Bildergalerie: Skurrile Kühlerfiguren

Kunst auf dem Kühler: Stechmücke statt Stern

Philipp

verfasst am Sat Dec 28 18:03:59 CET 2013

Es gab eine Zeit, da zierten Tiere, Gottheiten und Skifahrerinnen die Motorhauben der Autos. Ein schnöder Stern? Pures Understatement. Wir zeigen zehn schöne und skurrile Kühlerfiguren.

Wir zeigen zehn schöne und skurrile Kühlerfiguren aus dem Buch "Edle Kühlerfiguren"
Quelle: ©Neher

Berlin – Lord Montagu of Beaulieu soll sie erfunden haben. Der Legende nach war der britische Adlige und Herausgeber der Zeitung „The Car“ 1899 der Erste, der den Kühlerverschluss seines Automobils nicht mit einem schnöden Deckel, sondern mit einer schicken Figur krönte. Seinen Daimler zierte fortan der Heilige Christophorus, der Schutzpatron der Reisenden.

Nach etwas Anlaufzeit und vielen Verweigerungen der Auto-Hersteller wurde die Kühlerfigur in den 20ern und 30ern zur automobilen Mode: ob als Auftragsarbeit bei einem Künstler oder direkt vom Hersteller, mit integriertem Thermometer oder der reinen Schönheit wegen.

Bei gehobenen Fahrzeugen war eine Kühlerfigur Pflicht. Bis der Kühler in den 40ern unter die Haube und hinter den Grill wanderte. Die Figuren hielten sich nur wenig länger. In den 50ern machte ihnen die Entdeckung von Unfallschutz und Windschnittigkeit endgültig den Garaus.

Riley – Der Engländer Percy Riley baute sich schon mit 16 aus Fahrradteilen sein erstes eigenes Auto zusammen. Später fertigte er gemeinsam mit seinen Brüdern besonders sportliche Modelle. Statt eines Fabelwesens wählt er eine sportliche Skifahrerin
Quelle: ©Neher

Wir schauen zurück

Heute verschwinden auch die letzten Exemplare dieser Tradition. Die neue C-Klasse hält den Stern nur in einer Ausstattungs-Variante in die Luft, das Flying B für Bentleys Mulsanne-Modelle ist nur optional erhältlich und die Spirit of Ecstasy versteckt sich unterm Blech, wenn der Rolls-Royce Fahrt aufnimmt.

In unserer Bildergalerie findet Ihr zehn der schönsten, auffälligsten und originellsten Kühlerfiguren der Automobilgeschichte. Alle Bilder stammen aus dem Buch „Edle Kühlerfiguren“ von Hans-Michael und Florian Neher. Es erscheint für 99 Euro (bis zum 30.06.2014, danach: 129 Euro) im Nicolai Verlag und enthält 160 farbige Abbildungen.

Armstrong Siddeley - Einer Anekdote zufolge zierte die Limousinen der britischen Marke Armstrong Siddeley eine Sphinx, weil ein Journalist sie einst als „ruhig und geheimnisvoll wie eine ägyptische Sphinx beschrieben hatte
Quelle: ©Neher
Bugatti – Ettore Bugatti sperrte sich gegen die Mode auf dem Kühler. Nur einmal ließ er eine Kühlerfigur zu. Den Typ 41 Royale (sechs Mal gebaut, 12,7 Liter Hubraum, teuer als ein Rolls-Royce) zierte ein sich aufbäumender Elefant
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Isotta Fraschini – Die Modelle der 1899 gegründeten italienischen Marke Isotta Fraschini zierte eine geflügelte Version des Götterboten Hermes. In seinen nach vorne gestreckten Händen hält er ein (Auto-)Rad
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MG – Engländer haben einen seltsamen Humor, der scheinbar bis zur Verzierung des eigenen Autos reicht. Hier ein MG TD aus den frühen 50ern. Die Stechmücke war auf Wunsch ab Werk erhältlich
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Minerva - In Sachen Luxus konnte die belgische Marke Minerva mit den ganz Großen mithalten. Selbst Henry Ford vertraute privat auf die belgische Handwerkskunst. Als Kühlerfigur fungierte passenderweise die Minerva, die römische Beschützerin des Handwerks
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Pontiac war nicht nur der Name einer amerikanischen Automobilmarke, sondern auch eines indianischen Häuptlings. Nach ihm benannte sich die spätere GM-Tochter. Deshalb einzierte ein (z. T. beleuchteter) Indianderkopf die Modelle der Marke
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Riley – Der Engländer Percy Riley baute sich schon mit 16 aus Fahrradteilen sein erstes eigenes Auto zusammen. Später fertigte er gemeinsam mit seinen Brüdern besonders sportliche Modelle. Statt eines Fabelwesens wählt er eine sportliche Skifahrerin
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Rosengart – Die von der französischen Marke Rosengart in den 30er-Jahren hergestellten Kleinserien zierte häufig ein Pferd. Die Figuren wurden in den Ateliers von A. E. Lejeune (England) oder Charles Brau (Frankreich) in Handarbeit hergestellt
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Star – 1899 brachte es die von Edward Lisle gegründete Firma Star auf ein produziertes Auto pro Woche. Ein Jahr später waren es schon 20. Eine Kühlerfigur trugen die Modelle nur zeitweise. Dann war es ein Stern, in dessen Mitte sich eine Nymphe abzeichnet
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Voisin – Nachdem er im Flugzeugbau zu Geld gekommen war, widmete sich der Franzose Gabriel Voisin dem Automobilbau. Trotz seines Wissens um die Aerodynamik, bekamen seine Autos eine Kühlerfigur: die vom Art-Déco inspirierte Cocotte Voisin
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Das Buch „Edle Kühlerfiguren“ von Hans-Michael und Florian Neher erscheint im Nicolai-Verlag
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