, Granaten oder Sprengfallen diesen Autos nichts anhaben können.
Ackermann ärgert sich darüber, dass man schnell in den undurchsichtigen Nachrüster-Topf geworfen wird. „Die Leute vertrauen uns schließlich ihr Leben an“, sagt er, „da geht es nicht nur um Stahlplatten und Panzerglas, sondern insbesondere um Fugenbereiche und die perfekte Verarbeitung.“ Acht bis zwölf Wochen dauert es, ehe ein gepanzerter Geländewagen der Schutzklasse VR6 oder VR7 das Firmengelände verlässt.
Scheiben, dick wie Fäuste
Der Umbau von einer gewöhnlichen Mercedes G-Klasse zu einem schwer gepanzerten Alpha-Modell ist aufwändig. Die normalen Serienfahrzeuge werden komplett auseinandergenommen und von innen neu „eingekleidet“. Hinter der gewöhnlichen Blechfassade werden millimetergenau passende Stahlplatten verbaut. Sie sind so groß wie möglich, weil jede Naht eine Schwachstelle sein könnte.
„Wir arbeiten mittlerweile nur noch mit Stahl“, verrät Klaus Ackermann. Ist die G-Klasse innerlich zu einem Panzer geworden, hat sie in der schwersten Panzerklasse VR7 (ehemals B7) um rund 1,8 Tonnen zugelegt. Eine Tür wiegt dann 180 Kilogramm, die jeweils 70 Kilogramm schweren Seitenscheiben sind dick wie eine Faust – sieben Zentimeter. Der äußere Lack bleibt unangetastet.
Auf Frischluft wird verzichtet
In den unscheinbaren Reifen befindet sich auf der Felge ein Notlaufring, sodass im Notfall weiter gefahren werden kann. Die Fenster lassen sich aus Sicherheitsgründen nicht öffnen. Nur einige Modelle bekommen
auf der Fahrerseite eine kleine Dokumentendurchreiche.Trotzdem bewegen sich G-Klasse und Land Cruiser 200 von Alpha Armouring im normalen Straßenverkehr unspektakulär und kaum anders als die Serienversionen. Die 1,4 bis 1,8 Tonnen Zusatzgewicht lassen sich zwar nicht überspielen, aber gerade mit starken Motorisierungen gewöhnt man sich schnell an die schwere Panzerung.
Das Panzermobil wird zum Statussymbol
Diese wurde gerade in den vergangenen Jahren beliebter. Die Nachfrage wuchs insbesondere durch die Öffnung des Ostens beträchtlich. Gab es in Ländern wie Mexiko oder Brasilien stets eine Nachfrage nach leicht gepanzerten Modellen gegen Straßenräuber, entwickelte sich in den 90ern insbesondere in Russland der größte Markt für schwer gepanzerte Autos. Nicht selten sind sie ein reines Statussymbol für ihre Besitzer.
„Viele unserer Fahrzeuge gehen mittlerweile nach Afghanistan und immer mehr Fahrzeuge werden in afrikanische Länder wie Nigeria verkauft“, sagt Ackermann. Konkrete Kunden-Informationen verrät er aber nicht. „Und toi, toi, toi - bisher ist in unseren Fahrzeugen noch niemand zu Schaden gekommen“.
Sprengen statt schießen
Dabei hat sich auch das Gefahrenszenario in den vergangenen Jahren gewandelt. Längst werden die meisten Fahrzeuge nicht mehr beschossen, sondern fahren in Sprengfallen. Daher werden die Fahrzeuge auch von unten bestmöglich gesichert.Um zu zeigen, was mit einem gepanzerten Fahrzeug möglich ist, hat Alpha Armouring ein spektakuläres Einzelstück entwickelt und gebaut. Mit einer Mercedes G-Klasse hat „Der Valiant“ technisch nicht mehr viel gemein.
Von innen und außen mutet er an, als sei er einem Endzeitfilm entfahren. Die Panzerung ist auf militärischem Standard. Was sich dem Valiant in den Weg stellt, dürfte dieser schlicht überrollen. Zudem verfügt der Panzerwagen der Zukunft über eine Sauerstoffversorgung und eine Feuerlöschanlage, Nachtsichtgeräte und Kameras. Gut vorstellbar, dass ein solches Fahrzeug bald in Krisenregionen unterwegs ist. Auch wenn der Preis bei über einer Million Euro liegt. Derartige Fahrzeuge sind eben krisensicher – in jeder Hinsicht.
Es wäre noch interessant zu erfahren, wieviele Fahrzeuge die Firma pro Jahr verkauft.
Interessanter Artikel, bitte mehr von solchen Reportagen! 😊
Sehr schöne Bilder und ein gefälliger Bericht 😉
Diese Autos sind echt heftig und trotz starker Motorisierung können sie ihr Gewicht nicht verleugnen - aber das Wort "Sicherheits-Fahrgastzelle" bekommt hier eine neue Bedeutung.
Hatte mal das Vergnügen, eine gepanzerte Limousine fahren zu dürfen. Anfangs echt merkwürdig mit den dicken Scheiben und die Türen fallen sehr satt ins Schloss 😆
Das Sicherheitsgefühl ist darin jedenfalls sehr beeindruckend.
Augen auf😉😆
Im Bericht steht 80 Fahrzeuge pro Jahr.
Es gibt Dutzende Anbieter von Sonderschutzfahrzeugen... Werbung bitte auch als solche kennzeichnen.
Genau, das dicke Firmenlogo im Kühlergrill fällt den Terroristen gar nicht auf.
Danke. Manchmal sieht man den Wald vor laute Bäumen nicht... 😉
Ja ganz gut, wenn da 80 Fahrzeuge noch zu wenig sind so sollte mann auch
noch gebrauchtwagen aufbereiten- abnuzungen beseitigen
"Schusssicher" is gar nix. Höchstens beschusshemmend. Wenn man das entsprechende "Werkzeug" hat, kann man alles knacken.
hab grad mal bei Wikipedia geguckt, bei VR7 geht teilweise schon ein .308 Win Weichkern durch.
Grüße,
Eric
Wer hat nicht ein .308 Win Weichkern im Handschuhfach 😉
Ich denke Schuss-sicher ist genauso eine Definition wie wasserdicht.
Wenn Du mit einem Panzer drauf schießt ist klar dass dann nicht viel vom Auto übrig bleibt.
Und ob Deine Projektil-Angabe da komplett durch geht und mit welcher Geschwindigkeit dann im Innenraum noch welche Verletzungen hervorrufen kann wäre dann ja auch die Frage, oder?
Ich bin eh dafür die ganze Panzerung sein zu lassen und das Geld lieber in einen Raketen-Antrieb zu stecken.
Da sollen die Projektile mal zusehen dass die mich damit noch einholen, muhahaha.
Das war natürlich nur Käse Jungs, kleiner Spass am Rande.
ah ja 😱 ... wer von euch hat Fäuste eines 3jährigen? 😆😆
Denunziere hier bitte nicht die 3-jährigen 😮
Fäuste sind Fäuste 😉
😆😆😆
den nächsten 3jährigen den ich zusammen dresche werde ich genau das sagen
Mir würde schon genügen, wenn mein Auto Scheiben hätte, die man nicht mit dem Ellbogen einschlagen oder mit einem hebelnden Schraubenzieher zum Platzen bringen kann. Gewichtseinsparung ist gut, gibt mir aber in dem Fall seit einem Einbruch einfach kein gutes Gefühl mehr, wenn ich den Wagen öffentlich abstelle.