E-Roller sind in Städten die sinnvolleren E-Autos
Markt für E-Roller wächst weiter - Konkurrenz belebt das Geschäft
Keine Parkplatzsuche mehr, keine Stinkwolke im Rücken - Elektroroller etablieren sich mit leisem Surren in großen Städten zunehmend als lokal emissionsfreie Alternative im Straßenverkehr.
Berlin - Leise surrend durch den Stadtverkehr, an den Ampeln der Erste sein: Roller fahren macht Spaß. Vor allem Sharing-Angebote, die per Smartphone-App ihre Flotte zum Ausleihen offerieren, tragen zur Verbreitung bei. Längst gehen auch Anbieter "made in China" in Deutschland an den Start. 26 Millionen E-Scooter würden in China jährlich verkauft - ein Vielfaches im Vergleich zu Europa, sagte Joseph Constanty, der bei dem chinesischen Hersteller Niu für das internationale Geschäft verantwortlich ist. Seit rund 15 Monaten nimmt das Unternehmen nun auch Europa - und Deutschland - als nächste Verkaufspunkte ins Visier.
Auf der Netz-Konferenz TOA in Berlin stellte Niu in dieser Woche zwei seiner neuen Modelle vor. Die Roller vertreibt das Unternehmen über stationäre Händler. Neben dem reinen Verkauf an private Kunden will Niu nun jedoch auch ein zweites Standbein deutlich ausbauen: Noch in diesem Jahr wolle das Unternehmen mehr als acht Sharing-Anbieter in Europa beliefern, sagte Constanty der dpa. Konkrete Namen nannte Constanty nicht. Innerhalb von 24 Monaten dürfte der Umsatz in diesem Bereich für Niu rund 40 Prozent ausmachen, schätzt Constanty.
Vernetzung und einfaches Ausleihen der E-Roller
Als nächste Etappe in der Entwicklung visiert das Berliner Start-up Unu die Vernetzung seiner Fahrzeuge an. Statt mit dem Schlüssel sollen sich die E-Roller künftig über eine App öffnen lassen, sagte Mitgründer Pascal Blum der dpa. Damit solle auch die Möglichkeit des Teilens mit Freunden vereinfacht werden. Die Vernetzung könne Potenziale eröffnen, die mit Benzinern nicht möglich wären. Ob die Entwicklung auch langfristig hin zu einem eigenen Sharing-Angebot bei Unu führt, bleibt abzuwarten.
Gemessen an den Verkäufen von E-Rollern liege Deutschland im europäischen Vergleich an dritter Stelle hinter Holland und Frankreich, sagte Blum. Das 2013 gegründete Unternehmen verkauft seit rund vier Jahren seine E-Roller ausschließlich online und will über diesen Vertriebsweg besonders günstige Preisen ermöglichen. "Unsere Startpreise haben fast E-Bike-Niveau", sagte Blum.
Im ersten Quartal des Jahres wuchs der Markt für E-Roller dem europäischen Verband ACEM zufolge um 51 Prozent. Das Interesse an den Mopeds inklusive Verbrennungsmotor ging laut den Ende Mai veröffentlichten Zahlen des Verbands dagegen um 40 Prozent zurück. Unu wachse dabei deutlich stärker als der Markt, sagte Blum.
Rollersharing in Berlin sichtbarer als Carsharing
Für den Bekanntheitsgrad der E-Roller in den großen Städten sorgt vor allem die Bosch-Tochter Coup mit ihrem Sharing-Angebot. Die kleinen grünen Flitzer gehören in Berlin bereits fest ins Straßenbild. "Nach nicht einmal zwei Jahren in Berlin sind wir zu einer echten Alternative im Berliner Mobilitätsangebot geworden", sagte Sprecherin Julia Grothe. Neben Berlin mit 1.000 Rollern will Coup noch in diesem Jahr in Paris 1.700 und in Kürze auch in Madrid 850 E-Scooter des taiwanesischen Herstellers Gogoro auf die Straßen bringen.
Auch der Sharing-Anbieter Emmy ist in Berlin aktuell mit 350 Rollern und nach eigenen Angaben mit 20.000 Kunden in der Hauptstadt aktiv. Das Berliner Start-up will derzeit mit einer Marketing-Kooperation mit Vattenfall seine Flotte deutlich aufstocken. Insgesamt habe man bundesweit gerade die Marke von 100.000 Kunden erreicht, meldete Emmy diese Woche.
Ein E-Roller braucht weniger Platz als ein E-Auto
Blum sieht die leisen Roller als wichtige Komponente bei den Lösungsansätzen für den vor allem in den Metropolen immens wachsenden Verkehr und den daraus folgenden Umweltbelastungen. Wie der Verkehrsdatenanbieter Inrix bereits im vergangenen Jahr errechnete, verbringt jeder Autofahrer in deutschen Städten im Schnitt 41 Stunden pro Jahr mit der Parkplatzsuche. Zusammen mit dem verbrauchten Kraftstoff und den zusätzlichen Abgasbelastungen koste das die Menschen in Deutschland demnach jährlich mehr als 40 Milliarden Euro.
Ob E-Scooter zum Kaufen oder zum Ausleihen - eigentlich sei kein Anbieter in dem Markt wirklich ein Wettbewerber, sagte Constanty von Niu. Der Markt wachse sehr stark, und dabei wolle Niu mit den anderen Anbietern zusammenarbeiten. "Wir brauchen mehr Aufmerksamkeit." Denn das elektrisch betriebene Auto löse das Mobilitätsproblem in den Städten nicht, ist Constanty sicher. Darin sitze auch wieder in der Regel eine Person auf vier Rädern und erzeuge genauso viele Staus. "Wir müssen Mobilität anders denken."
E-Roller in Berlin als Idee zur rechten Zeit
Beim Verkauf verzeichne Unu weiter organisches Wachstum, sagte Blum. In Berlin seien die Unu-E-Roller inzwischen jedem bekannt. "Wir müssen fast keine Werbung mehr machen." Es gebe ein gut funktionierendes Empfehlungs-System unter den Kunden. Einen Schub könnten die E-Roller in der Hauptstadt möglicherweise durch das geplante E-Mobilitäts-Gesetz bekommen. Unter anderem sei damit auch eine Subventionierung von E-Rollern geplant, wenn diese in Unternehmen eingesetzt werden, sagte Blum.
Es gebe schon mehrere Städte in Deutschland, die solche Förderungen anbieten wie Tübingen oder München, sagte Blum. Er sei aber kein großer Freund von Subventionen. "Die Kunden sollten lieber aus Überzeugung auf die Produkte setzen."
Quelle: dpa
Erst dachte ich es geht um verschiedene Hersteller von E-Rollern, aber letztendlich ist es nur Werbung für ein Verleihfirma....
Alles schön und gut. Aber wie viele fahren bei schlechtem Wetter oder im Winter dann trotzdem mit dem E-Roller? Imho ist der Individualverkehr an sich nicht in dem Maße zukunftsfähig - da helfen E-Roller nur bedingt. Ein massiver Ausbau des ÖPNV ist imho nötig. Und das sicher nicht mit Diesel-Bussen.
Ansonsten nichts sinnvolleres als so einen Roller elektrisch anzutreiben. Reichweite ist kein Problem und die Verbrenner in den Rollern waren schon immer Dreckschleudern.
Seit wann ist ein 4T Einspritzer mit G-Kat eine Dreckschleuder?
Zwar hat ein Toyota Prius eine bessere Abgasnorm, aber absolut gesehen kommt das gleiche an Schadstoffen heraus (Tabellen mit Emissionen & Co kann man beim KBA herunterladen).
Und der Roller verbraucht immer noch weniger Platz und Sprit als ein Prius.
Die Reichweite aber ist ein potentielles Problem.
Ich arbeite zwar in der Stadt, aber pendle aus einem anderen Bundesland über die Autobahn.
Habe mir einen auch ohne Förderung und ohne Nutzung in der Großstadt zugelegt.
Im Moment sehe ich das Fahren in der Großstadt auch noch nicht als so zweckmäßig an, denn noch ist man dort den Unmengen an Abgasen extrem ausgesetzt.
Das bereitet bereits im Stau einer Kleinstadt kein Vergnügen.
Man ist halt doch oft deutlich weniger als 50Km unterwegs und verliert, wenn überhaupt, nur minimal Zeit auf das Auto.
Und Spaß macht es bei Sommerwetter auch noch.
Habe nach einem halben Jahr 2400Km zurück gelegt und konnte jetzt meine Jahresfahrleistung bzgl. Versicherung beim Mazda nach unten korrigieren.
Der Roller kostet mich dabei ein Zehntel an Spritkosten 😊
Erfreulich auch, dass eine eRoller-Generation kommen wird, die einen höheren Passivschutz mit sich bringen wird und in einzelnen Varianten helmfrei (!) gefahren werden kann:
https://www.torrot.de/index.php/der-velocipedo-ist-da/
Einen Markt, wo BMW einmal einen Fuß in der Tür hatte. Aber es ist leider eine gelebte Tragödie, dass sich deutsche Hersteller in der Dieseltechnologie regelrecht verzockten und im Elektrorollerbereich sich auf eGroßroller (BMW) ---ohne Passivschutz--- zurückzogen. Bei manchem heutigem Hersteller, der heute vollmundig von geplanten eAutos spricht, dürfte sich das Phänomen wiederholen: eAutos gibt es --- aber in der Preisklasse 45.000 bis 90.000 Euros bzw. noch teurer.
Im Windschatten nehmen dann Marken zu, die den Markt mit preiswerten eDingen fluten ... es wird fatal werden, dass die sog. Premiumhersteller diesen Markt "links liegen lassen". Es ist die Geburtsstätte einiger zukünftiger neuer Premiummarken. Wenn die heute noch großen Marken nicht aufpassen, wird das passieren, was den Saurieren passiert ist:
https://www.youtube.com/watch?v=JQ8gWpdZLVM
Sie werden langsam verschwinden.
Im Unterschied zur Evolution aber nicht durch äußere Ereignisse, sondern durch innere Degeneration.
Ich muss ehrlich sagen, dass ich den Markt der Roller auch nie groß im Kopf hatte, aber hier macht E für mich komplett Sinn. Diese 2-Takt-Automatiksägen nerven unfassbar. Die Reichweite sollte für die meisten Bedürfnisse auch ausreichend sein.
Das ist in Shanghai schon lange Realität. Dort gibt es massenweise Roller in der Stadt, und bis auf wenige sind alle elektrisch.
Als Europäer muss man sich vor allem nachts erst mal dran gewöhnen, dass man die Dinger nicht kommen hört.
Das fehlende Geknatter der 2Takter würde wahrscheinlich wohltuend auffallen, wenn es in China nicht durch ständiges Gehupe wieder zunichte gemacht würde 😊
Der Trend gilt nicht nur für E-Roller, sondern im Prinzip auch für Pedelecs - sie erhöhen das Durchschnittstempo, den Aktionsradius und die Kletterfähigkeit von Durchschnittsradlern (insbes. wenn diese nicht verschwitzt oder abgekämpft ans Ziel kommen wollen).
Außerdem kann man den Akku im Prinzip in der Wohnung an einer Haushaltssteckdose laden.
Interessanter Bericht, der wirklich tolle Informationen liefert. Ein E-Roller braucht weniger Platz als ein E-Auto - wer hätte das gedacht?
Natürlich ist so ein Teil in der Großstadt super; nur wenn ich mir die aufgerufenen Preise anschaue, dann erschauere ich.
Stimmt, gegen einen Satz neuer Alus macht so ein Roller natürlich keinen Stich 🙄
Solange die 45 km/h-Regel für Roller gibt, wird sich das nicht etablieren. Keiner begibt sich freiwillig in Lebensgefahr. 😕
Fahr lieber weiter die Simme da ich mit dieser legal im Verkehr der Stadt mitschwimmen kann, den e-Roller können die Mitarbeiter von KBA fahren und sich an der 45kmh Grenze erfreuen....
Seit bei weitem nicht alle" Roller" 4T mit G-Kat sind?!
Imho sind hier mit "Roller" auch die ganzen Mofa-Roller /Mokicks mit <125ccm gemeint. Und die haben sehr oft einen 2T und keinen G-Kat und ziehen eine blaue Duftwolke hinter sich her.
Mit einem Roller pendelt man aber auch nicht über die Autobahn😕
Ist doch klar, dass jeder E-Roller-Hersteller versucht, in die grossen Vermieterflotten zu kommen. Wenn das nicht klappt, betätigt man sich einfach selbst als Anbieter von Miet-E-Rollern...