Motorsport News
Malaysia und Russland vor der Tür
Im Formel 1-Feld bahnen sich erstaunliche Fusionen und Kooperationen an. Bei der Suche nach Sponsoren sind die Teams in Malaysia und Russland fündig geworden. Die Fans werden sich 2011 an einige neue Namen und Farben gewöhnen müssen.
Das Formel 1-Feld steht vor großen Veränderungen. Außer Ferrari, Red Bull, McLaren und Mercedes GP hat jeder Rennstall Budgetsorgen. Weil Sponsoren dünn gesät sind, kommt es in der Not zu vielen merkwürdigen Rettungsaktionen.
Lotus-Group: 770 Millionen Dollar aus Malaysia
Das zu 75 Prozent privatisierte Renault-Team verbündet sich mit der Straßenautosparte von Lotus. Die hat in Malaysia die unglaubliche Summe von 770 Millionen Dollar aufgetrieben und beim Pariser Autosalon sechs Prototypen präsentiert. Man verkauft die Investition als Angriff auf Ferrari, worüber in der Szene herzlich gelacht wird. Lotus schreibt seit Jahren Verluste und hängt am Tropf von Proton, die wiederum vom Malaysischen Staat subventioniert werden.
Ein Teil des Geldes, das Lotus-Geschäftsführer Dany Bahar aufgetrieben hat, fließt als Marketing für die Produktoffensive in den Motorsport. Lotus wird Hauptsponsor von Renault, soll fünf Jahre lang jeweils 30 Millionen Dollar dort abliefern und bekommt dafür Anteile vom Team. Dafür heißt der Rennstall dann Lotus Team Renault.
Lotus nur Sponsor von Renault
Ein kompletter Namenswechsel hin zu Lotus wäre zu kompliziert und würde vermutlich auch von der Konkurrenz, allen voran dem anderen Lotus-Team geblockt. Bei einer Namensänderung müssten außerdem sämtliche Verträge mit den Fahrern und Sponsoren neu ausgehandelt werden. "Wir haben einen Vertrag mit Renault", sagt das Management von Robert Kubica kurz und bündig.
Die aktuelle Lotus-Truppe wird möglicherweise in Team 1Malaysia umbenannt, obwohl Teamchef Tony Fernandes seit September die Namensrechte für "Team Lotus" besitzt. Doch der Chef der Fluglinie Air Asia will eine Schlammschlacht vor Gericht vermeiden. Die Regierung von Malaysia hat ihm zu verstehen gegeben, dass sie hinter dem Projekt von Group Lotus steht.
Neuer Lotus in Schwarz und Gold
Wenn er schon den Namen Lotus abgibt, will Fernandes seine Gegner von Group Lotus wenigstens maximal ärgern. Seine Autos werden nächstes Jahren in den Farben schwarz und gold lackiert. Damit spielt er auf das berühmte John Player-Outfit der Jahre 1972 bis 1986 an. Er und sein Partner S.M. Nasarudin haben runde 25 Millionen Dollar investiert, um 2011 den Absprung ins Mittelfeld zu schaffen. Soviel kostet der Ausstieg bei Cosworth, der Einkauf der Renault-Motoren und des Red Bull-Getriebes.
Bei Virgin Racing stiegen russische Investoren, denen die kleine Sportwagenschmiede Marussia Motors gehört. Bislang trat die in Moskau ansässige Autofirma, die ebenfalls Unterstützung vom Staat erhält, bei Virgin nur als Sponsor auf. Wie viel Geld für wie viel Anteile bei Virgin hängenbleibt, darüber schweigt sich Marussia-Chef Nikolay Fomenko aus. "Unser Budget ist für die nächsten drei bis fünf Jahre gesichert", beteuert Teamchef John Booth. Das Team wird ab 2011 offiziell Marussia Virgin Racing heißen.
Mexikanische Unterstützung für Sauber
Peter Sauber hat sich mit Sponsorgeldern des mexikanischen Telefonriesen Telmex abgesichert. Das ist der Türöffner für einen weiteren Großsponsor, der kurz vor dem Abschluss stehen soll. Force India lebt recht und schlecht von seinen indischen Geldgebern. Weil in Indien die Möglichkeiten begrenzt sind, global operierende Firmen als Sponsor zu gewinnen, installiert jetzt Teamchef Otmar Szafnauer eine kleine Abteilung in England, die sich um die Sponsorsuche auf dem Rest der Welt kümmern soll.
Williams hat Suchtrupps in die ganze Welt entsandt, um die Verluste der Sponsorabgänge von RBS, Air Asia und Allianz aufzufangen. Die Hoffnung liegt in Qatar, wo Williams das Bahnsystem mit seiner Schwungrad-Technologie ausrüsten soll. Die Gerüchte, dass Toro Rosso verkauft werden soll, halten sich hartnäckig in der Szene. Es gibt aber offenbar keinen, der Red Bull-Chef Dietrich Mateschitz ins Konzept passt.
Große Fragezeichen bei Hispania
Über Hispania steht ein großes Fragezeichen. Der Plan, die Autos im kommenden Jahr bei Toyota entwickeln und bauen zu lassen, scheiterte laut einer Pressemitteilung von Toyota an einer ausgebliebenen Ratenzahlung. Hispania kündigte daraufhin an, das Missverständnis zu klären. Ohne die Hilfe von Toyota sieht es ziemlich düster aus.
Wer Mitte November noch kein Fahrzeugkonzept für 2011 auf dem Papier hat, wird kaum mit einem neuen Autos im März 2011 in Bahrain am Start stehen. Auch wenn Williams das Getriebe und die Hydraulik liefert. Das Team hofft, dass der ehemalige Telefonica-Manager Juan Villalonga in Spanien Geldgeber findet. Falls nicht, müsste Hispania wieder auf Paydriver zurückgreifen. Doch wer baut dann das Auto?
Quelle: Auto Motor und Sport