Älteste Raststätte Deutschlands darf keine Würste verkaufen
Kurioser Bratwurststreit tobt an der A9
Sie gilt als die erste Autobahnraststätte Deutschlands, wenn nicht sogar Europas. Doch seit Jahren liefern sich die Behörden mit ihrer Besitzerin einen obskuren Bratwurststreit. Der kommt nun vor Gericht.
Rodaborn - Christina Wagner hat ihren Grill angeworfen. Die 53-Jährige vergräbt die Hände in den Taschen ihrer dicken Jacke, um sie vor dem kalten Wind zu schützen. Tag für Tag steht sie an Deutschlands wohl erster Autobahnraststätte an der A9 (Berlin-Nürnberg) und verkauft Thüringer Rostbratwürste. Eigentlich nicht ungewöhnlich. Doch um ihren Stand tobt ein kurioser Bratwurststreit.
2009 hat Wagner die historische Raststätte bei Triptis gekauft. Wer aber auf dem angrenzenden Autobahnparkplatz eine Pause einlegt, dem versperrt ein hoher Metallzaun den Weg zum Imbiss. Die Konzession der Raststätte lief vor Jahren schon aus, um den Betrieb zu verhindern, wurde das Gebäude eingezäunt. Wagner verkauft ihre Würste nun per Leiter über den Zaun. Auch das aber wurde ihr untersagt - und die Sache ein Fall für die Justiz.
Wurst vom Grill, rauf auf die Leiter
"Drei Bratwürste" ruft es aus mehr als zehn Metern Entfernung. Am Zaun stehen drei Männer. "Mit Senf?", ruft Wagner zurück. Dann nimmt sie die Würste vom Grill, packt jede in ein Brötchen und legt sie behutsam in einen Korb. Damit läuft sie zum Zaun, steigt auf ihre Leiter, kassiert und reicht den Korb hinüber. Zigfach am Tag dasselbe Ritual.
"Das ist bescheuert, richtig affig", sagt einer der drei Männer mit Blick auf den Zaun. Von "Behörden-Irrsinn» spricht später ein Berliner, der nach eigenen Angaben öfter auf der Strecke unterwegs ist und häufig einen Stopp in Rodaborn südlich des Hermsdorfer Kreuzes einlegt. Mancher Autofahrer habe sich schon auf die Suche nach der Versteckten Kamera gemacht, erzählt Wagner. Und 2012 hatte sich gar ein 39-Jähriger schwer verletzt, weil er vom Parkplatz zum Imbiss gelangen wollte und über den Zaun kletterte. Laut Polizei blieb er mit einem Ring hängen und riss sich den Finger ab.
2004 war die Konzession ausgelaufen
Amtspräsident Markus Brämer verteidigt das Vorgehen seiner Behörde. Die Konzession der Raststätte sei 2004 erloschen, und es gebe eine Weisung des Bundes, den Imbissverkauf in Rodaborn zu unterbinden. "Die Familie Wagner kann das Haus als Waldgaststätte für Ausflügler betreiben, aber ein Verkauf an Nutzer des Autobahnparkplatzes ist nicht gestattet", erläutert Brämer. "Das ist kein böser Wille von uns, sondern Recht und Gesetz." Die Wagners könnten zwar eine Sondernutzung beantragen, diese würde aber nicht genehmigt, stellt er klar. Denn die Strecke sei ausreichend mit Rasthöfen versorgt.
Wagner fühlt sich von den Behörden betrogen. Immerhin hat ihr der Bund die Immobilie verkauft. Mit Mann und Kindern war sie aus Karlsruhe nach Thüringen gekommen, um sich mit der Raststätte eine neue Zukunft aufzubauen. "Wir wurden bewusst reingelegt, um das Haus zu verkaufen", sagt sie. "Wir haben es sicher nicht gekauft, weil wir an der Autobahn wohnen wollten."2010 hatte Wagner ihren Kiosk geöffnet - seither gibt es Streit mit dem Landesamt für Bau und Verkehr. Der gipfelte darin, dass ihr unter Androhung eines Zwangsgeldes der Verkauf von Speisen und Getränken über und durch den Zaun untersagt wurde. Demnach kann sie zwar ihren Grillstand in Sichtweite des Parkplatzes betreiben, hungrigen Autofahrern am Zaun dürfte sie aber wohl nur noch winken.
1936 die wohl erste Autobahnraststätte Europas
Am Dienstag (3. Mai) werden sich nun die Geraer Verwaltungsrichter mit dem Fall befassen. Dazu wollen sie an den Ort des Streits kommen, um sich ein Bild zu machen. Sie haben zu entscheiden, ob die Verfügung von Brämers Behörde rechtens ist. Dabei werde es auch um die Frage der Sondernutzung gehen, erklärt ein Gerichtssprecher.
Wagner selbst zieht in Zweifel, dass es rechtens war, dem historischen Rasthof überhaupt die Konzession zu entziehen. Das Gebäude hatte zunächst als Kurhaus gedient und war dann mit dem Autobahnbau 1936 zu einer Raststätte umfunktioniert worden - die erste in Deutschland überhaupt und wohl auch in Europa. Zu DDR-Zeiten stand sie zeitweise nur Transit-Reisenden aus dem Westen offen. "Es ist schon bezeichnend, dass heute wieder Zäune aufgebaut werden", sagt die aus dem Westen Zugezogene.
Ans Aufgeben verliert Wagner trotz des Streits derzeit keinen Gedanken. "Selbst wenn ich den Prozess verliere, ich zahle dieses Zwangsgeld nicht. Ich bin freier Bürger in einem freien Land", betont sie trotzig. "Dann sollen die mich, Mutter von drei Kindern, doch hier direkt am Zaun verhaften."
Quelle: dpa
Typischer Fall von Behördenterror.
Und die, die dafür verantwortlich sind, können sich ganz entspannt mit der Sicherheit ihres Beamtenstatus zurücklehnen und abwarten, ob was passiert. Dass anderen die Existenz ruiniert wird, hat deutsche Beamte noch nie belastet.
Sollte ich dort mal her fahren, werde ich anhalten und gerne eine Wurst kaufen - egal ob ich Hunger habe, oder gerade eine Diät mache.
Man stelle sich vor, wenn alleine die Forenuser, die dort im Jahr entlang fahren dort einkaufen :-)
Das ist doch genau der Grund.
Alles zu Gunsten dieser Abzockerpreise, bei teils miserabler Geschmacksqualität des Essens, weil stundenlang warmgehalten.
Ich könnte es ja verstehen, wenn generell ein Verbot der gastronomischen Betreuung vorliegen würde. Letztendlich sind doch die parkenden Fahrzeugführer, inkl. deren Insassen, auch nur Spaziergänger, die halt am Zaun entlangspazieren.
hier ein Video dazu
https://thib24.de/2246/gericht-klaert-bratwurt-ueber-den-zaun-streit/
Womit künftig ein kurzer Bratwurststop zum Pflichtprogramm wird.
...und das alles im Namen des Volkes ausgeführt von Beamten, wobei dann noch Steuergelder verprasst werden um die Marktstellung irgendwelcher Betreiber zu schützen.
Weg mit solchen Regelungen, Behörden, Beamten die das Prinzip von Marktwirtschaft anscheinend nicht begriffen haben.
Aber das ganze hat mit Sicherheit mit Seilschaften, Mauscheleien im Hintergrund zu tun... dem typischen Behördenfilz eben.
Müßte man mal recherchieren, wer hinter dem Rasthof am Hermsdorfer Kreuz steckt, wer da seine Kohlen im Feuer hat, welche Interessen da betroffen sind und wer genau diese Beamten, Behördenleiter, usw. sind... würde mich nicht wundern, wenn es da Verstrickungen familiärer, verwandschaftlicher, geschäftlicher Art gäbe.
Solche Sachen findet man recht häufig, wenn etwas anders läuft als man sich das als neutral beurteilender Beobachter von außen als rationalen Weg vorstellen würde.
Bei uns hier in der Stadt gabs z.B. einen Leiter der KFZ-Zulassungsstelle, der in verwandschaftlicher Beziehung zu einem der 3 Schilderhersteller stand... war glaub ich der Schwiegersohn. Wie man in einem Forum nachlesen kann soll der sogar den Linienbussen vorgeschrieben haben, wie und wo sie anzuhalten haben, damit das am Busbahnhof angebrachte Werbeschild seiner Schwiegermutter nicht verdeckt wird.
Die Rechtsgrundlage der Behördenweisung würde mich interessieren. Ohne eine solche ist es Willkür. Und wie sagte unser Papst im Bundestag: "Nimm das Recht weg – was ist dann ein Staat noch anderes als eine große Räuberbande“.
OpenAirFan
Die Autobahnraststätten wurden an ausländische Spekulanken verhökert ( vergleichbar mit ATU)
Die haben jetzt das sagen.Gewinne werden im übrigen nicht in Deutschland versteuert.
So läuft das.
Wegen ein paar Bratwürsten die Sondergenehmigung gleich von vorne herein abzuschmettern hört sich nicht nacht Rechtsstasat an, auf den sich die Behörden berufen.
Als sie den "Rasthof" übernommen haben war die Konzession schon abgelaufen! Wie kann man nur so dumm sein?
Ohne Genehmigung kein Gewerbe, dies sollte eigentlich jeder wissen.
Für eine neue Konzession müssen die aktuell gültigen Auflagen erfüllt werden und dies wird den Finanzrahmen der Wagners sprengen.
Und wenn ich schon so Sätze lese wie "...Mutter von drei Kindern...". Die Frau ist 53, wie alt sind dann wohl die "armen Kleinen"?
Ich will nicht bestreiten das da vielleicht was falsch lief oder läuft oder sonst was anders gehört hätte, aber den größten Fehler haben nun mal die Wagners gemacht. Man übernimmt nichts ohne entsprechende Papiere oder schriftliche zusagen!
Recht und Gesetz haben schon lange nicht mehr viel miteinander zu tun.
Hier sollen nur die Apothekerpreise der Raststätte geschützt werden. Mit der Wurstbude gäbe es freien Wettbewerb, das kann nicht toleriert werden🙄
Richtig.
Im Text steht es doch ganz klar: 2004 Konzession erloschen, eine betriebliche Nutzung als Autobahnraststätte untersagt, 2009 vom Ehepaar gekauft. Als Waldgaststätte dürften sie es betreiben. Ich denke der Sachverhalt dürfte den beiden klar gewesen sein. Und jetzt so tun als ob....pfff, Querulanten.
Meine Vermutung- Mit Curry und Bratwurst lässt sich schneller, unkomplizierte Geld verdienen.
Einer Nutzung als Waldgaststätte->Ausflugslokal muss schon ein richtiges Konzept zugrunde liegen, ansonsten ist es wirtschaftlich riskant. Was ist an einem "Grill" wirtschaftlich riskant? Nix. Vielleicht ist eine
Waldgaststätte eine zu große Hausnummer.
Typischer Deutscher Behörden wahnsinn mehr nicht. "Tank und Rast" muss geschützt werden. Mit gesundem Menschenverstand wird hier schon lange nicht mehr agiert.
*edit*
So wenn das auf so kurzer Strecke nicht sein darf, wie siehts dann mit den beiden Raststätten Frankenwald Ost ( Brücken Raststätte über der BAB) und Hirschberg Ost aus ? Liegen knapp 3 km auseinander ??? Die dürften ja auch dann eigentlich keine Konzession haben also mind einer davon ?
Weil laut BundesFernstrassen Gesetz liegen die dann ja viel zu dicht beieinander...
Diese kleine Bratwurst Bude wird wohl kaum echte Konkurrenz zu den groß Raststätten Hermsdrofer Kreuz sein mit ihren Tankstellen usw. und die liegen fast 15 km Auseinander. Dazu wenn es überhaupt eine der ersten Raststätten bzw DIE erste ist das ja auch Geschichtlich interessant.