Tempo 30: Verkehrsminister beraten in Worms
Langsamer fahren für die Sicherheit
Ab 8. Oktober 2015 beraten die Verkehrsminister in Worms. Sie wollen neue Regeln für Tempo-30-Zonen beschließen. Der ADAC begrüßt das, Umweltverbände fordern mehr.
Worms – Am Donnerstag (8. Oktober) beginnt in Worms die halbjährliche Verkehrsministerkonferenz. Die 16 Verkehrsminister der Bundesländer wollen dort zusätzliche Tempo-30-Zonen vor Schulen, Kitas, Seniorenheimen und Krankenhäusern beschließen, genauer, deren leichtere Einrichtung durch Kommunen.
Die Forderung ist nicht neu. Schon im Beschluss der letzten Ministertagung im April 2015 in Rostock heißt es: „Die Verkehrsministerkonferenz spricht sich für eine weitergehende streckenbezogene Geschwindigkeitsbegrenzung (Tempo 30) vor allgemeinbildenden Schulen, Kindertagesstätten sowie Alten- und Pflegeheimen aus“.
Bundesminister Dobrindt sicherte im April 2015 in Rostock den Abbau von bürokratischen Hürden für zusätzliche Tempolimits zu, eine Arbeitsgruppe bastelte den Sommer über an konkreten Vorschlägen. Diese Vorschläge wollen die Verkehrsminister der Bundesländer ab morgen beraten. Die Beschlüsse soll Dobrindts Ministerium danach in der Straßenverkehrsordnung (StVO) umsetzen. Dann können Änderungen noch 2015 in Kraft treten.Bisher muss die Einrichtung solcher Abschnitte besonders begründet werden, zum Beispiel mit erhöhten Unfallzahlen. Ein älterer Vorschlag lautete, die Regelgeschwindigkeit vor solchen Einrichtungen pauschal auf 30 km/h zu setzen. Worüber genau die Minister nun abstimmen, durfte ein Sprecher des Verkehrsministeriums Schleswig-Holstein auf Nachfrage nicht verraten. Das Ergebnis werde am Freitag nach der Tagung veröffentlicht.
ADAC unterstützt Vorschlag
Sie sind selten einer Meinung, der Autoclub ADAC und der Umweltverband „Verkehrsclub Deutschland“ (VCD). In diesem Fall schon: „Das ist in Ordnung, denn bei Tempo 30 ist die Reaktionszeit länger, der Bremsweg kürzer und die Unfallfolgen weniger schwerwiegend“, sagte uns ein ADAC-Sprecher.
Wichtig für die Akzeptanz bei Autofahrern sind nach Ansicht des Autoclubs jedoch „sinnvolle örtliche und zeitliche Begrenzungen“. Nachts müsse vor einer Schule aus Sicherheitsgründen nicht 30 gefahren werden, so der Sprecher.
Ganz anders sieht dies der VCD: Der Verkehrsclub engagiere sich ebenso wie der Umweltverband Robin Wood oder das Deutsche Kinderhilfswerk bereits seit 2013 für „Tempo 30 als neue Basisgeschwindigkeit innerorts“, wie es in einer Pressemitteilung heißt. „Kinder und Jugendliche (sind) im gesamten städtischen Raum und nicht nur 50 bis 100 Meter vor und hinter einer Schule unterwegs“, sagt Claudia Neumann vom Deutschen Kinderhilfswerk.Für diese These gibt es gewichtige Argumente. Innerorts ereignen sich mehr als zwei Drittel aller Unfälle (68%). Zwar sterben die meisten Opfer von Verkehrsunfällen auf Land- und Bundesstraßen (60%). Die Anzahl getöteter Fußgänger liegt in geschlossenen Ortschaften jedoch fast dreimal höher als außerorts. Und: 16 Prozent aller Unfälle mit schulpflichtigen Kindern ereignen sich morgens zwischen sieben und acht Uhr. Also auf dem Schulweg.
Berlin: 17 Prozent gedrosselte Hauptstraßen
Eine generelle Herabsetzung des Tempolimits in geschlossenen Ortschaften steht in Worms nicht auf der Agenda der Minister. Die Notwendigkeit eines solchen Beschlusses kann man ohnehin bezweifeln, denn auch ohne dies verfügen viele Kommunen bereits über ein dichtes Netz von Straßen mit gedrosselter Höchstgeschwindigkeit.
Beispiel Berlin: In der Hauptstadt gilt Tempo 30 auf 17 Prozent des Hauptstraßennetzes, rund um die Uhr oder zu bestimmten Tageszeiten. Das sind mehr als 530 Kilometer. Auf 372 dieser Kilometer verhängte die Stadt das Limit aus Sicherheitsgründen. Seit 2007 kamen außerdem 65 Kilometer im Rahmen eines Lärmschutzprogramms hinzu. Nicht mitgezählt sind dabei Tempo-30-Zonen abseits der Hauptstraßen: Wohngebiete sind in Berlin fast durchgängig verkehrsberuhigt.
Ob unsere Städte lebenswerter werden, entscheiden am Ende jedoch nicht Schilder und Paragraphen, sondern die Verkehrsteilnehmer. Eine Maßnahme allein führt selten zum Erfolg. In den 1950er Jahren führte Deutschland Tempo 50 innerorts ein. Nach einer kurzen Delle stieg die Zahl der Verkehrstoten dennoch weiter. Kürzlich stellten Verkehrswissenschaftler fest: Auf Kölner Tempo-30-Strecken fährt mehr als jeder Vierte (27%) schneller als 35 km/h. Bei Tempo 50 fuhren nur 12 Prozent zu schnell.
Besser an Gefahrenstellen wie Kindergärten/Schulen auch oft kontrollieren. Es kommt öfter vor als man denkt, dass gerade Eltern da mit mehr als lustig vorbei rauschen. Bei "unserem" Kindergarten ist eine Polizeischule daneben - da gab es auch schon den einen oder anderen "Besucher", der richtig zünftig vorbei gezischt ist.
Im radio RSH kommen immer Blitzerwarnungen an Schulen....
Ähm wirklich??? 😮 Frage ich mich da immer
Na zum Glück bin ich beim ADAC raus, hab mich noch nie von denen vertreten gefühlt. 😜
Und wärend der Mitgliedszeit wurde ich auch nie nach meiner Meinung gefragt.😕
Wenn es keine anderen Probleme im Land gibt müssen halt Kompetenzteams zum Thema Geschwindigkeit gegründet werden.🙄
Und was soll eigentlich das Fahrrad im Titelbild aussagen??
- Aber erst wenn Krankenhäuser etc. an Hauptverkehrsstr. verboten wurden ohne Bestandsschutz! Dann kann man an solchen Einrichtungen generell Tempo 30 machen.
- Mein Weg zum Kindergarten (wo ich nach einer gewissen Zeit alleine hin bin) führte _nur_ über Tempo 50 Straßen. IMHO ist das Problem eher, dass es soviele Smartphone-Zombie und Eltern gibt, die ihren Kindern das richtige Verhalten im Straßenverkehr nicht beibringen.
- Tempo 30 auf Hauptverkehrsstr. dürfte noch mehr Umweltbelastung bringen, weil die Motoren i.d.R. bei Tempo 50 effizienter laufen bzw. schneller war werden. Denkt denn keiner an die Umwelt?!
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Tja, selber Schuld, wenn man Überquerungshilfen/Ampeln in unmittelbarer Nähe (100-200m) nicht nutzt und dann noch im mattschwarzen Mantel mitten in der Rushhour mitten auf der Straße stehen bleibt (bin selber Zeuge eines solchen Unfalls geworden) bzw. eben z. B. ein Smartphone-Zombie ist oder Eltern hat, die einem das richtige Verhalten im Straßenverkehr nicht beibringen, die Gesundheit der Kinder also scheißegal ist.
Und ich habe schon mehrfach mit dem Fahrrad auf einer normalen innerörtl. Straße scharf bremsen müssen, weil ein Fußgänger ohne zu kucken urplötzlich ohne jede Vorwarnung seine Bewegungsrichtung extrem geändert hat und mir voll vor's Rad.
Achja: Wo weniger Fußgänger sind, können zufälligerweise weniger Fußgänger verunglücken - z. B. außerorts, wo Fußgänger z. T. sogar ohne Schild (per StVO) verboten sind.
notting
Innerorts sterben also mehr Fußgänger als außerorts - wer hätte das gedacht. Meine logische Schlussfolgerung sieht aber anders aus, nämlich dass die hohe Geschwindigkeit auf Landstraßen für mehr Sicherheit sorgt. Somit fordere ich demnach Tempo 80 vor Schulen und Altenheimen.
Mein Gott ist der Inhalt des Artikels dämlich.
@Goifi
zu köstlich, Danke :-))))
Hat vor und Nachteile. Mit Tempo 30 gibt es mehr Rückstau, aber der Anhalteweg verkürzt sich deutlich.
Was den Lärm betrifft gibt es vermutlich keinen Unterschied, denn 30 fährt man im dritten Gang, manche auch im zweiten. 🙄 Das erhöht die Drehzahl. Während man 50km/h im 5ten Gang fahren kann. Dafür sind die Abrollgeräusche bei 30km/h deutlich niedriger als bei 50km/h.
Ein generelles Tempolimit von 30km/h ist Unsinn.
Hauptstraßen mit 50km/h passieren, Wohngebiet mit 30km/h. So köntne man es machen. Für den nächtlichen Zeitraum würde ich keine Ausnahmeregelung erlassen, da auch zu dieser Zeit in Wohngebieten Gefahrenpotenial vorhanden ist.
Er hat doch recht.
Die Fußgänger, die ich außerorts auf baulich geeigneten getrennten Wegen parallel zur Straße sehe, kann ich an einer Hand abzählen nach einem Monat.
Dieselbe Zahl an Fußgängern habe ich schon nach fünf Minuten Innerortsfahrt erreicht.
Und durch die fehlende bauliche Trennung sowie mancher Disziplin auch seitens der Fußgänger ist es doch klar, dass mehr Fußgänger innerorts verunfallen.
Dann müssen Fußgänger wachsamer sein und auch mal auf den Verkehr achten, anstatt dass man pauschal alle Kfz usw. 30 fahren lässt.
Ich bin nun wahrlich kein Autofetischist, auch wenn ich numerisch noch zwei Autos zu viel herumstehen habe (kommen weg), aber da fasst man sich wirklich an den Kopf, 30 auf zweispurigen Ausfallstraßen am besten noch...
cheerio
Da können die Blitzer doch mehr abkassieren, ist gut für die Stadtkasse.
Noch besser wäre noch eine Tempobegrenzung auf 20 km/h.
Da wäre der Anteil der "Raser" sicherlich noch höher.
Macht doch einfach Flächendeckend Tempo 20, dann kann man vielleicht noch den einen oder anderen e-bike Fahrer abkassieren. Dient ja alles nur der Sicherheit, nicht wahr? 🙄
Warum nicht gleich Schrittgeschwindigkeit? Dann kann man schön im 1. Gang und Standgas umherzuckeln - Anhalteweg, 3 Meter? Mein BC rechnet bei der Geschwindigkeit leider nur in Liter je Stunde, auf der Anzeige stehen aber gut klingende 2 l/h. Doof nur, das ich dann nur 10 km geschafft habe.
Motorgeräusche sind bei 30 und bei 50 irrelevant. Die Abrollgeräusche sind aber bei 30 erheblich geringer.
Bei uns im Ort wurden in Wohngebieten Tempo 30 eingeführt, anfänglich war ich durchaus kritisch, jetzt aber dafür dass Tempo 30 erheblich ausgebaut wird. Es macht keinen messbaren Zeitunterschied, die Zeit die man an Ampeln oder an Kreuzungen verbringen muss sind viel entscheidender. Heute bin ich tatsächlich dafür, abgesehen von echten Durchgangs- oder Ausfallstrassen, flächendeckend Tempo 30 einzuführen.
Die Differenzgeschwindigkeit zwischen den einzelnen Verkehrsteilnehmern nimmt ab, die Lautstärke nimmt drastisch ab, der Spritverbrauch übrigens auch, zwar nicht drastisch aber die Physik gilt, man braucht weniger Energie um auf Tempo 30 zu beschleunigen, man braucht weniger Energie um die Geschwindigkeit zu halten.
JJ
Das stimmt leider nicht. Bei etwa Tempo 70 bis 90 hat man den geringsten Verbrauch pro Streckenabschnitt. Das liegt daran, weil bei diesem Tempo der höchstmögliche Gang mit einer Drehzahl, welche im Verbrauchsminimum liegt, gefahren werden kann.
Völlig überflüssig, und nur ein weiteres Zeichen für die allgegenwärtige Regulierungswut. Die Regierungen sollten sich mal um die wirklich drängenden Probleme unserer Zeit kümmern, statt solche Nebenschauplätze zu beackern. 30 vor Schulen und Kindergärten reicht, meinetwegen auch noch vor ALtenheimen, aber weitere Begrenzungen sind Blödsinn, was auch immer die sich für Argumente aus den Fingern saugen...