Datenschutz im Auto
Kunde, wir wissen wo Dein Auto steht
In den USA haben sich die Autohersteller auf gemeinsame Standards zum Schutz von Kundendaten geeinigt. Solche Standards gibt es auch in Deutschland. Es fehlen aber Gesetze.
Washington DC/USA – Je vernetzter unsere Autos, desto drängender wird ein Thema, das Autofahrer bisher nur am Rande beschäftigte: Datenschutz. Denn Daten sind der Treibstoff der schönen, neuen, teilautonomen Infotainment-Welt.
Das beginnt beim Gurtwarner, der per Sensor feststellt, ob sich Passagiere angeschnallt haben. Geht weiter bei Diagnosedaten, die das Fahrzeug zu Wartungszwecken speichert. Die Datenflut reicht bis zu Echtzeit-Verkehrsdaten im Navigationssystem und noch weiter: Mercedes beispielsweise nutzt in der neuen C-Klasse GPS-Daten, um die Luftqualität im Fahrzeug zu steuern.
USA: Gemeinsame Standards zum Datenschutz
In den USA haben sich die großen Automobilhersteller jetzt auf gemeinsame Standards zum Datenschutz geeinigt. Dort sind die Hersteller in zwei großen Verbänden organisiert: Der „Alliance of Automobile Manufacturers“ gehören zum Beispiel GM, Ford, FCA, VW, BMW, Mercedes, Mazda und Mitsubishi an. In der „Association of Global Automakers“ organisieren sich Toyota, Honda, Nissan, Hyundai, Aston Martin oder Suzuki.
Beide Verbände sandten gemeinsam eine 19-seitige Erklärung an die staatliche Handelskommission. Darin verpflichten sie sich auf folgende Grundsätze im Umgang mit den Daten ihrer Kunden:
- Der Standort des Fahrzeugs soll privat bleiben
- Das Fahrverhalten der Kunden wird nicht ausgewertet
- Transparenz gegenüber den Kunden, welche Daten erfasst werden
- Kunden müssen der Nutzung ihrer Daten durch bestimmte Dienste zustimmen, die Zustimmung ist obligatorisch für die Nutzung dieser Dienste
- Es werden nur tatsächlich für den jeweiligen Dienst benötigte Daten erhoben
- Die Daten werden anonymisiert erhoben
- Auch Händler sollen die Grundsätze einhalten
- Die Grundsätze sollen spätestens ab Modelljahr 2017 (also 2016) umgesetzt sein
„Neue Technologien und Dienste im Auto bringen große Vorteile“, sagt Mitch Bainwol, Geschäftsführer der ‚Alliance of Automobile Manufacturers‘. „Wir können heute aus der Ferne ein Auto aufschließen oder den Fahrer um einen Sturm herum lenken. Es ist wichtig, dass solche Dienste transparent angeboten werden“.
Im US-Kongress gab es zuletzt Kritik an der Datenpraxis der Autokonzerne: Es sei eben nicht transparent, welche Daten gespeichert werden und was damit passiert. „Wenn Firmen Kundendaten speichern, können die Kunden nicht deren Löschung verlangen. Das wäre unsere Empfehlung“, heißt es in einem Kongressbericht.
Deshalb orientieren sich die Prinzipien, auf die sich die Industrie verständigt hat, eng an Empfehlungen der Handelskommission sowie des Weißen Hauses. Vor allem in den Formulierungen.
Standards in Deutschland
Auch die deutsche Autoindustrie hat sich auf Datenschutzstandards geeinigt, sagte ein Sprecher des Verbands der Automobilindustrie (VDA) auf Nachfrage von MOTOR-TALK. Die Leitlinien: Transparenz, Selbstbestimmung, Datensicherheit. „Wichtig ist, dass der Kunde darüber informiert ist, welche Daten zu welchem Zweck erhoben und genutzt werden. (…) Die deutschen Hersteller informieren ihre Kunden über diese verarbeiteten Fahrzeugdaten, beispielsweise über Funktionsanzeigen im Fahrzeug, über Online-Dienste oder über Benutzerhandbücher“, heißt es in einem Statement vom November 2014.
Der Anspruch: Der Autofahrer könne "im vernetzten Fahrzeug stets selbst bestimmen, ob und welche Daten er weitergeben möchte. Wenn der Kunde eine Speicherung gewisser Daten ablehnt, kann er bestimmte Dienste auch nicht in Anspruch nehmen. “
Und die Datensicherheit? „Die VDA-Mitgliedsunternehmen schützen die Kunden vor Missbrauch der für die Fahrzeugkommunikationssysteme erforderlichen Daten“, schreibt der Verband. Das ist auch für Daimlers Forschungsvorstand Thomas Weber ein zentrales Thema: „Das Auto der Zukunft wird mehr und mehr zum digitalen Begleiter, das bedeutet gleichzeitig, dass es nicht nur verkehrs- und betriebssicher, sondern auch datensicher sein muss.“Es fehlen rechtliche Regelungen
Das Thema Datenerhebung durch das eigene Auto ist jung und lange nicht zu Ende diskutiert. So fordert der Datenschutzbeauftragte von Schleswig-Holstein, Thilo Weichert: „Einwilligungen (in die Datennutzung) sind nicht pauschal, sondern situationsbezogen zu erteilen“; davon sprechen die Autohersteller bisher nicht.
Insgesamt fehlen gesetzliche Grundlagen. Ein Beispiel skizziert Thilo Weichert: Einerseits müsse sichergestellt sein, dass ein Großteil der Fahrdaten vom Fahrzeughalter „jederzeit gelöscht und evtl. geändert werden“ könne. Schließlich sei er Eigner dieser Daten. Andererseits bestehe seitens Behörden, Versicherungen etc. ein berechtigtes Interesse an beweiserheblichen Daten im Zusammenhang mit Unfällen oder Straftaten. Hier müsse eine Manipulation ausgeschlossen werden.
Solche Konflikte kann die Industrie allein nicht lösen. Das sieht auch die ehemalige deutsche Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger: „Angesichts komplexer Datenverarbeitungs- und Datenübermittlungsvorgänge im und aus dem Auto heraus muss es klare gesetzliche Regelungen zur Stärkung des Datenschutzes und der Verantwortlichkeiten der Beteiligten geben,“ nimmt sie die Gesetzgebung in die Pflicht.
Ein wichtiger erster Schritt, aber das verhindert nicht, dass z. B. Mobilfunknetzanbieter die Position eines aktiven automatischen Notrufssystem (in absehbarer Zeit verpflichtend), was gesetzl. vorgeschrieben ist, wo der Kunde AFAIK dadurch keine Widerspruchsmöglichkeit hat (davon, dass es komplett stromlos sein darf, wenn's gerade nicht gebraucht wird, habe ich nichts gelesen).
Und natürlich können die Mobilfunkbetreiber auch Autos mit integrierten "Tablets" wie z. B. einem aktiven R-Link (mit Internetzugang) orten.
notting
Letztendlich werden alle erhobenen Daten genutzt werden, Absichtserklärungen hin oder her. Zur Not dann halt inoffiziell. OnStar ist so Jemand, der nach Kündigung des Abos dennoch die Daten erhebt nur keine Leistung mehr anbietet.
Zum Schluss wird es so aussehen, das Jeder der die Funkverbindung im Auto kappt sich sofort verdächtig macht.
Nur kieine Daten sind gute Daten.
Ein Grund mehr, die Finger von einem Internet angebunden Auto die Finger zu lassen, zumindest für mich.
Das im KFZ ständig befindliche Handy ist ohnehin meist immer aus, also nichts mit Standortdatensammelung per Handy.
Gut, wenn einer zum gläsernen Menschen werden will, dann ist das seine Sache.
Irgendwie typisch ...
Gibt es Schlagzeilen die nur ein wenig kritisch sind wird direkt ein Daimler abgebildet.
Dabei hatte doch BMW die ersten Schlagzeilen verursacht mit "knackbaren" Autos !?
Dabei ist die Sachlage eigentlich ganz einfach.
Da draußen laufen Millionen von Menschen rum die sich kaum oder keine Gedanken um ihre Daten machen. Bezahlen per EC-Karte, Nutzung von Smartphones und sämtlichen Schnüffel-Apps, Vorzeigen einer Payback-Karte bei allen Kassen, Sammeln aller Cookies im Internet-Browser und Anmelden bei jede Menge Newsgroups, Gewinnspielen und Accounts.
Fast alle lesen dabei NICHT die Nutzungsbedingungen durch - da wird bedenkenlos konsumiert.
Leute, ihr seid sowas von transparent!
Leider ist es so. Daten werden gesammelt. Wenn die einmal irgendwo liegen braucht im Zweifeksfalle nur ein Gericht zu entscheiden, dass Daten herausgegeben werden müssen. Dann macht jede Firma die Tür auf und liefert die angefragten Daten - sei es eine Bank mit Kontobewegungen, ein Telefonanbieter mit IP-Adressen und Verbindungsdaten, ein Email-Anbieter mit Mails und letztlich auch ein Fahrzeughersteller mit Angaben zum Fahrzeug.
Was in den Mautbrücken an IT steckt will ich gar nicht wissen.
Wer sich für einen datenschutztechnisch mündigen Bürger hält sollte mal 5 Jahre zurück gehen und seine Aktivitäten der letzten Jahre überdenken. Seit Snowden sollte jeder der wenigstens einen Meter weit denken kann wissen: Alle Theorien für die man als "unter Verfolgungswahn leidend" abgeurteilt wurde sind letztlich noch völlig untertrieben. Und in D sieht es nicht besser aus - alle Daten die gesammelt werden können werden gesammelt und sind auswertbar.
Und wer nicht in irgendwelchen Datenbanken stehen will (anonymisiert oder nicht) sollte erst gar keine Daten hergeben.
99% der Leute interessiert es aber nicht - Argument: "Ich habe nichts zu verbergen!"
Unten in weiteren Kommentaren bitte stets folgende Angaben anfügen:
- Name, persönliche Daten, vollständige Adresse, Umzüge der letzten 5 Jahre
- Daten von Ehefrauen/Ehemänern, Kindern, Eltern
- Kontobewegungen, Kapitalanlagen, Schwarzgeldkonten
- Internet-Accounts, Provider
- sexuelle Interessen/Vorlieben/Praktiken/Häufigkeit
- Angaben aus Vorstrafenregister
- Versicherungen
- Bekanntenkreis, Vereine, Hobbies
- detailliertes Fahrprofil und Angaben zu Strecken
- Angaben zu Schwarzarbeit/Nachbarschaftshilfe, Beschäftigte im eigenen Haushalt ohne Angabe beim Finanzamt, ...
(mehr fällt mir gerade nicht ein)
Aus euren Datenspuren ist sowas mindestens zum Teil automatisch ermittelbar.
Vater Staat sagt zwar gerne "Terrorismusbekämpfung" und es gibt genug Leute die das dann glauben. Dabei ist es viel wahrscheinlicher, dass dich der Blitz beim Scheißen trifft als einem Attentat zum Opfer zu fallen.
Heute sagt Dobrint dass die Daten der Maut nur für schwerste Verbrechen genutzt werden - sein Nachfolger kann sich daran nicht erinnern. Merkel sagte was von "keine Maut mit mir" - naja, alles hat sein Ende - die nächste Wahl kommt bestimmt. Und dieser automatische Notruf in jedem neuen Fahrzeug gilt für alle, damit wissen die Mobilfunkanbieter wo sich welches Fahrzeug befindet/bewegt. Anonymität ade!
Daimler ist hier nicht der Böse.
Die breite Masse sind die Dummen - die lassen sich alles gefallen ohne das zu reflektieren.
Schöne neue Welt!
Was die von den Herstellern vereinbarten Punkte betrifft, so klingen die in meinen Ohren wie blanker Hohn. Gerade Ford ist in der Hinsicht eine größer werdende Datenkrake, die ganz gewiss nicht durch Datensparsamkeit glänzt. Es wird für die Hersteller Möglichkeiten geben die Daten entsprechend zurück zu verfolgen und dem jeweiligen Fahrzeughalter auch zuzuordnen. Wäre ja noch schöner, wenn man nix mit diesen auch so annonymen Daten anfangen kann. Genauso schlimm finde ich die Sache mit der Box für die Autoversicherung. Die Totalüberwachung schreitet in allen Bereichen immer weiter voran.
Da hilft nur ein Auto zu kaufen, welches noch rechtzeitig vor dem entsprechenden Stichtag eine Typenbeantragung- /Freigabe erhalten hat. Glücklicherweise gibts auch Autos ohne viele unnötige Extras, welche dann nach Hause telefonieren (wollen). Wenn gar nix mehr hilft, dann wirds eben ein nackiger Dacia 😊
Jaja... dieses teuflische Internet- "Neuland" 😜 🙄
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Sehe ich genauso, solange ich diesen Mist aus meinen Fahrzeugen rauslassen kann wird dies gemacht. Wobei ich denke, dass es immer Möglichkeiten geben wird solche Datensammel&sende Technik zu deaktivieren! (es wird immer Schlaumeier geben, die dies können und anbieten)
Sollte ich mir jemals ein Auto das diese Notruf GPS Wanze mit integrierter SIM Karte an Bord hat kaufen dann ist das das erste was ausgebaut / rauscodiert bzw deaktiviert wird...
Man produziert mit seinem Handy schon mehr als genug Daten...
Ich verstehe die Aufregung nicht so recht.
Bei mir ist völlig klar, dass niemanden meine Bewegungsdaten etwas angehen. Auch nicht, wie, wo und wann ich Auto fahre.
Daher werde ich, sobald ein Fahrzeug mit SIM oder irgendeiner aktiven Datenweitergabe nach außen angeschafft wird, als erstes die Antennen kappen.
Wenn ich ein eigenens Fahrzeug führe, wird dies NULL Daten nach außen weitergeben. Und auch keine Befehle von außen entgegennehmen.
KEINE Aktive Kommunikation.
GPS-Empfang ja, GPS-Senden nein.
GSM nur mit Handy, nicht Autobezogen.
Internet, Telemetrie usw. geht garnicht.
Automatischer Notruf geht auch nicht, weil ich kein Vertrauen habe, dass das GSM-Modul nur eingeschaltet wird, wenn es benötigt wird. Es wird die ganze Zeit mitlaufen und jeder ist über mein Fahrzeug und meine Bewegungen informiert.
Werde ich lahm legen. Aus akutem Vertrauensmangel.
Ich werde damit auch einen Zugriff von außen vollkommen unterbinden. An meinem Fahrzeug hat niemand etwas zu suchen, am wenigsten ein Schnüffelstaat oder ein Hersteller.
k-hm
Die werden sich allerdings auch nicht von der Verpflichtung zum Einbau von E-Call drücken können. 😉
Kann man schwierig zu erreichen einbauen und bei der HU wird das vermutlich überprüft.
Aus einem fahrenden Fahrzeug GPS-Signale aussenden macht nur bei GPS-Jamming Sinn.
Theorie und Praxis... (obwohl ich grundsätzlich deiner Meinung bin).
notting
Warum willst du die Antennen kappen, obwohl du die Aufregung nicht so recht verstehst? 😕
Dann funktioniert aber auch keine Stauinfo, du hast kein aktuelles Kartenmaterial im Navi (und was sich sonst noch für Möglichkeiten bieten).
Das Problem ist, dass es "gute" und "schlechte" Nutzung der Daten geben könnte. Dies kann man aber weder direkt sehen, noch wirklich trennen, im Moment.
Oh, Herr TÜV... Antennen defekt? - Wie kann sowas kommen?
Wie, was, das Modul für automatischen Notruf ist defekt? - Also nein, sowas aber auch...
k-hm