'SZ': VW-Konzern unterstützte Militärdiktatur in Brasilien
Mindestens 6 Mitarbeiter ausgeliefert
Alte Vorwürfe, neue Belege: VW soll in Brasilien Mitarbeiter ausspioniert und an die Militärs ausgeliefert haben. Der Konzern selbst hat einen Historiker beauftragt.
Sao Paulo - Deutsche Medien haben nach eigenen Angaben Belege dafür gefunden, dass Volkswagen sich in der Zeit der brasilianischen Militärdiktatur aktiv an politischer Verfolgung und Unterdrückung beteiligt hat. Die brasilianische VW-Tochter Volkswagen do Brasil habe eigene Mitarbeiter und deren politische Gesinnung ausgespäht, ergaben Recherchen von NDR, SWR und "Süddeutscher Zeitung", wie der NDR am Montag mitteilte.
Die Informationen seien an die Machthaber weitergegeben und mindestens sechs VW-Mitarbeiter allein im Sommer 1972 verhaftet worden, ermöglicht vom VW-Werkschutz.
Volkswagen ermittelt selbst
Volkswagen sieht sich seit Jahren dem Vorwurf ausgesetzt, das Regime zwischen 1964 bis 1985 unterstützt und etwa schwarze Listen über Mitarbeiter erstellt zu haben. Der Konzern beauftragte daher im vergangenen Jahr den unabhängigen Historiker Christopher Kopper von der Uni Bielefeld.
Die Untersuchungen sollen noch im laufenden Jahr abgeschlossen werden. "Wir bitten deshalb um Verständnis, dass wir zuerst den Abschlussbericht und die Ergebnisse darin abwarten möchten, bevor wir diese im Detail kommentieren und uns über adäquate Maßnahmen verständigen", hieß es in einem Volkswagen-Statement.
NDR, SWR und "Süddeutsche Zeitung" gaben an, sie hätten Akten des brasilianischen Ermittlungsverfahrens, interne Volkswagen-Dokumente, Berichte des Auswärtigen Amtes und als geheim eingestufte Papiere der Politischen Polizei aus der Zeit der Diktatur auswerten können. VW gab an, dem NDR Zugang zum Unternehmensarchiv gewährt zu haben.
Klage in Brasilien
Auch eine von der damaligen Präsidentin Dilma Rousseff eingesetzte Wahrheitskommission sieht klare Indizien für eine Kollaboration der VW-Tochter "Volkswagen do Brasil" mit dem Regime. Opfer werfen den Wolfsburgern vor, dass man sich so ein ruhiges Marktumfeld sichern wollte.
In der 2015 eingereichten Klage heißt es, das Unternehmen habe schwarze Listen erstellt und Infos über angeblich subversive Aktivitäten von Mitarbeitern übermittelt. Zudem geht es um das mögliche Decken von Repressionen gegen Angestellte und Vorwürfe wie Festnahmen am Arbeitsplatz.
Volkswagen do Brasil ist seit 1953 in Brasilien aktiv und beschäftigt dort rund 20.000 Menschen. Von 1964 bis 1985 regierte in Brasilien eine Militärdiktatur, es gab hunderte Tote und tausende Folteropfer.
Mehrfach reisten in der Vergangenheit VW-Beauftragte nach Brasilien, um mit den Behörden zu sprechen. Dabei geht es um Fragen einer kollektiven Entschädigung oder auch eine offizielle Entschuldigung. Zu den jüngsten Recherchen teilte Volkswagen mit, die Aufarbeitung werde mit Konsequenz und Sorgfalt vorangetrieben.
Quelle: dpa
Wurde dieses Thema in MT nicht schon mal behandelt?
Asbach uralt
Wer verurteilt die Franzosen, die haben Exocet Raketen an Argentinien (damals auf Militärdiktatur) ausgeliefert, diese wurden dann im Falklandkrieg genutzt
Die Franzosen haben auch mit Wissen ihres Präsidenten in einem Akt von Staatsterrorismus die "Rainbow Warrior" versenkt.
Aber wieso sollten solche Taten relativieren, was VW in Brasilien angestellt hat?
Grüße
Martin
das verwechselst Du vielleicht mit dem Rauswurf des Chefhistorikers Manfred Grieger, der 20 Jahre lang für den Konzern tätig war, dann aber rausgeschmissen wurde weil er neue belastende Erkenntnisse zu scharf formuliert hatte, das tat der armen geschundenen Audi-Seele viel zu weh.
http://www.spiegel.de/.../...kritischen-chefhistorikers-a-1117850.html
Hauptsache die anderen sind schuld. Netter Charakterzug. Und am 2 Weltkrieg natürlich Juden und Slawen...
Nicht schlechte Geschichtsbewältigung, nur 10 Jahre nach dem VW mittels Zwangsarbeiter Kübelwägen baute.
Na dann ist ja alles im Lot, kein Grund zur Sorge!
ah, die so gern gesehene brutalst mögliche Aufklärung...
Echt? Ich wusste gar nicht das VW unter britischer Kontrolle 1954 noch Zwangsarbeiter einsetzte..... und Kübelwagen waren da auch schon nicht mehr "inn", eher die im allgemeinen Sprachgebrauch als "Käfer" bezeichneten KFZ....
An sich schon merkwürdig. Das wäre in etwa, als wenn Helmut Kohl in der CDU-Spenden-Affäre höchstselbst Aufklärung zugesichert hätte.
Wenn sich die "Aufklärung" bei VW ähnlich hinzieht und genauso "transparent" verläuft, dürften erste Erkenntnisse ca 2050 vorliegen.
Wurde eigentlich bei der Gründung von VW festgelegt, dass sich der Konzern immer so eklig wie möglich verhalten muss? Die aktuellen und letzten Chefs haben sich jedenfalls nach besten Kräften daran gehalten.
Wenn wunderte.
Wenn ich in einem Land Geschäfte machen will muss ich mich denen mit den dortigen Gegebenheiten arrangieren.
Das ist heute genauso wie vor 45 Jahren.
Und was bringt uns die News? Gar nichts! Vw wird dadurch nicht ein Auto weniger verkaufen, da die Lemminge weiterhin dort hin rennen - leider!
Für mich wird es niemals ein Auto aus dem Konzern geben.
Wieso? VW ist geübt in schonungsloser und umfassender Aufklärung. Die werden das Kind schon schaukeln.