Polizei Aalen: Offener Brief an Motorradfahrer
Liebe Biker, bitte bleibt am Leben
Im deutschen Süden stieg die Zahl tödlich verunglückter Biker 2014 stark an. Zum Saisonbeginn spricht die Polizei Aalen die Biker deshalb direkt an. Der offene Brief im Wortlaut.
Aalen - Mit einem emotionalen Brief will die Polizei Aalen in Baden-Württemberg Motorradfahrern zum Saisonbeginn ins Gewissen reden. "Manchmal stellen wir fest, dass wir Sie mehr schützen wollen, als Sie selbst beschützt werden möchten", schreibt Polizeisprecher Bernhard Kohn darin. "Ich habe versucht, den persönlichen Weg zu gehen, weil es auch viele persönliche Begegnungen auf der Straße gibt", sagte Kohn am Mittwoch über seinen Brief. "Mir geht der Tod auf der Straße nahe."
Die Zahl der tödlich verunglückten Motorradfahrer im Südwesten stieg 2014 laut Innenministerium um knapp 20 Prozent auf 101 an. Erst am Dienstag verletzte sich ein Biker bei einem Sturz in Ulm schwer. Wir dokumentieren den Brief des Polizisten hier in voller Länge.
Der offene Brief der Polizei Aalen im Wortlaut
Liebe Motorradfahrer,
wir kennen uns seit vielen Jahren aus nahezu täglichen Begegnungen. Wir kennen uns dadurch überdurchschnittlich gut und wissen, wie der jeweils andere tickt. Wie es meist bei so engen Beziehungen ist, versteht man sich mal besser und mal nicht so gut. Wir hatten schon schöne Zeiten miteinander, schöne gemeinsame Ausfahrten, Sie erinnern sich an die Sternfahrt im vergangenen Jahr, aber auch an großartig besuchte Motorradgottesdienste in Schwäbisch Hall und die tollen Veranstaltungen am Ebnisee. Aber wir wissen beide auch, dass wir hin und wieder nicht so zufrieden sind miteinander, wenn Sie schneller fahren, als es uns recht ist oder wir bei unseren Kontrollen aus Ihrer Sicht zu kleinlich vorgehen.
Was durch unsere jahrelange enge Verbundenheit aber auch entstanden ist: Wir wissen wie verletzbar Sie sind. Wir sind dabei oft empfindsamer als Sie selber und wir wollen Sie gerne vor solchen Verletzungen bewahren.
Manchmal stellen wir fest, dass wir Sie mehr schützen wollen, als Sie selbst beschützt werden möchten. Daran wollen und werden wir festhalten. Wir wissen, dass das möglicherweise hart klingt und nicht bei jedem gut ankommt. Aber wir sagen Ihnen auch, warum wir das tun: Wir waren nämlich schon dabei, wenn Motorradfreunde von Ihnen zerbrochen und verrenkt auf der Straße lagen. Viele solche wirklich schrecklichen Bilder begleiten uns Tag für Tag und gehen uns auch über den Dienst hinaus nicht mehr aus den Köpfen. Und wir hatten einschneidende Begegnungen mit Angehörigen, denen wir sagen mussten, dass ihre Lieben ihr Leben auf der Straße gelassen haben, als Motorradfahrer oder als Opfer von Motorradfahrern. Wir haben mit den Hinterbliebenen gelitten und wir haben mit ihnen geweint.
Wir wollen nicht, dass auch Sie auf der Strecke bleiben und deshalb werden wir uns um Sie kümmern, bevor es der Unfalltod tut. Wir werden Sie, wie jedes Jahr, von der Straße holen, wenn wir feststellen, dass Sie die Regeln brechen. Dazu werden wir an vielen Orten Kontrollen durchführen. Wir werden Ihre Geschwindigkeit messen und Ihr Motorrad technisch überprüfen. Wir werden Sie anzeigen, wenn Sie gegen die Regeln verstoßen und wir werden uns mit Ihnen freuen, wenn alles in Ordnung ist.
Und wir sehen dabei nicht nur Sie, sondern auch all diejenigen, die durch sinnlose Raserei belästigt oder gefährdet werden und die wir vor nervtötendem Lärm und vor körperlichem Schaden bewahren wollen. Wirklich schön wäre es, wenn wir gemeinsam daran arbeiten könnten, dass die nachvollziehbare Freude am Motorradfahren weder Verdruss noch Leid für Andere bringt.
Ersparen Sie uns, dass Sie sich auf der Straße verletzen, dass Sie dort sterben oder anderen den Tod bringen. Ersparen Sie das Ihrer Frau, Ihren Kindern, Ihren Eltern, ersparen Sie sich das selbst und den anderen. Passen Sie auf sich auf und fahren Sie rücksichtsvoll, Sie würden uns damit eine große Freude machen.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Polizeipräsidium Aalen
Quelle: mit Material von DPA
Gute Idee...
Aber was hilft es, wenn diese Leute sich permanent überschätzt und sie das Tempolimit nicht im Entferntesten interessiert....
Ein hehres Anliegen und ein schöner Versuch. Allein - dieser Brief wird diejenigen nicht erreichen, die er erreichen müsste, nämlich die krassen Härtefälle.
Kann mir einer erklären warum Motorräder vorne keine Nummernschilder haben? Ist ne ernst gemeinte Frage, kein blödes Motorradfahrer gehetze. Aber es währe doch eine sehr sinnvolle Sache.
Die Idee finde ich auch sehr gut...!!! Es muss ja nur so groß sein dass man es auf dem Fotobeweis erkennen kann....
Und was genau bringt das dann, wenn der Fahrer unterm Helm nicht erkennbar ist? Hierzulande muss die Fahrereigenschaft nachgewiesen werden, um jemanden zu sanktionieren.
Neulich bei Facebook gesehen... da ist was dran!
Frei übersetzt:
Anstatt einem Biker zu sagen, wie gefährlich sein Hobby doch ist...
schaut 2 mal, bevor ihr die Spuren wechselt, oder aus einer Ausfahrt kommt...
Bleibt auf Eurer Seite der Straße, besonders in Kurven...
Fahrt nicht zu dicht auf...
Bleibt mit Euren Augen auf der Straße und nicht auf euern Smartphones...
Dann zahlt der Eigentümer. Ob gefahren oder nicht. Bei Geld hört die Feundschaft meistens auf.
Schöne Idee, nur leider mit deutschem Recht nicht vereinbar.
Dan muss eben ab dem ersten"das ist mein Motorrad aber ich bin da nicht" ein Fahrtenbuch geschrieben werden( gleiches sollte sich für pkw's gelten)
Das müsste natürlich auch für Autofahrer gelten. Obwohl es da ohne den Helm einfacher ist.
Ich persönlich verstehe die vielen Heizer und Raser ohnehin nicht. Seit Jahrzehnten fahre ich Motorrad und weiß, daß es unterschiedliche Reize gibt. Die Kräfte auf dem Moped wie in einer Achterbahn zu spüren ist genial gut - weshalb so viele Fahrer genau das wollen. Das sind die Heizer und Raser.
Es gibt aber auch die Lust des Cruisens. Gemütlich fahren und Licht, Luft und Landschaft genießen. Ist völlig anders, aber nicht weniger schön.
Ich habe mich schon vor längerer Zeit bewußt für den Genuß des Cruisens entschieden. Schon weil ich im Leben genug Stress habe und dafür einen Ausgleich möchte. Ich will nicht die Anspannung erhöhen, sondern mindern. Entschleunigen, wie man so schön sagt. Runterkommen vom Stress und weg von der Hektik.
Wer wie ich das Motorradfahren lebt und genießt, der wird eher mal auf einer unbeschränkten Landstraße statt 100 nur 90 fahren als wie viele Raser mit 110 statt der erlaubten 70 in den engen Kurven die Rasten abzuschleifen. Und Spaß daran haben!
Und ja, das macht tatsächlich Spaß! Keine kreischenden Drehzahlorgien, kein Heizen auf der letzten Rille und vor allem kein Stress. Weder für einen selber als Fahrer, noch für die Anwohner an den Motorradstrecken und die anderen Verkehrsteilnehmer. So eine Art Win-Win-Win-Situation.
Gruß Michael
....dann gibt es ein FahrtenBuch..... Viel Spaß beim schreiben...
Bei uns im Landkreis Rhön-Grabfeld gab es in 2015 leider bereits 2 tote Motorradfahrer. Beide fuhren lt. Sachverständigen nachweislich nicht zu schnell oder anderweitig risikobehaftet...sondern....
der erste tote Biker - dem nahm ein LKW die Vorfahrt
der zweite tote Biker - dem nahm ein Wohnmobil die Vorfahrt ( am Osterwochenende )
beides gerne zur Bestätigung auch zu ergoogeln oder in der örtlichen "Mainpost" nachzulesen.
Bei einem Freizeitgerät eher kein Problem. Aber ich bin wohl auch nicht die Zielgruppe.