Uber: Gründer Travis Kalanick ringt um Einfluss
Machtkampf bei Uber
Der frühere Uber-Chef Kalanick will seinen Einfluss wahren. Er benannte eigenmächtig zwei Mitglieder des Verwaltungsrates - sehr zum Missfallen von Neo-Boss Khosrowshahi.
San Francisco - In der Führungsetage des Fahrdienst-Vermittlers Uber tobt ein Machtkampf. Der Auslöser: Der frühere Chef Travis Kalanick machte am Wochenende von seinem Recht Gebrauch, zwei Mitglieder des Verwaltungsrates zu benennen - ohne Vorwarnung an den Rest des Gremiums. Und auch der neue Uber-Chef Dara Khosrowshahi wurde offenbar vorab nicht informiert. Medienberichte legen nahe, dass Kalanick damit versucht, seinen Einfluss bei der Firma zu retten. In dem Gremium wird demnach gerade über Maßnahmen diskutiert, die seine Stimmrechte verringern und eine Rückkehr ins Management erschweren würden.
Umstrukturierungen vor Softbank-Einstieg
Kalanick berief zwei erfahrene Topmanager in den Verwaltungsrat: Die frühere Xerox-Chefin Ursula Burns und den ehemaligen Boss der Investmentbank Merrill Lynch, John Thain. Das Gremium wächst damit auf elf Personen an. Kalanick hatte sich im vergangenen Jahr das Recht gesichert, zwei Plätze im Aufsichtsrat zu besetzen.
Der "New York Times" zufolge wurde sein Vorstoß von Plänen ausgelöst, die sein Nachfolger Khosrowshahi und die Investmentbank Goldman Sachs am Donnerstag in den Verwaltungsrat einbrachten. Sie sollen den Rahmen für einen Einstieg des japanischen Technologiekonzerns Softbank schaffen, schrieb die Zeitung unter Berufung auf informierte Personen. Zu den Plänen gehöre, das zehnfache Stimmrecht bei einigen Aktien abzuschaffen. Das würde die Macht Kalanicks reduzieren - aber auch den Einfluss anderer Investoren schmälern.
Kalanick für Ubers schlechten Ruf verantwortlich?
Ein weiterer Vorschlag ziele auf Kalanick: Ehemalige Topmanager sollen demnach nur in operative Positionen zurückkehren können, wenn sie die Zustimmung von zwei Dritteln des Verwaltungsrates und 66,7 Prozent der gesamten Aktionärsstimmen bekommen. Kalanick wollte ursprünglich nicht vom Chefposten zurücktreten, sondern nur eine Auszeit nehmen. Er nahm erst unter massivem Druck der Investoren seinen Hut. Eine Untersuchung zu Vorwürfen von Sexismus und Diskriminierung hatte massive Defizite bei Uber aufgedeckt - als Chef wurde Kalanick dafür verantwortlich gemacht.
Khosrowshahi zeigte sich "enttäuscht" von der unabgesprochenen Erweiterung des Aufsichtsgremiums durch Kalanick. Er wird am Dienstag mit Behörden in London verhandeln, um das drohende Aus für die Firma in der britischen Hauptstadt abzuwenden. Sie werfen Uber vor, verantwortungslos zu agieren. Khosrowshahi verband die Probleme ausdrücklich mit dem schlechten Ruf der Firma in der Kalanick-Ära.
Quelle: dpa