Renault Clio RS

Maulkorb für den kleinen Beißer

Constantin Bergander

verfasst am Fri Feb 22 16:01:09 CET 2013

Mit einem 200 PS starken Turbomotor und viel Technik soll der neue Renault Clio RS mehr Spaß machen als je zuvor. Das schafft er aber nur bedingt.

Mit dem Clio in Granada: MT-Redakteur Constantin Bergander testete den Clio RS.
Quelle: Renault

Granada – Tief und dumpf grummelt der Motor des Renault Clio RS. Zu dumpf für einen 1,6-Liter-Benziner, zu laut für einen Turbomotor. Das liegt daran, dass Renault geschummelt hat: Eine „Sound Pipe“ leitet Resonanzen des Triebwerks in den Innenraum. Das lässt den Kleinen akustisch groß wirken. Früher funktionierte das anders: Die drei vorherigen Generationen des Clio Renault Sport fuhren mit Saugmotoren, toller Sound war da bauartbedingt inklusive.

Kleiner und doch schneller

200 PS und 240 Nm liefert der 1,6-Liter-Motor des Clio RS.
Quelle: Renault
Im vierten Clio RS arbeitet nun ein turbogeladener Direkteinspritzer. Im Gegensatz zum Vorgänger schrumpft der Hubraum von 2,0 auf 1,6 Liter, die Leistung bleibt jedoch mit 200 PS die alte. Der Verbrauch nicht. 6,3 Liter genügen dem neuen Top-Clio pro 100 Kilometer – bei artfremder Fahrweise, versteht sich. Sein Vorgänger schluckte 8,4 Liter.

Reizt man das Potenzial des kleinen Renners aus, spurtet er dank serienmäßigem Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe in 6,7 Sekunden von 0 auf Tempo 100. Ein toller Wert für einen Kleinwagen. Die dritte RS-Generation war zwei Zehntelsekunden langsamer. Zudem ist der neue RS mit einer Höchstgeschwindigkeit von 230 km/h schneller als seine Vorgänger.

Renault Clio RS: Sport erst auf Knopfdruck

Bereits nach wenigen Metern fällt auf: Der neue Clio RS möchte mit Alltagstauglichkeit punkten. Trotz 1,4 Zentimeter Tieferlegung und straffer Abstimmung federt das Fahrwerk überraschend komfortabel. Der Motor wirkt im Drehzahlkeller ruhig und kraftvoll. Keine Spur von Anfahrschwäche. Der Clio RS schwimmt flink durch den Stadtverkehr – seine schwächeren Brüder können das nicht besser. Die Sportsitze sind auch auf langen Strecken bequem. Dafür fehlt der Seitenhalt, sobald es zur Sache geht.

Der RS-Knopf ist eher was für die Rennpiste. Das ESP wird komplett abgeschaltet.
Quelle: Renault
Der Clio RS hält zwei Fahrprogramme bereit: Auf der Stufe „Sport“ steigt die Lautstärke, das Doppelkupplungsgetriebe schaltet schneller und der kleine Clio hängt agiler am Gas. Das Programm „Race“ deaktiviert zusätzlich das ESP vollständig. Etwas zu viel für den Alltag, aber eine Option für die Rennstrecke.

Dort kann der Fahrer auch auf andere Elektronik zurückgreifen: Der optionale „R.S. Monitor 2.0“ gibt Auskunft über G-Kräfte, abgerufene Leistung, Rundenzeiten und Motortemperatur.

Fahrwerk top, Sound Flop

Die serienmäßige elektrische Differenzialsperre hält den Clio RS sicher in der Spur. Das fein ausbalancierte Fahrwerk rückt kritische Momente in weite Ferne. Und nur mit Mühe lässt sich der Clio aus der Ruhe bringen. Jenseits der Traktionsgrenze schiebt der Clio RS dann über alle vier Räder, lässt sich aber schnell wieder einfangen.

Auf der Rennstrecke mit dem Renault Clio RS.
Quelle: Renault
Leider schafft es der Motor nicht recht, seine Vorgänger zu überbieten. Seine Leistung entfaltet sich zu gleichmäßig für einen Sportler. Es fehlt der Kick, der Tritt in den Rücken. Ab 1.750 Touren liefert der kleine Turbobenziner das gesamte Drehmoment von 240 Newtonmetern, höhere Drehzahlen bringen kaum mehr Freude. Vernünftig auf dem Papier, zu vernünftig beim Fahren – der Clio RS fühlt sich einfach nicht schnell an. Da hilft auch der synthetische Motorsound nicht, der im Innenraum noch dazu unangenehm dröhnt.

Zu viele gute Manieren

Ja, der Renault Clio RS macht eine Menge Spaß und überrascht immer noch mit tollen Fahrleistungen. Trotzdem ist er etwas zu brav geraten, zeigt zu viele gute Manieren. Da wirkt das ungehobelte Brüllen umso künstlicher.

Das wichtigste Ziel hat Renault trotzdem erreicht: Der Clio ist sparsamer geworden. Bei einer Kombination aus Kurvenräuberei und Cruisen hat der Clio RS neun Liter pro 100 Kilometer getrunken. Am 6. April kommt er auf den Markt und kostet 23.950 Euro.

 

Renault Clio RS: Technische Daten

  • Motor: 1,6-Liter-Turbobenziner
  • Getriebe: Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe, Frontantrieb
  • Leistung: 200 PS
  • Drehmoment: 240 Nm
  • Verbrauch: 6,3 l/100 km
  • CO2: 144 g/km
  • 0 – 100 km/h: 6,7 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 230 km/h
  • Länge x Breite x Höhe in m: 4,06 x 1,73 x 1,45
  • Preis: ab 23.950 Euro
  • Marktstart: 6. April 2013

200 PS und 240 Nm liefert der 1,6-Liter-Motor des Clio RS.
Quelle: Renault
Auf der Landstraße fährt man im Clio RS komfortabel. Trotz Tieferlegung.
Quelle: Renault
Rote Bremssättel kennzeichnen die RS-Version des Renault Clio.
Quelle: Renault
Auf der Rennstrecke mit dem Renault Clio RS.
Quelle: Renault
Im Cockpit setzt Renault rote Akzente.
Quelle: Renault
Clio RS unter der spanischen Sonne.
Quelle: Renault
Der RS-Knopf ist eher was für die Rennpiste. Das ESP wird komplett abgeschaltet.
Quelle: Renault
Schaltwippen? Klar.
Quelle: Renault
Der Bordcomputer kann den Fahrer über Rundenzeiten informieren.
Quelle: Renault
Hier informiert der Bordcomputer über die aktuelle Traktion.
Quelle: Renault
RS-Motor: Statt 2,0 Litern Hubraum verfügt der RS jetzt nur noch über 1,6.
Quelle: Renault
Leistungsdiagramm für den Clio RS.
Quelle: Renault