London: Proteste gegen Rausschmiss von Uber

London will Ubers Lizenz nicht verlängern

MOTOR-TALK

verfasst am Sun Sep 24 13:58:45 CEST 2017

Londons Verkehrsbehörde will die Lizenz von Uber nicht verlängern: Das Unternehmen handle verantwortungslos. Hunderttausende Londoner sprachen sich für den Verbleib aus.

Heißt es künftig "Get moving" oder "Go away"? Londons Verkehrsbehörde will die Lizenz des Fahrdienst-Vermittlers Uber nicht verlängern. Als Reaktion unterschrieben 600.000 Bürger eine Petition für den Verbleib Ubers in der britischen Hauptstadt
Quelle: dpa/ Picture Alliance

London - Londons Verkehrsbehörde will die Lizenz des führenden Fahrdienst-Vermittlers Uber nicht verlängern - was einem Rauswurf aus der britischen Hauptstadt ab September gleichkäme. Der Grund: Uber handle verantwortungslos. Unter den Nutzern regte sich widerstand: Weit mehr als 600.000 Menschen unterzeichneten eine Petition für den Verbleib des Fahrdienstes in der Metropole.

Schlechter Ruf und Skandale

Warum sich Uber Verantwortungslosigkeit vorwerfen lassen muss? Der Fahrdienst-Vermittler geriet in den letzten Monaten auf mehreren Ebenen in ein schlechtes Licht: Das Unternehmen habe Straftaten von Fahrern - wie sexuelle Übergriffe - nicht bei der Polizei angezeigt, berichtete etwa die britische Nachrichtenagentur PA. Kritik gab es auch an der medizinischen Begutachtung der Fahrer und am Einsatz der "Greyball"-Software. Die Software sorgte dafür, dass Behördenkontrolleuren in der Uber-App falsche Inhalte angezeigt wurden.

Um den drohenden Rauswurf aus London zu verhindern, signalisiert der umstrittene Fahrdienst-Vermittler nun Gesprächsbereitschaft: "Obwohl wir nicht aufgefordert wurden, etwas zu verändern, würden wir gern wissen, was wir tun können", sagte der Chef von Uber in London, Tom Elvidge, gegenüber der "Sunday Times". Dies erfordere einen Dialog. Nach Informationen der Zeitung könnte Uber unter anderem bei Maßnahmen zur Sicherheit der Fahrgäste und der Bezahlung der Fahrer einlenken.

Während Berufungsverfahren darf Uber weiterfahren

Zuvor schlug auch der neue Uber-Chef Dara Khosrowshahi einen für das Unternehmen ungewohnt demütigen Ton ein. Für Uber sei es an der Zeit, darüber nachzudenken, wie es soweit gekommen sei, schrieb er in einer E-Mail an die Mitarbeiter. "Die Wahrheit ist, dass man für schlechten Ruf einen hohen Preis bezahlt." Unabhängig davon, ob Uber sich in London falsch verhalten habe, woran er persönlich nicht glaube: "Die Vorgehensweise in einem Teil der Welt kann ernste Folgen in einem anderen haben." Uber war unter seinem Vorgänger Travis Kalanick aggressiv expandiert und legte sich mit Behörden und Taxibranche an.

Dem Start-up bleiben drei Wochen Zeit, um gegen die Verweigerung der Lizenz Einspruch einzulegen, regulär liefe die Lizenz Ende September aus. Also womöglich kein Uber-Dienst mehr ab Oktober? Unwahrscheinlich. Realistischer ist ein monatelanges Berufungsverfahren, während dem der Fahrdienst-Vermittler weiterfahren darf. Uber-Boss Khosrowshahi bestätigte bereits, dass Uber gegen die Behördenentscheidung ankämpfen werde.

Proteste gegen Rausschmiss

Uber weiß weite Teile der Bevölkerung hinter sich: In London gab es an diesem Wochenende mehrere Protest-Aktionen gegen den Rausschmiss. Weit mehr als 600.000 Menschen unterzeichneten bis Sonntag eine Petition. In einer repräsentativen Umfrage des britischen Nachrichtensenders Sky News waren 60 Prozent der befragten Londoner für den Verbleib von Uber. 29 Prozent waren dagegen, der Rest unentschieden.

Die "Taxi-Bestellung" per App gehört für viele Londoner schließlich längst zum Alltag: Laut Firmenangaben buchen in London rund 3,5 Millionen Menschen Fahrten über die App. Mehr als 40.000 Fahrer böten ihre Dienste auf der Plattform an.

Londons Stadtoberhaupt kann die Proteste der Uber-User nicht nachvollziehen. Unternehmen müssen sich an die Vorschriften halten", sagte Bürgermeister Sadiq Khan, gleichzeitig Vorsitzender der Verkehrsbehörde. Dies gelte besonders dann, wenn es um die Sicherheit von Kunden gehe. Wer sich über das Aus von Uber in London ärgere, solle sich mit seiner Wut an das Unternehmen wenden, nicht aber an die Behörde.

Quelle: dpa