Mazda-Motoren: Ausblick auf Biesel, Wankel, Stromer und R6
Mazda-Motoren bleiben ein wenig anders
Alle Motoren sind Einheitsbrei? Nicht bei Mazda. Die Japaner arbeiten an USA-Diesel, Benzin-Selbstzünder, Wankel-Range-Extender und an einem Sechszylinder.
Leverkusen – Wer bedauert, dass Autos sich immer ähnlicher werden, sollte einen Blick nach Hiroshima riskieren. Mazda macht bei Technik und Design vieles ein wenig anders als andere Japaner (und Europäer). Die Strategie gefällt den anspruchsvollen deutschen Autokäufern: Seit 2012 stieg der Absatz um 56 Prozent, 2016 verkaufte Mazda in Deutschland mehr als 63.000 Autos. Ein Marktanteil von 1,9 Prozent. Die Rangfolge der bestverkauften Modelle: CX-5 vor CX-3, Mazda3 und Mazda2.
„Wir möchten uns zu einer hochwertigen und begehrenswerten Marke entwickeln“, sagt Mazda Deutschland Geschäftsführer Bernhard Kaplan. Seit Januar dieses Jahres läuft die Image-Kampagne „Drive Together“, die auf Design, Technologie und Fahrspaß abhebt. Letzteres verkörpert vor allem der Roadster MX-5.
Wie gern Mazda den Außenseiter gibt, zeigt das Thema Dieselmotor. In Japan ist man der einzige einheimische Hersteller, der Selbstzünder in nahezu allen Baureihen anbietet. Mit Erfolg: Beim CX-5 liegt der Anteil bei gut 50 Prozent. Der kleinere CX-3 wird in Japan sogar ausschließlich als Diesel angeboten. Insgesamt verbucht Mazda dort eine Selbstzünder-Quote von knapp 40 Prozent und sorgt fast im Alleingang dafür, dass der japanische Automarkt auf einen Dieselanteil von fünf Prozent kommt.2,2-Liter-Diesel für Nordamerika
Dasselbe plant Mazda nun in den USA. Ein mutiger Schritt, denn Volkswagen hat der Technologie dort einen Scherbenhaufen hinterlassen. Ursprünglich hieß es aus Hiroshima, Mazda schaffe die strengen kalifornischen Abgasvorschriften auch ohne die aufwändige SCR-Katalysatortechnik.
Dabei wären jedoch Leistungsnachteile entstanden. Daher rüstet Mazda den 2,2-Liter-Bi-Turbo-Vierzylinder jetzt mit SCR und NOx-Speicherkat aus. Sicher ist sicher. Durch das Upgrade – es beinhaltet außerdem eine variable Turbinengeometrie für den größeren Lader sowie innermotorische Maßnahmen – erfüllt Mazdas Diesel gleichzeitig die künftige EU-Abgasnorm 6c. Der Verkauf in den USA startet im Herbst 2017 im neuen CX-5. In Deutschland wird das Diesel-Upgrade im Frühjahr 2018 zur Verfügung stehen.
Benziner der nächsten Generation
In eine neue Richtung entwickelt Mazda unter dem Label „Skyactiv-2“. Die Ingenieure arbeiten an einer serienreifen, homogenen mageren Verbrennung. Ihr Feld- und Wiesen-Name: „Biesel“, also Benzin-Selbstzünder. Der zwei Liter große Benziner der nächsten Generation soll mit einer Verdichtung von 18:1 und einem Luftüberschuss des rund 2,5-fachen heutiger Ottomotoren betrieben werden.
Das äußerst magere und homogen verteilte Luft-Benzin-Gemisch (keine Schichtladung) soll sich so kontrolliert entzünden. Passieren wird dies – und hier liegt die größte Herausforderung der Entwickler – möglichst über alle Drehzahl- und Lastbereiche hinweg.
Im Ergebnis versprechen sich die Mazda-Ingenieure einen wesentlich höheren Wirkungsgrad, keine Pumpverluste (die Drosselklappe fehlt), niedrigere Verbrennungstemperaturen, geringere Emissionen (so gut wie keine Stickoxide) und einen deutlich niedrigeren Verbrauch. Ziel ist ein 30 Prozent besserer Wirkungsgrad im Teillastbereich als beim heutigen Skyactiv-G Motor.
Neuer Mazda6 mit R6 und Heckantrieb
Den Magermotor will Mazda vermutlich Ende 2018 vorstellen. Der Serienanlauf ist für 2019 avisiert, in der nächsten Generation des Mazda3. Bereits dieses Jahr wird Mazda beim aktuellen Skyactiv-G 2.5 eine Zylinderabschaltung zur weiteren Verbesserung des Teillastwirkungsgrades einführen.
Vom Vierzylinder-Magermotor will Mazda auch einen Reihen-Sechszylinder ableiten. Damit schließt sich Mazda der Mercedes-Motorenstrategie an: Die Stuttgarter beerdigen ebenfalls ihre V6-Motoren. Der Dreiliter-Sechszylinder könnte im nächsten Mazda6 debütieren, der für 2020 auf dem Plan steht.
Die künftige Generation der Mittelklasse-Limousine soll, so ist aus Japan zu hören, auf einer komplett neu entwickelten Heckantriebsplattform stehen. Auch Allradantrieb ist möglich. Passen dürfte der R6-Motor außerdem in den CX-9. Mazdas großes SUV wird derzeit in den USA und in Russland angeboten. Ein Export nach Deutschland ist nicht vorgesehen.
Strom und Wankel
Auch beim Thema Strom, wo Mazda bisher nicht in Erscheinung trat, tut sich etwas. 2019 planen die Japaner die Einführung eines eigenständigen Elektroautos mit Wankel-Range-Extender. Die sehr kompakte Einheit benötigt wenig Platz und soll in Verbindung mit zwei unterschiedlichen Karosserien angeboten werden. Einen früheren Prototypen zeigte Mazda bereits im Jahr 2013.
Zu einem Fortbestand des Wankelmotors als alleinigem Antrieb lässt sich Mazda noch nichts konkretes entlocken. Fans hoffen seit langem auf einen Nachfolger des vor fünf Jahren eingestellten Sportwagens RX-8. Es gibt Gerüchte, Mazda könnte seine bildschöne Sportwagen-Studie RX-Vision (2015) mit Wankel-Technik unter dem Namen Skyactiv-R zur Serienreife bringen. In den USA sind 2016 Patentzeichungen zu einem neuen Wankel-Layout aufgetaucht.Der Mazda-Wankel begeht dieses Jahr sein 50-jähriges Jubiläum. 1967 war Mazda der erste Autohersteller, der mit dem Mazda Cosmo Sport ein Serienfahrzeug mit Zweischeiben-Wankelmotor in den Handel brachte. Gut möglich, dass auf der Automesse in Tokio im Herbst der Bau eines neuen Wankel-Sportwagens bekanntgegeben wird. Mazda-Entwicklungschef Kiyoshi Fujiwara hat diesen Tag jedenfalls genau für dieses Ereignis vorgemerkt – wenn der Vorstand grünes Licht gibt.
Weiterlesen: Reportage: Zu Besuch bei Japans Wankel-Papst
Patentzeichnungen zu einem neuen Mazda-Wankel
Quelle: SP-X (Michael Specht)
Eine neuer Mazda 6 als Kombi im typischen Design und mit 3l R6 um 250 PS plus Standartantrieb - dass klingt ja mal richtig gespannt.
Bis dahin darf sich der CX-3 G120 mit FWD und Automatik der Schwiegereltern im Haushalt beweisen😆
Hinterradantrieb, R6, Saugmotoren: Mazda macht das, womit BMW groß geworden ist und sein sagenhaftes Image erworben hat (das selbst aktuell noch Bestand hat, obwohl die meisten Motoren bei BMW nur noch Grütze sind). Dafür ziehe ich hochachtungsvoll meinen Hut, wieder einmal.
Bieselmotor ist wohl das interessanteste an Neuentwicklungen, diese verfolg ich gerne weiter.
R6 und Heckantrieb klingt nach einem weisen Entschluss, gepaart mit Gewichtseinsparung sicher sinnvoll. Aber die letzten Mager-R6 von BMW im F10 waren auch alles andere als sparsam, und schon garnicht performant. Ich bin trotzdem gespannt darauf.
Endlich mal ein Hersteller, der nicht mit optischem Firlefanz, pardon Reizen, punkten möchte.
Sondern mit technischen Alleinstellungsmerkmalen.
Die Idee des Benziners mit 2,5 fachem Luftüberschuß und Verzicht auf die Drosselklappe gefällt mir sehr gut.
Würde mich interessieren, wie Mazda die Abgasreinigung in den Griff bekommt.
Haben wir doch früher gelernt, daß ein stöchiometrisches Gemisch Bedingung ist.
Der angekündigte Dreiliter-Reihensechszylinder könnte auch Begehrlichkeiten wecken.
Ich würde die meisten aktuellen Motoren von BMW nicht als "Grütze" bezeichnen, sondern viel mehr als nicht außergewöhnlicher als die Konkurrenz. Das war früher zu Zeiten der R6 Motoren anders, wodurch das gute Image entstand.
Den Weg den Mazda gehen will, finde ich gut. Ich bin auf die Unsetzung sehr gespannt und hoffe das Mazda seinen schlechten Ruf, bezüglich des Korrosionsschutzes, verliert.
Direkteinspritzung und Verdichtung auf Diesel Niveau beim Benziner und dabei keine Stickoxide? Wie sieht es mit Partikelfilter für die Benziner aus?
Die jetzigen skyactiv Motoren gefallen mir sehr. Ein Sauger mit Turbocharakteristik.
Ein Mazda 6 mit Sechszylinder, sehr nice.
Ich find' Mazda echt klasse, was das angeht. Trotzdem kann ich mir schon die Beurteilung des 3l-R6 vorstellen: "Obwohl ganze 3l und Diesotto-Prinzip wirkt der Motor müde, erst ab 4000U/min erwacht er langsam." (zukünftiges Orginalzitat in Autobild 02/2020)...
Grüße,
Zeph
Der Verbrennungsmotor scheint noch lange nicht tot zu sein.
Ich frage mich immer was die "großen" in ihren F&E-Abteilungen veranstalten, wenn solche Innovationen von einem Minihersteller wie Mazda kommen. Einfach sympathisch 😊
Ich finde der Mazda 6 ist die beste Reiselimousine für Privatkäufer im ,,leistbaren Bereich''. Da hat man noch einen anständigen Benzinmotor unter der Haube und nicht so wie bei VAG einen aufgeblasenen 1,4. Das Design und die Verarbeitung im Innenraum ist auch top. Und nicht zu vergessen ist der 6er Mazda für seine Größe noch federleicht und sparsam.
Jetzt kommt bald noch ein R6 mit Heckantrieb,... einfach geil. Ich finde Mazda geht total den richtigen Weg.
Geht von aus das der R6 wie aktuell 3.0 V6 nur dem amerikanischen Markt vorbehalten bleiben wird.
Wenn Alfa solche 200.000€ Autos wie den 8C an den Mann bringen kann, dann wäre eine Kleinserie von RX Studie fur >100k sicherlich auch schnell ausverkauft
Ganz einfach, die großen brauchen Stückzahlen! Da kann man sich solche teuren Fehlschläge wie einen Biesel Motor den schlimmstenfalls keiner kauft leisten.
Kleinere Hersteller hatten es da immer schon leicht weil man keine große Stammkundschaft hat die man vergraulen könnte. Hat bei Chrysler schon immer gut funktioniert. Hemi Motoren, selbsttragende Karosserien und Drehstabfahrwerke waren solche Experimente die man sich bei Chrysler im Gegensatz zu den anderen.