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Mineralölwirtschaft stoppt E10-Produktion

MOTOR-TALK

verfasst am Thu Mar 03 16:26:49 CET 2011

Weil niemand Super E10 tanken will, stoppt die Mineralölwirtschaft die Produktion des mit bis zu 10 Prozent Ethanol versetzten Kraftstoffs. Die Vollbremsung sei erforderlich, um die Versorgung mit Kraftstoff weiterhin zu gewährleisten.

E10 am Ende?
Der Grund ist, dass das E10 den Tankstellen die Lagerkapazitäten verstopft und die hauptsächlich nachgefragten Sorten Super E5 und Super Plus nicht in ausreichendem Maße beschafft und gelagert werden können. Das ganze System der Benzinversorgung drohe zu platzen, sagte Klaus Picard, Hauptgeschäftsführer des Mineralölwirtschaftsverbandes, am Donnerstag der dpa. Schon jetzt gebe es massive Versorgungsengpässe. Dabei haben erst knapp die Hälfte der bundesweit 15.000 Tankstellen überhaupt E10 eingeführt, vor allem im Süden und im Osten Deutschlands.

Bleibt es dabei, drohen Strafzahlungen

Mit der E10-Einführung will die Bundesregierung EU-Recht umsetzen, und zwar mit zwei Jahren Verspätung gegenüber beispielsweise Frankreich. Die deutsche Mineralölwirtschaft muss im Rahmen der EU-Verordnung eine Absatzquote von 6,25 Prozent bei Agrokraftstoffe (Ethanol, Biodiesel) erreichen. Ohne E10 wird das schwierig. Bleibt es bei dem Verkaufsstopp, drohen daher Strafzahlungen.

Neben der Preispolitik an den Zapfsäulen fühlten sich die deutschen Autofahrer scheinbar auch über die möglichen Risiken, die im Kontext der E10-Einführung kommuniziert wurden, nicht richtig aufgeklärt. Der überwiegende Teil der Tankstellenkunden griff daher bislang lieber zu den bewährten Benzinsorten.

Update:

Wenn die Mineralölwirtschaft sich entscheidet, vorläufig kein E10 mehr anzubieten, werden Strafzahlungen fällig. Der ADAC geht davon aus, dass die Strafzahlungen in diesem Jahr ohnehin fällig werden und dass dies die Kraftstoffkosten mit ca. 2 Cent pro Liter belastet. Trotzdem begrüßte der Automobilclub die Entscheidung, E10 erst später und besser vorbereitet einzuführen.

Update 2:

Der Verband der Mineralölwirtschaft veröffentlichte mittlerweile eine "Gegendarstellung". Darin stellt der Verband klar, dass die Einführung von E10 nicht gestoppt sei. Vielmehr zwinge die "dramatisch geringe Nachfrage" nach E10 die Raffinerien dazu, ihre "Produktion an die Nachfrage anzupassen". Das bedeutet wohl einen Produktionsstopp, bis die Lager wieder geleert sind.

Nach Aussage des Verbandes bedeutet dieser Produktionsstopp keinen Rückzug der Mineralölindustrie aus der E10-Einführung, sondern lediglich eine Anpassung der Produktion an die Nachfrage. Es müsse das gemeinsame Anliegen von Politik, Automobilindustrie, Automobilclubs und Ölindustrie sein, die Vorbehalte gegenüber Super E10 abzubauen.

Was geschieht, wenn die Nachfrage weiterhin so niedrig bleibt, ließ der Verband offen. Das Szenario, nach dem dann wieder größere Mengen an Super E5 produziert werden, ist aber nicht unwahrscheinlich. Mit der Folge, dass die fälligen Strafzahlungen auf den Benzinpreis aufgeschlagen werden.

Bundesumweltminister Röttgen kritisierte am Abend die Informationspolitik des Branchenverbandes und warf der Mineralölwirtschaft vor, die Verbraucher mit widersprüchlichen Informationen zu verunsichern.

04. März 2011 Update 3:

Der von Wirtschaftsminister Brüderle anberaumte Benzin-Gipfel, der zu einer Lösung im E10 Debakel führen soll, findet laut Ministeriumssprechern am kommenden Dienstag statt. Vertreter aus Automobil- und Mineralölwirtschaft, von Tankstellen, Biokraftstoffindustrie, Bauernverband, ADAC und Verbraucherschützern seien dabei ebenso beteiligt wie Umwelt-, Wirtschafts-, Verkehrs- und Verbraucherschutzministerium. Eine Sprecherin von Ressortchef Röttgen betonte, dass die Bundesregierung an der E10 Strategie festhalten will und dass es beim Gipfel lediglich um Maßnahmen gehen wird, wie E10 von den Autofahrern besser angenommen wird. Die angestrebte Biokraftstoffquote sei angeblich nicht in Gefahr. Röttgen fordert die Mineralölwirtschaft des Weiteren auf, die Autofahrer mit Listen an den Tankstellen über E10 aufzuklären. Die Regierung warnte die Mineralölkonzerne davor, anfallende Strafzahlungen auf die Kraftstoffpreise aufzuschlagen.

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(sb)

Quelle: MOTOR-TALK