Classic Driving News
Lademeister: Mercedes 560 SEL Kombi
Das Spitzenmodell von Mercedes galt seit jeher als die Speerspitze des automobilen Luxus. Eine Kombiversion passte nie zur S-Philosophie. Der Firma Zender war das egal – und stellte einen W126 mit Kombiheck auf die Räder.
Die zufälligen Betrachter an der Tankstelle kommen regelmäßig ins Grübeln: Ist das nun ein 124er T-Modell mit S-Klasse Front, oder ist das etwa doch… – aber einen S-Klasse Kombi hat es doch nie gegeben, oder?Die Antwort müsste wahrheitsgemäß lauten: Ja und Nein! Zwar gab es ab Werk in Stuttgart niemals ein T-Modell auf Basis der Achtziger Jahre S-Klasse mit der internen Bezeichnung W 126 (ebenso wenig übrigens wie von irgendeiner anderen Oberklassen-Limousine aus Stuttgart, wenn man von einigen 230 S Heckflossenkombis aus Belgien einmal absieht). Dennoch ist das Kombi-Exemplar von Ralf Weber keineswegs das Ergebnis kreativer Hinterhofbastler. Es war vielmehr die Firma Zender, die in den achtziger Jahren drei oder vier S-Klassen zu Kombis umbaute. Erstmals gezeigt wurde ein solcher Umbau Anfang 1983, einige Monate später war er dann Thema einer Reportage in der Zeitschrift Rallye Racing.
Ralf Webers 560 Kombi kam im Juli 1987 zunächst als serienmäßige Stufenheck-Limousine auf die Straße und diente zwei Besitzern im hessischen Wiesbaden. „Dann hat er vermutlich einen Heckschaden erlitten und wurde von seinem dritten Besitzer zu Zender gebracht, um ihn dort zum Kombi umbauen zu lassen“, vermutet Ralf Weber auf Grund seiner Kenntnis der Historie des ungewöhnlichen Transporters. Fest steht jedenfalls, dass der in nachtgrün-metallic lackierte Mercedes im Sommer 1990 laut Originalbrief bereits als „Kombinationskraftwagen mit Schiebedach“ umgeschlüsselt worden war, als er in dritter Hand im münsterländischen Billerbeck erneut zugelassen wurde. Für den Umbau verwendete man bei Zender vom Schiebedach an bis zum hinteren Abschluss das Dach eines W 123 T-Modells. Die hinteren Seitenschieben ab der C-Säule stammten aus dem Nachfolger W 124 T, während die Heckklappe ein Eigenbau war, zusammengesetzt aus dem Heckdeckel und dem Schottblech des W 126, lediglich die Scheibe mitsamt Rahmen stammte vom ersten T-Modell.
Drei Jahre später kam die seltene Version der S-Klasse nach Heilbronn und zog von dort mit dem Eigentümer nach Ingolstadt um. In der Stadt der vier Ringe wurde der 126 Kombi dann Ende des Jahres 2000 erneut zum Verkauf angeboten.„Im Internet habe ich seinerzeit die Offerte entdeckt“, erinnert sich Ralf Weber. „Daraufhin habe ich den damaligen Eigentümer angerufen und ein längeres Gespräch mit ihm geführt.
Danach wollte ich das Ganze erst einmal sacken lassen“. Nachdem Ralf Weber die Sache überdacht hatte, fand er die Internet-Offerte nicht mehr: Der seltene S-Klasse Benz war von der Angebotsseite verschwunden. Einige Wochen später tauchte das Angebot überraschend wieder auf. Diesmal zögerte der Mercedes-Fan aus dem hessischen Hofheim nicht lange: „Bei einem weiteren Telefonat habe ich den Verkäufer nach seiner Preisvorstellung gefragt, ihm dann ein Gegenangebot gemacht – und ihm anschließend sofort einen Scheck per Post geschickt“, erinnert sich Weber und ergänzt: „Als ich danach zu meiner Frau ins Wohnzimmer kam, muss ich ausgesehen haben wie ein Kater, der gerade den Kanarienvogel verputzt hat“.
Kurze Zeit später reiste Ralf Weber in die Audi-Metropole, um seine Neuerwerbung abzuholen. Der Achtzylinder hatte etwas über 200.000 Kilometer Laufleistung hinter sich, „aber den musste ich erst einmal einfahren. Leistung war dem Auto offenbar nie abverlangt worden. Dafür war auch das serienmäßige Fahrwerk mit der hydropneumatischen Federung zu weich. Dessen Überarbeitung war die erste Sanierungsmaßnahme nach dem Kauf im Februar 2001 – das hat allein über 5.000 Euro gekostet. Damals kam man mit viel Glück noch an alle notwendigen Teile (die ja auch im W 116 450 SEL 6.9 Verwendung fanden) – heute ist vieles davon bereits nicht mehr lieferbar.“ Als störend empfand Weber auch die Kombination des Interieurs. Während sich das Passagierabteil des Benz in hellem Leder präsentierte, war der Gepäckraum mit dunkelgrünem Stoff ausgeschlagen: „Richtig förstermäßig sah das aus – und musste unbedingt geändert werden.“ Der beauftragte Sattlerbetrieb passte das Heck dem Rest des Innenraums an. Als die Innenverkleidungen ausgebaut waren, fiel dem Eigentümer auf, dass man es bei Zender offenbar an der handwerklichen Qualität des Umbaus hatte fehlen lassen: „Alles, was nicht im Sichtbereich lag, war ziemlich lieblos zusammen gestückelt worden. Deshalb habe ich mich schon damals entschlossen, den Wagen irgendwann einmal zu restaurieren.“Dieses Projekt hat Ralf Weber inzwischen in Angriff genommen. Zuvor aber ist er mit dem Benz gefahren, insgesamt bisher rund 15.000 Kilometer, nach Friesland oder in den Schwarzwald, zumeist zu Treffen des S-Klasse Clubs, zu dessen ältesten Mitgliedern er gehört. Und auf diesen Treffen ist sein grünes Spaßmobil nach wie vor so unauffällig wie ein Nackter unter Nonnen. Kein Wunder, bei nur vier Exemplaren…
von Michael Grote
Quelle: Carsablanca
Ich muss sagen: Ein rundum gelungenes Automobil! Ich hatte auch schon öfters die Vorstellung von einem S-Klasse T-Modell, doch bisher haben mich alle für verrückt gehalten... 😊 Jetzt hab ich endlich den lebenden Beweis, dass es sowas doch gibt! Und es gefällt mir richtig gut!
Schöner Blog!
MfG
David
Der Knick am Heck schaut ein wenig unglücklich aus. Irgendwie sind die 116er Kombis aus den Siebzigern da gelungener, wenn auch eher nachlässig verarbeitet (die Seitenscheibe war meist zu hoch eingesetzt 😉).
Crayford-116er
"Pollmann"-Kombi
Sieht einfach toll aus. Warum sind die bei Mercesdes damals bloß nicht selber darauf gekommen.
Vom W116 gab es ja mal einen schicken Coupe-Prototypen, ging leider nie in Serie🙁.
Das Witzige an dem Umbau ist: Bis auf die abfallende Linie hinten unterhalb des Seitenfensters, könnte ich wetten: Hätte es ein T-Modell offiziell gegeben, hätte es genau so ausgesehen.
Ich liebe den W126, das ist noch ein richtiges Auto. Solide wie ein alter Wohnzimmerschrank aus Eichenholz und dabei sehr elegant. Natürlich ist das Design überholt, aber zeitlos in dem Sinne, dass es einfach sehr gefällig ist. Jedesmal, wenn ich vor dem Auto stehe (in der Familie haben wir zum Glück einen 😊) denke ich mir: Genau so muss eine S-Klasse aussehen. So und nicht anders, denn dieses Auto hat wirklich Charakter! Wenn man sich dann noch ansieht, was in diesem Auto alles an Technik steckt... Wahnsinn, vieles können die Automobilbauer ~25 Jahre später noch nicht besser.
liegt bestimmt daran,dass einiges davon vom W123 übernommen wurde ?!
so wars auch beim binz W126 touring,dens seinerzeit für den umbaupreis von 70.000DM gab & dem her schon recht ähnlich sieht ?!
Bis auf den Knick Höhe C-Säule und den Auspuff ein sehr schönes Modell. Gefällt mir! 😊
Tolles Auto,könnte ich mir für meinen Hund auch vorstellen😎
Leider sehen S-Kombis meistens so aus:
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Moin Moin aus Hamburg !
Ich habe ein S-Klasse Kombi Umbau in rotmetallic vor einigen Jahren (Ende der 90er)
auf einem Treffen auf der Dragsterstrecke MantorpPark in Schweden.
Der Wagen war sehr sauber verarbeitet, meiner Einschätzung nach aber ein privater Umbau!
Muss mal schaun, ob ich die Bilder wiederfinde, dann scanne ich sie ein und setze hier einen Link !
Das wird ne Sucherei 😉
Gruss Kippi
www.CptKippdotter.de
Und siehe da, was stand denn dort im Hintergrund...
Wer den hat, der kann sich schon glücklich schätzen. Mir ist noch bekannt, dass 1993 die 124er-T-Modelle gegen Aufpreis von einer Firma die Front vom SL W129 bekommen konnte und Günter Artz einen 500TE herstellte.
sehr seltener kombi mit genügend leistung.
gibt es eigentlich audi a8 und bmw 7er kombis?
Also als "Lademeister" ist jeder E-Kadett Kombi geeigneter.
Da passt nämlich ein Ikea-Billig Regal rein, in den 560SEL Kombi wirklich nur ein Hund, oder zwei.
Die Rücksitzlehne ist nämlich nicht umklappbar, da dort der Tank im Wege ist, was den Kombiumbau sehr absurt macht.
Schon der Bericht bzgl. der Handwerklichen Ausführung im Nicht-Sichtbereich zeigt recht deutlich, dass die Fa. Zender keineswegs besser war, als ein "Hinderhofbastler".
Es gab von AUDI im Jahre 2001 mal eine Studie namens "Avantissimo" und sie basierte auf dem damaligen AUDI A8!
Mehr wurde aber nicht daraus, es blieb bei einer mehr als vorzeigbaren Studie!
LG! 😎