CO2-Bilanz des Pkw-Verkehrs

Mehr Motorleistung, mehr Laufleistung, mehr Emissionen

Björn Tolksdorf

verfasst am Wed Dec 14 17:17:31 CET 2016

Schlecht für die Klimaziele der Bundesregierung: Der CO2-Ausstoß des deutschen Pkw-Verkehrs ist seit 2008 gestiegen, statt zu fallen. Das meldet das Statistische Bundesamt.

In den letzten Jahren ist Deutschlands Diesel-Flotte stark gewachsen, ebenso wie die Gesamt-Laufleistung und die Motorleistung. Das hat Folgen für die CO2-Emissionen des Pkw-Verkehrs
Quelle: MOTOR-TALK

Wiesbaden – Ende September hat Deutschland das Pariser Klimaabkommen von 2015 unterzeichnet. Mit ihm soll erreicht werden, die Erderwärmung auf möglichst 1,5 Grad zu begrenzen. Deutschland hat sich zum Ziel gesetzt, den Ausstoß von CO2 bis 2020 gegenüber 1990 um 40 Prozent zu senken.

Aber: 2020 ist nicht mehr weit weg, und die Ziele erreichen sich nicht von allein. Das zeigen aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes zum Pkw-Verkehr in Deutschland. Der Behörde zufolge ist der CO2-Ausstoß aus Personenkraftwagen zwischen 2008 und 2015 nicht etwa gesunken, sondern gestiegen. Und zwar um 4,9 Tonnen, was einer Zunahme um 4,6 Prozent entspricht.

Den Hauptgrund dafür sieht das Statistische Bundesamt in der Zunahme der durchschnittlichen Motorleistung. Hätten Deutschlands Pkw-Flotte 2015 noch den Leistungs-Schnitt des Jahres 2008 gehabt, wären in Deutschland 9,3 Millionen Tonnen CO2 eingespart worden. Jedoch wuchs die durchschnittliche Motorleistung bei Neuzulassungen auf heute 143,71 PS, gegenüber 131,07 PS im Jahr 2008.

Tatsächlich sind vor allem Diesel-Pkw für die Zunahme der Emissionen aus dem Pkw-Verkehr verantwortlich. Ihre Zahl wuchs gegenüber 2008 um 41 Prozent auf mehr als 14,5 Millionen. Um satte 35 Prozent wuchs parallel die Gesamt-Laufleistung der Dieselflotte, der Durchschnittsverbrauch blieb den Daten zufolge mit 6,8 l/100 km praktisch gleich.

Benziner mit schrumpfendem Anteil

Bestände, Fahrleistungen, Kraftstoffverbrauch und Emissionen von Pkw: Veränderungen von 2008 zu 2015
Quelle: destatis
Dabei, so die Behörde, steigt vor allem der Anteil kräftig motorisierter Diesel. Der Gesamtverbrauch der Dieselflotte mit mehr als 100 kW Leistung (136 PS) hat sich seit 2008 fast verdoppelt. Mit diesen werden besonders häufig weite Strecken gefahren.

Auch bei den Benzinern steigt der Anteil stark motorisierter Fahrzeuge, während der Anteil von Benzin-Pkw mit weniger als 70 PS von 22 Prozent auf 15 Prozent schrumpfte. Aber die Zahl der Otto-Pkw nimmt insgesamt ab: Sie schrumpfte zwischen 2008 und 2015 um 2,2 Prozent auf 29,9 Millionen. Noch deutlicher sank die addierte Fahrleistung, und zwar um neun Prozent.

Das Statistische Bundesamt sieht den Hauptgrund für die deutliche Verschiebung im Trend hin zu SUV und Geländewagen, „einem Segment mit hoher Motorleistung und hohem Verbrauch“. Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer sagt: „Die Deutschen bleiben im PS-Rausch“.

Den Herstellern drohen Strafen

Dieses Kaufverhalten habe auch Folgen für die hiesigen Autobauer, meint der Branchenexperte. Sie bekommen Probleme beim Erreichen von europäischen Umweltzielen. So steige die Gefahr, EU-Vorgaben für den Ausstoß von CO2 zu verfehlen. Und das bedeutet Strafzahlungen für die Hersteller.

Ein weiteres Hindernis für sinkende CO2-Emissionen sieht Dudenhöffer in sinkenden Diesel-Verkäufen als Folge des Abgas-Skandals. Auf den ersten Blick ein Widerspruch zu den Daten des Statistischen Bundesamts. Aber: Dieselmotoren stoßen im Schnitt weniger CO2 aus als gleich starke Benziner. Dudenhöffers Prognose: Bis 2018 sinkt der Dieselanteil auf weniger als 40 Prozent aller Neuwagen. Ende 2015 waren es noch knapp 50 Prozent.

Quelle: m. Material v. dpa

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