Hamilton rast auch in Spa vor Rosberg zur Pole, Vettel Neunter
Lewis Hamilton mit Bestzeit beim Qualifying in Spa
Lewis Hamilton schnappt sich in Spa die Pole - wer sonst? Der Brite startet mal wieder vor seinem Mercedes-Stallrivalen Nico Rosberg in einen Grand Prix. Sebastian Vettel kann mit den Silberpfeilen nicht mithalten. Der Ferrari-Star wird nur Neunter.
Spa-Francorchamps - Lewis Hamilton hat seinen Ruf als Pole-Weltmeister untermauert und Stallrivale Nico Rosberg gleich in der ersten Qualifikation nach der Sommerpause zurechtgewiesen. Der Brite sicherte sich am Samstag nach einer beeindruckenden Vorstellung den besten Startplatz für den Großen Preis von Belgien und schaffte mit seiner sechsten Pole in Serie ein Kunststück, das zuletzt in der Formel 1 Michael Schumacher 2000/01 gelungen war. Sebastian Vettel kam vor seinem 150. Grand Prix und dem 900. Auftritt von Ferrari nicht über Position neun hinaus, startet aber wegen der Rückstufung von Romain Grosjean (5 Plätze zurück wegen Getriebetausch) von Platz 8.
Mercedes-Performance beeindruckt das eigene Team
Über die Leistung von Hamilton konnte man mal wieder nur staunen. "Unglaublich", meinte Mercedes-Teamaufsichtsrat Niki Lauda nach der insgesamt zehnten Pole im elften Formel-1-Rennen dieses Jahr für den WM-Führenden. "Ich konnte es gar nicht glauben, als ich die Zeit gesehen habe. Lewis war heute einfach unschlagbar." Motorsportchef Toto Wolff lobte: "Man kann nur den Hut vor Lewis ziehen."
Hamilton zeigte sich natürlich erfreut. "Meine letzten beiden Runden waren die besten dieses Wochenendes. Ich bin sehr glücklich mit der Performance des Autos. Es hat sich super auf dem Kurs angefühlt", resümierte der 30-Jährige, warnte aber zugleich vor vorschneller Zufriedenheit. "Wir sind uns dessen bewusst, dass die Pole Position toll ist, aber das Rennen ist lang. Ich hoffe, dass die neuen Regelungen für einen aufregenden Start sorgen."
Der werdende Vater Rosberg musste sich schon zum achten Mal in diesem Jahr mit dem zweiten Platz in der Qualifikation begnügen. "Das ist sicher enttäuschend. Lewis war am Ende einfach zu schnell, da hat er nochmal was rausgehauen. Ich hatte nichts mehr entgegenzusetzen", gestand Rosberg ein. Angesichts der Restriktion technischer Hilfen beim Start rechnet sich der gebürtige Wiesbadener aber Chancen aus, Hamilton beim Rennen (Sonntag, 23.08. 14.00 Uhr/RTL und Sky) abfangen zu können. "Da wird es sicher noch genügend Möglichkeiten geben", mutmaßte er.
Sorge um die Reifen
Eine gewisse Sorge nach seinem merkwürdigen Reifenplatzer in der zweiten Trainingseinheit wird bei Rosberg allerdings am Sonntag dabei sein. "Das Problem ist, dass wir es nicht richtig verstehen. Ein bisschen Sorge gibt es sicher», räumte der WM-Zweite ein.
Der rechte Hinterreifen an seinem Silberpfeil war am Freitag bei höchstem Tempo plötzlich geplatzt. Der WM-Zweite behielt aber die Kontrolle über sein Auto und wendete so weiteren Schaden ab. Pirelli schloss einen Materialfehler aus. Wie die Italiener mitteilten, weise der betreffende Reifen kein strukturelles Problem auf. Auch alle weiteren Pneus, ob bei Mercedes oder den Wagen der anderen Formel-1-Piloten, würden keine Auffälligkeiten zeigen.
Stattdessen müsse der Schaden im Fall Rosberg durch einen Fremdkörper verursacht worden sein. Dies bestätigte auch Mercedes-Technikdirektor Paddy Lowe. Die Panne sei auf einen Fremdkörper zurückzuführen, "wenn auch einen ungewöhnlichen", sagte Lowe der BBC.
Für den WM-Dritten Vettel lief es hingegen gar nicht. "Ich habe keinen groben Fehler gemacht, mich am Schluss ein bisschen verbremst. Vielleicht wäre ich Achter oder maximal Siebter geworden, mehr war nicht drin", musste der Heppenheimer konstatieren. Auf dem Kurs in den Ardennen könne aber noch "viel passieren".
1. Startreihe:
1. Lewis Hamilton - Mercedes 1:47,197 Min. | 2. Nico Rosberg - Mercedes 1:47,655
2. Startreihe:
3. Valtteri Bottas - Williams 1:48,537 | 4. Sergio Perez - Force India 1:48,599
3. Startreihe:
5. Daniel Ricciardo - Red Bull 1:48,639 | 6. Felipe Massa - Williams 1:48,685
4. Startreihe:
7. Pastor Maldonado - Lotus 1:48,754 | 8. Sebastian Vettel - Ferrari 1:48,825
5. Startreihe:
9. Romain Grosjean - Lotus 1:48,561 + 5 Plätze/Getriebe | 10. Carlos Sainz jr. - Toro Rosso 1:49,771
6. Startreihe:
11. Nico Hülkenberg - Force India 1:49,121 | 12. Daniil Kwjat - Red Bull 1:49,228
7. Startreihe:
13. Marcus Ericsson - Sauber 1:49,586 | 14. Kimi Räikkönen - Ferrari
8. Startreihe:
15. Felipe Nasr - Sauber 1:49,952 | 16. Will Stevens - Manor 1:52,948
9. Startreihe:
17. Roberto Merhi - Manor 1:53,099 | 18. Max Verstappen - Toro Rosso - + 10 Plätze/Motorwechsel
10. Startreihe:
19. Jenson Button - McLaren Honda 1:50,978 + 25 Plätze/Regelverstoß |
20. Fernando Alonso - McLaren Honda 1:51,420 + 30 Plätze/Regelverstoß
Die besonderen Momente von Spa
Der Weltmeister
Lewis Hamilton präsentiert sich auf dem Asphalt selbstbewusst. In den beiden Auftakttrainings hielt sich der Brite noch etwas zurück, als am Samstag darauf ankam, war er aber voll konzentriert. Die Pole in Belgien war seine sechste in Serie und die insgesamt zehnte im elften Formel-1-Rennen dieses Jahr. An den derzeitigen Machtverhältnissen will der WM-Führende nicht rütteln lassen. Sein Rezept: "Ich muss mehr Poles in Siege umwandeln."
Der werdende Vater
Nico Rosberg musste die Dominanz seines Stallrivalen eingestehen. Er selbst sagte, dass Lewis am Ende einfach zu schnell gewesen sei. Rosberg sieht dennoch "genügend Möglichkeiten", zum vierten Mal in dieser Saison einen Grand Prix zu gewinnen. Die Geburt des ersten Kindes kommende Woche wäre dann die Krönung.
Die Jubilare
Ferrari startet in seinen 900. Grand Prix, Sebastian Vettel in seinen 150. - die Scuderia und ihr Star wollen am Sonntag aber nicht nur auf diese Wegmarken anstoßen. Die Voraussetzungen sind aber ungünstig. Vettel geht nach einer enttäuschenden Qualifikation nur von Position acht ins Rennen, Teamkollege Kimi Räikkönen kam nach seinem vorzeitigen Aus wegen eines technischen Defekts nicht über Rang 14 hinaus.
Der Start
Der Automobil-Weltverband FIA will für mehr Spannung und Unberechenbarkeit bei den Starts sorgen. Dafür werden die technischen Hilfen für die Fahrer beschnitten. Der Funkverkehr mit den Ingenieuren ist extrem eingeschränkt. Die Piloten sind wieder mehr selbst gefordert, den optimalen Druckpunkt der Kupplung zu finden. Rechnen die Fahrer daher gleich mit Chaosstarts? Trotz vereinzelter Bedenken: Nein.
Das Überraschungsmoment
Auch wenn es Prognosen zufolge während des Rennens trocken bleiben soll, sind Wetterumschwünge auf dem Kurs in den Ardennen keine Seltenheit. Von einer weiteren bösen Überraschung will Rosberg nach seinem Reifenplatzer am Freitag auf jeden Fall verschont bleiben. Denn restlos aufgeklärt ist der merkwürdige Vorfall nicht. Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff räumte eine "bizarre Situation" ein. Das Team habe aber alle möglichen Maßnahmen ergriffen, um so eine gefährliche Wiederholung auszuschließen.
Quelle: DPA